Olaf Kosinsky / kosinsky.eu - By Olaf Kosinsky - Own work, CC BY-SA 3.0, Link

Die „kon­struktive Zurück­haltung“ — Oder: Der nicht zurück­ge­haltene Furz des Peter Altmaier

Stimmt ja, wir haben schon bei den ´68ern gelernt, daß, wer die Begriffe bestimmt, die Sprache beherrscht. Ein solches „Herr­schafts­in­strument“ scheint der amtie­rende Kanz­ler­amtschef Peter Alt­maier gefunden zu haben: „Ein Loch ist ein Nichts mit etwas drumrum“. 
Hat er nicht gesagt, aber was er gesagt hat, klingt so: „Kon­struktive Zurückhaltung“.

(Von Peter Helmes)

Das ist sein neu­ester Kom­mentar zur Regie­rungs­bildung in Berlin. Daß ein „Zurück“ niemals „kon­struktiv“ sein kann, ver­stehen viel­leicht nur Seman­tiker. Alt­maier aber kümmert das nicht.

Wo nichts ist, muß man halt so tun, als ob etwas ist. Halb Europa wartet darauf, daß in Berlin endlich eine ver­nünftige Regierung gebastelt wir. Aber Alt­maier spricht von „kon­struk­tiver Zurück­haltung“. Ganz die Alte! Raute – und nix is.

Man wird den Ver­dacht nicht los, daß einige kein beson­deres Interesse an einer schnellen Regie­rungs­neu­bildung haben. Die, die auf gepols­terten Stühlen sitzen, haben wenig Neigung, diese mit harten Hin­ter­bänken zu tau­schen. Und das Wohl des Vater­lands?Drauf geschissen!

So gesehen, scheint mir der Aus­rut­scher des Peter Alt­maier eher der Wie­dergabe der Meinung der Kanz­lerin zu gleichen: „Wir haben eine funk­ti­ons­fähige Regierung, und ich bin Kanzlerin.“

Wer sollte denn da ein Interesse an einer „schnellen Lösung“ haben? Etwa Sigmar Gabriel? Der turnt in der Welt­ge­schichte herum und darf den Mäch­tigen dieser Welt die Hand küssen – Men­schen, die er in seinem „nor­malen“ Leben niemals ken­nen­ge­lernt hätte.

Oder etwa Peter Alt­maier himself – der selbst­ko­chende Kanz­ler­se­kretär, über den ohne Merkel niemand sprechen würde?

Oder etwa Martin Schulz? Der braucht erst recht keine „schnelle Lösung“; denn er sieht sich in der Rolle des karierten Mai­glöck­chens – oder des rie­sigen Zwerges: Gegen Große Koalition oder doch Regierung mit Merkel? Oppo­sition oder doch lieber Juni­or­partner der Union? Ver­mutlich weiß er selbst nicht, was er „eigentlich“ will, aber das will er „mit Nach­druck“! Und, noch viel schlimmer: Es inter­es­siert offen­sichtlich nie­manden, was Martin S. meint. Er wurde als Euro-Früh­pen­sionär aus Wür­selen abge­rufen und wird wohl bald auch als SPD-Vor­sit­zender „abge­dankt“. Der Schulz hat seine Schul­digkeit getan, der Clown kann gehen…

Und dann gibt´s da noch eine wahre Heer­schar von Namen­losen – Minister, Staats­se­kretäre, Frak­ti­ons­funk­tionäre usw., die allesamt ihren wohl­ge­pols­terten Job ver­lieren könnten, wenn die neue Regierung mög­li­cher­weise anders aus­sehen könnte als heute. Warum also die Hast? Schließlich will „gut Ding Weile haben“ – wie der Volksmund sagt.

Nee, Leute, Politik ist kein Sozi­al­in­stitut, sondern eher ein sozia­lis­ti­sches: „Erkenne Dich selbst, und belaste die andern!“ Oder noch anders: „Ich sitze, also bin ich!“ (in Abwandlung von „cogito, ergo sum“). Will heißen: Ich ver­teidige meine Position, auch um den Preis des Vater­landes. So viel wie jetzt krieg ich nie mehr.

Puristen unter den „Demo­kraten“ werden mich jetzt am liebsten stei­nigen. Aber denen sag ich ganz ruhig: Politik ist so – und Pattex ist das belieb­teste Kle­be­mittel in der Politik: „Hab ich Sessel, bleib ich kleben…“ Frau Merkel macht das schon viele Jahre – mit großem per­sön­lichen Erfolg.

Um auf oben besagten Alt­maier zurück­zu­kommen: „Kon­struktive Zurück­haltung“ bedeutet also nach seiner Inter­pre­tation: Ich bleibe, solange es eben geht. Und das kann noch lange so weiter gehen. So wahr mir Merkel helfe!

Lieber Gott, bewahre mir meine Schafe – die Wähler!

 

Peter Helmes / conservo.wordpress.com