Nun soll auch BMW Abschaltvorrichtungen in Diesel-PKW eingebaut haben. Wie wäre es, statt des Autobauers lieber die Deutschen Umwelthilfe zu hinterfragen? Sind alle, die vorgeben, die Umwelt zu schützen, wirklich gut und anständig? Was wäre, wenn Jürgen Resch mit seiner Deutschen Umwelhilfe ein raffiniertes Inkasso-Unternehmen aufgebaut hätte, das lediglich raffiniert getarnt ist?
(Von Sebastian Sigler)
BMW als finsterer, umweltzerstörender Autokonzern. Die milliardenschwere Geldruckmaschine, hinter denen die raffgierigen Familein Quandt und Klatten stecken, töten uns und unsere Kinder durch heimtückisches Giftgas, das aus Nachbars Autoauspuff kommt. Wie das unserem Sozialneid tut, wenn wir uns selbst keinen BMW leisten können! – Liebe Leser, lassen sie uns den Versuch machen, die Sache von einer anderen Sache zu betrachten. Denn BMW hat technisch sehr überzeugend dargelegt, dass nichts dran ist an den Vorwürfen. Es geht hier vielemehr um erheblichen publizistischen Druck, der nur in marginalen Randbereichen faktenbasiert ist, durch den aber Tesla als fortschrittlich dasteht, wie die BÖRSE am Sonntag berichtet; auch The European bringt Hintergründe dazu.
Von der anderen Seite des Atlantiks kommt der deutliche und sich phänomenal immer weiter aufbauende Druck, das Augenmerk verstärkt und im übrigen auch einseitig auf die E‑Mobilität zu richten. Und das, obwohl Tesla viele seiner Versprechen nicht einmal annähernd einhalten kann. Nach gründlichem Nachdenken – gerade auch unter ökologischen Aspekten, also über Erdgas hier und die Umwelbelastung durch Schwermetalle in der Batterieüberzeugung andererseits – ergibt sich die Frage: Wessen Spiel betreibt die Deutsche Umwelthilfe, was bezweckt ihr Vorsitzender, Jürgen Resch?
Ja, wer ist Herr Resch?
Deutsche Umwelthilfe. Wie gut das klingt. Nach Rettung für seltene Vogelarten vor Baggern mit grausamen Stahlzähnen. Liebe Leser – vergessen Sie’s. Diese „Umwelthilfe“ ist eine Organisation mit heute rund 80 Mitarbeitern, die als Wirtschaftsbetrieb straff geführt wird, und das seit mehr als 40 Jahren. Nicht Spenden oder Mitgliedsbeiträge sind seitdem die wichtigste Geldquelle, sondern es stand immer die Auftragsarbeit für Konzerne im Vordergrund, zum Beispiel das Verfassen von Nachhaltigkeitsberichten. Das meiste Geld aber wird mit „guter“ Schnüffelei gemacht. Verdeckte „Ermittler“ gehen durch Möbelhäuser und Supermärkte, besuchen Gaststätten. Wird irgendeine Verordnung auch nur ein bisschen verletzt, schlägt die „Umwelthilfe“ zu – Abmahnung! Das hat Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch, ein echter Schwabe, ganz genau organisiert. Exakt und unerbittlich wie die Kehrwoche in einem Plochinger Mietshaus.
Zunächst sind meist 245 Euro fällig. Der Trick: Diese Abmahnungen sind langjährig laufende Rechtstitel. Im Wiederholungsfall, und sei es nach vielen Jahren – die verdeckten „Ermittler“ kommen ja wieder –, müssen die Ermahnten eine erneute Strafe zahlen, und dann geht’s bei 5.000 Euro erst los. Den Gewinn streicht dann nicht etwa eine Stiftung ein, die arme Vögel vor Baggerzähnen rettet, sondern die Deutsche Umwelthilfe. Und warum meint diese Organisation, das tun zu dürfen? Weil die rot-grüne Bundesregierung unter Gerhard Schröder auf Betreiben der Grünen Klagerechte für Abmahnvereine wie diesen erst ermöglicht hat. Und weil die die Deutsche Umwelthilfe ihre Ziele für subjektiv „gut“ erklären kann. Und dieses System ist gefährlich, es birgt den theoretischen Kern zur Diktatur – Begründung folgt. Kommen wir zunächst zu einigen Fakten, zum Beispiel: den Spendern der Deutschen Umwelthilfe, kurz DUH.
Viel Geld von Toyota
Der Autokonzern Toyota ist Großspender der DUH. Von jährlich 80.000 Euro ist die Rede, aber überprüfbar ist es nicht. Dieser japanische Konzern weiß dabei genau, was er tut. In Japan werden die Toyota-Werke größtenteils mit Atomstrom betrieben. Das stört die Deutsche Umwelthilfe offenkundig nicht. Und Toyota hat ein vitales Interesse an der Schädigung zum Beispiel von VW, denn es bringt die Japaner insgeheim zur Weißglut, dass sie die Weltmarktführerschaft an die Wolfsburger abtreten mussten. Natürlich ist Toyota auch Vorreiter bei Hybrid-Antrieben, das ist unbenommen, aber Hand auf’s Herz. Atomstrom bei Toyota – harte Bandagen für die Weltmarktführerschaft: Wer an vorrangig oder gar ausschließlich umweltbezogene Motive bei Toyota-Spenden für die DUH glaubt, bei dem bringt auch der Osterhase die Eier.
Im übrigen kennt sich DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch, der gelegentlich medienwirksam im Toyota-Hybrid zu Diesel- und anderen Gipfeln vorfährt, mit der Autoindustrie aus. Bis 2004 schrieb seine Abmahnfirma die Nachhaltigkeitsberichte für die Daimler AG, und das war, abgesehen, von der Reputierlichkeit, gewiss kein schlechtes Geschäft. Und es geht weiter. Auch Vertreter der Rußfilterhersteller räumten gegenüber dem Oberbayerischen Volksblatt ein, dass sie Spender der DUH seien: sogar die größten! Ein Schelm, wer dabei Böses denkt: Besitzer von Diesel-Autos müssen teure Filteranlagen kaufen, und die Hersteller dieser Rußfilter spenden großzügig an den Abmahnverein, der wiederum den politischen Druck zur Durchsetzung entsprechender Regularien aufbaut – sauberes Geschäft!
Abzocker im Abmahngeschäft
A propos „Geschäft“ – der Tagesspiegel, Berlin, hat dazu recherchiert: „Mit dem Abmahngeschäft nimmt die Umwelthilfe Millionenbeträge ein. Von Jahr zu Jahr wird es mehr: 2014 waren es 2,323 Millionen Euro, im Jahr zuvor 1,790 Millionen, 2009 waren es noch 676.000 Euro. Diese Gelder haben zunehmend mehr Anteil am Etat der Organisation. Die Einnahmen aus dem ‚Verbraucherschutz’, wie die Umwelthilfe diese Einnahmen in ihren Jahresberichten nennt, machten 2014 insgesamt 28 Prozent aller Einnahmen aus, 2013 waren es 22 Prozent.“ Resch selbst erläutert weiter, wie die Umwelthilfe vorgeht: „Wir haben ständig etwa fünf Mitarbeiter dafür im Einsatz.“ Sie seien fest angestellt, nicht auf Provisionsbasis tätig. Sie durchforsteten das Internet auf Angebote mit Verstößen gegen diese und andere Verordnungen. Insgesamt hätten sie dabei rund 15 Rechtsverordnungen im Blick. Zwei Mitarbeiter davon seien auch im Außendienst tätig, besuchten Autohäuser und den Einzelhandel. 2015 gingen auf diese Weise 1265 Abmahnungen heraus, 438 Mal kam es zu Gerichtsverfahren – auch dies nach Angaben des Tagesspiegel. Bei den über 800 Abmahnungen hat man sich übrigens außergerichtlich geeinigt – im Klartext: die Deutsche Umwelthilfe hat kassiert. Kritiker sprechen von einer „Abmahnindustrie“, die die DUH aufgezogen habe, und von einem „grün angestrichenen Abmahnverein“. Aber es trifft ja die „Bösen“, also ist Mitleid fehl am Platz – so scheint man bei der DUH zu denken.
Kann es sein, dass bei der Deutschen Umwelthilfe eben nicht zuerst um die Gesundheit und den Umweltschutz, sondern offensichtlich um die eigenen Geschäftsinteressen geht? In der Süddeutschen Zeitung, die der überzogenen Kritik an Resch unverdächtig ist, steht immerhin zu lesen: Von „guten“ Unternehmen nehme die Umwelthilfe bereitwillig Spenden an, „schlechte” Unternehmen stelle sie gnadenlos an den Pranger. Verdächtig daran ist nicht der postulierte Zweck, sondern die Subjektivität, mit der in „gut“ und „schlecht“ unterschieden wird. Denn von Objektivität kann bei der DUH, die jahrelang für die Daimler AG schrieb, bevor Jürgen Resch den Autobauer mutmaßlich zu hassen begann, vielleicht nicht direkt die Rede sein.
Das alles geschieht nicht etwa auf Basis einer breiten Mitgliedschaft: die DUH hat nach Angaben von Netz-Aktivisten 243 Mitglieder, möglicherweise sind es derzeit auch ein paar hundert mehr, vielleicht ist die Zahl der Mitglieder bereits vierstellig, das kann gut sein – relevant ist das nicht, denn der BUND Naturschutz hat zum Beispiel rund 585.000 Mitglieder, der NABU derer mehr als 620.000 und der WWF hat über fünf Millionen Förderer. 243 Mitglieder: Das nimmt sich angesichts dessen eher wie – sagen wir mal – die Belegschaftszahl eines erfolgreichen Abmahnunternehmens aus.
Koinzidenz zur Bundestagswahl
Resch ist es, der in den Medien auftaucht – den formellen Vorsitzenden und seinen Co-Geschäftsführer kennt niemand. Resch ist es, der die DUH in den Vordergrund stellt – und sich selbst gleich mit. Er teilte sich übrigens zeitweise die Geschäftsführung des DUH mit Rainer Baake, der unter dem grünen Umweltminister Jürgen Trittin Staatssekretär war. Das wirft die Frage auf, ob nicht die Bundestagswahl eine große Rolle spielt beim Sommertheater dieses Jahres, das sich „Dieselskandal“ nennt. Professoren wie der Leiter des Dresdner Fraunhofer-Instituts für Verkehrs- und Infrastruktursysteme, Matthias Klingner, mahnen ideologiefreie Diskussionen an und bringen ausgezeichnete Argumente, finden aber kaum Gehör. Vielleicht deswegen, weil beim „Dieselskandal“ die Lobbyisten der Grünen – also eigentlich von Rot-Rot-Grün – die allerletzte Chance sehen, die Bundestagswahl doch noch zu drehen?
Lassen wir jedoch die Gedanken noch ein wenig kreisen, zu den Wählern im Lande. Wer fährt – mehrheitlich – ein Auto mit Dieselantrieb? Die Mutter, die ihre Kinder in die Schule bringt. Der Heizungsbauer, der Schornsteinfeger, der Tischler. Das sind alles Menschen, die täglich in der Pflicht stehen, die sozusagen zu den Stützen einer bürgerlichen Gesellschaft zählen. Könnte es sein, dass sich auch gesellschaftliche Kräfte, die ein Interesse an einer Dekonstruktion der mitteleuropäisch-traditionellen Gesellschaft haben, ungeniert der Deutschen Umwelthilfe bedienen? Nun, dazu ein Anmerkung, die über den Kontext der DUH hinausgeht. Wenn die Kinder nicht mehr nachmittags zum Kirchenchor gefahren werden, lernen sie keine christlichen Lieder mehr. Wenn die Jungens nicht zum Fußballturnier kommen, knüpfen sie keine Kontakte, sondern bleiben vereinzelt – und sind für eine umgestaltete, metrosexuelle, amorphe, beliebige, farbenlose Gesellschaft empfänglich. Und damit besser steuerbar. Von wem auch immer. Klandestine Umverteilungsmodelle auf dem Umweltticket und Gender-Fragen – hier haben sie einen Berührungspunkt. Falls Kräfte wie die DUH in diese zum Beispiel auch von den „Grünen“ angepeilte Richtung steuern, und sei es auch auf unspezifische Weise – es wäre fatal.
Bleiben wir konkret. Es ergibt sich die Frage, welche gesellschaftlichen Ziele die Deutsche Umwelthilfe anstrebt – vielleicht soll ja auch nur der Neid bedient werden. Der Neid auf den Nachbarn mit der Familienkutsche, die aus deutscher Premiumproduktion stammt, weniger als fünf Liter Kraftstoff benötigt dazu noch toll aussieht. Und während Millionen von Menschen um ihre Mobilität zu bangen beginnen, fliegt Jürgen Resch über ihren Köpfen hin und her – wobei dies ein Lebensstil ist, der auch neidisch machen könnte. Resch selbst sagt dazu: „Meine persönliche Klimaschutzbilanz ist schlecht, daraus mache ich keinen Hehl. Das ist aber leider eine Folge meiner nationalen wie internationalen Umweltarbeit.“ Resch ist aufgrund dieser – oha! – „nationalen wie internationalen Umweltarbeit“ Mitglied des HON-Circles bei der Lufthansa. Diesen höchsten Vielfliegerstatus erhält derjenige, der innerhalb von zwei Jahren 600.000 Meilen fliegt. Oder mehr.
Nur drei Prozent für Umweltprojekte
Die Standards der Deutschen Umwelthilfe sind bei alledem subjektiv gesetzt. Man kann sich übrigens gerne darauf einigen, dass es zumeist wirklich sinnvolle und gute Ziele sind. Und darum geht es auch gar nicht. Es geht vielmehr um das Sanktionierungssystem. Eine theoretische Annahme: Würde die subjektiven und änderbaren Grundsätze diese „Hilfs“-Organisation nicht auf Umweltsünden angewandt, sondern – ein Federstrich genügt! – auf politische Mißliebigkeit, und dann wäre den Eiferern à la Robbespiere wirklich Tür und Tor geöffnet. Auch für das 20. Jahrhundert gibt es Beispiele von Eiferern, ja, zur Mitte des 20. Jahrhunderts hin war, so scheint es in der Rückschau, fast die ganze Welt von Eiferern beherrscht.
Und es ist gute Tradition und Eiferern und Dogmatikern, dass ihre Worte abgewogen scheinen und ihr Auftreten seriös, ja, zurückhaltend ist. Aber dass es eben doch ein wenig an der Unterscheidung zwischen objektiven Fakten und den eigenen, den einzig „guten“ Zielen mangelt. Da lassen wir doch nochmals die Süddeutsche Zeitung zu Wort kommen: „Zuweilen wird der DUH mangelnde Trennschärfe zwischen gemeinnützigen und kommerziellen Aktivitäten vorgeworfen.“ Ungeprüften Angaben zufolge gibt die Deutsche Umwelthilfe von ihrem aktuellen Etat von 8,1 Millionen Euro jährlich etwa 250.000 auch wirklich für Umweltprojekte aus. Das sind rund drei Prozent. Diese Angabe wird ebenfalls nicht transparent gemacht, und sollte die Deutsche Umwelthilfe sich beim Autor dieser Zeilen melden und konkrete Zahlen vorlegen, so werden Sie, liebe Leser, es alsbald an dieser Stelle lesen. Bislang ist lediglich zu hören, das Geld fließe in „Aufklärungsmaßnahmen für die Bevölkerung“, also in Propaganda. Früher gehörte dies, es wurde bereits erwähnt, in den Bereich der „Diktatur der Tugend“ – Robbespiere und seine Mitstreiter lassen abermals grüßen. Und deren Epigonen ebenso.
Gekränkter Narzissmus?
Und noch eine Überlegung sei angestellt. Jürgen Resch durfte mit „seiner“ Umwelthilfe bis 2004 die Nachhaltigkeitsberichte für die Daimler AG schreiben. Dort flog er dann aber, wie kolportiert wird, im hohen Bogen hinaus. In offizieller Lesart hieße das, wenn es so war, in etwa: man trennte sich einvernehmlich wegen unterschiedlicher Ansichten. Angenommen, nur vermutungsweise, derartiges hätte den Schwaben Resch sehr gekränkt – und ein Hinauswurf „beim Daimler“ kränkt jeden echten Schwaben zutiefst! – dann würde der Feldzug der DUH gegen den Dieselmotor ein ganz neues „Geschmäckle“ bekommen. Denn immer wieder taucht Daimler als Ziel auf, aber so richtig hat man nichts in der Hand, anders als beispielsweise im Falle Porsche, Audi und VW, wo die DUH ja nun über die stattfindende Faktenklärung hinaus die wirtschaftlichen Interessen von Toyota knallhart vertritt. Warum aber immer Daimler?
Ist schließlich, ganz am Ende, der Dieselskandal auf den Rachefeldzug eines narzistisch gekränkten Menschen zurückzuführen, der sich zu Höherem berufen gefühlt hätte, wenn er es denn geschafft hätte, und der sich nun zur Befriedigung seines Dranges die Umwelt als Betätigungsfeld erkoren hat?
Dieses Thema finden Sie auch in Ihrer BÖRSE am Sonntag und TheEuropean.de