„Wir schulden den Afri­kanern und Arabern nichts“ – Prof. Thomas Rauscher im Interview

Der Leip­ziger Jura-Pro­fessor Thomas Rauscher wurde Mitte November bun­desweit bekannt, als linke Stu­denten eine seiner Lehr­ver­an­stal­tungen kaperten, eine Art Hörsaal-Tri­bunal wegen „ras­sis­ti­scher Äuße­rungen“ des Dozenten auf Twitter ver­an­stal­teten und das vor Ort auf­ge­nommene Video online stellten.
Wir wollen in einem Interview mit Prof. Rauscher über seine Kom­mentare und den Vorfall dis­ku­tieren, was die Medien sonst kaum tun. Hier einige Bei­spiele seiner „Tweets“ (mit Antworten):

 
 
 
Thomas Rauscher, ehemals FDP, ist seit 1993 C4-Pro­fessor für Inter­na­tio­nales Pri­vat­recht, Rechts­ver­glei­chung sowie Bür­ger­liches Recht an der Uni­ver­sität Leipzig.
 
DB: Prof. Rauscher, sind Sie ein Natio­nalist, Rassist oder Kul­tur­rassist? In Ihren Twitter-Kom­men­taren meinen Sie ja sinn­gemäß, Afri­kaner und Moham­me­daner hätten auf­grund ihrer Kultur ihre Staaten und Gesell­schaften selber ruiniert.
 
TR: Ich meine kei­neswegs, Afri­kaner und Muslime hätten auf­grund ihrer Kultur ihre Staaten und Gesell­schaften selbst rui­niert. Meine Aussage in dem ange­spro­chenen Tweet steht in einem – im Verlauf des Account auch klar erkenn­baren – Kontext zu der von „poli­tisch kor­rekter“ Seite vor­ge­tra­genen Behauptung, Europa müsse Wirt­schafts­mi­granten von dort auf­nehmen als eine Art Wie­der­gut­ma­chung für die Kolonialzeit.
Meine Antwort darauf lautet: Wir schulden den Afri­kanern und Arabern dies nicht, denn die so genannten Flucht­ur­sachen sind über­wiegend hausgemacht. 
Selbst­ver­ständlich ist dieser Satz nicht als indi­vi­du­eller Vorwurf an Per­sonen zu ver­stehen, sondern als Beschreibung der Gründe, die in staat­lichem und gesell­schaft­lichem Ver­sagen liegen. Es ist sta­tis­tisch belegbar, dass Afrika an Über­be­völ­kerung leidet; neueste Pro­gnosen vom Gipfel in Abidjan diese Woche sprechen von einem Anwachsen von 1,2 Mil­li­arden auf 2,5 Mil­li­arden bis 2050.
Es ist his­to­risch belegt, dass die Überzahl der in Afrika geführten Kriege Stam­mes­fehden zum Aus­gangs­punkt haben und der der­zeitige große Nah­ost­krieg ist die Fort­setzung der seit dem dritten Kalifen tobenden Feind­schaft von Sunna und Schia. Und dass in jenen Staaten, aus denen die neuen Ströme der Wirt­schafts­flücht­linge kommen, totales Ver­wal­tungs­ver­sagen (also staat­licher Schlen­drian) herrscht und die Kor­ruption und Selbst­be­rei­cherung der Staats­führung blüht, wurde einen Tag nach meinem Tweet erneut augen­fällig durch den Putsch gegen Mugabe, der lange Jahre als „groß­ar­tiger Revo­lu­tionär“ sakro­sankt gegen Kritik war.
Ich habe übrigens zugleich auf Twitter auch die groß­ar­tigen Leis­tungen in vielen post­ko­lo­nialen Staaten Asien rühmend her­vor­ge­hoben; Indien, die Tiger-Staaten, Indo­nesien. Da bestehen diese Pro­bleme bei weitem nicht im gleichen Maß und werden von klugen Poli­tikern angepackt.
Das Problem in Deutschland ist: All das darf man nicht sagen, ohne mit Sank­tionen bedroht zu werden, weil es den poli­tisch kor­rekten Selbst­be­zich­ti­gungen der euro­päi­schen linken Eliten widerspricht.
 
DB: In dem bekannt gewor­denen Video aus Ihrem Hörsaal sieht man, wie linke Stu­denten Ihnen die Leviten lesen, was von zahl­reichen Anwe­senden beklatscht wird. Erfah­rungs­gemäß sind Jura­stu­denten in der Masse nicht so akti­vis­tisch und radikal. Wer waren diese Akti­visten im Saal eigentlich? Werden Sie außerhalb des Hör­saals auch attackiert?
 
TR: Von den im Hörsaal bei dieser Aktion aktiven Stu­denten kannte ich keinen ein­zigen. Nach mir zuge­tra­genen Infor­ma­tionen gehörten sie ganz über­wiegend nicht der Juris­ten­fa­kultät an.
Die Ver­an­staltung war vom SDS (Sozia­lis­ti­scher „demo­kra­ti­scher“ Stu­den­tenbund – 1968 stand das D noch für „deutsch“, aber da gilt ja jetzt „nie wieder Deutschland“) unter Mit­wirkung von der Antifa Leipzig getragen. 
Seitdem gibt es über­haupt keine Stel­lung­nahmen oder Kon­takte mir ablehnend gesinnter Stu­denten. In meinen Vor­le­sungen erlebe ich weder Kritik noch Anfein­dungen; ich trage die Dis­kussion auch nicht dorthin.
Ein Student wollte bei der Demo am 23.11. für mich demons­trieren; ihm wurde von meh­reren anderen das Plakat ent­rissen und zerstört. 
Da Jour­na­listen mit Kameras her­bei­eilten, kam es nicht zu Ver­let­zungen. Überdies berichten mir Stu­denten schon seit län­gerer Zeit unter dem Siegel der Ver­schwie­genheit von Mei­nungs­druck gegen Mei­nungs­dis­si­denten in stu­den­ti­schen Kreisen in Leipzig; das Klima ist nicht frei.
 
DB: Welche Rück­meldung zu Ihren Tweets und der Hörsaal-Aktion erhalten Sie von „ruhigen“ Jura-Stu­denten, von Kol­legen, von Nachbarn und Bürgern in Leipzig? Erhalten Sie per Mail Kritik oder Lob?
 
TR: Außerhalb von Vor­le­sungen werde ich in nicht unbe­trächt­licher Zahl von Jura-Stu­denten und sogar von Stu­denten anderer Fakul­täten per Mail und per­sönlich ange­sprochen, die den Ein­griff der Uni­ver­sität in meine Mei­nungs­freiheit unsäglich finden – völlig unab­hängig von der eigenen Anschauung.
Auch Alumni haben sich mit unter­stüt­zenden Mails gemeldet, dar­unter auch frühere Stu­denten aus isla­mi­schen Staaten, welche die staat­liche und gesell­schaft­liche Situation ihrer Hei­mat­länder genauso sehen wie ich.
Die Kol­legen haben sich hinter meinem Rücken – ich wurde dazu aus internen mail-Ver­teilern ent­fernt – zu einer Stel­lung­nahme gegen mich „im Namen der Fakultät“ ver­ab­redet, die nun auf der Web-Seite steht. Die von mir gefor­derte Gegen­dar­stellung wurde nun schon 8 Tage lang ver­weigert. Kein ein­ziger Kollege hat mit mir gesprochen.
Von Mit­bürgern habe ich über 200 Mails und Briefe erhalten, dar­unter nur fünf ablehnende. 
Her­vor­heben will ich, dass unter den die Mei­nungs­freiheit ver­tei­di­genden keine einzige Zuschrift rechts-aggressiv war; sehr ruhig, sachlich, aber in hohem Maß kri­tisch und besorgt for­mu­lie­rende Men­schen aus der Mitte der bür­ger­lichen Gesell­schaft, dar­unter Pro­fes­soren anderer Fakul­täten. Besonders bewegen mich zahl­reiche Zuschriften von Mit­bürgern, die in der ehe­ma­ligen DDR gelebt haben und in dem Ver­halten der Wis­sen­schafts­mi­nis­te­riums, der Uni­leitung und des Senats die ihnen von damals bekannten Unter­drü­ckungs­muster wie­der­erkennen. Das ist für mich bestürzend:
Wir kamen nach der Wende aus dem Westen, um den Rechts­staat zu bringen; was ist daraus geworden!
 
DB: Der Dekan der juris­ti­schen Fakultät hat sie scharf kri­ti­siert und Ihnen eine Nähe zur Iden­ti­tären Bewegung vor­ge­worfen. Außerdem hat er Sie als ERASMUS-Beauf­tragten abbe­rufen. Es ist nicht unge­wöhnlich, dass uni­ver­sitäre Ver­wal­tungen und Minis­terien in Deutschland dem Druck poli­tisch kor­rekter Stu­denten nach­geben und ver­meintlich rechts­ra­dikale Pro­fes­soren scharf kri­ti­sieren. Wie bewerten Sie dieses Phä­nomen? Erwarten Sie, dis­zi­pli­na­rische Strafen zu erhalten?
 
TR: Die aktive Hetze des Dekans ist aus der Presse ja bekannt. Inzwi­schen musste Herr Drygala im Tages­spiegel zugeben, dass er die Unwahrheit gesagt hat, als er behauptete, ich hätte ihm Schriften der Iden­ti­tären Bewegung zugänglich gemacht. Da er es nicht für nötig hielt, diese in einem Stern-neon-Interview auf­ge­stellte Behauptung dort zu wider­rufen, habe ich recht­liche Schritte (Unter­las­sungs­er­klärung) eingeleitet.
Dass sich der Dekan mit der „Bewegung“ gemein gemacht hat, war absehbar; er ver­steht sich als Kämpfer für das gute Deutschland und hat mir seine Ablehnung schon 2016 vor Kol­legen mit erho­bener Stimme entgegengebrüllt. 
Die Ver­fah­rens­weise von Wis­sen­schafts­mi­nis­terin, Rek­torat und Senat halte ich für unsäglich. Man hat mir bisher kein recht­liches Gehör gewährt und kom­mu­ni­ziert mit mir nur über die Presse, besser gesagt, man sagt der Presse Mei­nungen über mich, nimmt aber meine Erklä­rungen nicht zur Kenntnis.
Die beam­ten­recht­liche Zurück­haltung wird aus­ge­dehnt bis in den höchst pri­vaten Bereich poli­ti­scher Über­zeugung; die beam­ten­recht­liche Für­sor­ge­pflicht exis­tiert nicht.
Die durch die Presse mir bekannt gewordene „Prüfung dis­zi­pli­na­ri­scher Maß­nahmen“ werde ich letztlich voll­ständig reha­bi­li­tiert über­stehen, auch wenn solche Dro­hungen nach 35 Dienst­jahren natürlich Exis­tenz­ängste aus­lösen; das ist ja auch der Zweck: Schweigen aus Angst.
Was ich gesagt habe, ist nicht ent­fernt straf­würdig und von der Mei­nungs­freiheit gedeckt; vieles, wie die Pro­ble­matik der „Flucht­ur­sachen“ wäre sogar im Hörsaal von der Wis­sen­schafts­freiheit gedeckt. 
Ich gehe jedoch davon aus, dass ent­weder eine unförm­liche beam­ten­recht­liche Ermahnung oder ein Verweis aus­ge­sprochen wird. Die Wis­sen­schafts­mi­nis­terin hat sich in der Presse zu weit aus dem Fenster gelehnt, sie steht unter poli­ti­schem Hand­lungs­druck gegen mich, das war nicht klug, ist aber nicht meine Schuld.
Auch gegen solche Maß­nahmen werde ich klagen und dann haben wir schon in 9–10 Jahren eine letzt­in­stanz­liche Ent­scheidung. Dann sind zwar alle Akteure längst im Ruhe­stand, aber Ver­wal­tungs­ge­richte in Deutschland sind nun einmal über­lastet. Ich lasse da aber nichts auf mir sitzen; hätte man mit mir gesprochen, hätte es sicher eine Ver­gleichs­lösung gegeben.
 
DB: Sie äußern sich über die poli­tische Gegenwart äußerst kri­tisch und zuge­spitzt. Was erwarten Sie kurz- und mit­tel­fristig für Deutsch­lands und West­eu­ropas Zukunft?
 
TR: Der Prä­sident des BND hat letzte Woche von einer Mil­liarde poten­tiell Migra­ti­ons­wil­liger gesprochen; diese Zahl halte ich für rea­lis­tisch. In Ban­gla­desch wurde ich 2016 auf der Straße ange­sprochen, ob man als Muslim gut nach Deutschland kommen könne, wie viele hier schon seien. In der Zeitung in Dhaka wurde werbend von den „Flucht­routen“ aus der Türkei berichtet. In Afrika ist der Migra­ti­ons­druck noch viel größer.
Das heißt: Wenn auch nur ein Teil dieses Migra­ti­ons­po­ten­tials nach Europa kommt, gibt es das Europa, wie wir es kennen, nicht mehr.
Erste For­derung: Die EU muss ihre Außen­grenzen sichern. Ich habe Hoff­nungen, dass das gelingt, so lange Rea­listen wie Sebastian Kurz, Victor Orbán, Beata Szydlo und andere die süd­öst­lichen- und öst­lichen Länder Mit­tel­eu­ropas regieren. Auch die Balten haben klar andere Prio­ri­täten als eine Multi-Kulti-EU. Diese viel kri­ti­sierten Poli­tiker ermög­lichen den ver­meint­lichen Huma­nisten in der EU erst ihre bequeme Position, indem sie die Folgen der unklugen und rechts­wid­rigen „Wir-schaffen-das“-Politik abwehren: In Deutschland haben wir ja 2016 nur deshalb keine wei­teren 1,5 Mil­lionen Migranten erleben müssen, weil Sebastian Kurz, damals als Außen­mi­nister der Republik Öster­reich, die Schließung der „Bal­kan­route“ orga­ni­siert hat und de facto Länder wie Maze­donien, Kroatien, Slo­wenien, Serbien und Ungarn unsere Grenzen geschützt haben, während die deutsche Bun­des­kanz­lerin von der Unmög­lichkeit von Grenz­schutz schwa­dro­nierte und munter deut­sches und euro­päi­sches Aus­län­der­recht verbog, indem das ganz aus­nahms­weise Selbst­ein­tritts­recht zur Men­schen­pflicht sti­li­siert wurde.
Die EU muss sich ver­ab­schieden von dem schil­lernden Begriff „Flüchtling“.
Flücht­linge nach der Genfer Kon­vention und nach Art 16, 16a GG dürfen und müssen wir nicht kon­tin­gen­tieren; das sind keine 10.000 im Jahr. Vor­über­gehend Schutz­be­rech­tigte Kriegs­flücht­linge müssen nach Kriegsende kon­se­quent wieder zurück­ge­bracht werden in ihre Her­kunfts­länder. Dort werden sie gebraucht und das ist der Zweck vor­über­ge­henden Schutzes.
Gegen Migranten aus wirt­schaft­lichen Gründen hilft nur lücken­loser Grenz­schutz; her­ein­bitten und dann mal sehen, ist keine Lösung. 
Unter 400.000 Asyl­fällen, die keine sind, leidet unsere Ver­wal­tungs­ge­richts­barkeit und damit unser Rechts­staat. Also kann man das nur mit Asyl-Ein­gangs­lagern an den EU-Außen­grenzen lösen.
Die For­derung nach „legalen Migra­ti­ons­al­ter­na­tiven“, die nun wieder in Abidjan die Bun­des­kanz­lerin erhoben hat, halte ich für falsch. Wir brauchen in bestimmten Sek­toren Zuwan­derung nach Deutschland, wo Arbeits­kräf­te­mangel herrscht, wobei wir uns fragen müssen, ob wir da nicht vor­rangig Ver­ant­wortung für 50% arbeitslose grie­chische und 30% arbeitslose spa­nische junge Leute über­nehmen sollten.
Hin­gegen hilft es absolut nichts, auf hundert Migra­ti­ons­willige aus Afrika einen ein­zu­fliegen; den anderen 99 werden dadurch nur ent­täuschte Hoff­nungen gemacht.
Und wenn wir auch noch den Klügsten unter den hundert aus­wählen, dann trifft uns in 20 Jahren zu Recht der Vorwurf des brain drain in Afrika.
 
DB: Pro­fessor Rauscher, wir danken für das Gespräch

Dieses Interview führte David Berger für seinen her­vor­ra­genden Blog philisophia-perennis.com