China zeigt seine Muskeln – Eine „Welt­macht gegen den wach­senden Ein­fluss des Westens“

In Deutschland ver­stellt die Kon­zen­tration auf die unwürdige Regie­rungs­bildung den Blick auf die Welt, die nicht innehält und auf Deutschland wartet, sondern die Schwäche Deutsch­lands aus­nutzt, um eigene nationale Inter­essen vor­an­zu­treiben. Das gilt nicht nur für den Nachbarn Frank­reich mit dem ehr­gei­zigen Prä­si­denten Emmanuel Macron, sondern auch für China mit dem unan­ge­foch­tenen Par­teichef Xi Jinping.
(Von Brig.General a.D. Dieter Farwick)
Chinas neue Rolle in der Welt
Beim Welt­wirt­schafts­forum im Januar 2017 in Davos hat sich Xi Jinping – in Abwe­senheit des ame­ri­ka­ni­schen Prä­si­denten – als Vor­kämpfer für freien Welt­handel posi­tio­niert – zum Erstaunen der Welt­öf­fent­lichkeit. Er sprach vom „ chi­ne­si­schen Traum“, eine Welt­macht „ gegen den wach­senden Ein­fluss des Westens zu werden“. Die tat­säch­liche kon­krete Welt­po­litik führt zu der Ver­mutung, dass die chi­ne­sische Führung unter „freiem Handel“ eher die Freiheit ver­steht, in allen Kon­ti­nenten der Erde durch eine „indi­rekte Stra­tegie“ mittel- und lang­fristig stra­te­gische Posi­tionen zu besetzen. Dazu gehören der Kauf oder eine hohe Betei­ligung an Banken, High-Tech-Firmen, Kauf und Betrieb von Roh­stoff­för­derern und Häfen entlang der Welt­han­dels­routen, Kauf und Betrieb von frucht­baren Län­de­reien und Farmen etc.Mili­tär­übungen vor unserer Haustür
Die Ten­takel der Krake China werden zunehmend global durch eine „blue-water- navy“ geschützt, die im Januar 2018 erstmals in einer gemein­samen Übung mit den rus­si­schen See­streit­kräften in der Ostsee Flagge gezeigt hat. Im Juli 2017 führten chi­ne­sische Kriegs­schiffe erstmals eine Übung mit scharfem Schuss im Mit­telmeer durch.
Der Schutz der Ver­sor­gungs­linien für Öl und Gas zwi­schen China und der Ara­bi­schen Halb­insel ist mitt­ler­weile Routine – auch unter­stützt durch den von China betrie­benen Hafen von Ghadar in Pakistan.
Die indi­rekte Stra­tegie trägt den Namen „one belt, one road“, geschickt ver­kauft mit dem Begriff „neue Sei­den­straße“, der positive fried­liche Asso­zia­tionen fördern soll. Es geht dabei nicht um eine Straße und einen Seeweg, sondern um ein System von Ver­bin­dungs­wegen. Die Kosten betragen rd. 1.000 Mil­li­arden Euro, die in erster Linie von aus­län­di­schen Inves­toren erbracht werden sollen – ohne Teilhabe an der Kon­trolle. Die End­punkte liegen in China und Europa – ein­schließlich des Balkans, der geo­po­li­tisch von großem Interesse für China ist.
Die wahren Ziele dieses Mega-Pro­jektes werden kaschiert mit Hinweis auf die bessere Erschließung West­chinas für den Tou­rismus, für eine Ver­kürzung der Zeit für den Aus­tausch von Waren über Zen­tral­asien nach Europa zu Lande (Schiene und Straße), in der Luft und über Wasser. Es wird natürlich nicht erwähnt, dass die massive Ver­kehrs­in­fra­struktur auch stra­te­gi­schen mili­tä­ri­schen Zwecken dient. Neben Tibet ist die West­provinz Xin­jiang ein interner Kon­fliktherd – ein Kampf gegen die mus­li­mi­schen Uiguren, die sich immer wieder gegen die Herr­schaft der Han-Chi­nesen auf­lehnen und damit der Welt­öf­fent­lichkeit zeigen, dass sie die „ Fremd­herr­schaft“ der „ Han-Chi­nesen“ unver­ändert ablehnen.
Durch wirt­schaft­liche Maß­nahmen will die chi­ne­sische Regierung die Abhän­gigkeit anderer Staaten aus­bauen, um eines Tages poli­tische Rendite ein­zu­fahren. So ist die deutsche Auto­mo­bil­in­dustrie bereits in einem zu hohen Maße von China abhängig und damit erpressbar.
Der Kon­gress der KP Chinas im Oktober 2017 hat die neue Rolle Chinas in der Welt bestätigt. Xi Jinping sprach von dem „ chi­ne­si­schen Traum“, in 30 Jahren eine unum­strittene Wirt­schafts­macht zu werden. China sieht die Chance, nahezu unge­stört zur Welt­macht auf­zu­steigen – unter Aus­nutzung der tat­säch­lichen oder ver­meint­lichen Schwä­chung der USA in der asia­tisch-pazi­fi­schen Region.
Für seine pro­gram­ma­tische Arbeit und seine Vision wurde Xi Jinping von der Partei besonders „geadelt“. Sein Name wurde als „Füh­rungskern“ in die Par­tei­sta­tuten auf­ge­nommen, eine Ehre, die vor Jahr­zehnten Mao Tse tung zuteil­wurde. Xi Jinping besetzt jetzt wichtige Posi­tionen, die seine Macht unter­mauern: Gene­ral­se­kretär der KPCh und Vor­sit­zender der zen­tralen Militärkommission.
China sollte dabei nicht über­sehen, dass die USA starke Ver­bündete in dieser Region haben – u.a. Japan, Süd­korea, Indien, Aus­tralien und Vietnam.
Durch seine aggressive Politik gegen die Anrai­ner­staaten der ost- und süd­chi­ne­si­schen Meere hat es diese Allianz gefördert.
China igno­riert das Urteil des Haager Land­ge­richts­hofes, nach dem beide Meere keine chi­ne­si­schen Bin­nen­meere sind, sondern inter­na­tionale Gewässer, durch die wichtige Han­dels­linien zu Wasser verlaufen.
China baut seine mili­tä­rische Infra­struktur weiter aus, durch Auf­schütten künst­licher Inseln und deren Nutzung für mili­tä­rische Ein­rich­tungen – wie z.B. Start- und Lan­de­bahnen und Bunker. (Dem Leser wird emp­fohlen, sich bei „google earth“ mit Hilfe gestochen scharfer Satel­li­ten­auf­nahmen diese kon­flikt­trächtige Ent­wicklung anzuschauen.)
In dieser Region ist ein „heißer Krieg“ möglich – eher als in Europa.
Hier zeigt China sehr deutlich seine Muskeln. Im Gegensatz zu der glo­balen „indi­rekten Stra­tegie“ ist seine Stra­tegie gegenüber den Nachbarn undi­plo­ma­tisch offensiv und direkt. Es will diese Staaten und ihre Bevöl­ke­rungen ein­schüchtern – auch unter Nutzung von Cyber-Attacken und „Infor­mation warfare“ (Infor­ma­ti­ons­krieg) – ein­schließlich „fake news“ (gefälschte Nachrichten).
Die Ver­ei­nigten Staaten genießen bei den Anrai­ner­staaten – noch – den Ruf einer zuver­läs­sigen Schutz­macht gegen China. Sie sehen in den USA und ihren Ver­bün­deten die einzige Chance, ein mili­tä­ri­sches Aus­greifen Chinas nach Süden und Westen zu verhindern.
Kon­fliktherd Nordkorea
Einen beson­deren Kon­flikt­stoff zwi­schen China und den USA bildet Nord­korea, das den Status einer Nukle­ar­macht – mit ziel­ge­nauen Nukle­ar­ge­fechts­köpfen und weit­rei­chenden Raketen – anstrebt. Die Frage, warum Nord­korea dieses Ziel hat und ob es wirklich vorhat, einen Nukle­ar­krieg mit den USA zu ris­kieren, lässt sich seit Jahren nicht beant­worten. Eines steht jedoch fest: Nord­korea betrachtet den Besitz von Nukle­ar­waffen als Garantie, von aller Welt ernst genommen zu werden.
China scheint nicht mehr die Power zu haben, Nord­korea zu de-nuklearisieren.
Ein Kollaps Nord­koreas ist seitens China auch mit Sank­tionen nicht zu erreichen – und ist auch nicht gewollt.
Der geo­po­li­tische GAU wäre für China ein Kollaps Nord­koreas mit anschlie­ßender Wie­der­ver­ei­nigung Koreas unter Führung von Süd­korea – mit dessen Schutz­macht USA im Rücken. Aus seinen Erfah­rungen, die der Ver­fasser in Süd­korea sammeln konnte, hält sich die Begeis­terung der süd­ko­rea­ni­schen Bevöl­kerung über eine Wie­der­ver­ei­nigung in engen Grenzen.
Auch die USA haben kein Interesse, in einem ver­einten Korea unmit­tel­barer Nachbar Chinas zu werden.
Dieses Geflecht ver­schie­dener Inter­essen kann mit­tel­fristig dazu führen, dass der Kon­flikt um Nord­korea „ein­ge­froren“ wird.
Der Weg Chinas zur Weltmacht
Dieser Weg ist mit großen Steinen gepflastert. Es gibt in China eine Anzahl von internen Pro­blemen, die den Auf­stieg zur Welt­macht in Augenhöhe mit den USA erschweren: z.B. die Ent­wicklung der Wirt­schaft, die demo­gra­phische Ent­wicklung mit der Schrumpfung und Alterung der Bevöl­kerung, die Kluft zwi­schen Arm und Reich sowie zwi­schen der reichen Küs­ten­region und dem Inneren des Landes, die zuneh­mende Urba­ni­sierung, die eth­nisch-reli­giösen Kon­flikte in Tibet und der West­provinz Xin­jiang, die Umwelt­ver­schmutzung, die teure mili­tä­ri­schen Auf­rüstung des Militärs, die Rechts­un­si­cherheit aus­län­di­scher Inves­toren und der eigenen Bevöl­kerung sowie der Spagat zwi­schen einer kapi­ta­lis­ti­schen Wirt­schafts­ordnung und der Ein-Par­tei­en­herr­schaft der Kom­mu­nis­ti­schen Partei.
Die Allein­herr­schaft der Kom­mu­nis­ti­schen Partei
Diese wurde beim Par­tei­kon­gress über­zeugend zur Schau gestellt. Waren in der Ver­gan­genheit Politbüro und Zen­tral­ko­mittee noch als wichtige Organe erkennbar, war dies 2017 nicht mehr der Fall. Die Partei wird heute vom unum­strit­tenen Par­teichef Xi Jinping beherrscht, den Experten als mäch­tigsten Par­teichef seit Mao Tse-tung bezeichnen.
Im Vorfeld des Kon­gresses hat er ent­schei­dende Weichen gestellt: Die Ver­län­gerung seiner Amtszeit, die Besetzung wich­tiger Posten im Politbüro und im ZK sowie die Position als Leiter der „Mili­tä­ri­schen Kom­mission“ wurden von den Dele­gierten – wie immer ohne Aus­sprache – abgenickt.
Dies gilt auch für seinen Nach­folger Wang Hunin, den er über Jahre weit­sichtig durch besondere Posi­tionen auf seine Nach­folge vor­be­reitet hat.
Mit seiner Macht­fülle und der Loya­lität seiner Pro­tegés konnte er auf eine dritte Amtszeit ver­zichten, da er die Zügel über seine Amtszeit hinaus in den Händen behalten wird.
Aller­dings – in seinem Kampf gegen die Kor­ruption – auch gegen tau­sende Spit­zen­funk­tionäre – wird er sich ver­mutlich Feinde geschaffen haben, die mittel- und lang­fristig auf Rache sinnen. Es wäre nicht das erste Mal, dass in China eine „Kul­tur­re­vo­lution“ zu tek­to­ni­schen Ver­wer­fungen in der als homogen wahr­ge­nom­menen Kom­mu­nis­ti­schen Partei führen würde.
Bisher gelingt China der Spagat zwi­schen der Allein­herr­schaft der KP auf der einen Seite und dem eher kapi­ta­lis­ti­schen Wirt­schafts­system auf der anderen Seite über­ra­schend gut.
Das staatlich gesteuerte „kapi­ta­lis­tische“ Wirtschaftssystem
Wirt­schaft­liches Wachstum wird in seiner Bedeutung für China mit einem Fahrrad ver­glichen, das umfällt, wenn es sich nicht mehr nach vorne bewegt.
Durch eine „kreative“ Buch­führung wird bislang sicher­ge­stellt, dass offi­zielle Pro­gnosen und das tat­sächlich erreichte Wachstum bis auf die Stelle hinter dem Komma über­ein­stimmen. In einer Staats­wirt­schaft gibt es dazu etliche Mög­lich­keiten. So weiß man nie genau, wie Aus­lands­schulden mit den Devi­sen­re­serven kor­re­lieren. Man weiß auch nicht genau, welche Schulden sich in den Pro­vinzen und Kom­munen ange­häuft haben, die gegen den Willen der Regierung in Peking dubiose Immo­bi­li­en­ge­schäfte mit Inves­toren machen, um sich per­sönlich zu berei­chern. Kann der Investor die finan­zi­ellen Ver­pflich­tungen nicht ein­halten, kommt es – unter der Rubrik „Kor­ruption“ – zu Ver­ur­tei­lungen bis zur Todes­strafe und zu Selbst­morden der „Zocker“.
Die chi­ne­si­schen Staats­be­triebe sind der „Pfer­defuß“ der chi­ne­si­schen Wirt­schaft, da sie seit Jahren unwirt­schaftlich arbeiten – im Gegensatz zu „pri­vaten“ Unter­nehmen. Reformen für die inef­fi­zi­enten Betriebe werden seit Jahren ange­kündigt, aber nicht ein­ge­leitet, da sie wohl in erster Linie der „Ver­sorgung“ von ver­dienten Par­tei­funk­tio­nären und den sog. „Prinz­lingen“ – zu denen Xi Jinping einst auch gehörte – dienen, die als Söhne hoher Funk­tionäre zunächst auf Staats­kosten im Ausland stu­dieren dürfen, um dann in den Staats­firmen „geparkt“ zu werden.
Selbst der unum­schränkte Herr­scher Xi Jinping wagt sich an die not­wen­digen Reformen nicht heran. Die Sta­bi­lität der Partei hat ihren Preis.
Sollte trotz der krea­tiven Buch­führung die chi­ne­sische Wirt­schaft nied­rigere schwarze Zahlen schreiben, gerät das chi­ne­sische System in Schwierigkeiten.
Die Spreng­kraft der sog. “Immo­bi­li­en­blase“
Seit Jahren wird auf die Gefahr des Platzens der sog. „Immo­bi­li­en­blase“ hin­ge­wiesen. Bisher hat die Blase gehalten. Sollte diese tat­sächlich platzen, würden weite Teile der Bevöl­kerung betroffen, die bislang Partei und Staat unter­stützen. Gerade „neu­reiche“ jüngere Bürger könnten die hohen Schuld­zinsen nicht mehr bezahlen und ihre Immo­bilie nur weit unter Wert ver­kaufen. Sie würden Partei und Staat atta­ckieren und ver­suchen, weitere Bevöl­ke­rungs­gruppen auf ihre Seite zu ziehen. Seit Jahren kommt es zu tau­senden sog. “inci­dents“, bei denen Polizei und Militär gegen Demons­tranten unter Anwendung von Gewalt ein­schreiten. Eine Zeitbombe.
China – der totale Überwachungsstaat
China hat die totale Über­wa­chung seiner Bevöl­kerung weit entwickelt.
Die fast 90 Mil­lionen Par­tei­mit­glieder sind auf­ge­rufen und bereit, ihre Nachbarn zu über­wachen und deren Abwei­chung vom Norm­ver­halten der Partei zu melden. Ein dichtes Netz.
Eine große Rolle spielt das Internet der über 700 Mil­lionen Nutzer, das die chi­ne­si­schen Men­schen „gläsern“ macht. Jede kri­tische Äußerung gegen die Partei oder den Staat wird erkannt und bestraft – von der Sperrung des Kontos bis hin zu hohen Gefäng­nis­strafen. Einen rechtlich abge­si­cherten Wider­spruch des betrof­fenen Nutzers gibt es nicht.
Die aus­län­di­schen sog. “sozialen Medien“ müssen sich der chi­ne­si­schen Über­wa­chung unter­werfen, um eine Lizenz zu erhalten. Auch ihre Konten werden tem­porär oder für immer gesperrt.
Heiko Maas und seine Hel­ferin Anetta Kahane könnten durch ein Prak­tikum in China ihr Über­wa­chungs­system in Deutschland perfektionieren.
Schrumpfung und Alterung der Gesellschaft
Die jewei­ligen Regie­rungen haben in der Ver­gan­genheit die nega­tiven Folgen der „Ein-Kind-Politik“ auf die Struktur der Bevöl­kerung unter­schätzt. Die Abkehr von dieser Politik zeigt bislang nicht die erhofften Erfolge. Die chi­ne­sische Bevöl­kerung schrumpft beachtlich. Die Schrumpfung allein wäre nicht das große Problem. Es würde in einigen Bereichen zu einer Ent­spannung führen – wie z.B. in dem über­füllten Stra­ßen­verkehr und der damit ver­bun­denen Luft­ver­schmutzung. Pro­ble­ma­tisch ist die andere Seite der Medaille – die Über­al­terung sowie die Zunahme chro­nisch Kranker, die hohe Kosten im Gesund­heits- und Pfle­ge­system ver­ur­sachen werden.
Folgen der Umweltzerstörung
Wer mit offenen Augen und emp­find­licher Nase durch China reist, nimmt unter­schied­liche Umwelt­zer­stö­rungen wahr.
In den Mega­cities ver­pestet der ständig zuneh­mende Stra­ßen­verkehr die Luft und zer­stört die Gesundheit der Bewohner, die ver­suchen, sich durch Tücher vor Mund und Nase zu schützen, mit geringem Erfolg. Der Trend zu mehr Urba­ni­sierung, weil das Leben auf dem Land zunehmend unat­traktiv wird, schwemmt viele illegale Zuwan­derer in die bereits über­füllten Städte oder in neue Mil­lio­nen­städte, in denen die Grund­ver­sorgung der Men­schen mit Trink­wasser, Strom und Gas sowie mit medi­zi­ni­scher Hilfe nicht mehr gewähr­leistet werden kann. Dennoch soll die Urba­ni­sierung gezielt fort­ge­setzt werden. Leben heute knapp 800 Mil­lionen Men­schen in Städten, sollen es 2030 rd. 940 Mil­lionen sein.
Die Ver­suche der jewei­ligen Stadt­füh­rungen, die ille­galen Ein­wohner der bestehenden Mega­cities – Chongqing (am Jangtse gelegen) hat über 30 Mil­lionen Ein­wohner – aus den „alten“ Groß­städten zu ver­treiben, haben nur begrenzt Erfolg, weil für diese Men­schen das „illegale“ Leben in der Stadt trotz aller Pro­bleme attrak­tiver zu sein scheint als das kärg­liche Leben auf dem Land.
Viele Gewässer ähneln Kloaken und schillern in allen Farben, da das Abwasser der Industrie und der Bewohner wei­test­gehend unge­filtert in die Gewässer gelangt.
Das Militär – ein wich­tiger Pfeiler der glo­balen Machtprojektion 
Wie Wirt­schaft und Industrie hat das Militär eine enorme Ver­än­derung erfahren – besonders im Bereich der See­streit­kräfte, die vom beschei­denen Küs­ten­schutz mit hohem Aufwand zu einer high-tech „blue-water-navy“ ent­wi­ckelt wurden – mit bislang einem Flug­zeug­träger, modernen Schnell­booten, mit nuklearen Spreng­köpfen bestückten und nukle­ar­be­trie­benen U‑Booten, die auf der Halb­insel Hainan im kon­flikt­träch­tigen Süd­chi­ne­si­schen Meer sta­tio­niert sind und die Anrai­ner­staaten beunruhigen.
Eine besondere Qua­lität hat das chi­ne­sische Militär mit seinen hoch­ent­wi­ckelten Kapa­zi­täten im Cyber­be­reich – in Spionage und Sabotage sowie infor­mation warfare – ein­schließlich mili­tä­ri­scher und ziviler Hacker, die auch „fake news“ erstellen und weltweit versenden.
Die ent­schei­dende Aufgabe für die chi­ne­si­schen Streit­kräfte heißt „sea denial“ – d.h. sie sollen erreichen, dass in einem Kon­flikt den See­streit­kräften anderer Staaten – in erster Linie der USA – die Ein­fahrt in das Süd­chi­ne­sische Meer ver­wehrt wird. Dazu kommt der Schutz der chi­ne­si­schen Roh­stoff­ver­sor­gungs­routen von der Ara­bi­schen Halb­insel nach China.
Die mög­liche Zukunft Chinas
Diese Zukunft hängt im Wesent­lichen davon ab, wie China und die USA ihre Riva­lität gestalten.
Die chi­ne­sische Führung kennt Bedeutung und Gesetze der Geo­po­litik und beachtet sie. Sie denkt lang­fristig und stra­te­gisch. Sie zielt nicht auf kurz­fristige Erfolge.
Im Inneren bleibt sie auto­ritär und unter­drückt jede Oppo­sition im weit ver­brei­teten chi­ne­si­schen Internet. Dis­si­denten ver­schwinden aus der Öffent­lichkeit – häufig mit ihrer Familie.
China wird weiter bestrebt sein, Welt­macht in Augenhöhe mit den USA zu werden. Im Bereich des Militärs muss es auf absehbare Zeit die USA als Mili­tär­macht Nr.1 mit starken Partnern akzeptieren.
Sollten die USA mit ihren Partnern das durch die Politik Obamas ent­standene Vakuum in der asia­tisch-pazi­fi­schen Region glaub­würdig füllen, würde dies den wei­teren Vor­marsch Chinas verzögern.
China wird es wohl gelingen, den unge­liebten „großen“ Nachbarn Indien – auch eine Nukle­ar­macht und demo­gra­phisch bald stärker als China – auf dem dritten Platz festzunageln. 
Als Demo­kratie mit starken Bun­des­staaten hat Indien – wie die west­lichen Demo­kratien – sys­te­mische Nach­teile gegenüber der „Ein-Par­teien-Dik­tatur“ China, das diesen Vorteil zu nutzen weiß. Diese Aussage darf nicht als Plä­doyer für Dik­ta­turen und auto­ritäre Polit­systeme miss­ver­standen werden.
Ob und wann China das große Ziel erreicht, ist stark abhängig von der Bewäl­tigung der auf­ge­zeigten internen Probleme.
Die west­lichen Demo­kratien müssen der Ent­wicklung nicht tatenlos zusehen.  Sie müssen China „ein­hegen“ und große Abhän­gig­keiten ver­meiden – wie z.B. die deutsche Autoindustrie. 
Darüber hinaus müssen die west­lichen Demo­kratien die Rechts­un­si­cher­heiten für Unter­nehmer und Inves­toren weiter bekämpfen.
Manche west­lichen Demo­kratien – wie z.B. Frank­reich – ver­suchen, ihr tech­no­lo­gi­sches Know how dadurch zu schützen, dass sie Firmen und Patente als „stra­te­gisch unver­zichtbar“ bezeichnen und die dadurch nicht ins Ausland expor­tiert werden dürfen.
Wegen spä­terer Nach­teile setzt Prä­sident Emmanuel Macron nicht auf kurz­fristige Vor­teile und Erfolge.
Es muss sich zeigen, ob solche Abwehr­ver­suche Erfolg haben können. Schon ein Zeit­gewinn in der Ent­wicklung und Nutzung west­licher Tech­no­logie wäre ein Erfolg.
China wird jedoch Mittel und Wege finden, diese Sperre mit­tel­fristig zu umgehen. Seine Spionage in den west­lichen Ent­wick­lungs­zentren – auch im Silicon Valley – und in den Pro­duk­ti­ons­stätten west­licher Indus­trie­staaten ist von hoher mensch­licher und tech­ni­scher Qualität.

**********

*) Brig.General a.D. Dieter Farwick wurde am 17. Juni 1940 in Schopfheim, Baden-Würt­temberg, geboren. Nach dem Abitur wurde er im Jahre 1961 als Wehr­pflich­tiger in die Bun­deswehr ein­ge­zogen. Nach einer Ver­pflichtung auf Zeit wurde er Berufs­soldat des deut­schen Heeres in der Panzergrenadiertruppe.
Vom Grup­pen­führer durchlief er alle Füh­rungs­po­si­tionen bis zum Führer einer Pan­zer­di­vision. In dieser Zeit nahm er an der Gene­ral­stabs­aus­bildung an der Füh­rungs­aka­demie in Hamburg teil. National hatte er Ver­wen­dungen in Stäben und als Chef des dama­ligen Amtes für Mili­tä­ri­sches Nachrichtenwesen.
Im Pla­nungsstab des Ver­tei­di­gungs­mi­nisters Dr. Manfred Wörner war er vier Jahre an der Schnitt­stelle Politik-Militär tätig und unter anderem an der Erar­beitung von zwei Weiß­bü­chern beteiligt. Inter­na­tionale Erfah­rungen sam­melte Dieter Farwick als Teil­nehmer an dem ein­jäh­rigen Lehrgang am Royal Defense College in London.
In den 90er Jahren war er über vier Jahre als Ope­ra­ti­onschef im dama­ligen NATO-Haupt­quartier Europa-Mitte ein­ge­setzt. Er war maß­geblich an der Wei­ter­ent­wicklung des NATO-Pro­grammes ´Part­nership for Peace‘ beteiligt.
Seinen Ruhe­stand erreichte Dieter Farwick im Dienstgrad eines Bri­ga­de­ge­nerals. Während seiner aktiven Dienstzeit und später hat er mehrere Bücher und zahl­reiche Publi­ka­tionen über Fragen der Sicher­heits­po­litik und der Streit­kräfte veröffentlicht.
Nach seiner Pen­sio­nierung war er zehn Jahre lang Chef­re­dakteur des News­service worldsecurity.com, der sicher­heits­re­le­vante Themen global abdeckt.
Dieter Farwick ist Bei­sitzer im Prä­sidium des Stu­di­en­zentrum Wei­kersheim und führt dort eine jähr­liche Sicher­heits­po­li­tische Tagung durch.
 
Quelle: conservo.wordpress.com