By Rafael Matsunaga - Flickr, CC BY 2.0, Link

„Wer jetzt noch Aktien kauft, spielt das Spiel des Narren“

James Montier von GMO ist ein inter­es­santer Kopf. So hat er vor einiger Zeit eine Analyse zur (posi­tiven) Wirkung von Staats­schulden vor­gelegt, die ich aus­führlich besprochen habe. Heute äußert sich Montier in einem Beitrag für die NZZ. Die Highlights:

  • Niemand hat eine Ahnung, was an den Märkten in den nächsten zwölf Monaten geschehen wird. Jeder, der etwas anderes behauptet, ist ent­weder ein Lügner oder ein Narr.“
     Fazit: was niemand daran hindert, Pro­gnosen zu machen.

 

  • „Man sollte auf­geben, her­aus­zu­finden, was in den nächsten zwölf Monaten pas­sieren wird. Es ist unmöglich. (…)  Statt­dessen sollte man darüber nach­denken, worauf es wirklich ankommt – nämlich auf die lang­fris­tigen Ren­diten.“
     Fazit: und diese Ansicht ver­trete ich auch.

 

  • „Die Rendite einer Inves­tition in einen Akti­en­index kann immer in vier Ele­mente zerlegt werden: in die Ver­än­de­rungen der Bewertung, die Ver­än­de­rungen der Pro­fi­ta­bi­lität, in Gewinn­wachstum und Aus­schüt­tungen. His­to­risch gesehen haben Gewinn­wachstum und Aus­schüt­tungen die lang­fristige Rendite für Inves­toren erzeugt, aber kurz­fristig waren die Ver­schie­bungen in Bewertung und Pro­fi­ta­bi­lität für die gesamte Vola­ti­lität verantwortlich.“
    Fazit: Hier bezieht sich Montier auf eine sehr gute Studie von GMO, die ich bei bto auch besprach. → Magere Aus­sichten für die US-Börse

 

  • „(…) die Bewer­tungen sehen für fast jede Anla­ge­klasse grässlich aus. Nehmen wir das schlimmste Bei­spiel, die US-Börse. Der S&P‑500-Index besitzt ein zyklisch ange­passtes Kurs-Gewinn-Ver­hältnis (Shiller PE) von über 30. Die ein­zigen Male in der Geschichte, in denen höhere Bewer­tungen beob­achtet wurden, waren 1929 und 1999. Merk­wür­di­ger­weise rät niemand, US-Aktien zu kaufen, weil es heute genauso ist wie 1929 oder 1999.“ bto: wenn man von den Melt-up-Über­le­gungen absieht.

 

  • „Nun werden einige ver­muten, dass niedrige Zinsen dieses teure Niveau recht­fer­tigen. Jedoch müsste man einige ziemlich extreme Dinge glauben, damit dies möglich würde. Zum Bei­spiel müsste man über­zeugt sein, dass das Wirt­schafts­wachstum vom Zins­niveau unbe­ein­flusst ist, was mir seltsam erscheint. Der Haupt­grund, warum die Zins­sätze niedrig sind, liegt darin, dass das Wachstum niedrig ist. Selbst wenn man daran glaubt, dass hier kein Zusam­menhang besteht, müsste man immer noch davon aus­gehen, dass die Zinsen für die nächsten 100 Jahre unglaublich niedrig bleiben würden.“
    – Fazit: wie wir gesehen haben, gab es schon sieben ähn­liche Phasen tiefer Zinsen, die alle geendet sind.

Quelle: NZZ

  • „(…) es [ist] offen­sichtlich, dass Obli­ga­tionen in der heu­tigen Aus­gangslage kein über­zeu­gendes Investment dar­stellen. Nehmen wir die zehn­jährige US-Staats­an­leihe mit einer nomi­nalen Rendite von rund 2,5%, sub­tra­hieren die wahr­schein­lichste Infla­ti­ons­er­wartung über das nächste Jahr­zehnt – sagen wir 2,5% pro Jahr –, und Sie werden wahr­scheinlich mit einer grossen fetten Null in realen Werten belohnt.“
    Fazit: aller­dings ohne Ausfallrisiko.

 

  • „Vor diesem Hin­ter­grund könnte man meinen, die Anleger agierten vor­sichtig, seien viel­leicht sogar ein wenig nervös. Aber die Märkte scheinen zum jet­zigen Zeit­punkt von Selbst­zu­frie­denheit beherrscht zu sein. Nach Angaben der Min­nea­polis Federal Reserve impli­ziert der Opti­ons­markt eine Wahr­schein­lichkeit von weniger als 10%, dass die US-Akti­en­kurse in den nächsten zwölf Monaten 25% oder mehr fallen werden. Ich habe keine Ahnung, wie wahr­scheinlich ein solches Ereignis ist, ange­sichts des dritt­teu­ersten US-Marktes in der Geschichte scheint mir weniger als 10% aber sehr niedrig.“
     Fazit: So viel zu dem immer wieder gebrachten Argument, es würde die Euphorie fehlen!

 Fazit Montier: „Unter­schätze niemals den Wert des Nichtstuns, oder anders gesagt: Wenn es nichts zu tun gibt, tue nichts. Aktien zu kaufen, ist heute im Wesent­lichen das Spiel des Narren, der hofft, einen noch grös­seren Narren zu finden, der sie ihm zu einem noch höheren Preis abkauft. Dies ist ein ris­kantes Spiel, das nor­ma­ler­weise nicht gut endet.“ bto: alles klar.

NZZ: „Wer jetzt noch Aktien kauft, spielt das Spiel des Narren“, 11. Januar 2018
Dr. Daniel Stelter — www.think-beyondtheobvious.com