In einem Antrag seines langjährigen Vorsitzender des Seniorenrates, Peter Gottschalk, wird der Fussball-Traditionsverein “Hamburger SV” dazu aufgefordert, alle Mitglieder auszuschließen, die gleichzeitig der AfD angehören. Anstelle, dass der wenig ruhmreiche Verein einmal in seine Satzung schaut, wittern hier wieder einmal ein paar pressegierige Herrschaften einen wunderbaren Medienauftritt und eine Ehrenmedaille beim habituellen, bundesweiten Dauer-Empörungs-Darstellungs-Wettbewerb. Was der Hamburger Fußballverein an sportlichen Leistungen nicht erbringt, möchte man anscheinend durch politisch korrektes Denunzieren wettmachen. Und nur, weil man eine Raute als Vereinssymbol hat, verpflichtet das nicht zum kompromisslosen Merkel-Kurs.
Ein Blick in die eigene Vereinssatzung zeigt:
Ҥ 2 Zweck und Aufgaben
1. Der Verein verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne des Abschnitts „Steuerbegünstigte Zwecke” der Abgabenordnung. Zweck des Vereins ist die Förderung des Sports. Weltanschauliche, konfessionelle und politische Ziele und Zwecke dürfen nicht verfolgt werden.”
Welche politischen, weltanschaulichen oder konfessionelle Ziele seine Mitglieder privat verfolgen, geht also den Verein überhaupt nichts an. Es ist den Mitgliedern daher auch grundsätzlich nicht erlaubt, Ziele “weltanschaulicher, konfessioneller und politischer Art” im Verein zu propagieren oder durchzusetzen, egal, welche.
Der Vorschlag, Mitglieder aus dem Verein zu werfen, weil sie einer bestimmten politischen Richtung angehören, steht daher im direkten Widerspruch zu Satzung.
Selbst dann, wenn ein Mitglied einer Religion, Weltanschauung oder Partei angehört, die sogar durch Gerichtsurteil verboten ist, darf er nicht ohne weiteres ausgeschlossen werden, wenn das nicht explizit in der Satzung steht. Solange zum Beispiel auch Anhänger der Muslimbruderschaft oder die Antifaschistische Aktion nicht ihre Anschauungen aktiv in den Verein einbringen, gibt es keinen Grund, sie auszuschließen. Ich würde tatsächlich auch für so jemanden mit auf die Barrikaden gehn, wenn er wegen seiner Weltanschauung ausgeschlossen werden soll.
Die AfD ist eine zugelassene, demokratisch in den Bundestag gewählte Partei, ob man sie nun mag oder nicht. Das ist Demokratie. Und das ist Recht und Gesetz. Es gibt keine rechtliche Möglichkeit, Vereinsmitglieder auszuschließen, nur weil sie einer Partei angehören, die anderen Vereinsmitgliedern nicht gefällt. Eben weil das ein Ausschluss aufgrund einer politischen Ansicht ist und somit Diskriminierung. Der Verein ist eben keine politische Partei, die ein Parteimitglied wegen grundsätzlich mit den Zielen der Partei unvereinbarer Haltung rauswerfen darf.
Interessant sind die Lesermeinungen unter dem Beitrag. Die meisten haben sofort verstanden, wo des Pudels Kern liegt. Und nicht wenige erfassen auch sofort, dass der HSV sich grade selbst zerlegt. Auszug aus einem Leserkommentar:
“Politische Zwecke (Beeinflussung der politischen Meinungsbildung, Förderung politischer Parteien usf.) zählen grundsätzlich nicht zu den gemeinnützigen Zwecken. Unschädlich ist es, wenn eine gemeinnützige Organisation gelegentlich zu tagespolitischen Themen im Rahmen ihres Satzungszwecks Stellung nimmt. Dabei darf aber die Tagespolitik nicht Mittelpunkt der Tätigkeit sein, sondern nur der Vermittlung der steuerbegünstigten Ziele dienen. Die Anerkennung der Gemeinnützigkeit kann aber verweigert werden, wenn sich eine Organisation über die Verfolgung seiner satzungsmäßigen Zwecke hinaus allgemein politisch betätigt. Das gilt besonders für die Stellungnahme zu tagespolitischen Themen ohne Bezug zum Satzungszweck und bei der Unterstützung von Parteien.” FG Düsseldorf (Finanzgericht).
Der HSV begibt sich also auf sehr dünnes steuerrechtliches Eis. Ihm könnte bereits jetzt die Gemeinnützigkeit aberkannt werden. Hat der Verein keinen Steuerberater?”
Im Allgemeinen tendieren die Leserkommentare in die Richtung, die ein Leser wie folgt formuliert:
“Die sollen lieber die Spieler rausschmeißen. Und den Trainer (auch schon vor dem ersten Spiel). Das Management sowieso. Damit wäre dem Verein mehr gedient. Soll so eine Aktion von den traditionell katastrophalen sportlichen Leistungen und der Misswirtschaft ablenken? Nach dem Motto: Wir sind der politisch korrekteste Club — in der 2. Liga!”
Dem ist nichts hinzuzufügen.
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