By Olaf Kosinsky - Own work, CC BY-SA 3.0, Link

Das christ­liche Pseu­do­be­kenntnis im Kampf gegen AfD und PEGIDA

Wer braucht eigentlich noch die CDU? Auf dem Weg zu einer neuen Iden­tität ent­deckt die Partei die Religion als Heilsweg. Unglück­li­cher­weise wirkt das Ganze wie aus der Feder einer Marketingagentur…
Kennen Sie Monika Grütters (CDU)? Kurz­zeitig wurde die Bun­des­tags­ab­ge­ordnete und Lan­des­vor­sit­zende der CDU Berlin als aus­sichts­reiche Kan­di­datin für einen Minis­ter­posten gehandelt, doch man hat anderes mit der Kul­tur­po­li­ti­kerin vor. Einem grö­ßeren Publikum wurde Grütters in der Maisch­berger-Sendung vom 21.2.2017 bekannt, und der geneigte Zuschauer konnte sich in Aus­sehen, Mimik und Habitus an eine leib­liche Ver­wandte von Angela Merkel erinnert fühlen. Dies scheint nicht unbe­dingt ganz rein zufällig zu sein, denn die 56jährige scheint für die CDU eine Art Sys­tem­re­levanz zu besitzen: sie ist wei­terhin Mit­glied im Prä­sidium des CDU-Bun­des­vor­stands und wei­terhin Kul­tur­staats­mi­nis­terin im Bun­destag. Nicht schlecht, oder?
Bereits in der ange­spro­chenen Ausgabe von Maisch­berger pflichtete aus­ge­rechnet diese Monika Grütters einem Zitat von Armin Laschet (CDU) bei, in dem er den Mar­kenkern der CDU als nicht kon­ser­vativ bezeichnete. Vielmehr sei das das Bekenntnis zu einem „christ­lichen Men­schenbild“. Auch dem stimmte Grütters fast fre­ne­tisch zu. Ein so belie­biges Schlagwort ist natürlich viel prak­ti­scher als der ziemlich gut zu defi­nie­rende Kon­ser­va­tismus. So ganz genau nimmt es Monika Grütters dann aber anscheinend per­sönlich nicht mit dem christ­lichen Men­schenbild, denn die CDU-Frau ist mit ihren 56 Jahren ebenso ledig wie der CDU-Schönling Peter Alt­maier. Stichwort: Verantwortungsethik?
Aber Schwamm drüber, könnte man meinen. Doch Monika Grütters scheint eine zen­trale Aufgabe beim neuen Branding der CDU zu haben. So trat sie am 23.2.2018 in der Ham­burger Petri­kirche auf und setzte sich für ein Bekenntnis von Poli­tikern zum Chris­tentum ein. Das hört sich im ersten Moment gut an, wenn Grütters nicht von der CDU wäre und ihre Idee vom Chris­tentum wahr­scheinlich deckungs­gleich mit den Wahn­vor­stel­lungen eines Kar­dinal Woelki und eines Lan­des­bi­schof Bedford-Strohm sind. Erwäh­nenswert ist in diesem Zusam­menhang sicherlich auch, dass Monika Grütters Mit­glied im „Zen­tralrat der Katho­liken“ ist, wenn viele Men­schen in Deutschland auch noch nie von dieser Insti­tution gehört haben dürften…
Doch man muss gar nicht lange nach­denken, worum es der CDU bei diesem omi­nösen Bekenntnis zum christ­lichen Men­schenbild geht, denn Grütters lässt die Katze noch in der Petri­kirche aus dem Sack:
„Wo sie (die Religion A.d.V.) aber aus dem öffent­lichen Leben ver­schwindet, ertönt das Kla­gelied vom Untergang des Abendlandes.“
Da haben wir also die Stra­tegie: Die CDU will mit einer pla­ka­tiven Rückkehr zum Chris­tentum den bösen Rechts­po­pu­listen das Wasser abgraben! Prak­ti­scher­weise stützt sich die nach links gerückte CDU dabei auf die eben­falls hart nach links gerückten Amts­kirchen, deren Kir­chen­fürsten natürlich für eine unbe­schränkte Mas­sen­mi­gration ein­traten. Zusätzlich distan­ziert man sich erneut vom läs­tigen Kon­ser­va­tismus, der ja den Erhalt des Erhal­tens­werten beinhaltet.
Ob das neue, bewusst „christ­liche“ Branding der CDU auf­gehen wird? Gibt es über­haupt noch ein zah­len­mäßig erwäh­nens­wertes Kli­entel, das sich über­haupt noch für die linken Politik der Kir­chen­fürsten erwärmen kann?
Wir dürfen uns über­ra­schen lassen! Dennoch liefert die CDU hier gleich­zeitig eine Gegen­stra­tegie auf dem Sil­ber­ta­blett, quasi frei Haus: Was wäre denn, wenn nun z.B. erz­ka­tho­lische Grup­pie­rungen diese Steil­vorlage nutzen und diese PR als ver­lo­genen Mum­men­schanz ent­larven würden? Man sollte sich hier nicht täu­schen, denn der Kern des Chris­tentums ist kei­nes­falls die bunte Gut­men­schenshow, zu dem sie von Woelki & Co. gemacht wird. Denn wie war das nochmal mit Jesus und den Händlern, die aus dem Tempel eine „Räu­ber­höhle“ gemacht hatten? Ja, genau: Er hat sie rausgeschmissen!