Bild Soros von IMF Staff Photographer/Michael Spilotro - flickr.com - CC BY-NC-ND 2.0

Netanjahu wirft Soros vor hinter Pro­testen gegen Flücht­lings­po­litik in Israel zu stecken

Israels Pre­mier­mi­nister Ben­jamin Netanjahu beschuldigt den Investor George Soros, hinter den Pro­testen gegen die Abschiebung von Flücht­lingen zu stehen. Rechte Poli­tiker ver­teilen unter­dessen Ein­la­dungen an die Ein­wan­derer, sich bei Libe­ralen einzuquartieren.
Israels Pre­mier­mi­nister Ben­jamin Netanjahu hat den US-ame­ri­ka­ni­schen Mil­li­ardär und Phil­an­thropen George Soros für eine Welle an Pro­testen gegen Pläne der Regierung ver­ant­wortlich gemacht, illegale Ein­wan­derer aus Afrika des Landes zu ver­weisen. Dies berichtet das Nach­rich­ten­portal Arutz Sheva.
Die so genannten Infil­tranten sollen, wenn es nach Netan­jahus Kabinett geht, nach Ruanda und Uganda gebracht werden. Männ­liche, unver­hei­ratete und arbeits­su­chende Ein­wan­de­rungs­willige sollen bis Ende März die Option ein­ge­räumt bekommen, Israel frei­willig zu verlassen.
Machen sie von dieser Gebrauch, würden die Behörden sie mit einem Flug­ticket und einer Start­hilfe in Höhe von umge­rechnet 2.900 Euro aus­statten. Ver­weigern sie hin­gegen die Aus­reise, droht ihnen Arrest. Aner­kannte Flücht­linge und Männer mit Familie sind von der Maß­nahme nicht betroffen.
Netan­jahus Erklärung kam im Anschluss an ein Treffen mit Ministern seines Likud-Blocks, nachdem Wis­sen­schafts­mi­nister Ofir Akunis betont hatte, dass lokale Flücht­lings­hilfs­or­ga­ni­sa­tionen, die in füh­render Funktion die Pro­teste mit­tragen, durch aus­län­dische Regie­rungen und NGOs finan­ziert werden.
“Auch George Soros bezahlt die Pro­teste”, erklärte Netanjahu dem Sender Kanal 10 zufolge während des Treffens. In diesem Zusam­menhang, so die Leaks, auf die sich der Sender beruft, habe Netanjahu erklärt, dass der frühere US-Prä­sident Barack Obama “zwei Mil­lionen Infil­tranten aus­ge­wiesen hat, und keiner hat was gesagt.”
Meretz: “Netanjahu iden­ti­fi­ziert sich mit anti­se­mi­ti­scher Orban-Kampagne”
Die Abge­ordnete der links­so­zia­lis­ti­schen Partei Meretz, Tamar Zan­dberg, warf Netanjahu dar­aufhin vor, sich mit der Kam­pagne des unga­ri­schen Pre­mier­mi­nisters Viktor Orban gegen Soros zu iden­ti­fi­zieren. Orban hatte den links­li­be­ralen Mäzen als “Staats­feind” titu­liert und dies damit begründet, dass dieser unkon­trol­lierte Mas­sen­ein­wan­derung unterstütze.
Zan­dberg rückte Netanjahu in diesem Zusam­menhang gar in die Nähe des Antisemitismus:
“Die Ent­scheidung des Pre­mier­mi­nisters, die Hitze auf George Soros zu lenken, sollte uns allen Sorgen bereiten. […] Über das letzte Jahr hinweg gab es in Ungarn eine anti­se­mi­tische Kam­pagne, die auch das Außen­mi­nis­terium kri­ti­siert hat und die unter allen unga­ri­schen Juden Furcht erzeugte. Netan­jahus Ent­scheidung, die anti­se­mi­tische Kam­pagne wie­der­zu­be­leben und sich selbst damit zu ver­binden, zeigt eine Kon­ti­nuität der gefähr­lichen Ver­bin­dungen des Likud mit rechts­extremen Par­teien in Europa.”
Orban hatte der Asso­ciated Press zufolge im Vorjahr gesagt, die Führer der Euro­päi­schen Union und George Soros, der zu füh­renden Poli­tikern in Brüssel enge Kon­takte pflegen soll, würden ein “neues, ver­mischtes, isla­mi­siertes Europa” anstreben.
In einer Rede, die das staat­liche unga­rische Fern­sehen über­tragen hatte, wie­der­holte Orban seine Vor­würfe an die EU-Führung, diese würde die Rechte der Mit­glieds­staaten beschneiden und ver­suchen, poli­tische Ziele wie die ver­stärkte Ein­wan­derung durch­zu­setzen, die von den meisten Euro­päern abge­lehnt würden.
Ungarn hat sich bereits 2015 einer Grenz­öff­nungs­po­litik für Flücht­linge ver­weigert und stellt sich nach wie vor gegen Brüssels Pläne quer, die nach Europa gelangten Ein­wan­de­rungs­wil­ligen auf alle Mit­glieds­staaten zu verteilen.
Netanjahu: “Soros dif­fa­miert den jüdi­schen Staat”
Pre­mier­mi­nister Ben­jamin Netanjahu hatte bereits im Sommer des Vor­jahres Kritik seines Bot­schafters an einer unga­ri­schen Pla­kat­kam­pagne gegen den Wohl­täter zurück­ge­wiesen und über Soros erklärt, dieser “unter­mi­niert beständig Israels demo­kra­tisch gewählte Regie­rungen”, indem er Orga­ni­sa­tionen finan­ziere, die “den jüdi­schen Staat dif­fa­mieren und bestrebt sind, ihm das Recht abzu­sprechen, sich selbst zu ver­tei­digen”.
Seit 2008 fließen finan­zielle Mittel aus den Beständen der Open Society Foun­dation an links­ge­richtete israe­lische Orga­ni­sa­tionen wie J Street, B’Tselem und Breaking the Silence, die unter anderem angeb­liche Men­schen­rechts­ver­let­zungen israe­li­scher Sol­daten in von den Paläs­ti­nen­ser­or­ga­ni­sa­tionen bean­spruchten Gebieten anprangern. Kri­tiker werfen den Orga­ni­sa­tionen vor, unzu­rei­chend zu recher­chieren und paläs­ti­nen­sische Pro­pa­ganda unhin­ter­fragt zu reproduzieren.
Auf eine gänzlich andere Weise wie­derum nähern sich die beiden rechts­na­tio­na­lis­ti­schen israe­li­schen Poli­tiker MK Dr. Michael Ben-Ari und Baruch Marzel der Ein­wan­de­rungs­pro­ble­matik. Vor einer Woche ver­teilten beide, wie Arutz Sheva berichtete, im Süden von Tel Aviv-Jaffa in Tig­rinya, der Mut­ter­sprache der meisten Bewohner Äthio­piens und Eri­treas, ver­fasste Flug­blätter an mut­maß­liche illegale Ein­wan­derer aus diesen Ländern.
Rechts­na­tionale: “Kos­tenlose Bleibe mit Familienanschluss”
Auf den Flug­blättern waren Adressen und Tele­fon­nummern von Mit­glieder diverser Flücht­lings­in­itia­tiven sowie von Abge­ord­neten der Meretz-Partei ver­zeichnet, ver­bunden mit dem Rat­schlag, diese per­sönlich auf­zu­suchen und deren “Gast­freund­schaft” in Anspruch zu nehmen.
“Das ist die Adresse, wo ihr hin­müsst”, sprach Marzel die mut­maß­lichen Ein­wan­de­rungs­wil­ligen an. “Ein sehr schöner Platz zu leben, ein hüb­sches Haus. Kos­ten­loses Essen, und auch sonst ist alles kos­tenlos, ihr könnt dort alles machen. Frau Sil­verman [Reform­rab­bi­nerin Susan Sil­verman; Schwester der Schau­spie­lerin Sarah Sil­verman] und der Par­la­ments­ab­ge­ordnete Ilan Gilon in Aschdod – sie sind bereit, euch auf­zu­nehmen, ihr könnt dort umsonst in einem sehr schönen Heim mit Fami­li­en­an­schluss leben, ihr könnt jederzeit hin und dort leben, und bringt am besten noch eure Freunde mit.”
 
Quelle: RT-Deutsch