Die Causa Suhrkamp: Das Auto­ren­opfer auf dem Altar der Einheitsmeinung

Es gehört zu den Grund­prin­zipien auto­ri­tärer Systeme, miss­liebige Per­sonen mundtot zu machen. Dies geschieht auf meh­reren Wegen und wie­derholt sich seit Men­schen­ge­denken auf immer die­selbe Weise. Doch während hier­zu­lande im ver­gan­genen Jahr­hundert sowohl das natio­nal­so­zia­lis­tische, als auch das kom­mu­nis­tische Unrechts­regime für alle als Dik­tatur erkennbar waren, spielt sich die Ver­folgung heute zumeist sub­tiler ab und erscheint dem Unbe­darften nicht mehr sofort als staatlich orga­ni­siert. Sie ist es gleichwohl, wie die regel­mäßige Ächtung nicht­kon­former Wort­mel­dungen durch Regie­rungs­mit­glieder zeigt. Mussten Vor­läu­fer­regime dabei noch einen gewal­tigen Aufwand betreiben, um ihre Ideo­logien auch in die hin­tersten Winkel der Gesell­schaft zu tragen, haben es die heu­tigen Frei­heits­feinde ungleich leichter. Über die Online-Redak­tionen der Zei­tungs­verlage, eigene staat­liche Inter­net­auf­tritte und den öffentlich-recht­lichen Rundfunk wird innerhalb kür­zester Zeit sicher­ge­stellt, dass unisono ver­kündete Bot­schaften jeden Bürger erreichen. Ein per­fides Zusam­men­wirken von Medien und Politik stellt dabei sicher, dass die Indok­tri­nie­rungs­ma­schine rund um die Uhr läuft, um staatlich gewünschte Ansichten zu ver­ankern und kri­tische Geister ein­zu­schüchtern. Die poli­tisch Ver­ant­wort­lichen machen sich aller­dings kaum noch selbst die Finger schmutzig. Die häss­liche Drecks­arbeit über­lassen sie grünen und linken Orga­ni­sa­tionen, die sie jährlich mit drei­stel­ligen Mil­lio­nen­be­trägen aus Steu­er­geldern finanzieren.

Die Frei­heits­feinde sitzen in Redak­tionen und Ver­lagen ebenso wie in grün-feu­dalen Vor­ort­villen und links­al­ter­na­tiven Szenebarracken

Die auto­ri­tären Systeme von heute kommen im trü­ge­ri­schen Gewand des demo­kra­ti­schen Rechts­staats daher, in dem Abweichlern zwar weder Zuchthaus noch Folter drohen, der es jedoch staatlich gewollt zulässt, dass into­le­rante Frei­heits­feinde die Demo­kratie miss­brauchen, um Anders­den­kende zu ächten, zu dif­fa­mieren und aus­zu­grenzen. Das Netz­werk­durch­set­zungs­gesetz ist das offen­sicht­lichste Kon­strukt der modernen Auto­ri­tären, die sich auf eine Heer­schar von Hel­fers­helfern stützen können. Diese sitzen in Medi­en­re­dak­tionen und Buch­ver­lagen ebenso wie in grün-feu­dalen Vor­ort­villen und links­al­ter­na­tiven Sze­ne­bar­racken. Bei manchem dürfte die Ver­bit­terung über die eigene Per­spek­tiv­lo­sigkeit hinter der Kom­pli­zen­schaft mit dem staatlich geför­derten Denun­zi­an­tentum stecken, in aller Regel aber vor allem ein Höchstmaß an ideo­lo­gi­scher Ver­blendung und Into­leranz. Und während die ver­krachten Exis­tenzen des linken Spek­trums einfach nur den Frust über ihr Scheitern abre­agieren, sind es die beruflich tätigen Denun­zi­anten, die so gefährlich für die Gesell­schaft sind, weil sie Auto­rität und Reich­weite genießen. Jetzt hat der Suhrkamp-Verlag diese “Macht­po­sition” miss­braucht und einen seiner renom­mier­testen Autoren auf dem Altar der Ein­heits­meinung geopfert. Getroffen hat es Uwe Tellkamp, hoch­de­ko­riert und noch vor wenigen Jahren von Politik und Medien begeistert gefeiert. Der 49-Jährige Dresdner hatte sich unlängst im Rahmen einer Podi­ums­dis­kussion kri­tisch zur Migra­ti­ons­po­litik der Bun­des­re­gierung und zur polit-medialen Hexenjagd auf Anders­den­kende geäußert.

Uwe Tellkamp wusste, was ihn erwarten würde – wie die Regime­kri­tiker in der DDR oder die Bür­ger­rechtler im Nationalsozialismus

Suhrkamp reagierte umgehend. Per Twitter-Meldung distan­zierte man sich von seinem Best­sel­ler­autor. Dabei hatte dieser weder irgend­je­manden beleidigt, noch etwas auch nur annä­hernd Extre­mis­ti­sches von sich gegeben. Vielmehr hatte er in der zwei­stün­digen Dis­kussion vor mehr als 700 Zuschauern im Dresdner Kul­tur­palast auf die Aus­he­belung der Gewal­ten­teilung, die Dop­pel­zün­gigkeit der Medien, die Motive der Zuwan­derer und deren Ver­klärung als “Flücht­linge” sowie auf den Islam als “impor­tierte Politik” hin­ge­wiesen, deren gesell­schafts­ver­än­dernde Mecha­nismen ihm Sorge berei­teten. Das genügte dem Verlag, um sich von einem Buch­preis­ge­winner abzu­wenden. Tellkamp, der “Mei­nungs­freiheit ohne Furcht” ein­for­derte, schien sich schon während der Podi­ums­dis­kussion im Klaren darüber zu sein, was ihn anschließend erwarten würde, so wie die Regime­kri­tiker in der DDR oder die Bür­ger­rechtler im Natio­nal­so­zia­lismus wussten, welch fatale Kon­se­quenzen ihre Äuße­rungen für sie haben würden. Heute wird niemand mehr von Geheim­po­li­zisten abgeholt und ver­schleppt. Doch die Zer­störung beruf­licher Exis­tenzen und die öffent­liche Ächtung wiegen nicht minder schwer. Vor allem erfüllen sie den­selben Zweck. Suhrkamp hat ein wei­teres unrüm­liches Kapitel in der Hexenjagd gegen Mei­nungs­ab­weichler auf­ge­schlagen. Beschämend ist dabei, dass sich die mediale Kom­men­tierung vielfach darauf beschränkt in dem Angriff auf die Mei­nungs­freiheit die Gefahr der Stärkung Rechter zu sehen. Es scheint, als haben die Gesin­nungs­täter in den Redak­tionen trotz aller gegen­tei­ligen Beteuerung nichts dazugelernt.
 

 
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