Zwei Drittel der Top-15 sind Selfmade-Unternehmer

„Die Super­reichen haben fast alle ihr Geld geerbt“, „heute ist es viel schwie­riger als früher, aus eigener Kraft reich zu werden“: Beide Aus­sagen sind falsch, wenn wir auf die aktuelle Liste der reichsten Men­schen der Welt schauen.
(Von Dr. Rainer Zitelmann)
Zehn der Top 15 auf der Forbes-Liste der reichsten Men­schen der Welt sind Selfmade-Unter­nehmer. Dar­unter sind allein sechs, die im Bereich Software und Internet reich geworden sind. Ihr unglaub­liches Ver­mögen ver­danken sie einer Kom­bi­nation guter Ideen und einem über­ra­genden Geschäftssinn.
An der Spitze steht Jeff Bezos, der 1964 in New Mexico geboren wurde. Sein Vater war Ange­stellter in einer Ölfirma, Jeff arbeitete auch zunächst als Ange­stellter, bis er die Idee hatte, Amazon zu gründen – und damit zum reichsten Mann der Welt wurde. Die Nummer zwei, Bill Gates, wurde 1955 geboren. Er war Sohn eines wohl­ha­benden Rechts­an­waltes, aber reich wurde er nicht durch Erb­schaft, sondern weil er recht­zeitig die Bedeutung des PCs und vor allem der Software erkannte und einen aus­ge­sprochen guten Geschäftssinn hatte. Auch er ist Selfmade-Unter­nehmer. Warren Buf­fetts ist der dritt­reichste Mensch der Weilt. Sein Vater war Broker und später Kon­gress­ab­ge­ord­neter, aber auch er wurde nicht als Erbe reich, sondern als genialer Investor, der seinen Anlegern enorme Ren­diten brachte – und damit auch selbst unglaublich ver­mögend wurde.
Einige der reichsten Männer der Welt hatten ver­mö­gende Väter, so wie Bernard Arnault oder die Koch-Brüder. Aber im Ver­gleich zu ihrem heu­tigen Ver­mögen wirkt das ihrer Eltern bescheiden. Auch sie ver­danken ihren Reichtum guten Ideen und Invest­ments. Lediglich zwei auf der Liste der Top-15 haben ihr Ver­mögen primär dem unter­neh­me­ri­schen Talent ihres Vaters zu ver­danken, nämlich Jim und S. Robson Walton, die Söhne des legen­dären Walmart-Gründers Sam Walton.
Die Väter der Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin waren ein Mathe­ma­tiker und ein Infor­matik-Pro­fessor. Wenn sie etwas „geerbt“ haben, dann kein Geld, sondern das mathe­ma­tische Talent ihrer Väter. Auch der Vater von Mark Zuckerberg war nicht reich, sondern Zahnarzt. Zuckerberg ver­dankt sein Ver­mögen einer genialen Idee – Facebook. Und Amancio Ortega hat sein unglaub­liches Ver­mögen von 78 Mil­lirden US-Dollar eben­falls nicht geerbt; er ist in beschei­denen Ver­hält­nissen als Sohn eines Bahn­an­ge­stellten auf­ge­wachsen und seine Laufbahn begann mit 14 Jahren als Hand­langer in einem Bekleidungsgeschäft.
Larry Ellison wurde als unehe­liches Kind geboren, schei­terte an der Uni und arbeitete als Ange­stellter, bis er dann die Software-Firma Oracle gründete, durch die er reich wurde. Bloom­bergs Vater arbeitete als Buch­halter in einer Mol­kerei, sein Sohn Michael war zunächst bei Salomon Brothers tätig. Er flog jedoch aus dem Unter­nehmen und mit der Abfindung baute er noch im selben Jahr die Finanz­daten-Agentur Bloomberg L.P. auf. Später erwei­terte er seine Firma um den Nach­rich­ten­dienst Bloomberg Tele­vision und bot nun auch Online-Handel, Fern­sehen und Radio an.
Natürlich spielen auch Erb­schaften eine Rolle, die Kinder der Waltons sind ein Beispiel.
Aber Erben können ihr Ver­mögen nur dann erhalten (oder gar aus­weiten), wenn sie selbst die erfor­der­lichen unter­neh­me­ri­schen Fähig­keiten mit­bringen, was meistens jedoch nicht der Fall ist. Arnott, Bern­stein und Wu haben nach­ge­wiesen, dass die meisten Ver­mögen der Super­reichen bald wieder dezi­miert werden. Sie fragen: „Where are the current hyper-wealthy des­cen­dants of past entre­pre­neurial dynasties – the Astors, Van­der­bilts, Car­negies, Rocke­fellers, Mellons, and Gettys? […] The ori­gi­nators of great wealth are one-in-a-million geniuses […] In con­trast, the des­cen­dants of the hyper-wealthy rarely have that same one-in-a-million genius […] Typi­cally, we find that des­cen­dants halve their inhe­rited wealth – relative to the growth of per capita GDP – every 20 years or less […] Today, the massive for­tunes of the 19th century are largely depleted and almost all of the for­tunes gene­rated just a half-century ago are also gone.“
Die Forbes-Liste der reichsten Men­schen der Welt
1. Jeff Bezos, Amazon, 112 Mrd. Dollar, Selfmade-Unternehmer
2. Bill Gates, Microsoft, 90 Mrd. Dollar, Selfmade-Unternehmer
3. Warren Buffett, Berkshire Hat­haway, 84 Mrd. Dollar, Selfmade-Unternehmer
4. Bernard Arnault, LVMH, 69 Mrd. Dollar
5. Mark Zuckerberg, Facebook, 71 Mrd. Dollar, Selfmade-Unternehmer
6. Amancio Ortega, Zara, 78 Mrd. Dollar, Selfmade-Unternehmer
7. Carlos Slim Helu, telecom, 67 Mrd. Dollar, Selfmade-Unternehmer
8. Charles Koch, Koch-Indus­tries 60 Mrd. Dollar.
9. David Koch, Koch-Indus­tries, 60 Mrd. Dollar.
10. Larry Ellison, Oracle, 58,5 Mrd. Dollar, Selfmade-Unternehmer
11. Michael Bloomberg, Bloomberg LP, 50 Mrd. Dollar, Selfmade-Unternehmer
12. Larry Page, Google, 48,8 Mrd. Dollar, Selfmade-Unternehmer
13. Sergey Brin, Google, 47,5 Mrd. Dollar, Selfmade-Unternehmer
14. Jim Walton, Walmart, 46,4 Mrd. Dollar, Erbe
15. S. Robson Walton, Walmart, 46,2 Mrd. Dollar, Erbe 

 


Dr. Rainer Zitelman für TheEuropean.de