Photo by opyh - flickr.com - CC BY 2.0

Ein Arzt warnt alle Pati­enten: Ber­telsmann, Arvato und die Gesundheitskarte

Liebe Leser, ich habe mich als Arzt dazu ent­schlossen, meinen War­te­zim­mer­flyer für die Kolleg(inn)en in der Pra­xis­nie­der­lassung nicht nur bei der Ärz­te­schaft, sonder auch hier zu ver­öf­fent­lichen. Es drohen den Pati­enten erheb­liche Gefahren aus der Gesund­heits­po­litik, ins­be­sondere durch die Insti­tu­tionen, die die Ein­führung der TI (Tele­matic Infra­struktur – sprich elek­tro­nische Gesund­heits­karte – eCard – und elek­tro­ni­sches Gesund­heits­system ‑eHealth) pro­pa­gieren: Gesund­heits­mi­nis­terium, Ärz­te­kammer und Kas­sen­ärzt­liche Ver­ei­nigung. Leider gibt es noch zu viele Pati­enten, die hin­sichtlich des Transfers ihrer Daten nicht auf­ge­klärt sind und das eHealth-Pro­gramm für gut befinden. Aber lesen Sie selbst:
Liebe Pati­en­tinnen und Patienten,
die Regie­rungs­ko­alition steht, eine gute Gesund­heits­po­litik noch lange nicht. Wir, Sie und die Ärz­te­schaft, werden mit wach­samen Augen ver­folgen müssen, wie der neue Gesund­heits­mi­nister, Jens Spahn, sich auf­stellen wird.
Hier einige wichtige Fakten, die wir Ihnen zur Kenntnis geben wollen:
1. Die elek­tro­nische Gesundheitskarte:
Sie soll ihre Gesund­heits­daten spei­chern, angeblich zu Ihrer eigenen Sicherheit. Fakt jedoch ist, dass diese Karte mit Ihren Daten kei­nes­falls sicher ist! Zum einen: Wenn Regie­rungs­netz­werke gehackt werden können, wird es immer Mittel und Wege geben, auch Ihre Daten zu entschlüsseln. Zum anderen steckt hinter der Gesund­heits­karte der Medi­en­mogul BER­TELSMANN mit seiner Fir­men­tochter ARVATO, die die Karte und nahezu das gesamte Com­pu­ter­pro­gramm mit Hard- und Software ent­wi­ckelt hat. Wir wissen, dass BER­TELSMANN, mit­be­teiligt u.a. an zahl­reichen Gesund­heits­ein­rich­tungen, an Ihren Daten inter­es­siert und in der Lage ist, diese auf der Daten­au­tobahn von uns bis zu Ihrer Kran­ken­kasse abzu­greifen. Somit ist es dem Medi­en­mogul möglich, Geschäfte mit Ihren Dia­gnosen hinter Ihrem Rücken abzu­wi­ckeln und das Gesund­heits­system, so wie Sie es bisher kennen, in übler Weise zu Ihren Lasten zu ver­ändern oder gar abzu­schaffen. Ihren Hausarzt wird es dann bald nicht mehr geben, und die Wege zu BER­TELSMANN-nahen Gesund­heits­ein­rich­tungen werden ebenso lang sein, wie die War­te­schlangen vor einem MVZ (med. Ver­sor­gungs­zentrum) oder einer Klinik. Und es ist wie­derum BER­TELSMANN, der über die BER­TELSMANN-STIFTUNG Anfang der 2009 eine Studie in Auftrag gab, die die Mög­lich­keiten und den Zeit­rahmen zu erfor­schen hatte, wie schnell Kas­sen­arzt­praxen ver­nichtet und die letzte freie Arzt­praxis die Türen für immer schließen werden können. Es wird schon seit Jahren ver­sucht, uns mürbe zu machen und zum Auf­geben zu zwingen. Wenn man da nicht hell­hörig wird….
2. Die Bürgerversicherung:
Die Regierung, allen voran die SPD, will Ihnen weis­machen, dass es eine Zwei-Klassen-Medizin gibt, in der der Pri­vat­pa­tient eine bessere Behandlung erfährt, als der Kas­sen­pa­tient. Das ist eine böse Unter­stellung und ent­spricht kei­nes­falls der Wahrheit. Ein Arzt würde sich in so einem Falle ver­mutlich recht schnell strafbar machen. Auch die Parole „Der Pri­vat­pa­tient bekommt schneller Arzt­termine, weil der Doktor daran besser ver­dient“ ist ein Märchen der ganz üblen Sorte. Fakt ist, dass gerade zum Quar­talsende bei uns die Bud­ge­tierung greift, was bedeutet, dass viele Termine und Behand­lungen zu dieser Zeit schlicht nicht mehr bezahlt werden und sie uns lediglich Mehr­kosten bereiten; oft müssen Kas­sen­ärzte dadurch die Behandlung einiger Pati­enten sogar aus eigener Tasche bezahlen, was Ihnen unter dem Begriff „Regress-For­derung“ sicher teil­weise bekannt ist. Diese Bud­ge­tierung trifft für Pri­vat­pa­ti­enten nicht zu.
Gret­chen­frage: Wenn Sie als Arzt die Wahl hätten, ent­weder einen Pati­enten auf Ihre eigenen Kosten zu behandeln bzw. zu dia­gnos­ti­zieren, oder die ent­spre­chenden Gesundheitsleistungen
einem Pati­enten zugu­te­kommen zu lassen, der für diese Leis­tungen bezahlt, wie würden Sie sich ent­scheiden? Oft ist es so, dass die Kasseneinkünfte des Arztes gerade mal für den Unterhalt der Praxen aus­reichen. Und es sind die Einkünfte durch Pri­vat­pa­ti­enten, an denen der Arzt selbst für sich verdient.
3. Bitte lassen Sie sich durch Berichte über Mil­li­ar­den­summen, die den Kas­sen­ärzten angeblich zur Verfügung gestellt werden, nicht täu­schen: Zieht man von diesen Geldern all die Kosten ab, die an Insti­tu­tionen wie der Kas­sen­ärzt­lichen Ver­ei­nigung hängen bleiben und teilt dann durch die Anzahl der nie­der­ge­las­senen Ärzte, so sind es nur wenige Euro, die tat­sächlich beim Arzt direkt ankommen.
Bei Fragen zu diesem Text stehe ich gerne Rede und Antwort über das Diskussionsforum.
Dr. Lothar Löser
 

Span­nende Bücher zu diesem Thema finden Sie in unserem Shop unter der Kate­gorie “Phar­ma­kritik”!