Die Linken bezeichnen die Rechten gern als Reaktionäre. Doch das ist zu Ende gedacht sachlich falsch, weil in Wirklichkeit die Reaktionäre auf der linken Seite des politischen Spektrums zu Hause sind. Linke reagieren nur, sie agieren nicht. Warum das so ist, kann man leicht erklären und beweisen: Alles, was “Rechts” ist, war immer schon da. Und alles, was links ist, entwickelte sich lediglich als Reaktion auf das Rechte. Um das im Grundsatz zu verstehen, müssen wir einen Schritt zurücktreten und uns die Entwicklungsgeschichte im Ganzen ansehen.
Die Evolution ist rechts
Die gesamte belebte Natur und die Evolution fußen auf rechten Grundprinzipien: Darwins “Survival of the fittest” bedeutet nichts anderes, als dass in der Natur nur derjenige bestehen kann, der sich am besten an die gegebenen Bedingungen anpasst und die Stärke besitzt, selbstständig zu überleben. Das Leistungsprinzip beherrscht alles. Und alles, was die Natur je an Beständigem hervorgebracht hat, musste besser, stärker und passender sein als das, was sich jeweils neu entwickelt hat oder es ging unter.
Der Starke muss siegen und kooperieren
Es zählt in der Natur stets und überall die Dominanz und freilich auch die Kooperationsfähigkeit. Diese Kombination garantiert den nachhaltigen Erfolg einer jeden langfristig überlebenden Art und auch jeder Kultur (davon später). Bei praktisch allen höheren Arten gibt es klare Hierarchien und Strukturierungen — auch hier regieren also rechte Konzepte. Wir finden überall Alpha-Tiere und rangniedrige Rudel- oder Herdenangehörige.
Die heute beim Menschen besonders von den Linken geforderte “Gleichheit” ist unter sämtlichen anderen höheren Lebewesen nicht anzutreffen, denn sie ist im natürlichen Lebensprinzip gar nicht enthalten. Sie war auch bei uns Menschen die längste Zeit unserer Geschichte kein spezieller Wert, der eine besondere Beachtung oder gar eine kulturelle Bedeutung erfahren hätte.
Keine Kultur ohne Natur
Damit sind wir auch schon beim nächsten Stichwort angelangt: Bei der Kultur. Die Natur als rein biologisch angelegte Maschinerie kennt keine Kultur. Die Kultur selbst braucht aber die Natur als Vehikel und es ist trivial, festzustellen, dass unbelebte Materie keine Kultur haben kann. Jede Kultur, die blühen und überleben will, muss daher auf die fundamentalen Grundsätze der Evolution und der Natur zurückgreifen. Und diese Grundsätze sind eben schlicht und einfach rechts.
Wenn sich bestimmte Kulturen gänzlich vom natürlichen und menschlichen Fundament entheben und neue, moderne Konzepte entwerfen, die sich über die Natur hinwegsetzen wollen, dann mag das vielleicht in spitzfindigen linksintellektuellen Traktaten den Leser anziehen, diese Konzepte können aber in der Realität nicht wirksam und sinnvoll umgesetzt werden. Beispiele für diese letztlich selbstzerstörerischen Ideen kennen wir genug: Seit der Französischen Revolution wurde und wird in vielen Ländern der Welt versucht, die linke Ideologie zur Herrschaft zu bringen. Sowohl die Versuche wie deren Ende waren immer schmerzhaft, opferreich und oft blutig. Der Hauptgrund für das chronische linke Scheitern ist: Die Gleichheitsphilosophie widerspricht in nuce allen Prinzipien der gesamten Natur.
Warum sind dann rechte Bewegungen heute so verfemt oder so schwach?
Die Rechten haben sich durch die Instrumentalisierung der Katastrophe des Dritten Reichs ins Bockshorn jagen lassen, weil die geschickte linke Rhetorik jahrein, jahraus behauptet hat, die Nazis wären Rechte gewesen. Dass das so nicht stimmt und dass die braunen Horden in vielen Belangen einfach verkappte Linke waren, haben zahlreiche Ökonomen und Historiker längst nachgewiesen. Unter diesen Wissenschaftlern sind so große österreichische Namen wie Nobelpreisträger Friedrich August von Hayek, der weltberühmte Nationalökonom Ludwig von Mises und natürlich namhafte deutsche Forscher wie Joachim C. Fest, Götz Aly oder Friedrich Meinecke.
Weil die Linken ja nicht dumm sind und mittlerweile längst begriffen haben, dass man nur mit höheren Werten reüssieren kann, haben sie sich philosophische Ersatzreligionen zurechtgelegt. Zuletzt wurde von diesen als altruistische und humanistische Denke daherkommenden Ersatzreligionen jener “Hypermoralismus” ins Leben gerufen, der uns täglich aus den Mainstreammedien und den Statements linker Politiker entgegentrieft und der zur Entstehung einer quasi-kirchlichen linken Community geführt hat. Der vielzitierte Gutmensch ist dort der brave Kirchgänger.
Zugute kam den Linken dabei, dass die Rechten nicht nur vielfach schon lange den Mut verloren haben, sich zu ihren natürlichen rechten Haltungen zu bekennen, sondern auch, dass die Säkularisierung breite Breschen in die Weltanschauungen rechts der Mitte geschossen hat. Dort hat man aufgrund des eigenen Religions-Verlustes andauernd ein schlechtes Gewissen und nicht die Cojones, sich wenigstens als Kulturchrist zu bekennen oder sonstwie zu formulieren, dass man den im Grunde armseligen säkularen linken Materialismus, der ohne Metaphysik auszukommen scheint und nur selbstreferenzielle Begründungen für seine Existenz findet, in die Schranken zu weisen.
Die intellektuelle Redlichkeit fehlt
Dabei könnte, wenn man die Situation ernst nähme und sich die politischen Gegenspieler zur intellektuellen Debatten-Redlichkeit durchrängen, eine so dringend notwendige aktuelle Standortbestimmung zur Bewältigung der heissen Fragen gelingen. Dazu muss man nur zugeben: Das Leben ist zwar grundsätzlich rechts, aber “Rechts” braucht “Links” zwecks Korrektur seiner systemimmanenten möglichen Auswüchse. Und “Links” braucht “Rechts” zur Begründung der eigenen Existenz überhaupt. Anders gesagt: Aktion und Reaktion müssen neu bewertet und dann für die Produktion neuer politischer Herangehensweisen verwendet werden.
Dr. Marcus Franz ist Mediziner und Mitglied zum österreichischen Nationalrat — www.thedailyfranz.at