Keine Burkas und Schleier in Schulen und Kitas!

In Sachen Zuwan­derung, Inte­gration, Par­al­lel­ge­sell­schaften und Kopf­tuch­verbot bleibt der Bun­des­kanzler Sebastian Kurz auf eisernem Kurs. Diesmal im Kanz­ler­visier das Kopf­tuch­verbot für Kinder. Die Bun­des­re­gierung Öster­reichs plant ein Kopf­tuch­verbot in Kin­der­gärten und Grund­schulen. „Eine Ver­schleierung von Klein­kindern ist defi­nitiv nichts, was in unserem Land Platz haben sollte”.
Von den einen geliebt, von den anderen gehasst. Sebastian Kurz pro­vo­ziert und pola­ri­siert. Unter Deutsch­lands linken Intel­lek­tu­ellen und ihrer Will­kom­mens­kultur ist er nicht nur der Pro­vo­kateur schlechthin, sondern einer, dem man neidvoll weder Amt noch Ein­fluss gönnt. Kurz ist drahtig, sportlich – gepaart mit einer soliden Eleganz. Schon rein optisch unter­scheidet er sich wohl­tuend vom bun­des­deut­schen Berufs­po­li­tiker samt pro­tes­tan­tisch fins­terem Arbeits­ethos und mora­li­scher-mora­lin­saurer Ver­klemmtheit. Kurz ist – trotz gran­diosem Kar­rie­re­auf­stieg – einer aus dem Volk geblieben, einer aus den ärmeren Stadt­be­zirken Wiens samt Dau­er­ar­beits­losen, Depri­mierten und Abge­hängten. Sie hat er im Auge und ihre Wünsche und Ängste gou­tiert er – gerade in Zeiten wo eine zweite gewaltige Flücht­lings­welle aus dem Mit­telmeer mit wogender Brandung auf Europa zu rauscht. Kurz ist ein Bewahrer, kein Zerstörer.
Kurz rettete Bun­des­kanz­lerin das Amt
Während in Deutschland lange darüber palavert wurde, wie man den Flücht­lings­strom über den Balkan abebben lassen könnte, war es wie­derum Kurz, der die Grenzen Öster­reichs „Kurz“erhand schloss und damit West­europa eine Atem­pause im Flücht­lings­strom ver­gönnte. Angela Merkel und der damalige Bun­des­kanzler Faymann waren schlichtweg über­fordert und die Blitz­aktion des dama­ligen Außen­mi­nisters galt als offener Affront gegen Merkels Politik der offenen Tore. Seitdem wünscht man sich den Rebellen aus Wien lieber in der Ost­mon­golei oder im fins­tersten Sibirien. Angela Merkel jeden­falls hat der Youngster im Hand­streich damit außen­po­li­tisch auf lange Sicht besiegt und der Kanz­lerin letzt­endlich das Amt gerettet.
Boris Palmer – Kurz ist kein Schmuddelkind
Einzige Aus­nahme im Flä­chen­konzert der Kurz­kri­tiker ist der Tübinger Ober­bür­ger­meister Boris Palmer, der geradezu mit einer Charme­of­fensive nach seinem Besuch in Wien seine Par­tei­freunde in Ver­le­genheit brachte. „Ich halte die in Deutschland und gerade im grünen Milieu weit ver­breitete Haltung, der öster­rei­chische Kanzler sei ein Schmud­delkind, für unre­flek­tiert und vorurteilsbeladen.“
In den eigenen Reihen selbst ange­zählt, ein unlieb­samer Weg­be­glei­teter und Stö­ren­fried, der sich dem poli­ti­schen Main­stream der Grünen in Sachen Flücht­lings­po­litik ver­weigert, sieht Palmer in Kurz einen Ver­bün­deten. So wertete der grüne Ober­bür­ger­meister die Wahlen in Öster­reich und den Sieg der Kon­ser­va­tiven als ein klares Votum gegen die Politik der unbe­grenzten Zuwanderung.
Neuer Vorstoß – Kopf­tuch­verbot für Kinder
In Sachen Zuwan­derung, Inte­gration, Par­al­lel­ge­sell­schaften und Kopf­tuch­verbot bleibt Kurz, der cha­ris­ma­tische Poli­tiker aus dem Wiener Arbei­ter­milieu Meidling, auf eisernem Kurs. Diesmal im Kanz­ler­visier das Kopf­tuch­verbot für Kinder, denn dies sei „ein zuneh­mendes Phä­nomen“. „Wir hatten das vor einigen Jahr­zehnten in Öster­reich nicht.“ Seit einem halben Jahr herrscht in Öster­reich – anders als in Deutschland – ein gene­relles Gesichts­ver­hül­lungs­verbot mit Bußgeld. Doch das reicht Wien noch nicht. Die neue Bun­des­re­gierung Öster­reichs plant nun ein Kopf­tuch­verbot in Kin­der­gärten und Grund­schulen. „Eine Ver­schleierung von Klein­kindern ist defi­nitiv nichts, was in unserem Land Platz haben sollte“, so Kurz. „Dazu gehört auch, dass es zu keiner Dis­kri­mi­nierung in jungen Jahren“ kommen soll. Chan­cen­gleichheit gilt für den liberal-kon­ser­va­tiven Poli­tiker wie einst für John Rawls’ „Schleier des Nicht­wissens“ als Grund­pfeiler einer offenen Gesell­schaft. Die Ver­schleierung im Jugend­alter kul­ti­viere hin­gegen das blanke Gegenteil, fördere Iso­lation und Par­al­lel­ge­sell­schaften, die die Inte­gration auf breiter Front zum Scheitern verurteilen.
Flan­ken­de­ckung erhält Kurz vom Koali­ti­ons­partner und FPÖ-Chef Chef Heinz-Christian Strache, der „Fehl­ent­wick­lungen beim poli­ti­schen Islam ent­ge­gen­treten“ will. Auch Alt­bun­des­kanzler und SPÖ-Chef Christian Kern signa­li­siert Bereit­schaft. „Grund­sätzlich bin ich der Meinung, dass das Kopftuch bei kleinen Kindern im Kin­der­garten und in der Volks­schule nichts ver­loren hat“.
In Deutschland votierte die AfD im Februar gegen eine Voll­ver­schleierung und bereits 2017 hatte der ehe­malige CSU-Gene­ral­se­kretär Andreas Scheuer gefordert sich an Öster­reich ein Vorbild zu nehmen. „Wir geben unsere Iden­tität nicht auf, sondern sind bereit, dafür zu kämpfen. Die Burka gehört nicht zu Deutschland“ hieß es damals aus Bayern. Der Shit­storm war gewaltig
Frau­en­rechts­or­ga­ni­sation Terre des Femmes fordert Burka-Verbot
Aber nicht nur Öster­reich, die AfD und Andreas Scheuer haben vom Schleier und Voll­ver­schleierung gründlich die Nase voll, auch die Frau­en­rechts­or­ga­ni­sation Terre des Femmes (TDF) will in einem aktu­ellen Posi­ti­ons­papier den Gesichts­schleier aus dem öffent­lichen Raum ver­bannen und betont, dass das Verbot der Voll­ver­schleierung nichts mit Islam­feind­lichkeit zu tun habe. „Ohne ein Verbot“, so die Befürch­tungen, „wird es in Deutschland bald sehr viel mehr Voll­ver­schleierung geben.“ Zwar grenzt sich das TDF-Vor­stands­mit­glied Hania Luczak radikal vom rück­wärts­ge­wandten Frau­enbild der „Alter­native für Deutschland“ ab, aber auch sie begreift den Schleier als Bar­riere und will nicht das Deutschland in einer repres­siven Voll­ver­schleie­rungs­kultur wie Algerien ver­sinkt. Reli­gi­ons­freiheit sei, so das Argument, ein hohes Gut, und damit dieses nicht zur leeren Wort­hülse ver­komme, dürfen keine „men­schen­ver­ach­tenden und anti­de­mo­kra­ti­schen Gesin­nungen Tür und Tor“ geöffnet werden, denn weder im Koran noch durch den Pro­pheten Mohammed werden Vor­schriften zur Ver­hüllung des weib­lichen Geschlechts restriktiv ein­ge­fordert. Der Protest der Akti­vis­tinnen richtet sich generell gegen Dis­kri­mi­nierung, da wird auch die katho­lische Kirche nicht aus­ge­schlossen. Aber auch gegen den links­in­tel­lek­tu­ellen Main­stream wettern die Akti­vis­tinnen, der ja bekanntlich beim kri­ti­schen Hin­ter­fragen von Prak­tiken wie Frühehe oder Voll­ver­schleierung sofort die Ras­sismus- und Ideo­lo­gie­keule her­aushole und Kritik flä­chen­de­ckend in die Ecke des der Isla­mo­phobie und des Neo­ko­lo­nia­lismus verbannt.
Gemeinsame Erklärung 2018
Während Deutschland über die Voll­ver­schleierung weiter nach­denkt, ist Bun­des­kanzler Kurz schon wieder einen Schritt voraus. Doch in Deutschland regt sich die geistige Oppo­sition und geht auf Kon­fron­ta­ti­onskurs und Distanz zur Kanz­lerin. Die „Gemeinsame Erklärung 2018“, initiiert von Vera Lengsfeld, unter­schrieben von Intel­lek­tu­ellen wie Uwe Tellkamp, ver­zeichnet mitt­ler­weile über 100.000 Unter­schriften, täglich werden es mehr. Es wird nicht nur gegen die illegale Mas­sen­ein­wan­derung pro­tes­tiert, gegen die Patho­lo­gi­sierung Anders­den­kender, sondern gegen einen Staat, der die Inter­essen, Ängste und dif­fe­ren­zierten Mei­nungen seiner Bürger nicht achtet, zumindest nicht ernst nimmt. Dieser Mut, gegen den Main­stream zu schwimmen, ist beach­tenswert – Sebastian Kurz hätte seine Freude und Genug­tuung daran.


Dr. Stefan Groß für TheEuropean.de