Auch private Pen­sionen sind nicht sicher!

Auch die pri­vaten Vor­sor­ge­ein­rich­tungen werden in der sich abzeich­nenden Mischung aus stei­genden Kosten und sin­kenden Ein­nahmen inklusive Kapi­tal­erträgen in die Knie gehen. Flossbach von Storch hat wieder einmal gerechnet und ich doku­men­tiere die „High­lights“, die nun wahrlich keine sind:

  • „Die Pen­si­ons­ver­pflich­tungen der DAX 30-Unter­nehmen türmten sich zum Ende des letzten Geschäfts­jahres auf einen Wert von ca. 381 Mrd. Euro. Dies ent­spricht zwar einem leichten Rückgang von ca. 17 Mrd. oder ‑3,9 % gegenüber dem Vorjahr, von Ent­warnung auf breiter Front kann jedoch keine Rede sein.“
    Stelter: natürlich nicht. Es sind ja immer Zeit­punkt­be­trach­tungen und wir wissen mehr.
  • „De facto handelt es sich um den zweit­höchsten jemals von den Groß­kon­zernen aus­ge­wie­senen Schul­denberg. Struk­turell hat sich an dem Problem der klaf­fenden Pen­si­ons­lücke kaum etwas geändert. Der Rückgang hat vielmehr zu bedeu­tenden Teilen rein kal­ku­la­to­rische Gründe.“
    – Stelter: weshalb man immer bei den Schlag­zeilen vor­sichtig sein muss.
  • „So ist der Rech­nungszins, mit dem die künf­tigen Ver­pflich­tungen dis­kon­tiert werden, gegenüber dem Vorjahr leicht ange­stiegen. So ver­wen­deten die DAX-Unter­nehmen einen Zins von durch­schnittlich 2,2 % nach 2,1 % im Vorjahr. Diese Ent­wicklung ist aller­dings lediglich durch die drei Unter­nehmen Infineon, Siemens und Thys­sen­Krupp bedingt, deren Abschluss­stichtag abwei­chend von den übrigen Unter­nehmen im Herbst liegt und die im vor­he­rigen Geschäftsjahr auf­grund der zu diesem Zeit­punkt extrem nied­rigen Zinsen mit einem Dis­kontsatz von 1,2 % bis 1,7 % rechnen mussten.“
    – Stelter: Das ist doch der Hammer. Weil man glaubt 0,1 Prozent pro Jahr mehr ver­dienen zu können, sinkt das Defizit um 17 Mil­li­arden. Was, wenn die Zinsen dau­erhaft bei null bleiben?
  • Gut ist sicherlich dies: „Der zweite wichtige Grund für die Reduktion des Pen­si­ons­de­fizits liegt in den gestie­genen Plan- ver­mögen, die zum Schluss des letzten Geschäfts­jahres 258 Mrd. Euro betrugen und somit in der Tat einen neuen Höchst­stand erreichten. Diese Stei­gerung um ca. 8 Mrd. Euro gegenüber dem Vorjahr ist wie­derum auf zwei Fak­toren zurück­zu­führen. Zum einen haben die Unter­nehmen im abge­lau­fenen Geschäftsjahr ver­gleichs­weise hohe Dotie­rungen vor­ge­nommen. (…) Zum anderen konnten sich die Unter­nehmen über Zins- und Kapi­tal­erträge sowie Kurs­stei­ge­rungen ihrer aus­ge­la­gerten Assets freuen. Hierbei lag die Rendite mit durch­schnittlich 5,0 % in etwa auf dem Niveau des lang­jäh­rigen Mittels von 5,2 %, ins­be­sondere gegenüber dem Vorjahr, in dem eine Rendite von 8,1 % erzielt werden konnte, fiel sie jedoch eher mäßig aus.“
    – Stelter: Es ist doch einfach, die Firmen müssen nur das Geld besser anlegen.
  • „Die leichte Reduktion der Pen­si­ons­lücke ist ohne Frage erfreulich. Jedoch muss fest­ge­halten werden, dass sowohl die Ver­bind­lich­keiten als auch die Defizite auf dem zwei­fachen Niveau des Jahres 2008 liegen.“
    – Stelter: Das ist doch wirklich keine gute Nachricht!


Quelle: FvS

  • „Bei der Finan­zierung ihrer Ver­pflich­tungen setzen die Unter­nehmen wei­terhin auf fest­ver­zins­liche Wer­te­pa­piere. So beträgt der Anteil dieser Asset­klasse 51,4%. Dies stellt einen leichten Rückgang von gut zwei Pro­zent­punkten gegenüber dem Vorjahr dar, der aber nicht etwa auf eine Erhöhung der Akti­en­quote zurück­zu­führen ist. Diese ist mit 20,5 % auf einen neuen his­to­ri­schen Tiefst­stand gefallen. Vielmehr wächst die Bedeutung alter­na­tiver Invest­ments, wie Private-Equity Anteilen, Infra­struk­tur­in­ves­ti­tionen oder Ver­si­che­rungs­ver­trägen. Diese kommen mitt­ler­weile auf eine Quote von 24,0 %. Es erstaunt, dass Unter­nehmen alter­na­tiven Invest­ments offenbar durchaus auf­ge­schlossen gegen­über­stehen, Betei­li­gungen am unter­neh­me­ri­schen Pro­duk­tiv­ka­pital aber offenbar auf­grund ver­meintlich hoher Risiken scheuen.“
    – Stelter: was natürlich für einen Fonds­ma­nager keine gute Nach­richt ist, aber auch nicht für die Investoren.
  • „Zukünftig drängt sich jedoch die Frage auf, inwieweit es den Unter­nehmen gelingt, in einem Umfeld des Null- und Nega­tiv­zinses aus­kömm­liche Ren­diten zu ver­dienen. Im ver­gan­genen Jahr konnte kaum einer der wich­tigsten Anlei­he­indizes mit einer posi­tiven Wert­ent­wicklung auf­warten und der Bestand ver­gleichs­weise hoch­ver­zinster Anleihen dürfte in der nahen Zukunft eher weiter schwinden.“
    – Stelter: Genau so ergeht es übrigens den Lebensversicherungen
  • „Um den der­zei­tigen Aus­fi­nan­zie­rungsgrad zu erhalten, dürften die Unter­nehmen somit auch wei­terhin nicht umhin­kommen, einen teils recht statt­lichen Anteil des Cash­flows für das Auf­polstern des Plan­ver­mögens in die Hand zu nehmenDiese Mittel stehen dann weder für Sach­an­la­ge­inves­ti­tionen oder für For­schungs- und Ent­wick­lungs­ak­ti­vi­täten noch für Divi­denden oder Akti­en­rück­käufe zur Ver­fügung.“
    – Stelter: So wie beim Staat fließt dann alles in den Konsum statt in die Zukunft!
  • „Bei Betrachtung der Sen­si­ti­vi­täts­rech­nungen zu den Pen­si­ons­ver­bind­lich­keiten wird schnell klar, dass eine weitere Reduktion des Rech­nungs­zinses auf dem der­zei­tigen Zins­niveau teils tiefe Ein­schläge in den Unter­neh­mens­bi­lanzen hin­ter­lassen könnte. Wie unsere Aus­wertung zeigt, würde ein erneutes Absinken des Dis­kon­tie­rungs­zinses um 50 Basis­punkte, die aus­ge­wie­senen Ver­pflich­tungen um 8,4 % steigen lassen. (…) Während das Eigen­ka­pital mancher Unter­nehmen selbst bei einer signi­fi­kanten Ver­än­derung des Rech­nungs­zinses um 50 Basis­punkte kaum tan­giert wäre, ergäben sich bei anderen Unter­nehmen Schwan­kungen von mehr als einem Viertel des Aus­gangs­werts.“
    – Stelter: Diese Aktien will man nicht im Depot haben.

fvs-ri.com: „Leichter Rückgang der Pen­si­ons­de­fizite der DAX 30-Unter­nehmen“, 20. April 2018


Dr. Daniel Stelter — www.think-beyondtheobvious.com