Mil­lio­nen­betrug in Bremen — In den Haupt­rollen: Die Herren Öztürk, die SPD & der geprellte Steuerzahler

Im schön knall­roten Bremen köchelt ein veri­tabler Skandal vor sich hin und die Steine, die den Deckel auf dem Topf halten, werden immer schwerer. „Wahrlich, ich sage euch“, spricht aber der Herr, „drückt keine Deckel zu fest auf die Töpfe, auf daß es euch die Kes­sel­seiten nicht zer­reiße.“ Bericht von der Ein­kes­selung Bremens.
(Von Max Erdinger)
Auf der Bühne in Bremen wird zur Zeit das span­nende Schau­spiel vom Sozi­al­betrug in mehr­facher Mil­lio­nenhöhe gegeben, meis­terlich dar­ge­stellt von einem durch die Bank mit SPD-Mit­gliedern und vor­ma­ligen SPD-Mit­gliedern besetzten Schau­spiel­ensemble. Die rote Show. Von der Regie über die Beleuchtung und den Souf­fleur bis hin zur Putz­ko­lonne des Theaters – eben­falls alles ori­ginal SPD.
Zu viel Publikum aber ist des kul­tu­rellen Geheim­tipps Tod – und des­wegen bewirbt die SPD das Schau­spiel nicht mit größtem Über­schwang. Fast wäre unter­ge­gangen, daß es über­haupt statt­findet, wenn nicht die FAZ sehr aus­führlich darüber berichtet hätte. Ein sowje­ti­scher Schwei­ne­stall ist direkt lang­weilig gegen das Gebotene. Bob der Bau­meister staunt Klötze.
Die FAZ: „Mit aus­ge­klü­gelten Methoden soll ein Abge­ord­neter in Bremen den Staat um Sozi­al­leis­tungen in Mil­lio­nenhöhe gebracht haben. Seine Diät bezieht er trotzdem noch. Der Fall erinnert an den Bamf-Skandal.
So lange ist jetzt der Bamf-Skandal auch noch nicht her, als daß man groß an ihn erinnert werden müsste. Aber die aus­ge­klü­gelten Methoden hatten es in sich, wie wir gleich sehen werden.
Das Vor­gehen von Patrick und Selim Öztürk sei „aus­ge­klügelt“ gewesen, heißt es im Abschluss­be­richt des Unter­su­chungs­aus­schusses. Die beiden scheinen sehr früh geahnt zu haben, dass sich aus dem EU-Bei­tritt Bul­ga­riens und Rumä­niens vor elf Jahren Ein­nah­me­quellen ergeben könnten.
Sie wussten also damals bereits, daß es tumbe Büro­kraten gibt? – Da haben die Öztürks aber extrem weit in die Zukunft schauen müssen.

Um diese für sich erschließen zu können, schufen die beiden schon damals die nötige Infra­struktur. 2007 wurde ein Verein mit dem schönen Namen „Agentur für Beschäf­tigung und Inte­gration“ gegründet. 2008 folgte ein zweiter Verein mit dem nicht minder staats­tra­genden Namen „Gesell­schaft für Familie und Gender Main­streaming“. Der Unter­su­chungs­aus­schuss kommt zu dem Schluss, dass schon bei der Gründung der beiden Vereine, die de facto von den Öztürks kon­trol­liert wurden, getrickst wurde und die Pro­to­kolle von damals falsch sind.

Beide Vereine ver­wen­deten auch rechts­widrig die Logos der Stadt Bre­mer­haven, der Bun­des­agentur für Arbeit und des Bun­des­amtes für Migration und Flücht­linge, so dass manche der „Kunden“ den Ein­druck hatten, sie hätten es mit einer Behörde zu tun.

„Agentur für Beschäf­tigung und Inte­gration“ – hahaha! „Gesell­schaft für Familie und Gender Main­streaming“pruuust! Da fehlte doch bloß noch die „Initiative für die gleich­be­rech­tigte Naß­rasur von Eichhörnchen“ – !?
Richtig erkannt hatten die Öztürks aller­dings, daß man den Staats­gläu­bigen mit behördlich aus­se­henden Logos spielend das Geld aus der Tasche ziehen kann. Respekt, insofern … Ehre, auch.
Um die Staats­kasse mög­lichst gewinn­bringend anzu­zapfen, sollen Selim und Patrick Öztürk dann zwei Methoden ent­wi­ckelt haben. Die eine bestand darin, bul­ga­rische Armuts­mi­granten mas­senhaft mit fin­gierten Arbeits­ver­trägen oder als Schein­selb­ständige mit erfun­denen Rech­nungen aus­zu­statten, um damit Auf­sto­cker­leis­tungen beim Sozi­alamt zu bean­tragen.
Daß die Auf­sto­cker­leis­tungen zum Teil bei Vater und Sohn Öztürk gelandet sind, werde ich wohl nicht extra nach­reichen müssen. So ist es nämlich gewesen.
Die zweite Masche der Öztürks bestand, wie der Unter­su­chungs­aus­schuss darlegt, darin, das „Bil­dungs- und Teil­ha­be­paket“ des Sozi­al­staats anzu­zapfen. Um an das Geld zu kommen, wurde Nach­hil­fe­un­ter­richt für die Kinder von Armuts­mi­granten abge­rechnet, der tat­sächlich gar nicht statt­ge­funden hatte.
Dem Wort­sinne nach ist die Nach­hilfe die­jenige, die nach der Hilfe kommt. Sie ist fast so edel wie die Nach-Nach­hilfe. Tat­sächlich sollte mit „Nach­hilfe“ wohl der Umstand ver­schleiert werden, daß es schier unüber­wind­liche Schwie­rig­keiten dabei gibt, den Kindern von Armuts­mi­granten auch nur die deutsche Sprache bei­zu­bringen, was aller­dings Vor­aus­setzung für jedwede „inte­grative Nach­hilfe“ wäre. Daß ein solcher „Nach­hil­fe­un­ter­richt“ abge­rechnet werden konnte, ohne daß er je statt­ge­funden hat, wirft auch ein bezeich­nendes Licht auf das Selbst­ver­ständnis des knall­roten Sozialingenieurs.
Für so gut und edel hält er sich, daß es ihm gar nicht mehr in den Sinn kommt, seinen „Freund“ zu kon­trol­lieren, der schon des­wegen einer ist, weil er so schön die­selben Begriffe ver­wendet wie er selbst und ihm dabei den Gar­de­ro­ben­spiegel hinhält, in welchem er seine eigene knallrote Phil­an­thropie ansehnlich bestätigt sieht . „Oute“ dich dem knall­roten Gut­men­schen gegenüber als Unter­stützer des „nach­hal­tigen Kampfes für die sozial gerechte Teilhabe an der dis­kri­mi­nie­rungs­freien Polar­for­schung im Rahmen der gen­der­ge­rechten Geschlech­ter­de­mo­kratie.“ – und er ist dein Freund. Ob du willst oder nicht. Wenn er zum guten Glück auch noch höherer Par­tei­funk­tionär ist, wird er für deine per­sön­liche Polar­for­schung schon ein paar Mil­li­önchen locker­machen beim Steuerzahler.
Sie sind halt sooo gute Men­schen, diese Knallroten …
Öztürk schrieb als Abge­ord­neter der SPD, gegen deren Willen in Bre­mer­haven gar nichts geschieht, auch an die Lei­terin des Sozi­alamts; diese solle die Mittel für den Nach­hil­fe­un­ter­richt länger und schneller fließen lassen.
Liest sich wie „Kom­mando Bim­besle!“ Aber Bre­mer­haven liegt nicht in der Pfalz. Was wird die knallrote Lei­terin des Sozi­al­amtes nun getan haben? Es bleibt spannend.
„Über die Vereine rechnete Öztürk sogar Straf­zettel und Tank­rech­nungen ab.“
Ich ahnte es.
Die FAZ: „Zwi­schen dem Skandal in Bre­mer­haven und den Mani­pu­la­tionen in der Bremer Bamf-Außen­stelle gibt es einige Par­al­lelen. In beiden Fällen geht es um mas­sen­haften Rechts­bruch im Bereich Politik, der auch dadurch ermög­licht wurde, dass die Ver­ant­wort­lichen ihre Machen­schaften mit einer Aura der Men­schen­freund­lichkeit ver­sahen.
Wenn die Bigot­terie erst einmal fest eta­bliert ist, geht einfach alles.

Noch schwerer wiegt, dass den Ver­ant­wort­lichen in den Behörden sowohl beim Bamf wie auch in Bre­mer­haven über Jahre zahl­reiche Hin­weise vor­lagen, dass etwas mächtig schief läuft. Im Fall der Öztürks gaben Sozi­al­ar­beiter der „Huma­ni­tären Sprech­stunde“ schon relativ früh präzise Hin­weise auf deren Betrugs­masche. Sie stießen damit jedoch beim zustän­digen Sozi­al­de­zer­nenten Klaus Rosche auf taube Ohren. Rosche baga­tel­li­sierte das Geschehen, sprach von bloßen Gerüchten und bat die Hin­weis­geber mehrfach, Still­schweigen über die Ange­le­genheit zu bewahren. „Es ist so, als ob man etwas in einen Brun­nen­schacht ruft, und es pas­siert nichts, als ob es nie da gewesen ist“, berichtete die Lei­terin der „Huma­ni­tären Sprech­stunde“ im Unter­su­chungs­aus­schuss; sie hat wegen der Untä­tigkeit der Behörden damals sogar ihren Job gekündigt.

Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Füh­rende han­sea­tische Sozi­al­de­mo­kraten geben hier also das berühmte Bild der drei Affen ab. Ein bißchen dumm, die Viecher, aber drollig.
Eine Zeugin sagte im Unter­su­chungs­aus­schuß, daß es auf den unteren Büro­kra­tie­ebenen kaum jemanden gegeben habe, der nicht gewußt hätte, wie der Hase läuft. Alle Hin­weise aus dieser Ebene wurden auf über­ge­ord­neter Ebene jedoch igno­riert. Hiera­chien, Ebenen, Unter­schei­dungen – alles patri­ar­cha­li­scher Quark. Die Men­schen sind eben alle gleich.
„Der Unter­su­chungs­aus­schuss wirft ins­be­sondere dem mitt­ler­weile in den Ruhe­stand getre­tenen Sozi­al­de­zer­nenten Rosche vor, trotz etlicher Hin­weise „voll­ständig untätig geblieben“ zu sein. Auch die bis heute amtie­rende Sozi­al­amts­lei­terin Astrid Hen­riksen sei ihrer „Ver­ant­wortung in keiner Weise gerecht geworden“.“
Das wird den Beiden doch wohl am Ende nicht noch schaden?
„Kon­se­quenzen wird all das aber weder für Rosche noch für Hen­riksen haben. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die Stadt Bre­mer­haven gegen die beiden Beamten, die beide der SPD ange­hören, nicht einmal ein Dis­zi­pli­nar­ver­fahren ein­leiten wird.“
Man ist gerührt von so viel Mensch­lichkeit und Ver­ge­bungs­be­reit­schaft. Wer es nicht ist, muß wohl ein Unmensch sein. Rechter, viel­leicht. Trotzdem ist inter­essant, warum es dieses Dizi­pli­nar­ver­fahren nicht gibt.
„Der Magistrat der Stadt, in dem neben vielen SPD-Poli­tikern die alten Dezer­nen­ten­kol­legen Rosches sitzen, ließ nämlich zunächst ein Gut­achten erstellen – und zwar von einem Mann, der bis vor kurzem Staatsrat in Bremen war und eben­falls SPD-Mit­glied ist.“
Das ist nur des­wegen so gelaufen, weil es ein Vor­urteil zu ent­kräften galt. Es sollte ver­mutlich bewiesen werden, daß nicht jede Krähe einer anderen kein Auge aus­hackt. Daß der Beweis fehl­schlagen würde, konnte man vorher nicht wissen. Stimmt´s, SPD? Nun sieht es eben so aus, als ob doch absolut gar keine Krähe einer anderen ein Auge aus­hacken würde. Wir sollten gemeinsam an einem kon­struk­tiven Dialog zur Klärung der Krä­hen­frage teil­haben. Um Klarheit zu bekommen.
„Er kam zu dem Ergebnis, dass Rosche und Hen­riksen keine „bewussten Fehl­ent­schei­dungen“ nach­zu­weisen seien und ein Dis­zi­pli­nar­ver­fahren „aller Vor­aus­sicht nach“ zu keinem Ergebnis führen werde. Zweifel an der Ent­scheidung, ein Jahr vor der Bür­ger­schaftswahl in Bre­mer­haven einen alt­ge­dienten SPD-Mann mit einem Gut­achten zu befassen, hat man in Bre­mer­haven nicht. Der Gut­achter sei „sehr neutral“ und könne „durchaus trennen“ zwi­schen der recht­lichen Bewertung und mög­lichen poli­ti­schen Inter­essen, sagt die neue Sozi­al­de­zer­nentin Claudia Schilling von der SPD.“
Wer jemals einen Tau­send­sassa gesucht – , aber keinen gefunden hat: Bei der SPD in Bre­mer­haven hätten sie welche in Magis­trats­größe gehabt.
„Die Ent­scheidung, ob es zu einer Anklage gegen den Abge­ord­neten Öztürk und seinen Vater kommt, könnte nach Aus­kunft der Staats­an­walt­schaft irgendwann „im Sommer“ fallen. Bis zu einer Gerichts­ver­handlung oder gar zu einem Urteil würden dann aber noch mal etliche Monate ver­gehen. So gut wie aus­ge­schlossen ist, dass Öztürk vor der Bür­ger­schaftswahl 2019 mit irgend­welchen Kon­se­quenzen rechnen muss.“
Nach der Bür­ger­schaftswahl ver­mutlich auch nicht, weil es dann so egal ist, wie es vorher hin­derlich gewesen wäre.
„Die Summe des Schadens beziffert der Aus­schuss auf etwa sieben Mil­lionen Euro.“
Der Stadt­staat Bremen: Fest im gut gemeinten Wür­ge­griff der SPD.
 
Kleine Anmerkung am Rande: Patrick Öztürk ist auch Mit­glied der AWO
https://dieunbestechlichen.com/2018/01/arbeiterwohlfahrt-co-foerdern-kennenlernen-zwischen-jungen-maedchen-mit-fluechtlingen/
 


Quelle: Jou­Watch