Die Zahl der Ausländer in Baden-Württembergs Gefängnissen hat ein neues Rekordhoch erreicht. Das Stuttgarter Justizministerium teilte mit, dass sich in diesem Jahr ihr Anteil im Vergleich zum Vorjahr ein weiteres Mal erhöht hat. Dabei sind die Gefängnisse bereits überfüllt. Es kommt zu Konflikten. Nun müssen die Beschäftigten geschützt werden.
Seit 2015 hatte sich der Anteil ausländischer Gefangener um fast 20 Prozent erhöht, zuletzt von 46 auf 48,5 Prozent. Davon berichten die Stuttgarter Nachrichten und sprechen von einer »Zuwanderung in den Knast«. Den höchsten Ausländeranteil aller Anstalten im Land hat Stammheim mit rund 70 Prozent.
Für die betroffenen Justizvollzugsbediensteten sei das »eine echte Herausforderung«, sagte Justizminister Guido Wolf von der CDU. Auch im Knast ist Vielfalt angesagt. Insgesamt sind 96 verschiedene Nationen in den Haftanstalten des Landes vertreten. Man kann eine Rangliste anfertigen, die zeigt, welches Land am stärksten vertreten ist. Gambia führt auf der Liste, hinter der Türkei auf Platz zwei. Dahinter folgen Rumänien, Algerien, Italien, Georgien, Polen und das Kosovo. Syrien liegt auf Platz neun. Da sieht auf den ersten Blick so aus, als gäbe es nicht viele Gefangene aus Syrien. Doch wenn man die Zahl isoliert betrachtet, macht es einen anderen Eindruck: die Zahl syrischer Strafgefangener hat sich verdreifacht.
Wie sollen man sich da überhaupt noch verständigen? Laut Selbstdarstellung im Länder-Slogan-Sieger(»Wir können alles außer Hochdeutsch«) können die Beamten in Schwaben nicht mal Hochdeutsch. Nicht so schlimm: Das können die Gefangenen auch nicht. Was nun? Eine Verständigung ist nur noch über Bande mit Dolmetschern möglich. Deshalb wurde, wie die Stuttgarter Nachrichten berichten, ein aufwändiges System eingerichtet, bei dem Übersetzer per Video zugeschaltet werden können. Dabei sind zu jeder Tageszeit rund 750 Dolmetscher abrufbereit. Es sind Privatpersonen, die überwiegend aus Deutschland kommen zuvor auf ihre Eignung überprüft worden sind. So müssen sie unter anderem ein abgeschlossenes Studium vorweisen und dafür Sorge tragen, dass Häftlinge medizinische Maßnahmen verstanden haben.
Die Situation der 17 Gefängnisse im »Ländle« ist »angespannt«. Schon seit Sommer 2016 gelten die Gefängnisse als überbelegt. Im März veröffentlichten die Stuttgarter Nachrichten einen dramatischen Artikel und sprachen davon, dass die Anstalten »hoffnungslos« überbelegt seien und »aus allen Nähten« platzten. Dabei wurden schon 200 neue Haftplätze eingerichtet und die Zellen teilweise doppelt belegt.
Daraus ergaben sich neue Probleme. Die Bediensteten arbeiteten unter einer enormen Belastung. Sie würden, wie es heißt, immer häufiger zu Leidtragenden von Konflikten, die es wegen der räumlichen Enge in den Haftanstalten gebe. Die Politik müsse nun handeln, »auch um die Beschäftigten in den Gefängnissen besser zu schützen«.
Quelle der Erstveröffentlichung: FreieWelt.net