Foto: Prison Bound von Thomas Hawk auf flickr.com - CC BY-NC 2.0

Aus­län­der­anteil bis zu 70% — Baden-Würt­tem­bergs Gefäng­nisse sind überfüllt

Die Zahl der Aus­länder in Baden-Würt­tem­bergs Gefäng­nissen hat ein neues Rekordhoch erreicht. Das Stutt­garter Jus­tiz­mi­nis­terium teilte mit, dass sich in diesem Jahr ihr Anteil im Ver­gleich zum Vorjahr ein wei­teres Mal erhöht hat. Dabei sind die Gefäng­nisse bereits über­füllt. Es kommt zu Kon­flikten. Nun müssen die Beschäf­tigten geschützt werden.
Seit 2015 hatte sich der Anteil aus­län­di­scher Gefan­gener um fast 20 Prozent erhöht, zuletzt von 46 auf 48,5 Prozent. Davon berichten die Stutt­garter Nach­richten und sprechen von einer »Zuwan­derung in den Knast«. Den höchsten Aus­län­der­anteil aller Anstalten im Land hat Stammheim mit rund 70 Prozent.
Für die betrof­fenen Jus­tiz­voll­zugs­be­diens­teten sei das »eine echte Her­aus­for­derung«, sagte Jus­tiz­mi­nister Guido Wolf von der CDU. Auch im Knast ist Vielfalt angesagt. Ins­gesamt sind 96 ver­schiedene Nationen in den Haft­an­stalten des Landes ver­treten. Man kann eine Rang­liste anfer­tigen, die zeigt, welches Land am stärksten ver­treten ist. Gambia führt auf der Liste, hinter der Türkei auf Platz zwei. Dahinter folgen Rumänien, Algerien, Italien, Georgien, Polen und das Kosovo. Syrien liegt auf Platz neun. Da sieht auf den ersten Blick so aus, als gäbe es nicht viele Gefangene aus Syrien. Doch wenn man die Zahl iso­liert betrachtet, macht es einen anderen Ein­druck: die Zahl syri­scher Straf­ge­fan­gener hat sich verdreifacht.
Wie sollen man sich da über­haupt noch ver­stän­digen? Laut Selbst­dar­stellung im Länder-Slogan-Sieger(»Wir können alles außer Hoch­deutsch«) können die Beamten in Schwaben nicht mal Hoch­deutsch. Nicht so schlimm: Das können die Gefan­genen auch nicht. Was nun? Eine Ver­stän­digung ist nur noch über Bande mit Dol­met­schern möglich. Deshalb wurde, wie die Stutt­garter Nach­richten berichten, ein auf­wän­diges System ein­ge­richtet, bei dem Über­setzer per Video zuge­schaltet werden können. Dabei sind zu jeder Tageszeit rund 750 Dol­met­scher abruf­bereit. Es sind Pri­vat­per­sonen, die über­wiegend aus Deutschland kommen zuvor auf ihre Eignung über­prüft worden sind. So müssen sie unter anderem ein abge­schlos­senes Studium vor­weisen und dafür Sorge tragen, dass Häft­linge medi­zi­nische Maß­nahmen ver­standen haben.
Die Situation der 17 Gefäng­nisse im »Ländle« ist »ange­spannt«. Schon seit Sommer 2016 gelten die Gefäng­nisse als über­belegt. Im März ver­öf­fent­lichten die Stutt­garter Nach­richten einen dra­ma­ti­schen Artikel und sprachen davon, dass die Anstalten »hoff­nungslos« über­belegt seien und »aus allen Nähten« platzten. Dabei wurden schon 200 neue Haft­plätze ein­ge­richtet und die Zellen teil­weise doppelt belegt.
Daraus ergaben sich neue Pro­bleme. Die Bediens­teten arbei­teten unter einer enormen Belastung. Sie würden, wie es heißt, immer häu­figer zu Leid­tra­genden von Kon­flikten, die es wegen der räum­lichen Enge in den Haft­an­stalten gebe. Die Politik müsse nun handeln, »auch um die Beschäf­tigten in den Gefäng­nissen besser zu schützen«.
 


Quelle der Erst­ver­öf­fent­li­chung: FreieWelt.net