v.l.n.r.: Caren Miosga, Jörg Schönenborn und Tina Hassel im ARD-Wahlstudio beim Fototermin zur ARD-Wahlsendung im ARD-Hauptstadtstudio - By Sandro Halank, Wikimedia Commons, CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=63436177

Der öffent­liche Rundfunk: belehrend, ten­denziös und hypermoralisch

Viele Jour­na­listen in den insti­tu­tio­na­li­sierten deutsch­spra­chigen Medien haben ein Problem damit, ihre per­sön­liche poli­tische Haltung von ihrer jour­na­lis­ti­schen Tätigkeit zu trennen. Dieses Problem wird noch dadurch ver­schärft, dass die Jour­na­listen kein demo­kra­tisch gewähltes Abbild der Bevöl­kerung dar­stellen (womit wenigstens Aus­ge­wo­genheit gewähr­leistet wäre), sondern dass sie über­wiegend links und grün ein­ge­stellt sind. Eine kürzlich publi­zierte große dänische Studie hat das ganz klar bewiesen. Man findet in den Redak­tionen z.B. dreimal so viel Grüne und Femi­nis­tinnen wie in der durch­schnitt­lichen Bevölkerung.
Ein No-Go für öffentlich-recht­liche Medien
Besonders ins Auges stechen diese Fakten in den öffentlich-recht­lichen Anstalten wie ORF, ARD oder ZDF. Obwohl die öffentlich-recht­lichen Medien in Öster­reich wie in Deutschland gesetzlich zur Objek­ti­vität ver­pflichtet sind, findet man para­do­xer­weise gerade dort die auf­fäl­ligste Ver­mi­schung von poli­ti­scher Ein­stellung und Berichts­wesen. Das ver­schafft sowohl dem Publikum wie auch den Publi­zisten gehörige Pro­bleme: Die einen wenden sich ab, die anderen ver­lieren ihre Glaubwürdigkeit.
Die Infor­ma­tions-Kon­su­menten, die heute durch die Social Media und durch zahl­reiche Pri­vat­medien ihre je eigenen Mei­nungs­bil­dungs­pro­zesse durch­laufen, sind gegenüber ten­den­ziösen oder mani­pu­la­tiven Berichten und Kom­men­taren sehr sen­sibel geworden. Übli­cher­weise merkt man als Kon­sument sofort, wenn ein TV-Jour­nalist  Dinge schön­reden oder einen belehren will oder wenn er gar mora­li­sierend daher­kommt. Beim Print-Jour­na­lismus ist es genauso. Die Bürger sind längst nicht so dumm und ori­en­tie­rungslos, wie dies spe­ziell die Lobby der links­li­be­ralen Schreib­tisch–  und Mikrofon-Täter offenbar annimmt. Im Gegenteil, man merkt fast immer deren Absicht und ist verstimmt.
Der Ruf ist ruiniert
Die genannten TV-Anstalten und diverse, gern als Qua­li­täts­medien bezeichnete Tages- und Wochen­zei­tungen haben auf diese Weise einen Gutteil ihrer jour­na­lis­ti­schen Repu­tation ver­spielt. Natürlich haben das die meisten Ver­ant­wort­lichen dort längst bemerkt und viele von ihnen ver­suchen des­wegen ver­zweifelt, zurück­zu­rudern, um wieder ihren guten Ruf von früher zu erringen. Manche üben dabei durchaus glaubhaft Selbst­kritik. Andere wieder treten die Flucht nach vorne an und ver­meinen, sie müssten sich jetzt erst recht und defi­nitiv als die Hyper­mo­ra­listen und Ober­lehrer ihrer Nation gerieren und die Deu­tungs­hoheit an sich reissen — weil sie eben Jour­na­listen sind und das als poli­ti­schen Auftrag empfinden.
Par­tei­ische Journalisten?
Einer von diesen ist der füh­rende WDR-Redakteur Georg Restle, der dieser Tage ein Plä­doyer für einen “wer­te­ori­en­tierten Jour­na­lismus” ver­öf­fent­lichte und damit voll in den Fettnapf stieg. Restle meint allen Ernstes, dass sich die Jour­na­listen par­teiisch ver­halten und sich am legen­dären rasenden Reporter Egon Erwin Kisch ein Bei­spiel nehmen sollen. Jour­na­listen, so Restle, sollten sich für die Benach­tei­ligten dieser Welt ein­setzen und in unseren “fins­teren Zeiten” (sic!) wieder mutiger werden und Huma­nisten sein.
Ein Bekenntnis ist immer gut
Welcher Ideo­logie Herr Restle anhängt, ist damit völlig klar: Nämlich jener, welcher sich laut der oben zitierten Studie die Mehrheit der Jour­na­listen zuge­hörig fühlt. Nun kann man anmerken, dass es von Vorteil ist, wenn man durch dieses vom Redakteur Georg Restle gefor­derte Bekenntnis sofort weiß, wo ein Jour­nalist poli­tisch hin­gehört. Aller­dings kann dieses Bekenntnis nicht das pro­fes­sio­nelle Fun­dament eines haupt­be­ruf­lichen Medien-Men­schen sein, der beim öffentlich recht­lichen Rundfunk arbeitet. Das ist Miss­brauch eben­dieses Rund­funks, auch wenn man diesen Miss­brauch hinter schönen Worten wie “Huma­nismus” tarnt.
Wer poli­tisch aktiv sein will oder sein linkes Sen­dungs­be­wusstsein (welch Dop­pelsinn…) öffentlich aus­leben will, der sollte die Cojones haben und in die Politik gehen und sich nicht vom Gebüh­ren­zahler ohne demo­kra­ti­sches Pro­cedere aus­halten lassen. Das­selbe gilt natürlich für jede andere Ideo­logie. Öffentlich-recht­liche Medien sind grund­sätzlich nicht dazu da, mani­pu­lativ und poli­tisch aktiv in die Mei­nungs­bildung der Bevöl­kerung einzugreifen.
 

Dr. Marcus Franz — www.thedailyfranz.at