Die USA als Schutz­macht al-Qaidas: Donald Trump warnt vor Offensive auf Idlib

US-Prä­sident Donald Trump warnt die syrische Führung und deren Ver­bündete Russland und Iran vor der mili­tä­ri­schen Ein­nahme der von al-Qaida kon­trol­lierten Provinz Idlib. Die Region ist die letzte bedeu­tende Hochburg der Dschi­ha­disten in Syrien.
US-Prä­sident Donald Trump warnte die syrische Regierung unter Prä­sident Baschar al-Assad vor einer Mili­tär­of­fensive zur Ein­nahme der Provinz Idlib. Die Region ist die letzte größere Bastion in Syrien unter Kon­trolle von Dschi­ha­disten. Seine Sorge aus­drü­ckend, dass Hun­dert­tau­sende Men­schen­leben durch die bevor­ste­hende Ope­ration der syri­schen Armee zur Ein­nahme der Provinz gefährdet sein könnten, warnte Trump Damaskus sowie Moskau und Teheran davor, “einen schweren huma­ni­tären Fehler zu begehen”.
“Syriens Prä­sident Baschar al-Assad darf die Provinz Idlib nicht unbe­kümmert angreifen”, so Trump in einem Tweet am Dienstag, in dem es weiter heißt:
Die Russen und Iraner würden einen schweren huma­ni­tären Fehler begehen, wenn sie sich an dieser poten­zi­ellen mensch­lichen Tra­gödie beteiligen.
https://twitter.com/realDonaldTrump/status/1036740691211284480
Auch US-Außen­mi­nister Mike Pompeo warnte auf Twitter vor einer Mili­tär­ope­ration. Die USA würden eine solche als “Eska­lation eines ohnehin schon gefähr­lichen Kon­fliktes” betrachten.
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Russland weist US-War­nungen zurück 
Moskau hat inzwi­schen auf die Aus­sagen von Donald Trump reagiert. Kreml­sprecher Dmitri Peskow wies die War­nungen des US-Prä­si­denten zurück und sagte laut der Agentur Reuters, dass die Provinz Idlib ein “Nest des Ter­ro­rismus” sei:
Eine ziemlich große Gruppe von Ter­ro­risten hat sich dort nie­der­ge­lassen, was natürlich zu einer all­ge­meinen Desta­bi­li­sierung der Lage führt. Dadurch werden Ver­suche unter­graben, einer poli­tisch-diplo­ma­ti­schen Lösung den Weg zu ebnen. Wir wissen, dass die syri­schen Streit­kräfte sich darauf vor­be­reiten, dieses Problem zu lösen.
“Nur einige War­nungen aus­zu­sprechen, ohne das sehr gefähr­liche, negative Potenzial für die gesamte Situation in Syrien zu berück­sich­tigen, ist ver­mutlich kein voll­stän­diger, umfas­sender Ansatz”, kri­ti­sierte Peskow die Äuße­rungen der US-Regierung.
Kurz vor Trumps Tweet hatte der rus­sische Außen­mi­nister Sergej Lawrow erklärt, dass Russland, die Türkei und der Iran daran arbei­teten, bewaffnete Oppo­si­tio­nelle und Ter­ro­risten in der Region von­ein­ander zu trennen, sodass jede mög­liche mili­tä­rische Ope­ration das Leben von Zivi­listen schone. Zudem arbeite Russland seit Wochen an der Ein­richtung huma­ni­tärer Kor­ridore in der Provinz Idlib, wie sie schon bei vor­he­rigen Mili­tär­ope­ra­tionen in Aleppo oder Ost-Ghuta errichtet wurden. Gleich­zeitig betonte Lawrow, dass die Ter­ro­risten in Syrien immer noch mit Waffen und Munition ver­sorgt würden.
Laut der jüngsten Erklärung des UN-Gesandten für Syrien Staffan de Mistura gibt es eine hohe Kon­zen­tration aus­län­di­scher Kämpfer in der Provinz Idlib, in der sich seinen Schät­zungen zufolge 10.000 Al-Qaida-Ter­ro­risten auf­halten. De Mistura hält eine Mili­tär­ope­ration zur Befreiung der Region dennoch für nicht gerecht­fertigt.
Dass die Provinz Idlib mit ihrer gleich­na­migen Haupt­stadt eine Hochburg al-Qaidas ist, ist längst bekannt – auch dem Pen­tagon. So hatte Brett McGurk, Son­der­be­auf­tragter der US-geführten “Inter­na­tio­nalen Allianz gegen den Isla­mi­schen Staat”, vor einem Jahr davon gesprochen, dass die Provinz “der größte Rück­zugsort für al-Qaida seit den Anschlägen vom 11. Sep­tember 2011” (“9/11”) sei. Er sprach von einem “rie­sigen Problem”.
https://twitter.com/Brasco_Aad/status/1032332057459011584
McGurk kri­ti­sierte auch die Rolle des NATO-Partners Türkei. Die Ter­ro­risten gelangten schließlich “nicht mit Fall­schirmen” nach Idlib, merkte er bissig an, sondern dadurch, dass die Türkei ihnen die Ein­reise nach Syrien ermögliche.
Der Ansatz einiger unserer Partner, Zehn­tau­sende Tonnen Waffen hin­ein­zu­schaffen und gleich­zeitig weg­zu­schauen, wenn diese aus­län­di­schen Kämpfer nach Syrien kommen, war viel­leicht nicht der beste Ansatz”, so McGurk
Ver­kehrte Welt: Al-Qaida-Ter­ro­risten als huma­nitäre Helfer 
Während man im Weißen Haus von den Aus­sagen McGurks offenbar nichts mehr wissen will, weil man sonst nun als Schutz­macht al-Qaidas dastünde, zeichnen derweil füh­rende US-Medien ein sehr schmei­chel­haftes Bild von den Dschi­ha­disten. So werden die Al-Qaida-Ter­ro­risten, die in Idlib unter dem Namen Haiʾat Tahrir asch-Scham (HTS, ehemals Nusra-Front) ope­rieren, in einem Artikel der New York Times (NYT) vom Sonntag ver­harm­losend als “bewaffnete Oppo­sition”, “Rebellen” oder auch “Syriens stärkste Rebel­len­fraktion” bezeichnet.
Der dro­hende Angriff auf die Provinz Idlib ist der­jenige, von dem die Regierung in Damaskus hofft, dass er den Rebel­len­kämpfern und ihren zivilen Unter­stützern, die sich vor mehr als sieben Jahren zum Regie­rungs­sturz erhoben hatten, den letzten Stoß ver­passen werde.
Die Ein­nahme Idlibs würde daher im Wesent­lichen das Ende der “bewaff­neten Oppo­sition” mar­kieren, so die US-Zeitung. Gegen Ende des Artikels will die New York Times ihren Lesern dann doch nicht ver­hehlen, dass HTS “über Ver­bin­dungen zu al-Qaida” verfüge, um dann fortzusetzen:
HTS kon­trol­liert seit 2015 einen Großteil von Idlib, fun­giert de facto als Regie­rungs­be­hörde, ermög­licht den Handel über die lange Grenze zur Türkei und orga­ni­siert Hilfslieferungen.
Knapp 17 Jahre nach 9/11 scheut sich das mei­nungs­füh­rende Blatt nicht, Al-Qaida-Ter­ro­risten als barm­herzige Sama­riter dar­zu­stellen, die Hilfs­pakete ver­teilen. Kein Wort ver­liert die NYT darüber, dass die Ter­ro­risten Lebens­mittel als Druck­mittel ein­setzen, um die Gefolg­schaft der Bevöl­kerung und damit ihre eigene Herr­schaft zu sichern.
Auch kein Wort darüber, dass das US-Außen­mi­nis­terium im Oktober 2017 eine Rei­se­warnung für die Provinz Idlib her­ausgab und diese mit der HTS-Herr­schaft begründete. Kein Wort darüber, dass das Minis­terium in seiner Warnung davon sprach, dass der Einsatz von Che­mie­waffen zu den Tak­tiken der HTS zähle und dass die Ter­ror­gruppe “US-Bürger ermordet und ent­führt” habe. Immerhin erwähnt die NYT gegen Ende in einem Halbsatz dann doch, dass HTS “offi­ziell” sowohl von der EU als auch vom State Department als Ter­ror­or­ga­ni­sation ein­ge­stuft wurde.

Die USA als Schutzmacht al-Qaidas: Donald Trump warnt vor Offensive auf Idlib
(Web­seite des US-Außen­mi­nis­te­ri­um­s/­Screenshot)

Keine Erwähnung in dem NYT-Beitrag fanden hin­gegen Moskaus jüngste War­nungen, wonach Auf­stän­dische in Idlib die Insze­nierung eines Che­mie­waf­fen­an­griffs vor­be­reiten, um diesen der syri­schen Regierung anzu­lasten. Diese Ope­ration unter fal­scher Flagge könne den USA und ihre Ver­bün­deten als Vorwand für Mili­tär­schläge gegen Syrien dienen und den Ver­söh­nungs­prozess im Land gefährden, so Moskau. Lawrow warnte vor einem “Spiel mit dem Feuer”.
Washington und Paris hatten zuvor erklärt, einen Che­mie­waf­fen­einsatz der syri­schen Regierung mit Mili­tär­schlägen zu “ver­gelten”. Alar­miert von diesen Dro­hungen und den sich ver­meh­renden Hin­weisen auf eine False Flag-Ope­ration, zog Russland seine Mari­ne­kräfte vor Syrien zusammen, nachdem zuvor die US Navy mehrere Zer­störer in die Region verlegt hatte.
Syrische Führung zeigt sich unbe­ein­druckt von west­lichen Drohungen
Gegenwähttps://youtu.be/9SKkDvEkg1crtig hält das das rus­sische Militär eine Groß­übung im öst­lichen Mit­telmeer ab, an der 26 Militär- und Begleit­schiffe sowie 34 Flug­zeuge, dar­unter stra­te­gische Bomber, beteiligt sind. Auch wenn Moskau einen Zusam­menhang zur bevor­ste­henden Idlib-Offensive der syri­schen Armee offi­ziell bestreitet, gehen viele Beob­achter davon aus, dass damit der Westen vor Mili­tär­schlägen zur Unter­bindung der syri­schen Mili­tär­ope­ration abge­schreckt werden soll.
Syriens Außen­mi­nister zeigt sich von den west­lichen Dro­hungen indes unbe­ein­druckt. Gegenüber dem rus­si­schen Sender Rossija-24 TV sagte Walid al-Muallim:
Die beab­sich­tigte Aggression wird weder die Moral unseres Volkes beein­flussen noch unsere mili­tä­ri­schen Pläne, Idlib zu befreien, zum Schwanken bringen.
Dass sich die USA nun anschicken, in Idlib ihre schüt­zende Hand über ihren Feind al-Qaida zu legen, erscheint wider­sprüchlich, ist aber nur kon­se­quent. Schließlich wurde die Provinz von der Ter­ror­or­ga­ni­sation und ihren Ver­bün­deten im Frühjahr 2015 unter Direktive von US-Militärs und mit­hilfe moderner US-Waffen erobert.
Mehr zum Thema:
https://youtu.be/9SKkDvEkg1c


Erst­ver­öf­fent­lichtung auf RT-Deutsch