Der Franzose liebt den großen Auftritt und er hat ihn auch bitter nötig. In seinem eigenen Land hat er seine Beliebtheitswerte so schnell ruiniert, wie noch kein französischer Präsident vor ihm. Schon Ex-Ex-Präsident Sarkozy stellte einen Rekord in Unbeliebtheit auf, den ihm Ex-Präsident Hollande recht bald abgejagt hat. Doch Präsident Emanuel Macron toppt die beiden verhassten Ex-Präsidenten noch.
Nun bot sich also die große Weltbühne, um sich dort als weitblickender Weltenführer zu präsentieren, wenn er in seinem eigenen Land schon zugeben muss, dass er die gefürchteten Banlieus, die für die Polizei nicht mehr zugänglichen, muslimischen Vorstädte, endgültig aufgeben musste und vor der muslimischen Gewalt kapituliert. Doch von keiner Blässe des Selbstzweifels angekränkelt, rollte er in New York selbst seinen roten Teppich aus, auf dem er die Straß-Diamanten seiner globalen Agenda im Scheinwerferlicht glitzern ließ.
Wohl wissend, dass die offizielle Weltelite dem regierenden US-Präsidenten Trump nicht wohlgesonnen ist, konnte er unter großem Applaus seine weltumspannende Vision des Multilateralismus schwungvoll und pathetisch ausbreiten. An Präsident Trump tropfte der Pathos gleichwohl spurlos ab.
Man feiert sich als Eine-Welt Familie und Frau Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel kann einmal ausnahmsweise in Zustimmung baden. Touristen rufen „Angie! Angie!“ und schießen mit ihren Handys Bilder. Das ist doch mal schön für sie, statt daheim ständig „Hau ab! Hau ab!“-Rufe zu kassieren und sich ihre Gefolgsleute wegwählen zu lassen.
Nachdem zwischen Frau Bundeskanzlerin und US-Präsident Donald Trump ja auch keine Liebe verloren ist, dürfte sie die feurige Rede Präsident Macrons gegen Präsident Trump auch genossen haben. So, wie die Mainstreammedien auch. Spott und Häme wurde über den amerikanischen Präsidenten Trump ausgeschüttet, der erstaunlicherweise ja immer noch im Amt ist, obwohl dieselben Medien ihn schon kurz nach der Wahl stürzen und mehr oder weniger schon in einem Irrenhaus weggeschlossen gesehen haben.
Für Feingeschliffenes und Florettfechten ist Präsident Trump nicht berühmt. Eher für das Breitschwert. Das packte er auch gleich aus: »In weniger als zwei Jahren hat meine Administration mehr erreicht als fast alle Administrationen in der Geschichte unseres Landes.« Lacher aus dem Publikum. Präsident Trump meint, er habe diese Reaktion zwar nicht erwartet, sie sei aber in Ordnung. Lautes Gelächter.
Dann knallt Präsident aber Fakten auf den Tisch des Hauses, dass er die in der Tat restlos kaputtgewirtschafteten USA ein ganzes Stück aus dem Sumpf gezogen hat. Der Wohlstand in den USA ist deutlich gestiegen, der Aktienmarkt auf Allzeithoch, die Arbeitslosenzahlen auf einem 50-Jahrestief, die Arbeitslosenquote unter den Afro‑, Asia‑, und Latino-Amerikanern auf dem niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen. Vier Millionen Arbeitsplätze, so sagt er, sind neu geschaffen worden. Die Grenzsicherungsmaßnahmen wie versprochen gestärkt und die Steuerreformen durchgedrückt. Das US-Militär werde, so Präsident Trump, bald mächtiger sein als je zuvor. Eine Leistungsbilanz, die sich sehen lassen kann. Genau das hatte er im Wahlkampf und bei seiner Antrittsrede versprochen und umgesetzt: To make America great again. Er ist Patriot und hat nie etwas anderes behauptet.
Er legt in mehreren Bereichen die Außenpolitik dar, die er zu verfolgen gedenkt. Das kann man großartig finden oder verteufeln, aber er wird genau das tun, was er dort ankündigt. Er wollte von vorneherein die USA re-industrialisieren und dafür wurde er von den Amerikanern gewählt. Das führt aber unvermeidlich in eine Auseinandersetzung mit anderen großen Exportnationen, insbesondere China, das der US-Industrie enorme Weltmarktanteile abgejagt hat. Präsident Trump agiert genau entlang der großen Linie, für die er gewählt wurde. Das kann eigentlich niemanden wundern. Er ist der Macher und er hat Erfolg. Und er steht immer noch — und seine Wähler hinter ihm. Trotz einer jahrelangen, weltweiten Schmähkampagne.
Was bietet Präsident Macron, dass er auf einer Welle von brandendem Applaus getragen wird?
Interessanterweise mühen sich die Weltleitmedien Tag für Tag daran ab, der Leserschaft zu erklären, dass Präsident Trump auf dem absteigenden Ast ist, ja eigentlich schon so gut wie weg ist. Doch Präsident Macron geißelt das „Recht des Stärkeren“, das Präsident Trump so gewissenlos nutze. Es werde, so Macron, sich eines Tages gegen ihn selbst wenden. Ist Donald Trump also nun doch der Stärkere, wäre daraus zu folgern?
Dann kommen schön klingende, aber substanzlose Scheinwahrheiten. Doch Präsident Macrons Argumente gegen die in Nationen lebenden Völker sind dürftig und hohl:
„Ich überlasse die Souveränität der Völker nicht den Nationalisten, denn ihre Souveränität kann die Universalität unserer Werte, die Menschenrechte, nicht infrage stellen.“
Die Souveränität der Völker äußert sich ja gerade in der Nation und nicht in einem diffusen globalen Multilateralismus oder einer nirgends festzumachenden Universalität. Die Charta der Menschenrechte ist eine Errungenschaft der Übereinkunft von Nationalstaaten und Völkern, die ihre Vorläufer in Gesetzeswerken im Vor- und Frühmittelalter finden, wie in der “Graugans”, der “Magna Charta” oder der “Haager Landkriegsordnung”. Die globale Weltordnung hat noch nichts hervorgebracht, was diese Errungenschaften ersetzen könnte.
„Dieses nationale Denken müsse vergangene Unzulänglichkeiten einräumen, die heute zu einer Krise der liberalen Weltordnung geführt haben.“
Welche Unzulänglichkeiten meint Herr Präsident Macron? Vielleicht Kriege? Die Kriege, die ein globaler Weltbully wie “der liberale Westen” an allen Ecken und Enden der Welt angezündet hat, sind das Zigfache der Kriege, die es vor dem Zeitalter des Globalismus gab. Die ständigen Einmischungen von NGOs in die inneren Angelegenheiten von Ländern? Frankreichs und Großbritanniens Krieg und Beutezug in Libyen, die das einst reiche und blühende Land in einen explodierenden Hexenkessel verwandelt hat?
Präsident Macron, der sich als Führungsfigur der Anti-Trump-Weltliga und Retter des globalen Liberalismus und Multilateralismus inszeniert, hat außer schön tönenden Worten nichts zu bieten. Frankreich unter seiner Führung schwächt die EU. Er mimt den revolutionären Visionär und bekommt seinen eigenen Stall “Frankreich” nicht unter Kontrolle. Weder die gesellschaftlichen Probleme, noch die wirtschaftlichen, noch die finanziellen. Nicht einmal seinen eigenen Freund und Leibwächter.
Daheim holt man den selbst ernannten Prinzen auch stante pede vom Thron: „Als Kontrahent zu Trump inszeniert sich Macron als globale Führungsfigur. Doch Frankreich taugt auf der Weltbühne nur als intellektuelle Gegenstimme“, konstatiert Ulysse Gosset, ein sehr bekannter französischer Journalist, politischer Analyst, Buchautor („Der Hillary-Clinton-Komplex“, „Die geheime Geschichte eines Staatsstreiches“), Autor einiger Dokumentationen (z. B. „Die sowjetische Nomenklatura“), Nachrichtenkommentator und Fernsehpräsentator.
Der Spiegel sieht durch das ganze Getöse aber doch eines der Kernprobleme:
„Doch was wäre die Uno-Vollversammlung in diesem Jahr ohne Macron gewesen? So frech wie Trump trat dort noch kein US-Präsident auf. Das Gelächter, das er von den Delegierten stellenweise erntete, konnte kaum verbergen, wie brutal Trump den Einfluss der Weltorganisation beschneiden will. Unesco, Menschenrechtskommission, Internationaler Gerichtshof — Macron fiel die Aufgabe zu, lautstark jene Weltinstitutionen zu verteidigen, die Trump abschaffen will.“
Touché, Monsieur le Président Macron, touché. Präsident Trump ist eben gerade nicht der „jeden Zentimeter seiner schwindenden Übermacht verteidigende US-Präsident“, wie der Spiegel eingangs schreibt. Es sind die multilateralen Globalisten, die täglich zentimeterweise an Boden verlieren, und zwar überall — weil die Menschen die globalistisch-großkapitalistisch-multilaterale-no-borders Suppe, die ihnen eingebrockt wurde, gekostet und für ungenießbar befunden haben.
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