Imad Karim: Und der Hai­fisch, der hat Zähne …

„Und der Hai­fisch, der hat Zähne und die trägt er im Gesicht und Macheath, der hat ein Messer, doch das Messer sieht man nicht“, heißt es in der Moritat von Mackie Messer, der von Bertolt Brecht getex­teten und von Kurt Weill ver­tonten Moritat aus dem Thea­ter­stück Die Drei­gro­schenoper von 1928.
Schreiend, mahnend und anflehend wende ich mich als Fil­me­macher, jah­re­langer Fern­seh­autor und vor allem als Mensch an Sie alle: Schrift­steller, ein­fluss­reiche Medien- und Mei­nungs­macher, Redak­ti­ons­mit­glieder von Spiegel, Focus, taz, Bild und andere Kol­le­gen­Innen. An berühmte und wenig berühmte Schau­spieler und Idole, an alle Wort­führer und Trend­geber in unserer Mitte, an sämt­liche Künstler aller Genre. 
Ich wende mich als stets links­li­be­raler poli­tisch aktiver Bürger dieser Republik an alle Volks­par­teien, an Die Grünen, Die Linke, an sämt­liche Akti­visten der Antifa und alle frei­heit­lei­benden Men­schen in unserer Gesell­schaft. Ich wende mich als Ex-Moslem und heute reli­gi­ons­freier Mensch an die großen Kirchen deut­scher Katho­liken und Pro­tes­tanten, die kleinen Kir­chen­ge­meinden, alle demo­kra­ti­schen Vereine und Orga­ni­sa­tionen unserer Zivilgesellschaft.

Wachen Sie auf!

Wachen Sie auf, unsere Freiheit, unsere Grund­werte und unser Eigen­schutz sind in großer Gefahr und ohne diese können wir nie­mandem zur Freiheit ver­helfen. Wenn wir selber um unseren eigenen Schutz, um die Erhaltung unserer Freiheit und unserer Grund­werte kämpfen müssen, können wir keinen anderen schützen. Niemanden!
Ich bin ent­schieden gegen Iden­ti­täts­verlust von Völkern und gegen die Instal­lierung von frei­heits­feind­lichen Dogmen und Lehren.
Hören Sie bitte auf, die ein­zigen Pächter von Moral unserer Gesell­schaft sein zu wollen, denn die über­wie­gende Mehrheit Ihrer Leser, Zuschauer, Mit­streiter, Ihre Kir­chen­mit­glieder und der ehren­amt­lichen Akti­visten Ihrer Vereine und Ver­bände sind wahre Demo­kraten und mündige Bürger.
Ver­lassen Sie Ihren Weg der Arroganz und kehren Sie zurück zu den Men­schen, ohne die Sie nicht das wären, was Sie sind. Nehmen Sie heute noch Abschied von Ihrem ver­meint­lichen Selbst­ver­wirk­li­chungstrip. Die Demo­kratie ist alt, die Freiheit aber, in der wir leben, ist jung, zart und sehr zerbrechlich.
Ich bin ein Niemand und dennoch jemand. Jemand, der mit 19 Jahren aus Beirut (Libanon) als Student in Ihr Land kam. Mit dem Glück, in einer pro­forma isla­mi­schen Familie auf­ge­wachsen zu sein, ver­schlang ich Ihre wun­der­baren von Ihren Vor­fahren über Jahr­hun­derte erkämpften Grund­werte der Freiheit und der Toleranz. Es ist 38 Jahre her, 38 wun­derbare Jahre.
Als alter Phö­nizier, war und bin ich niemals gegen Völ­ker­wan­derung, aber ich bin ent­schieden gegen Iden­ti­täts­verlust von Völkern und gegen die Instal­lierung von frei­heits­feind­lichen Dogmen und Lehren. Men­schen, die kommen und sich ins frei­heit­liche Wer­te­system unserer Grund­ordnung ein­fügen, die sich assi­mi­lieren, sind zwei­felsohne eine Berei­cherung. Aber nur und aus­schließlich diese Men­schen! Denn sie sind ein Teil der his­to­ri­schen Dia­lektik und des zivi­li­sa­to­ri­schen Pro­zesses. Alles andere aber ist anti­zi­vi­li­sa­to­risch.
Nie­manden kann auf Dauer, um sich die Welt schön zu malen, die Rea­lität ausblenden
Ob Sie die Rea­lität ein­sehen und aner­kennen wollen oder nicht, es bleibt die Rea­lität – egal, wie sehr Sie diese zu igno­rieren, ver­leugnen und mit Ihrem starken Ein­fluss rück­sichtslos zu zer­trampeln ver­suchen. Weder Sie als Mei­nungs­macher noch als ein­fluss­reiche Poli­tiker und Pro­minenz können die Wahrheit ändern oder auf Dauer fälschen.
Und die Wahrheit ist: 95 Prozent der Men­schen, die zu uns kommen, lehnen unsere Werte, die Werte der frei­heit­lichen Demo­kratie voll­kommen ab. Die­je­nigen aber, die wirklich unsere Hilfe brauchen, schaffen es meist gar nicht, zu uns zu kommen, denn sie haben keine 10.000 Euro, um die Schlepper bezahlen zu können, und sie beherr­schen nicht das Spiel der Pro­pa­ganda mit hilf­losen Kindern.
Sie, die Gut­men­schen (Heuchler), helfen damit nie­mandem, sondern sie richten großen Schaden an. Ihre Kinder und unsere Kinder werden Jahr­zehnte mit Waffen kämpfen müssen, um ihre Freiheit wie­der­zu­er­langen. Sie werden kämpfen müssen, und es wird ein lang­jäh­riger und blu­tiger Krieg werden!
Ver­sucht nicht, mir rechts­ra­di­kales Gedan­kengut unterzujubeln!
Nein, Sie können mir keinen Faschismus vor­werfen und auch kein Ariertum, denn ich bin ein zuge­zo­gener Deut­scher medi­ter­raner Her­kunft. Meine Gene stammen aus dem öst­lichen Mit­tel­meerraum. Und an euch junge „Antifa-Akti­visten“ gerichtet: Ver­sucht nicht, mir rechts­ra­di­kales Gedan­kengut unter­zu­jubeln! Ich habe bereits in den Acht­zigern die Inter­na­tionale gesungen und gegen Nato und Nato-Dop­pel­be­schluss sowie gegen die Sta­tio­nierung der Pershing-Raketen demons­triert, als viele von Euch noch nicht geboren waren. Nein, Sie alle können mir kein Res­sen­timent gegenüber Flücht­lingen unter­stellen, denn ich verließ meine Heimat zwar als Student und nicht als Flüchtling, aber in einer Zeit, als Beirut wegen der reli­giösen Kriege brannte.
Als Fern­seh­autor und Fil­me­macher warb ich bereits in den Neun­zigern über meine Fern­seh­filme und Repor­tagen für Ver­ständnis für Flücht­linge und poli­tisch Ver­folgte (Dann lieber ins falsche Paradies). Als Fern­seh­autor und Fil­me­macher warb ich auch in meinen Fern­seh­filmen und Repor­tagen für gegen­seitige Ver­stän­digung der Völker (Pau­schal total – Eine Reise, zwei Ansichten). Als Fern­seh­autor und Fil­me­macher ver­ur­teilte ich auch in meinen Fern­seh­filmen und Repor­tagen jeg­liche Form von Ras­sismus (Kumpel Charly), und ich drehte auch in Ko-Autoren­schaft einen Film über Cem Özdemir, den spä­teren Bun­des­vor­sit­zendern der Partei Bündnis 90/Die Grünen, als er ein junger unbe­kannter Lokal­po­li­tiker und noch nicht bekannt war. (Zweimal Deutschland – der Spätz­le­türke). Ich schreibe hier nicht, um Ihnen allen meinen Lebenslauf zu prä­sen­tieren, sondern um zu ver­suchen, Ihnen zu ver­deut­lichen, was meines Erachtens auf uns zukommen wird.
Die Ablehnung einer aggres­siven, frei­heits­feind­lichen Welt­an­schauung ist kein Ras­sismus, sondern eine demo­kra­tische Bürgerpflicht.
Ich kenne die Men­schen im Nahen Osten und in Nord­afrika, von wo ich jah­relang fürs Deutsche Fern­sehen berichtete. Ich machte Repor­tagen unter anderem in Syrien, Libanon, Irak, Ägypten, Tunesien und Marokko. Dort gibt es zwei­felsohne groß­artige auf­ge­klärte Men­schen, und die sind zum größten Teil dort geblieben. Die Masse könnte auch auf­grund der Güte, die sie in sich trägt, wun­derbare Zeit­ge­nossen werden. Aber ihnen wird durch den reli­giösen Fana­tismus jeg­liches Bewusstsein für Recht ent­nommen.
Wir helfen diesen Men­schen nicht, indem wir sie, die ihren reli­giösen Fana­tismus im Koffer mit­schleppen, hierher kommen lassen. Wir helfen nie­mandem, wenn wir diesen Kon­flikt hierher ver­lagern. Ein fataler Schritt, der uns weit zurück ins Mit­tel­alter kata­pul­tieren wird, sollten wir, sollten vor allem Sie als Mei­nungs­macher nicht endlich aufwachen.
Ich zitiere hier einige Zeilen, deren Urheber mir leider nicht bekannt ist:
Die Ablehnung einer into­le­ranten und mit­tel­al­ter­lichen Welt­an­schauung ist kein Ras­sismus, sondern eine hohe Ver­ant­wortung eines jeden den­kenden Men­schen. Wenn wir der unge­hin­derten Aus­breitung jener Men­schen­ver­ächter nichts ent­gegen setzen, bringen wir unzählige Men­schen in ernste Gefahr.“
Diese unzäh­ligen Men­schen sind Sie und wir alle.
Imad Karim, Ex-Moslem, Humanist & Deutschlandbekenner