Gedanken zum Migra­ti­onspakt aus wirt­schaft­licher Sicht

Der UN-Migra­ti­onspakt schlägt zunehmend Wellen in der öffent­lichen Dis­kussion und ist defi­nitiv ein ver­mintes Gebiet. Werfen wir rein öko­no­misch einen Blick auf das, was da passiert.
Zunächst steckt hinter dem ange­dachten Abkommen die schlichte Fest­stellung, dass (über)alternde Gesell­schaften einer Bevöl­ke­rungs­explosion vor ihrer Haustür gegen­über­stehen. Wirt­schaft und Politik sehen nun in der Zuwan­derung der Bevöl­kerung aus den Wachs­tums­re­gionen in jene mit schrump­fender Bevöl­kerung eine Lösung für beide Probleme:

  • Die Reduktion der Span­nungen in den Ländern mit starkem Bevöl­ke­rungs­wachstum: Also weniger Bür­ger­kriege, Kriege, Ter­ro­rismus, Genozide etc., die zwangs­weise die Folge von so starkem Bevöl­ke­rungs­wachstum sind, wie nicht nur Gunnar Heinsohn so ein­drücklich erklärt:


Quelle: Gunnar Heinsohn

  • Die Finan­zierung der Sozi­al­kassen, für die kein Poli­tiker vor­ge­sorgt hat und natürlich auch die Ver­sorgung der Wirt­schaft mit Arbeitskräften:


Quelle: Oxford Uni­versity, Citibank
Klar ersichtlich ist hier, dass für Europa, die USA und Kanada und Ozeanien die größten Vor­teile durch Zuwan­derung erhofft werden. Asien wird hin­gegen – trotz des abseh­baren Rück­gangs der Bevöl­kerung – nicht auf Migration setzen.
Der Grund dafür ist klar. Die Asiaten wissen, dass es nicht auf die Quan­tität, sondern auf die Qua­lität der Migranten ankommt. Und hier sieht es schlecht aus:

Quelle: Gunnar Heinsohn
Das Problem ist nun, dass nur wenige Men­schen aus den Ländern mit einem Wert über 500 – vor allem wenn sie zu jenen gehören, die zu dem Wert von über 500 bei­tragen – Lust haben, zu uns zu wandern. Aber sehr viele aus den Ländern auf der rechten Seite der Abbildung haben großes Interesse, zu uns zu kommen!
Das sieht man auch an der Zusam­men­setzung der Migration:

Quelle: Oxford Uni­versity, Citibank
Ein­ge­wandert wird in die „High-Income-Countries“, was auch klar ist. Die Folge dieser Zuwan­derung ist übrigens ein zuneh­mender Lohn­druck gerade im niedrig-qua­li­fi­zierten Bereich. Was nun wirklich nicht wundern darf!

Quelle: Oxford Uni­versity, Citibank
Wundern tut einen dann nur, weshalb gerade jene Poli­tiker, die sich für die sozial Schwachen besonders ein­setzen, die Migration und damit den Lohn­druck begünstigen.
Hinzu kommt, dass wir vor einer gigan­ti­schen Auto­ma­ti­sie­rungs­welle stehen, die gerade – aber nicht nur! – im unteren Lohn­segment massiv zuschlagen wird:
Quelle: Bain
Dies bedeutet über­setzt, dass die Migration der Zukunft die Sozi­al­systeme noch mehr als bisher fordern wird, einfach, weil das Qua­li­fi­ka­ti­ons­niveau der Zuwan­derer völlig unzu­rei­chend ist.
Dies heißt, der Sozi­al­staat, so, wie wir ihn kennen, wird unfi­nan­zierbar. Das wusste schon Milton Friedman, immerhin Träger des Wirt­schafts­no­bel­preises: Offene Grenzen und Sozi­al­staat sind nicht vereinbar.
Im UN-Migra­tions-Pakt steht:  „Arbeits­mi­granten aller Qua­li­fi­ka­ti­ons­ni­veaus“ sollen „Zugang zu Sozi­al­schutz“ erhalten sowie „Grund­leis­tungen“. Und darüber hinaus: „Wir ver­pflichten uns, die Optionen und Wege für eine reguläre Migration in einer Weise anzu­passen, die in Wider­spie­gelung der demo­gra­fi­schen Wirk­lichkeit und der Rea­lität auf dem Arbeits­markt Arbeits­kräf­te­mo­bi­lität und men­schen­würdige Arbeit erleichtert, Bil­dungs­chancen opti­miert, das Recht auf ein Fami­li­en­leben wahrt und den Bedürf­nissen von Migranten in einer pre­kären Situation gerecht wird, mit dem Ziel, die Ver­füg­barkeit von Wegen für eine sichere, geordnete und reguläre Migration zu ver­bessern und zu diver­si­fi­zieren.“ – bto: Das klingt nach a) keine echte Beschränkung der Zuwan­derung und b) groß­zügige finan­zielle Unter­stützung. Wie gesagt, es ist eine öko­no­mische Überforderung.
Wenn man zu dem Schluss kommt – und das kann man ja – dass es eine Welt ist, in der jeder überall leben kann, wo er will, kann man nicht gleich­zeitig Sozi­al­leis­tungen für alle ver­sprechen, zumindest nicht auf dem aktu­ellen Niveau. Schon heute sind wir auf­grund der groß­zü­gigen Leis­tungen hier­zu­lande sehr beliebt:

Quelle: Oxford Uni­versity, Citibank
Und wie groß­zügig die Unter­stützung ist, kann man hier ablesen:

Quelle: Oxford Uni­versity, Citibank
Was unter­streicht, wie sehr die Politik ihr eigenes Märchen vom reichen Land glaubt. Denn finan­zierbar wird das nicht sein. Die Lösung lautet ein­deutig: Beschränkung auf qua­li­fi­zierte Zuwanderung.
Nun könnte man meinen, ein Lösungs­ansatz wäre eine Reduktion der finan­zi­ellen Anreize und eine restrik­tivere Auf­nah­me­po­litik, um auf diese Weise die Migration auf ein nutz­brin­gendes und finan­zier­bares Niveau zu beschränken. Doch weit gefehlt. Die Regierung begründet ihr Ein­treten für den UN-Migra­ti­onspakt so (CDU-Poli­tiker Stephan Har­barth im Deutsch­landfunk): „Wir sind im Bereich der Migration mit einer ganz großen glo­balen Her­aus­for­derung kon­fron­tiert. Wir sehen, dass wir nach Europa und nach Deutschland einen erheb­lichen Migra­ti­ons­druck haben. Warum? Wir haben diesen Migra­ti­ons­druck deshalb, weil Migranten in vielen anderen Ländern der Welt nicht in den Genuss von Min­dest­stan­dards kommen: Keine Gesund­heits­ver­sorgung, keine staat­lichen Grund­leis­tungen, kein Zugang zum Arbeits­markt und so weiter. Das führt dazu, dass wir eine regel­rechte Sog­wirkung, eine Magnet­wirkung in Richtung Europa und Deutschland haben, und deshalb muss es unser natio­nales Interesse sein, Min­dest­stan­dards im Umgang mit Migranten als poli­tische Absichts­er­klärung global vor­zu­sehen, um den Migra­ti­ons­druck zu redu­zieren. Wir wollen, dass Migranten auch in anderen Ländern bleiben und sich nicht auf den Weg nach Deutschland machen.“ – bto: Die Regierung denkt also allen Ernstes, man könne die anderen Länder dazu ver­pflichten, unsere eigenen völlig über­höhten Stan­dards zu über­nehmen?? Das klappt bekanntlich gut, wie man an der Umver­teilung der Migranten in der EU sieht.
Noch besser ist diese Aussage: „Wir sind der festen Über­zeugung, dass die Vor­teile dieses Migra­ti­ons­pakts aus deut­scher Per­spektive die Nach­teile weit über­wiegen. Es ist ein Pakt, dem ungefähr 180 Länder dieser Welt bei­treten möchten.“ – bto. Es geht nicht um die Anzahl der Länder, die bei­treten. Denn der größte Teil dieser Länder sind Länder, aus denen aus­ge­wandert wird! Ent­scheidend ist, dass die Ein­wan­de­rungs­länder alle mit­machen (tun sie nicht) und wenn sie mit­machen, sich auch daran halten. Letz­teres dürften wie­derum nur wir Deutsche machen, wie ein Blick auf die EU und vor allem die Eurozone zeigt.
CDU-Poli­tiker Stephan Har­barth: „Aus meiner Sicht hat man die Spreng­kraft dieses Themas und das Ver­het­zungs­po­tenzial, das hinter diesem Thema steht, lange ver­kannt. Man hat unter­schätzt, wie sehr Rechts­po­pu­listen den Inhalt dieses Pakts ver­drehen können. Die Kom­mu­ni­kation aus dem Bereich der Politik heraus ist schlecht gelaufen. Daran gibt es über­haupt keinen Zweifel. Das hilft uns aber jetzt nicht weiter. Jetzt geht es um die Frage, ist dieses Dokument aus deut­scher Sicht ver­nünftig oder ist es unver­nünftig. Wir meinen, es ist ver­nünftig. Das werden wir ab sofort mit voller Über­zeugung und in ganz klarer Kom­mu­ni­kation nach außen tragen.“ – bto: Ich muss gestehen, ich finde es unvernünftig.
Wir können unsere demo­gra­fi­schen Pro­bleme über­haupt nicht mit Zuwan­derung lösen, denn die großen Mengen an qua­li­fi­zierten Zuwan­derern sind gar nicht ver­fügbar, und sie gehen im Zweifel in andere Länder. Die Auto­ma­ti­sierung wird die Qua­li­fi­ka­ti­ons­an­for­de­rungen noch steigern. Lassen wir dann eine Zuwan­derung in das Sozi­al­system weiter zu, wird es unfi­nan­zierbar. Das kann man alles machen, sollte es aber auch offen so kommunizieren.
Die Charts aus der Oxford Studie hatten wir schon mal bei bto:
→ Ernüch­ternde Fakten zu den finan­zi­ellen Folgen unserer Migrationspolitik
Die Folgen der Auto­ma­ti­sierung hier:
→ BAIN: Fakten zu Folgen der Automatisierung
Das erhel­lende Interview im Deutsch­landfunk hier:
→ Deutsch­landfunk: „Die Vor­teile des Migra­ti­ons­pakts über­wiegen“, 8. November 2018
Und hier die 16 Fragen, die die BILD-Zeitung (!) auf­ge­worfen hat:
→ bild.de: „Diese 16 Punkte muss uns die Regierung erklären“, 8. November 2018


Diese her­vor­ra­gende Analyse von Dr. Daniel Stelter wurde erst­ver­öf­fent­licht auf www.think-beyondtheborder.de