Israels Geheim­spionage-Pro­gramme und wie sie die Ermordung Khash­oggis ermög­lichten (+Video)

https://www.youtube.com/watch?v=w82VhU0BqxQ
 
Edward Snowden ist einer der großen Whist­le­b­lower der Welt. Aber obwohl der ehe­malige US-Prä­sident Barrack Obama vor seinem Amts­an­tritt die wert­volle Rolle von Whist­le­b­lowern betonte und 2012 den „Whist­le­b­lower Enhancement Pro­tection Act“ unter­zeichnete, ver­folgte er – einmal im Amt – Whist­le­b­lower gna­denlos, wie kein zweiter Prä­sident es je getan hat.
Edward Snowden war einer davon.
2013 wurde Edward Snowden ange­klagt, geheime Infor­ma­tionen über die Lan­des­ver­tei­digung wei­ter­ge­geben zu haben. Während seiner Mit­arbeit bei der CIA hatte Snowden her­aus­ge­funden, dass die US-Geheim­dienste, zusammen mit Sicher­heits­be­hörden anderer Länder, im großen Umfang Pro­gramme zur Mas­sen­über­wa­chung von E‑Mails und Mobil­te­le­fonen im Ausland, aber auch in den USA ein­setzen. Edward Snowden sicherte die Beweise, kon­tak­tierte kom­pe­tente Jour­na­listen. Wohl wissend, was ihm bevor­stand, setzte er sich erst nach Hongkong ab und von da aus nach Russland. Von dort aus ver­öf­fent­lichte er die gesi­cherten Beweis­do­ku­mente, die die exzessive Mas­sen­über­wa­chung belegen.
Heute noch lebt er im Mos­kauer Exil. Und heute noch ist der Whist­le­b­lower Edward Snowden ein Mahner vor maß­losen Über­wa­chungs­prak­tiken. Dieses mal deckt er die Machen­schaften von Regierung und Pri­vat­un­ter­nehmen in Israel auf. In einer Video­kon­ferenz beschrieb Edward Snowden am letzten Diens­tag­abend, welche Mög­lich­keiten und Pro­gramme zur Aus­spähung und Über­wa­chung die israe­lische Cyber­tech­no­logie ent­wi­ckelt hat.
Er klärte die israe­li­schen Bürger über die uner­freu­liche Tat­sache auf, dass sie von der eigenen Regierung aus­ge­horcht, über­wacht, ja geradezu „gestalkt“ werden, und das alles unter der Beteuerung, das diene aus­schließlich ihrer Sicherheit. Er empfahl den Israelis, sehr genau hin­zu­schauen und der von ihnen gewählten Regierung auf keinen Fall zu trauen. Ein Rat­schlag, den sich nicht nur die Isra­aelis zu eigen machen sollten.
Herr Snowden legte beson­deres Gewicht auf die israe­lische Firma „NSO Group“ und hier mit Augenmerk auf das Pro­gramm „Pegasus“. Dieses Pro­gramm spio­niert so ziemlich alles aus, was man über einen Men­schen wissen kann. Es ist unter Experten berühmt-berüchtigt. Es ist ein hoch­ef­fek­tives Späh­pro­gramm, wird aber auch sehr gerne von Ländern ange­fragt, in denen die Men­schen­rechte keinen hohen Stel­lenwert genießen – und ohne weitere Pro­bleme auch ausgeliefert.
Mehrere Jour­na­listen und Akti­visten ver­klagten bereits im ver­gan­genen Jahr die mexi­ka­nische Regierung, sie habe Angriffe mit dieser Pegasus-Software auf die Handys der Betrof­fenen begangen. “Der­artige Firmen ver­brei­teten sich weltweit immer mehr”, sagte Herr Snowden.
Eines der Opfer von Pegasus in den Händen der mexi­ka­ni­schen Regierung war die inter­na­tionale Kom­mission zur Unter­su­chung zum spur­losen Ver­schwinden von 43 Stu­denten 2014 in Mexiko. Fach­leute meinen, diese Leute waren das Ziel von Pegasus-Angriffen. Nach Angaben der Her­stel­ler­firma “NSO Group” darf Pegasus aus­schließlich gegen Extre­misten und Kri­mi­nelle ein­ge­setzt werden. Dies sei im Vertrag ver­ankert. Das Pro­gramm wurde an die mexi­ka­ni­schen Bun­des­be­hörden ver­kauft. Und wer Extremist ist, bestimmt immer die Regierung.
Auch Saudi-Arabien, das in vie­lerlei Hin­sicht mit den Israelis zusam­men­ar­beitet, war für die NSO Group ein ver­trau­ens­wür­diger Staat und erhielt das Späh­pro­gramm Pegasus.
Edward Snowden behauptet, mit dieser Software habe man dann das Telefon eines Freundes von Jamal Khashoggi aus­ge­späht und so genau gewusst, wo der Jour­nalist sich auf­hielt, was er mit seinem Freund besprach, was er so vor­hatte und wann er wohin und zu wem er gehen würde und warum. Herr Snowden sagte, die Rolle, die diese Firma mit ihrer Software beim Khashoggi-Mord gespielt habe, sei „eine der wich­tigsten Geschichten, über die nicht geschrieben wird“.
Das Späh­pro­gramm funk­tio­niert auf eine sehr perfide Weise. Der Aus­ge­spähte setzt es selbst unwis­sentlich in Gang. Eine Nach­richt wird auf das Handy der Ziel­person geschickt, die dem betrof­fenen Han­dy­nutzer unver­dächtig und zugleich aber wichtig erscheint, zum Bei­spiel unter dem Betreff eines erwar­teten Pakets oder einer Lieferung.
Sobald du auf den Link klickst – und jeder klickt irgendwann auf einen solchen Link, weil sie dies hundert Mal auf hundert ver­schiedene Arten aus­pro­bieren können, immer wieder von einer anderen Nummer – gehört von nun an dem­je­nigen dein Telefon, der dir diese Nach­richt geschickt hat. Alles, die gesamte His­torie in deinem Telefon, können sie nun sofort kopieren. Alles, was von diesem Tag an auf deinem Handy pas­sieren wird – überall, wo du hin­gehst; jeden, den du anrufst; alles, was du liest; jedes Foto, das du machst, eigentlich alles, was du sagst, weil sie das Mikrofon aus der Ferne ein­schalten können, sie können auch die Kamera aus der Ferne ein­schalten, auch wenn du noch gar kein Foto gemacht hast, alles, was jetzt gerade mit diesem Gerät geschieht, alles, woran dein Handy beteiligt ist: Diese Firma und ihre Kunden sind jetzt ein Teil davon.“
Jamal Khashoggi wurde am 2. Oktober 2018 nach dem Betreten des saudi-ara­bi­schen Kon­sulats in Istanbul ermordet. Dazu sollen 15 Per­sonen aus Saudi Arabien ange­reist sein. Die Unter­su­chung seines Todes ist noch im Gange und bislang ist unklar, wer den Mord in Auftrag gegeben hat.
Der tür­kische Außen­mi­nister Mevlüt Çavuşoğlu sagte: „Aber es ist auch offen­sichtlich, dass diese 15 Per­sonen nicht aus freien Stücken nach Istanbul gekommen sind, um Khashoggi zu ermorden. Also bekamen sie Anwei­sungen von jemandem. Nun müssen wir her­aus­finden, wer diese Anwei­sungen gegeben hat.“