Jörg Meuthen: Frau Merkel — ihre Politik ist ein ein­ziges Desaster

Die EU braucht diesen Neu­start. Die Reformen, die nötig sind, sind mit Ihnen nicht zu machen. Frau Merkel, machen Sie einmal etwas richtig und nicht nur halb: Ihr bal­diger Rück­tritt auch als Bun­des­kanz­lerin ist alter­na­tivlos. Frau Bun­des­kanz­lerin, ich sage es Ihnen mit Ihren Worten: Sie schaffen das! Eine Rede, die Jörg Meuthen in Straßburg nicht halten durfte. Wir dokumentieren.
Wie Sie viel­leicht wissen, war Frau Merkel in Straßburg, um eine lang erwartete euro­pa­po­li­tische Rede zu halten. Sie ver­kündete in ihrer völlig farb­losen Ansprache, Deutschland wei­teren poli­ti­schen Schaden – wie bei ihr mitt­ler­weile üblich – zufügen zu wollen, diesmal in Form des Ver­lustes der natio­nalen Sou­ve­rä­nität bei der Lan­des­ver­tei­digung; nichts anderes ist nämlich bei Lichte betrachtet ihre von Emmanuel Macron über­nommene Vor­stellung einer “euro­päi­schen Armee”.
Meine geplante Gegenrede war beim Prä­sidium ange­meldet. Doch ent­gegen allen par­la­men­ta­ri­schen Gepflo­gen­heiten hat mir Par­la­ments­prä­sident Tajani mein Rede­recht ver­weigert und statt­dessen andere Redner, die erst nach mir sprechen sollten, aufgerufen.
Dieser Vorgang lässt tief blicken in Bezug auf das frag­würdige Demo­kra­tie­ver­ständnis dieses Hauses: Jener Prä­sident Tajani, Mit­glied der Par­tei­en­fa­milie der euro­päi­schen Christ­de­mo­kraten, hat ganz gezielt und bewusst ver­hindert, dass Merkel sich meiner Kritik stellen musste. Und, Sie kennen mich, an Merkel habe ich nicht eben wenig zu kritisieren.
Es ist mir noch nicht unter­ge­kommen, dass der Prä­sident in diesem soge­nannten “Hohen Hause” aktiv ein­greift, um einen Redner zu ver­hindern, den die Fraktion ihm gemeldet hat. Es ist ganz gewiss das erste Mal, dass einem Mit­glied des EU-Par­la­ments das Rede­recht ver­wehrt wird, wenn der Regie­rungschef seines Hei­mat­landes ein­ge­laden ist.
Das ist übrigens auch deshalb höchst unde­mo­kra­tisch, weil ich der einzige Deutsche in meiner Fraktion bin und es schon deshalb demo­kra­ti­scher Fairness ent­sprochen hätte, mich – wie von meiner Fraktion gewünscht – auch als Redner auf­zu­rufen, um der eigenen Regie­rungs­chefin ihre Fehler vor­halten zu können.
An dem Vorgang erfreuten sich im Nachgang dümmlich feixend auch einige CDU-Abge­ordnete, die offen­kundig ihre Freude daran hatten, dass ein Par­la­ments­prä­sident derart unde­mo­kra­tisch agiert. Ein wei­terer Ein­blick in das zunehmend bizarre Demo­kra­tie­ver­ständnis dieser ver­mer­kelten Union.
Aber schauen wir doch einfach mal, wie die Gesichter dieser Abge­ord­neten am Abend der Euro­pawahl aus­sehen werden – ich bin zuver­sichtlich, dass deren Gefeixe in blankes Ent­setzen umschlagen wird.
Wir dagegen, die Europäer der Ver­nunft, des gesunden Men­schen­ver­standes und der direkten Demo­kratie, wir werden an diesem Abend ent­spannt lächeln, weil sich die Ver­hält­nisse in diesem Par­lament fun­da­mental geändert haben werden.
Damit meine ich übrigens nicht nur die Mehr­heits­ver­hält­nisse, sondern auch die Art des demo­kra­ti­schen Umgangs mit­ein­ander: Wir werden unseren Gegnern das Rede­recht gewiss nicht ver­weigern, denn wir sind echte Demo­kraten – zudem haben wir die bes­seren Argu­mente, was auch jeder hören soll, der es hören will.
Meine Rede, die zu halten ich gehindert worden bin
Frau Bundeskanzlerin,
die Bilanz Ihrer Politik ist nicht nur für Deutschland, sondern auch für die EU ein ein­ziges Desaster. Das wird im Spät­herbst Ihrer Kanz­ler­schaft immer offensichtlicher.
Sie haben zu keinem Zeit­punkt eine wirk­liche euro­pa­po­li­tische Vision erkennen lassen. Und heute liefern Sie dann eher eine Hor­ror­vision von immer wei­terer Aufgabe von Sou­ve­rä­nität der Staaten. Eine gemeinsame Euro­päische Armee setzt einen über 27 Staaten gemein­samen mili­tä­ri­schen Willen voraus. Der exis­tiert erkennbar nicht.
Wo Führung gefordert gewesen wäre, haben Sie sich von Des­in­teresse treiben lassen. Wo Gestaltung gefordert war, haben Sie sich mit Ver­waltung und schlichtem Durch­hangeln begnügt.
Sie haben immer nur auf Sicht tak­tiert. Sie haben damit nicht nur nichts erreicht. Sondern Sie haben in den Jahren Ihrer Kanz­ler­schaft der Euro­päi­schen Union schweren Schaden zugefügt.
Beim Euro sieht man, in welch aus­weglose Situation Ihr Bruch der Nicht­bei­stands­klausel des Jahres 2010 Staaten wie Italien und Grie­chenland geführt hat, während die deut­schen Sparer mit Nega­tiv­zinsen ent­eignet werden. Sie haben das Regelwerk des Euro über den Haufen geworfen, weil Sie nichts von Öko­nomie ver­stehen. Die schlimmen Folgen dessen werden erst noch richtig sichtbar werden, wenn die Hoch­kon­junktur nun zu Ende geht.
Sie haben den Brexit ver­schuldet, weil Sie damals David Cameron im Regen stehen ließen, der ver­zweifelt nach Partnern für ein EU-Reform­pro­gramm gesucht hat. Und heute, nur wenige Monate vor dem Brexit, bemühen Sie sich nicht wie geboten um eine Lösung des fort­be­stehenden Frei­handels mit Groß­bri­tannien oder wenigstens um die Inter­essen der deut­schen Exportwirtschaft.
Sie haben 2015 mit Ihrer eigen­mäch­tigen Grenz­öffnung an allen Par­la­menten vorbei die Dublin-Regeln über den Haufen geworfen. Sie haben bis heute nicht ver­standen, was Sie damit für einen uner­mess­lichen Schaden ange­richtet haben.
Nun schicken Sie sich an, den nächsten his­to­ri­schen Fehler zu machen. Während immer mehr Staaten sich rich­ti­ger­weise ent­schließen, den UN-Migra­ti­onspakt nicht zu unter­zeichnen, sind Sie auch hier wieder auf der fal­schen Seite. Sie setzen damit Ihre grund­falsche Migra­ti­ons­po­litik fort, zum größt­mög­lichen Schaden Deutsch­lands und der Euro­päi­schen Union im Ganzen.
Es wird höchste Zeit für die bevor­ste­hende Euro­pawahl. Eine neue Gene­ration wird über­nehmen. Und wir Frei­heit­lichen werden diesem Haus unseren Stempel auf­drücken. Wir werden die EU zu dem machen, was sie sein sollte: Kein den natio­nalen Demo­kratien über­ge­ord­neter Super­staat, sondern eine die­nende Orga­ni­sation für ein Europa der Vaterländer.
Die EU braucht diesen Neu­start. Die Reformen, die nötig sind, sind mit Ihnen nicht zu machen. Frau Merkel, machen Sie einmal etwas richtig und nicht nur halb: Ihr bal­diger Rück­tritt auch als Bun­des­kanz­lerin ist alter­na­tivlos. Frau Bun­des­kanz­lerin, ich sage es Ihnen mit Ihren Worten: Sie schaffen das!