Päd­agogik: Ideo­lo­gische Begriffe und wo sie zu finden sind

Von Roger Letsch — Einfach wieder Kind sein“, das ist ein Gedanke, der wohl vielen immer mal wieder durch den Kopf geht, gerade dann, wenn der Alltag immer nur noch mehr Ver­ant­wortung auf unsere Rücken lädt. Kind sein, besonders ein kleines, spielen, träumen, sich um nichts kümmern müssen, für das Bauen eines Turms aus Lego­steinen gelobt werden, bespielt, bekocht, geputzt und geliebt zu werden, einfach nur dafür, dass man da ist. Der Gedanke jedoch, neben all diesen Annehm­lich­keiten heute wieder einem selt­samen Päd­agogik-Ver­ständnis des Staates und seiner Helfer-NGOs in die Hände zu fallen, ver­treibt diese Idee rasch wieder. Eine gerade her­aus­ge­gebene Bro­schüre der Amadeu-Antonio-Stiftung („Ene, mene, muh – und raus bist du”) zeigt, in welche Richtung sich das Selbst­ver­ständnis unserer Kitas ent­wi­ckeln soll. In meiner Nai­vität habe ich Kitas nämlich immer für eine Art unpo­li­ti­schen „Safe-Space“ für Kinder gehalten, wo sie spie­le­risch soziale Kom­pe­tenzen durch Inter­aktion mit Gleich­alt­rigen erwerben und ansonsten spielen und spielend lernen können. Pus­te­kuchen! Es geht auch an unseren Kitas längst um Alles! Es geht um den scho­nungs­losen Kampf gegen rechts, der bereits auf Töpfchen, Tram­polin und Tret­roller geführt werden muss!

Ich sage nicht, in der Bro­schüre stünde nur übles Zeug. Das wäre zu einfach. Vor allem einfach in Bausch und Bogen zu ver­dammen. Doch in Wirk­lichkeit ver­steckt sich unter durchaus sinn­vollen Aus­sagen in hoher Fre­quenz jede Menge ideo­lo­gische Agenda, die an den typi­schen Klin­gel­worten zu erkennen ist. Zur Ein­stimmung hier meine liebsten Sprach­perlen aus dem Pro­pa­ganda-Labor der Stiftung, die man nicht alle Tage hört und sämtlich in der Bro­schüre zu finden sind:
  • inter­ge­schlecht­liche Kinder
  • viel­falts­feind­liche Ein­stel­lungen und Handlungen
  • demo­kra­ti­scher Erziehungsauftrag
  • Viel­falts­päd­agogik
  • inter- und trans­ge­schlecht­liche Kinder empowern
  • Demo­kra­tie­päd­agogik
  • Migra­ti­ons­päd­agogik
  • Demo­kratie ist […] Lebensform
  • Spielzeug-Posi­tiv­liste

Das ist Neu­sprech vom Aller­feinsten. Und Neudenk ist es oben­drauf. Was die Deutsche Umwelt­hilfe im Kampf gegen den „alten Feind“ Industrie leistet, das will die Amadeu-Antonio-Stiftung in den Sozi­al­wis­sen­schaften erreichen: Mit regie­rungs­amt­lichem Segen und steu­er­geld­lichem Regen alles auf Links drehen und gleichschalten.
Die „Fall­bei­spiele“, anhand derer die päd­ago­gisch kor­rekten Ant­worten auf „viel­falts­feind­liche Ein­stel­lungen oder Hand­lungen“ illus­triert werden, scheinen auch eher einem Pan­op­tikum der Durch­ge­knallten und Bekloppten zu ent­stammen, als dass sie Kontakt zur Rea­lität hätten. Man muss die Wirk­lichkeit schon übel zurichten, um daraus einen ideo­lo­gi­schen Auftrag zu zimmern. Etwa dieses hier:
In einer Kin­der­ta­ges­stätte fällt ein Kind dadurch auf, dass es Haken­kreuze und Runen zeichnet und dies auf Nach­frage recht­fertigt (»Das gibt es bei uns zu Hause. Meine Eltern finden das gut.« »Meine Mama sagt, das Kreuz ist etwas Gutes!«). Gleich­zeitig ver­weigert es, mit Kindern zu spielen, die eine dunklere Haut­farbe oder eine Beein­träch­tigung haben. Zudem spielt es sehr gern Krieg und ist gegenüber anderen Kindern aggressiv und gewalttätig.“
Überall Haken­kreuze malen, aggressiv auf­treten und gern Krieg spielen – was wie eine Stel­len­be­schreibung für die Antifa klingt, ist die seltsame Vor­stellung der Kahane-Stiftung von Rechts­extre­misten. Es mag solche Leute geben, für die braucht es aber sicher keine Hand­reiche in Kitas. Für solche Fälle sollte aber eine Arbeits­an­leitung zum Tüten kleben, Bürsten machen und ver­gleich­baren JVA-Beschäf­ti­gungen aus­rei­chend sein. Fast so gefährlich wie haken­kreuz­ma­lende Vier­jährige, die ihre dun­kel­häu­tigen Spiel­ka­me­raden dissen, sind Kinder aus „völ­ki­schen Familien”, womit selbst­redend nicht die Ange­hö­rigen von Volks­gruppen wie Kurden, Kata­lanen oder Roma gemeint sind. Man erkennt die gefähr­lichen daran, dass sie aus­sehen wie Heidi, Rapunzel oder Eva Braun und sich besser benehmen als Michel aus Lön­ne­berga. Pas­sender kon­stru­ierter Fall dazu? Bitte sehr:
In einer Kita fallen zwei Geschwister auf, die besonders zurück­haltend sind und wenig von zu Hause, z.B. vom Wochenende, erzählen. So ver­halten sie sich im Mor­gen­kreis zum Wochen­beginn schweigsam und passiv. Gleich­zeitig gibt es keine soge­nannten Dis­zi­plin­pro­bleme, diese Kinder scheinen besonders‚ gut zu spuren. Außerdem sind tra­di­tio­nelle Geschlech­ter­rollen in den Erzie­hungs­stilen erkennbar: Das Mädchen trägt Kleider und Zöpfe, es wird zu Hause zu Haus- und Hand­ar­beiten angeleitet.”
Wenn Kinder beim Tisch­decken helfen und ihr Spielzeug frei­willig auf­räumen, ist das schon ver­dächtig für die Neo-Päd­agogen aus Aufpasshausen.
Die Bro­schüre lässt den Leser nie im Unklaren, dass man zwar auf die NPD zielt, jedoch die AfD treffen möchte. In den Beschrei­bungen ist sie immer mit gemeint, aber aus juris­ti­schen Gründen nicht immer mit genannt. Qua­li­tativ gibt es da aber keinen Unter­schied, der Kampf soll an vielen Fronten geführt werden. Auch das oft gehörte Argument „demo­kra­tische Wahl” lässt man im Fall AfD nicht gelten. „Nicht an meiner Kita! Nicht während meiner Wache! FCK AFD!” Und um Druck auf „solche Leute“ auf­zu­bauen, ist Denun­ziation ein bewährtes Mittel. Obwohl, Denun­ziation ist so ein häss­liches Wort! Sagen wir doch lieber: Trans­parenz und Offenheit, das klingt progressiver.
Im Sinne von Trans­parenz und Offenheit emp­fiehlt es sich, die gesamte Eltern­schaft über den Fall zu infor­mieren sowie generell über Erschei­nungs­formen von Rechts­extre­mismus lokal/regional auf­zu­klären. Eltern haben ein Recht darauf, zu wissen, wer sich rechts­extrem enga­giert und in welchen Eltern­häusern ihre eigenen Kinder ggf. zu Gast sind. Nicht zuletzt kann dies wichtig sein, um zu the­ma­ti­sieren, wer sich zur Wahl in den Elternrat auf­stellen lässt. Eine klare Position gegen rechts seitens der Ein­richtung kann andere Eltern ermu­tigen, sich dagegen zu stellen. Ein Ver­schweigen des Pro­blems aus Angst und Unsi­cherheit ist zu kri­ti­sieren und nicht hilfreich.“
Pro­pa­gan­da­krieg an der Kita-Front. Wer da nicht hilf­reich ist, ist ein Vater­landsve… nee, falsch. Ein Ver­räter seiner sozialen Klas… Mist, auch nicht! Egal…! Nicht hilf­reich zu sein, wäre jeden­falls ein Alb­traum! Wir erinnern uns noch lebhaft, wie Thilo Sar­razins Buch­ver­käufe dar­unter litten, als die Lite­ra­tur­kri­ti­kerin Angela Merkel sein Buch „Deutschland schafft sich ab“ als „nicht hilf­reich“ brand­markte, ohne es gelesen haben zu müssen. So muss das laufen! Und wenn die Kahane-Stiftung schon mal dabei ist, hilf­reich von nicht hilf­reich zu scheiden, kann sie auch gleich noch ein paar „Befürch­tungen“ zerstreuen.
In der Praxis kommt es häufig vor, dass Eltern Befürch­tungen darüber äußern, dass ihre Kinder weniger Bildung erfahren, wenn die Anzahl der Kinder mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund steigt (aber zum Bei­spiel auch solche der sog. »Unter­schicht«). Aus der For­schung und Erkennt­nissen der Migra­ti­ons­päd­agogik wissen wir: Diese Sorgen sind unbe­gründet. […] Vielmehr ist eine Vielzahl von Erfah­rungs­hin­ter­gründen und Zuge­hö­rig­keiten von Kindern in einer päd­ago­gi­schen Ein­richtung ein Garant dafür, dass viel­fältige Lern­mög­lich­keiten für alle gegeben sind.“
Andere Erfah­rungs­hin­ter­gründe können so nützlich sein für das spätere Leben! Wer pro­fi­tierte nicht davon, schon als kleiner Wicht zu erfahren, wie man ein Lamm zum Opferfest schlachtet oder man die Schlampe von Schwester zurecht­weist, wenn sie kein Kopftuch tragen will? Doch Spaß bei­seite, so unbe­gründet sind die Sorgen ja in Wirk­lichkeit nicht, zumindest dann, wenn man sich nicht nur auf die Erkennt­nisse der Migra­ti­ons­päd­agogik ver­lassen möchte. Da sind zunächst mal die Eltern, die mit den Füßen abstimmen und ihre Kinder gezielt aus­ge­rechnet in jene Ein­rich­tungen bringen, wo derlei „Befürch­tungen“ gar nicht erst auf­kommen. Immer wieder gibt es ver­nehm­liche Hil­ferufe von Päd­agogen, an deren Schulen das Zah­len­ver­hältnis gekippt ist und diese Ego­isten von Eltern ihre Spröss­lingen nicht aus Soli­da­rität zum Auf­füllen der schwind­süch­tigen Kar­tof­fel­be­stände an den Brenn­punkt­schulen (den Begriff habe ich nicht erfunden) zur Ver­fügung stellen wollen! Viel­leicht könnte die Migra­ti­ons­päd­agogik bei der Kar­toffel-Erziehung helfen?
Und solche Zustände sind an Kitas undenkbar? Sorge unbe­gründet? Wo ist eigentlich der Schalter, den man umlegen muss, damit eine Mutter aufhört, sich um ihre Kinder zu sorgen? Fragen über Fragen.

Soziale Expe­ri­mente am „offenen Kind”

Zur Grup­pen­dy­namik bei Kindern und Jugend­lichen gibt es übrigens eine viel­be­achtete Lang­zeit­studie, die klar dar­legte, in welche Richtung sich eine Gruppe ent­wi­ckelt und was soziale Expe­ri­mente wert sind, die zwar Gutes bezwecken, aber stets schreck­liche Neben­wir­kungen haben. Es handelt sich um die „Cam­bridge Somer­ville Youth Study”, eine ame­ri­ka­nische kri­mi­no­lo­gische Studie aus dem Jahr 1939, die bis 1981 wei­ter­ver­folgt wurde. Es ging um den Effekt der “früh­zei­tigen Beein­flussung” ungüns­tiger Ent­wick­lungen von kri­minell auf­fäl­ligen Kindern, deren Eltern man zu diesem Zweck mit allerlei Wohl­taten der päd­ago­gisch wert­vollen Art bedachte. För­der­mittel, Hil­fe­stellung, Kurse, Betreuer, die Kinder wurden bespaßt und in Feri­en­camps beschäftigt, mit Erfolgs­er­leb­nissen ver­wöhnt und vieles mehr. Also in etwa jenes Paradies der Mittel, Chancen und Mög­lich­keiten, dass sich staatlich bestallte deutsche Inte­gra­ti­ons­for­scher heute im Zuge der Migra­ti­ons­welle der letzten Jahre erträumten. Immer wenn wir im Zusam­menhang mit Migration und Inte­gration die Phrase „Geld in die Hand nehmen” hören, haben wir es mit solchen Leuten zu tun. Leider schnitt die Kon­troll­gruppe in der Studie, die all dies nicht hatte, deutlich besser ab, als die voll­zeit­ge­pam­perten Racker, an denen sich die Sozio­logen mit ihren wun­der­wirk­samen Kon­zepten austobten.
Man hatte schlicht über­sehen, dass die gegen­seitige Beein­flussung der Kinder unter­ein­ander – sie waren ja gemeinsam in Feri­en­lagern und bei anderen Frei­zeit­ak­ti­vi­täten – viel stär­keren Ein­fluss hatten, als all die Betreuung und das päd­ago­gische Konzept der Wis­sen­schaftler. Kinder lernen eben Ver­hal­tens­weisen innerhalb ihrer Peer-Group und zeigen in dieser Weise ein geradezu archai­sches Demo­kra­tie­ver­ständnis: Die Mehrheit sagt, wo’s lang geht, der Stärkste führt – auch dann, wenn er der kri­mi­nellste ist. Vor­bild­wirkung ist eine Illusion, wenn man davon ausgeht, nur gute Vor­bilder seien auch die Vor­bilder, denen Kinder nach­streben. Ihr soziales Urteils­ver­mögen ist schlicht noch nicht aus­ge­bildet und deshalb fällen Kinder ihre Urteile nach anderen Kri­terien. Offenbar konnten dies im Expe­riment nicht einmal Sozio­logen, Kri­mi­no­logen und Psy­cho­logen vor­her­sehen. Gut, dass wir heute die Amadeu-Antonio-Stiftung haben, wo so viele kluge Leute arbeiten!
Der bestim­mende Aspekt der Som­mer­ville-Studie war das vor­aus­ge­gangene kri­mi­nelle Ver­halten beider Gruppen und dies erwies sich als bestim­mendes Merkmal für die Ver­hal­tens­aus­richtung jener Gruppe, die man aus­ge­wählt, zusam­men­gelegt und gefördert hatte. Ähn­liche, wenn auch nicht die­selben ver­hee­renden Negativ-Effekte, konnten wir dieser Tage in Deutschland sehen, als es um das Scheitern der inte­gra­tiven Schulform ging sowie wenn Erklä­rungen dafür gesucht werden, warum das Leis­tungs­niveau an vielen Schulen in Deutschland so rapide sinkt. Das fällt nur deshalb noch nicht allen auf, weil die Maß­stäbe zur Beur­teilung der Leis­tungen gleich­zeitig immer weiter abge­senkt wurden. Um diese sta­tis­ti­schen Zusam­men­hänge klar und unauf­geregt dar­gelegt zu sehen, emp­fehle ich ein wei­teres nicht hilf­reiches Buch von Thilo Sar­razin: „Der neue Tugendterror”.
Um die nega­tiven Effekte stüm­per­hafter sozialer Feld­ver­suche nicht so deutlich werden zu lassen, soviel hatte man aus der Som­mer­ville-Studie gelernt, begleitet man sie heute vor­sichts­halber nicht mehr mit Langzeit-Studien. Statt­dessen füttert man die Betrof­fenen Ver­suchs­ka­ninchen mit schlauem, pseu­do­wis­sen­schaft­lichen Geschwafel. Deshalb ist auch die nächste Behauptung der Bro­schüre nichts als ideo­lo­gi­sches Wunsch­denken, denn es könnte genauso gut alles völlig anders sein, niemand weiß es:
Der Übergang Kita-Schule in mul­ti­eth­ni­schen Grup­pen­kon­texten kann durchaus sehr erfolg­reich ver­laufen. Vor­aus­setzung hierfür ist ein adäquater Per­so­nal­schlüssel, ent­spre­chende Qua­li­fi­ka­tionen und aus­rei­chende struk­tu­relle Ressourcen.“
Klar, durchaus, mög­li­cher­weise, wenn mit Geld und Per­sonal alles zuge­kleistert werden kann, dann muss sich ja Erfolg ein­stellen! Leider stimmt auch dies nicht, wie die Som­mer­ville-Studie gezeigt hat. Viel­leicht sollte man der Grund­schule Köll­nische Heide ver­raten, wie das so geht mit dem „adäquaten Per­so­nal­schlüssel“, wenn nur noch ver­einzelt deutsch­spra­chige Kinder in den Klassen sind. Darüber, wer sich in diesem Fall an wen anpasst, dürfte kein Dissens bestehen. Aber man kann die Eltern ja noch mit klugen Sprüchen abspeisen:
In der kon­kreten Situation auf dem Eltern­abend lassen sich diese Erkennt­nisse aus der Wis­sen­schaft leicht ver­ständlich einbringen.“
Aber nur nicht zu konkret werden und keine Ein­wände zulassen. Die Eltern müssen nicht wissen, dass ein großer Teil der Psy­cho­logen und Päd­agogen das gänzlich anders sieht. Erzähl ihnen was von Wis­sen­schaft und sie halten die Klappe.

Kita-Päd­agogik und Sexualerziehung

Ein wei­terer wich­tiger Punkt der Bro­schüre widmet sich dem The­men­schwer­punkt Sexu­al­erziehung, Gender und der ent­spre­chenden Sprach­hy­giene. Es wird ein Fall kon­struiert, in dem sich ein Junge von anderen Kindern die Fin­ger­nägel lackieren lässt, worauf die wütenden Eltern in der Kita vor­stellig werden, um sich dies zu ver­bitten. Es gibt eben Eltern und kon­stru­ierte Kon­flikt­fälle, die sind so schräg, dass man sie nur in der Kahane-Stiftung erfinden kann.
In der beschrie­benen Situation in der Kita geht es um alters­ge­rechte päd­ago­gische Angebote, die es Kindern ermög­lichen, sich in unter­schied­lichen Rollen und Insze­nie­rungen aus­zu­pro­bieren. Dies ist Teil der kind­lichen Ent­wicklung. Die Annahme, Jungen würden sich nicht die Fin­ger­nägel lackieren, ver­weist auf geschlechts­spe­zi­fische, gesell­schaft­liche Zuschrei­bungen. […] So finden sich bei­spiels­weise sexis­tische Aus­sagen, ste­reotype Geschlech­ter­vor­stel­lungen (binäre und tra­di­tio­nelle Vor­stel­lungen vom Junge- und Mädchen-Sein, Männ­lichkeit und Weib­lichkeit) in vielen Milieus. Sie sind insofern anschluss­fähig bzw. haben sie eine Brü­cken­funktion an rechts­extreme Ideologie.“
OK, geschenkt. Solche Dinge sind in der Tat harmlos und Bestandteil kind­lichen Spiels, ver­gessen wir mal den ganzen ideo­lo­gisch oben drauf geschraubten Käse von der „binären tra­di­tio­nellen Vor­stellung“, der uns hier erzählt wird. Aller­dings blendet man hier gänzlich aus, dass in diesem Fall auch mehr als nur eine „Brü­cken­funktion“ zu patri­ar­chalen isla­mi­schen Fami­li­en­struk­turen besteht. Wenn das Prinzlein von Sohn plötzlich mit Puppen spielt und die Nägel lackiert bekommt, sind es nicht zuerst Rechts­extreme, die wütend in den Hadithen nach­schlagen und auch beim Kita-Per­sonal gern Nach­schlag geben würden. Anleitung, wie mit solchen Eltern umzu­gehen ist, finden sich in der Bro­schüre selt­sa­mer­weise nicht. Das wäre wohl kul­turell unsen­sibel. Aber Isla­misten und Sala­fisten sind ja auch nicht rechts, wie konnte ich das nur vergessen!
Ein Download-Link der Bro­schüre führt zu einer Liste emp­foh­lener Kin­der­bücher. Zu dieser hätte ich dann aber schon ein paar Fragen. In der Inhalts­angabe zu „I am Jazz“ (Alters­emp­fehlung ab 4 Jahre) steht: Seit sie zwei Jahre alt ist, weiß Jazz, dass sie ein Mädchen in einem Jun­gen­körper ist.“ Ich kann mich irren, denn ich bin kein Kin­der­psy­chologe und meine päd­ago­gische Qua­li­fi­kation bezieht sich nur auf Jugend­liche und Erwachsene, aber ich halte diese Aussage im Kin­derbuch für… sagen wir angreifbar: Sie (also der zwei­jährige Junge Jazz, Anm. d. A.) liebt rosa, ver­kleidet sich gern als Meer­jungfrau, mag Rad­schlagen, Fußball und Tram­poline und emp­findet Jun­gen­kleidung für sich als unpassend.“ Gerade haben wir ja noch fest­ge­stellt, dass es nichts bedeutet, wenn sich kleine Jungs die Fin­ger­nägel lackieren lassen und nun ist eine Vor­liebe für rosa, Rad­schlagen und Tram­poline ein empi­ri­scher Beweis dafür, dass ein Zwei­jäh­riger auch nur die Ahnung einer Idee von einer Vor­stellung davon hat, was es heißt, als Mädchen in einem Jun­gen­körper zu stecken? Mit zwei Jahren schon? Der Spock in mir, der wie ein Wachhund zuver­lässig Alarm schlägt, wenn jemand unlo­gi­schen Bullshit redet, bellte jeden­falls wie ver­rückt, als ich diese Zeilen las.

Urteil: päd­ago­gisch wertlos

Ich erspare Ihnen weitere Zitate, lesen Sie selbst. Die Leitidee der ganzen Bro­schüre, die sich ja an das unter­be­zahlte und über­for­derte Kita-Per­sonal richtet, lautet in etwa wie folgt: Der moderne Vor­schul­päd­agoge kaha­ni­scher Prägung ist ein Ritter im Dienste der bedin­gungs­losen Vielfalt, der sich mit den feind­lichen Drachen von Nazi-Eltern her­um­schlagen muss, um die unschul­digen Schäflein, genannt Kinder, aus den Fängen unfä­higer und übel­mei­nender Eltern­häuser zu reißen. Mütter und Väter behellige man besser nicht mit den päd­ago­gi­schen Prin­zipien, mit Hilfe derer in den Kitas, über denen die Wach-Heli­kopter der Kahane-Stiftung kreisen, die neuen Kinder der künf­tigen Viel­faltswelt geformt oder zurecht­ge­bogen werden. Eltern, besonders „rechte“, sind generell zu beschränkt, die Weis­heiten der Viel­falts­päd­agogik ver­stehen zu können. Auch gilt es, den staats­bür­ger­kund­lichen Erzie­hungs­verein namens Kita frei­zu­halten von „Kolleg*innen“, bei denen der Ver­dacht auf „Feind­schaft gegenüber Geflüch­teten“ besteht. Das geht bis zur Denun­ziation (neu­sprech: „Arbeit­geber informieren“).
Eine schöne neue Welt, in der die Kinder im staat­lichen Auftrag ideo­lo­gi­siert und instru­men­ta­li­siert werden, um eines Tages als früh­ver­wirrte, gen­der­fluide, tra­di­ti­ons­ent­wur­zelte Gleich­stel­lungs­be­auf­tragte im lokalen Moschee­verein der evan­ge­li­schen Kirche „Herz Issa“ gesell­schaftlich wert­volle Arbeit zu leisten.
Ach, ehe ich’s ver­gesse: Falls Sie sich fragen, wer die auf­wändige Bro­schüre der AAS finan­ziert hat… Sie waren das! Ihre Steu­er­gelder flossen über den Umweg des Fami­li­en­mi­nis­te­riums und der von ihm finan­zierten Aktion „Demo­kratie leben” in dieses Projekt. Ich wundere mich schon, wofür Sie manchmal Ihr sauer ver­dientes Geld aus­geben. Aber das ist ja Ihre Sache…