Antiweihnachtskampagne aus der Türkei

Zwei Jahre nach isla­mis­ti­schem Anschlag am Breit­scheid­platz: Opfer müssen weiter um Ent­schä­di­gungen kämpfen

Am 19.12. hieß es in Berlin den Opfern des Ter­ror­an­schlags von Anis Amri zu gedenken. Der tune­sische Islamist raste vor zwei Jahren mit einem gestoh­lenen LKW in den Ber­liner Weih­nachts­markt an der Gedächt­nis­kirche. Immer noch sind nicht alle von der Bun­des­re­gierung entschädigt.
Vor zwei Jahren ereignete sich der Ter­ror­an­schlag auf dem Weih­nachts­markt am Ber­liner Breit­scheid­platz. Am 19. Dezember 2016 ent­führte der Tunesier Anis Amri den LKW eines pol­ni­schen Spe­di­ti­ons­un­ter­nehmers und raste damit in die Men­schen­menge auf dem Markt an der Gedächt­nis­kirche. Zwölf Men­schen kamen ums Leben, mehr als 70 wurden verletzt.
Der Pole Lukasz U. war das erste Opfer Amris. Dieser wurde erschossen, um für den Anschlag den LKW ent­wenden zu können. Der Spe­diteur, Cousin des Opfers, erhebt nun schwere Vor­würfe gegen die deut­schen Behörden. Der Verlust seines Ange­hö­rigen Lukasz U. sei nicht mit Geld abzu­gelten, sagte Ariel Zurawski, er könne aber sehr genau den finan­zi­ellen Schaden beziffern, der ihm ent­standen sei.
Der für den Anschlag ent­führte LKW musste anschließend ver­schrottet werden. Für Zurawski ent­stand ein Schaden von mehr als 90.000 Euro. »Das ist für mich ein Haufen Geld«, klagte der Spe­diteur. Ihn hätten danach große Exis­tenz­ängste gequält. Nun habe seine Firma mit Sitz in einem Ort südlich von Stettin den Verlust des LKW eini­ger­maßen ver­wunden und sei finan­ziell über den Berg.
Er könne es dennoch nicht ver­stehen, warum Deutschland den ihm ent­stan­denen Schaden nicht ersetze. »Ich will mich doch nicht berei­chern«, betonte Zurawski. Für ein wohl­ha­bendes Land wie Deutschland müsste eine Ent­schä­digung der Opfer eigentlich Ehren­sache sein. Erhalten habe er lediglich 10.000 Euro Schmerzensgeld.
Den eigenen Kampf für eine Ent­schä­digung habe Zurawski vorerst auf­ge­geben. Es sei aus­sichtslos, das habe ihm selbst sein Anwalt gesagt. »Solange in Deutschland die Ermitt­lungen nicht abge­schlossen sind, habe ich keine Chance, etwas zu erreichen«, sagt er resi­gniert. »Das ist ein Kampf wie David gegen Goliath«.
»Ich trage doch keine Schuld an dem Anschlag«, sagt er. Er fühle sich unge­recht behandelt, nur, weil er Pole sei. Die Regierung in War­schau habe ihn dann etwas unter­stützt. Sie übernahm nicht nur die Über­füh­rungs­kosten des toten Cousins, bei dem Begräbnis war sogar Staats­prä­sident Andrzej Duda anwesend, während von deut­scher Seite kein Ver­treter kam. War­schau bewil­ligte der Familie des Opfers eine Spezialrente.


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