Eine 8‑jährige Braut…

“Im Alter von acht Jahren haben sich meine Eltern zu einem ernst­haften Gespräch mit mir hin­ge­setzt”, sagte Noushin während des Inter­views. “Ich kann mich noch an das Zittern in der Stimme meiner Mutter erinnern. Sie sagte mir, dass ich in zwei Tagen Teil eines isla­mi­schen reli­giösen Segens sein würde. Mein Vater bestand darauf, dass ich mich anständig benehme und keine Szene mache. Ich war ver­wirrt, aber ich ver­traute ihnen, dass sie mir die Wahrheit sagten. Ich ver­traute ihnen bis zu dem Moment, als der Ehering an meinen Finger kam und ich die Braut eines 43-jäh­rigen Mannes wurde.” Noushin, jetzt 19, ist Mutter von drei Kindern.
(Dr. Majid Rafizadeh)
Man könnte annehmen, dass ihre Eltern, die diesem Mann ihr Kind so gerne gegeben haben, unge­bildet waren oder nie modernen Denk­weisen aus­ge­setzt waren. In Tat und Wahrheit war Noushins Vater in Europa aus­ge­bildet worden und kam dann in sein Land zurück, um für das Regime zu arbeiten.
Noushin sagte, die Hochzeit sei “ein Alp­traum, aus dem ich nicht auf­wachen konnte. Ich ver­stand, dass ich ver­hei­ratet war, aber ich ver­stand nicht, was das bedeutete.” Sie sagte, dass sie zum Geschlechts­verkehr gezwungen wurde, bevor sie die Pubertät erreicht hatte. “Jeder Tag war ange­füllt mit neuer Kon­fusion und neuen Schrecken”, sagte sie, als sie ver­suchte, sich an die Rolle zu gewöhnen, die zu ertragen sie gezwungen war.
“Ich dachte, der Umzug in das Haus meines Mannes sei eine Strafe meiner Eltern, weil ich nicht auf sie gehört hatte, als sie mir eine Woche vorher sagten, ich solle auf­hören zu spielen. Ich hoffte, dass sie mich danach, es war Folter, am nächsten Tag zu meinen Eltern zurück­bringen würden. Doch bald wurde klar, dass es sich nicht um eine vor­über­ge­hende Strafe han­delte, sondern um eine lebens­läng­liche Freiheitsstrafe.”
Man könnte glauben, dass diese Dinge nur selten vor­kommen, doch das ist nicht der Fall. Noushin ist keine Aus­nahme. Isla­mische Führer behaupten, dass Kin­derehen in ihren Ländern heute sel­tener sind, doch selbst wenn das wahr ist, ist die Häu­figkeit immer noch hoch genug, um ziemlich neue alar­mierte Stimmen der UNO auf sich zu lenken.
Die Isla­mische Republik Iran zum Bei­spiel, aus der ich komme, wird nach dem Scharia-Gesetz geführt; die Kin­derehe ist immer noch weit ver­breitet. Nach den neu­esten Sta­tis­tiken, die vom Geschäfts­führer und Vor­stands­mit­glied der Ver­ei­nigung für den Schutz der Rechte der Kinder, Farshid Yazdani, bestätigt wurden, sind 24 Prozent aller Ehen im Iran Kin­derehen. Viel­leicht könnte man nach allen Behaup­tungen isla­mis­ti­scher Führer denken, dass dies eine Ver­bes­serung dar­stellt, nicht wahr? Falsch. In den Vor­jahren lagen die Kin­derehen — zumindest die, die regis­triert wurden — unter 10 Prozent. So hat es tat­sächlich einen Anstieg der Zwangs­heirat junger Mädchen gegeben.
Diese Zahlen bedeuten, dass im Iran nach wie vor Zehn­tau­sende von Kindern in die Ehe gezwungen werden. Tat­sächlich finden dort nach offi­zi­ellen ira­ni­schen Sta­tis­tiken jedes Jahr 180.000 Ehe­schlie­ßungen mit Kindern statt. Da viele Ehen von einem schii­ti­schen Scheich durch­ge­führt werden können, ohne dass sie amtlich regis­triert werden müssen, ist die inof­fi­zielle Zahl zwei­fellos höher; auf diese Weise finden viele Ehen von Mädchen unter 10 Jahren statt.
Bevor die isla­mis­tische Partei des Aya­tollah Ruhollah Kho­meini 1979 an die Macht kam, betrug das gesetz­liche Hei­rats­alter 18 Jahre für Mädchen und 20 Jahre für Jungen. Nachdem die Partei der Mullahs das Scharia-Recht im Iran durch­ge­setzt und es zum offi­zi­ellen, unanzwei­fel­baren Gesetz des Landes gemacht hatte, änderten die Behörden sofort das Alter der legalen Ehe auf 9 Jahre für Mädchen und 13 Jahre für Jungen. Nach 40 Jahren hat sich das auf der Scharia basie­rende Gesetz nicht geändert. Wenn sie wirklich die Kin­derehe ver­hindern wollten, wäre das nicht der richtige Ort, um damit zu beginnen?
Darüber hinaus wurde 2013 im Iran ein Gesetz ver­ab­schiedet, das es Männern erlaubt, ihre adop­tierten Töchter zu hei­raten.
Neben dem kör­per­lichen und sexu­ellen Miss­brauch, den diese kleinen Mädchen erleiden, werden viele auch emo­tional miss­braucht. Nach dem Scharia-Gesetz müssen diese jungen Mädchen den Wün­schen ihres Mannes in vollem Umfang ent­gegen kommen. Die Ehe­männer haben das Recht, sich jederzeit von ihren Frauen scheiden zu lassen, doch die Frauen haben kein solches Recht. Nach Angaben des Leiters der Social Work Asso­ciation im Iran, Hassan Moussavi Chelak, gibt es im Land mehr als 24.000 Kin­der­witwen. Diese Mädchen sind durch das Trauma der Ehe hin­durch­ge­gangen und dann ver­lassen worden, allein zurück­ge­lassen, um für sich selbst sorgen zu müssen.
Einige der Bräu­tigame in diesen Ehen sind Männer mitt­leren Alters oder ältere Männer. Manche der Bräu­tigame ver­suchen, sich zu recht­fer­tigen, indem sie sagen, dass der Grund für so viele Kin­derehen die Wirt­schaft ist: dass der Geld­bedarf das ist, was diese Eltern antreibt, Ehen für ihre Kinder mit älteren Männern zu orga­ni­sieren. Es gibt jedoch viele Länder, in denen Armut ein Problem ist, wo es aber keine Kin­derehen gibt oder nicht in diesem Ausmaß. Der Grund, warum diese Plage wei­terhin auf­tritt, ist, dass sie durch das auf der Scharia basie­rende Gesetz sank­tio­niert und sogar gefördert werden. Während andere Länder einen solchen Miss­brauch ver­bieten, geschieht dies dort nicht, sondern das isla­mis­tische Gesetz des Iran begrüsst sie und befördert sie.
Das Scharia-Gesetz im Iran bietet die Plattform, die juris­tische Sprache und die gericht­liche Legi­ti­mation, damit Erwachsene Mädchen unter zehn Jahren hei­raten und die Eltern dieser Kinder finan­ziell und religiös davon pro­fi­tieren können.
Noushin hat mehr gelitten, als die meisten Men­schen je ver­stehen können. Sie ist ent­schlossen, sich scheiden zu lassen und einen Weg zu finden, ihre drei Kinder zu erziehen und zu ver­sorgen. Im Alter von acht Jahren, als ihre Kindheit ver­kauft wurde, hatte sie nie eine Wahl. Sie hatte nie eine Wahl, als sie schwanger wurde. Jetzt ist sie bereit, alles zu ris­kieren, um frei zu sein.
Das ist nicht nur in isla­mis­ti­schen Ländern ein Problem. Kinder in anderen Ländern sind eben­falls gefährdet.
Erst im ver­gan­genen Monat fun­gierte Facebook als Blocker einer Auktion für eine Kin­der­braut im Südsudan.
Auch in Schweden ist anscheinend eine “Zunahme der Mel­dungen über Zwangs- und Kin­derehen” zu verzeichnen.
Die Weltbank hat im ver­gan­genen Jahr fest­ge­stellt, dass die Prä­valenz der Kin­derehe “immer noch viel zu hoch ist”. In einer Reihe von 25 Ländern, für die eine detail­lierte Analyse durch­ge­führt wurde, hei­ratet min­destens jede dritte Frau vor dem Alter von 18 Jahren, und jede fünfte Frau hat ihr erstes Kind vor dem Alter von 18 Jahren”.
Kin­derehe ist, wie es scheint, auch in den Ver­ei­nigten Staaten ver­breitet. Erst in diesem Jahr war Delaware der erste Staat, der die Ehe unter 18 Jahren verbot.
Man mag es fast nicht glauben, dass es für einen 70-jäh­rigen Mann legal sein könnte, ein Mädchen von nur 5 Jahren zu hei­raten, aber es geschieht und wird auch wei­terhin geschehen. Wenn die inter­na­tionale Gemein­schaft sich nicht dagegen stellt und nicht an die isla­mis­ti­schen Führer des Iran appel­liert und Druck ausübt, diese Gesetze zu ändern, werden noch mehr Kinder in Gefahr sein.


Gatestone Institute — Dr. Majid Rafizadeh ist ein in Harvard aus­ge­bil­deter Wis­sen­schaftler, Geschäftsmann, Poli­tik­wis­sen­schaftler, Vor­stands­mit­glied der Harvard Inter­na­tional Review und Prä­sident des Inter­na­tional Ame­rican Council on the Middle East. Er ist Autor meh­rerer Bücher über den Islam und die US-Außenpolitik.