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Merkels Neu­jahrs­an­sprache im Wortlaut mit Kom­men­taren von Dr. Rainer Zitelmann

Wir doku­men­tieren hier die Neu­jahrs­an­sprache der Bun­des­kanz­lerin Angela Merkel. Wie­derum kom­men­tiert von Dr. Dr. Rainer Zitelmann.
“Ich weiß, viele von Ihnen haben sehr mit der Bun­des­re­gierung gehadert. Erst haben wir lange gebraucht, um über­haupt eine Regierung zu bilden, und als wir sie hatten, da gab es Streit und viel Beschäf­tigung mit uns selbst.”
Nein, Frau Merkel, dass es so lange gedauert hat, eine Regierung zu bilden, war nicht das Problem. Mit einer ein­ge­schränkt hand­lungs­fä­higen Regierung lebte es sich sogar besser, weil in dieser Zeit wenigstens keine unsin­nigen Gesetze beschlossen wurden. Ebenso wenig war Ihr Streit mit Horst See­hofer das große Problem. Nein, das Problem ist der Inhalt Ihrer Politik. Sie haben vor einem Jahr bei­spiels­weise fest ver­sprochen, dass künftig abge­lehnte Asyl­be­werber kon­se­quent abge­schoben werden – und dieses Ver­sprechen wie­derum gebrochen. Besonders schlimm ist das für Opfer schwerer Straf­taten und deren Ange­hörige, wenn diese Ver­brechen von Per­sonen begangen wurden, die eigentlich längst hätten abge­schoben werden sollen. Sie haben schon vor Jahren ver­sprochen, die Digi­ta­li­sierung vor­an­zu­treiben – nichts ist geschehen. Sie haben Deutschland in Europa weit­gehend iso­liert. Und Sie sind ver­ant­wortlich dafür, dass in Deutschland eine Industrie nach der anderen plan­wirt­schaftlich defor­miert wird – ange­fangen hat es mit der Ener­gie­in­dustrie; und dieses Jahr haben Sie mit den Grünen und der SPD gewett­eifert, wie man die deutsche Auto­in­dustrie am besten gängeln kann. Ich erinnere an Ihre absurde Plan-Vorgabe, dass bis zum Jahr 2020 eine Million Elek­tro­autos in Deutschland zuge­lassen sein sollten. Dass sind die Pro­bleme – nicht die Ver­spätung bei der Regie­rungs­bildung und Ihr Disput mit Horst Seehofer.
“Es ist mein Ver­ständnis als Bun­des­kanz­lerin, dass unsere Demo­kratie von der mehr­heitlich getra­genen Über­ein­kunft lebt, dass ihre Staats­diener alles in ihrer Macht Ste­hende für den inneren Frieden und den Zusam­menhalt unseres Landes tun. Dass sie sich immer wieder prüfen, was sie auch ganz per­sönlich dazu bei­tragen können. Das habe ich getan. Und zwar auch unab­hängig davon, wie unbe­frie­digend das ver­gangene Jahr war, weil ganz grund­sätzlich 13 Jahre Amtszeit als Bun­des­kanz­lerin dafür allemal Grund genug sind.”
So, Frau Merkel, Sie haben sich geprüft, ob Sie “alles in ihrer Macht Ste­hende für den inneren Frieden und den Zusam­menhalt unseres Landes” getan haben. Poli­tisch ist nicht nur Europa, sondern auch unser Land zer­rissen wie seit Jahr­zehnten nicht. Die Ursache ist Ihre Politik, vor allem die gren­zenlose Will­kom­mens­kultur. Eine wirklich selbst­kri­tische Prüfung könnte gar nicht zu einem anderen Ergebnis kommen. Und nicht nur das ver­gangene Jahr war “unbe­frie­digend”, wie Sie selbst ein­räumen, sondern mit Ihrer großen Fehl­ent­scheidung des Jahres 2015 haben Sie zur Spaltung unseres Landes so viel bei­getragen wie kein Bun­des­kanzler in der Geschichte unserer Republik. Ganz nebenbei haben Sie Ihre eigene Partei zugrunde gerichtet und sind ver­ant­wortlich für Ent­stehung und Erstarkung der AfD.
“So habe ich Ende Oktober einen Neu­beginn ein­ge­leitet und gesagt, dass ich nach Ende dieser Legis­la­tur­pe­riode keine poli­ti­schen Ämter mehr ausüben werde.”
Sie haben gemerkt, dass immer mehr Wähler Sie nicht mehr wollen. Sie wurden durch den ver­hee­renden Ausgang meh­rerer Wahlen für Ihre Partei gezwungen, Ihr Amt als CDU-Vor­sit­zende abzu­geben. Aber das Problem ist nicht, dass Sie CDU-Vor­sit­zende sind, sondern, dass Sie Bun­des­kanz­lerin sind. Wie es Christian Lindner so schön for­mu­lierte: Sie sind vom fal­schen Amt zurück­ge­treten. Dass Sie noch zwei Jahre als Kanz­lerin wei­ter­machen wollen, ist kein Trost, sondern wird von vielen Bürgern dieses Landes als Drohung emp­funden. Den Ein­zigen, denen Sie damit einen Gefallen getan haben, sind die SPD (die sich vor Neu­wahlen fürchten muss) und der AfD, deren Vor­sit­zender Sie bekanntlich als “Über­le­bens­ga­rantie” für seine Partei bezeichnet hat.
“Die Demo­kratie lebt vom Wechsel, und wir alle stehen in der Zeit. Wir bauen auf dem auf, was unsere Vor­gänger uns über­lassen haben, und gestalten in der Gegenwart für die, die nach uns kommen.”
Das ist der bisher absur­deste Satz in Ihrer Rede: Sie gestalten für “die, die nach uns kommen”. Reformen, wie sie Gerhard Schröder durch­ge­führt hat, waren bei Ihnen Fehl­an­zeige. In einer Zeit, in der die Steu­er­ein­nahmen so hoch waren wie niemals zuvor in der Geschichte und die Zins­aus­gaben auf­grund der Null­zins­po­litik der EZB so niedrig wie noch nie, haben Sie es nicht geschafft, die Schulden auch nur minimal zurück­zu­führen. Statt­dessen ist Ihr Sozi­al­haushalt auf fast 1 000 000 000 000 Euro explo­diert, was fast 30 Prozent der Wirt­schafts­leistung ent­spricht. Die Infra­struktur in Deutschland ist in einem immer schlech­teren Zustand – wir leben von unserer Sub­stanz. Gleich­zeitig haben Sie mehrere Zeit­bomben gelegt: Die Euro-Ret­tungs­po­litik und die daraus resul­tie­renden Target 2‑Verbindlichkeiten in Höhe von 956 000 000 000 Euro sind ein Risiko für die Zukunft, vor dem füh­rende Öko­nomen ein­dringlich warnen. Ihre Politik der gren­zen­losen Will­kom­mens­kultur hat bereits zu Pro­blemen in unserem Land geführt, die jedoch erst begonnen haben und sich in den nächsten Jahren und Jahr­zehnten zuspitzen werden. Ihre soge­nannte Ener­gie­wende kostet Deutschland bis 2050 min­destens 2,3 000 000 000 000 Euro, wie eine Studie des BDI berechnet hat. In dieser Zahl sind die Folgen des nächsten absurden Planes, nämlich die Koh­le­kraft­werke suk­zessive abzu­schalten, nicht einmal ent­halten. Und da sagen Sie: “Wir bauen auf dem auf, was unsere Vor­gänger uns über­lassen haben, und gestalten in der Gegenwart für die, die nach uns kommen.” Der erste Teil des Satzes stimmt, der zweite Teil wird durch diese Fakten widerlegt.
“Dabei leitet mich die Über­zeugung: Die Her­aus­for­de­rungen unserer Zeit werden wir nur meistern, wenn wir zusam­men­halten und mit anderen über Grenzen hinweg zusammenarbeiten.”
Zusam­men­halten und “mit anderen über Grenzen hinweg zusam­men­ar­beiten”? Das klingt schön, aber Ihre Politik ist genau das Gegenteil. Sie haben alles getan, Aber­mil­li­arden Steu­er­gelder aus­ge­geben und unzählige inter­na­tionale Kon­fe­renzen abge­halten, um das eine Ziel zu erreichen: Dass Grie­chenland im Euro bleibt. Damit haben Sie weder dem Euro noch den Griechen oder gar den Deut­schen einen Gefallen getan. Hätten Sie nur die Hälfte dieser Energie darauf ver­wandt, Groß­bri­tannien in der EU zu behalten und wären den Briten in der gleichen Weise ent­ge­gen­ge­kommen wie den Griechen, dann hätte der Brexit ver­mieden werden können. Die Bilanz Ihrer Politik der fal­schen Prio­ri­täten: Die Griechen sind weiter im Euro und die Briten ver­lassen die EU. Mit Ihrer unver­ant­wort­lichen Flücht­lings­po­litik, die ein zen­trales Argument der Brexit-Befür­worter in Groß­bri­tannien war, haben Sie mit dazu bei­getragen, dass die Briten die Eurozone ver­lassen wollen. Zugleich haben Sie alle mittel- und ost­eu­ro­päi­schen Ländern – wie etwa Ungarn, Polen oder Tsche­chien – gegen uns Deutsche auf­ge­bracht, indem Sie diesen Ländern Ihre ideo­lo­gisch geprägte “Flücht­lings­po­litik” auf­zwingen wollten. Es wirkt wie ein Hohn, wenn Sie von Zusam­menhalt und Zusam­men­arbeit über Grenzen hinweg sprechen, denn Sie haben Europa gespalten wie kein Bun­des­kanzler vor Ihnen.
“Geradezu sinn­bildlich dafür sind für mich die Bilder, die uns unser Astronaut Alex­ander Gerst in den letzten Monaten von der inter­na­tio­nalen Raum­station ISS geschickt hat. Es sind Bilder, die uns immer wieder eine neue Sicht auf unseren Pla­neten geben: Auf Natur­ge­walten wie Hur­rikans, mit denen wir Men­schen leben müssen; auf unsere mit­tel­eu­ro­päi­schen Land­schaften, die in diesem unge­wöhnlich tro­ckenen Sommer auch aus dem All ganz braun statt grün aus­sahen; und immer wieder sind es auch einfach Bilder von der über­wäl­ti­genden Schönheit unserer Erde. Einer­seits diese über­wäl­ti­gende Schönheit. Ande­rer­seits wissen wir um die Ver­letz­lichkeit unserer Lebens­grund­lagen – und zwar im umfas­senden Sinne. Da ist die Schick­sals­frage des Kli­ma­wandels, die der Steuerung und Ordnung der Migration, da ist der Kampf gegen den inter­na­tio­nalen Terrorismus.”
Tat­sächlich haben Sie, Frau Merkel, eine unglaublich teure Ener­gie­wende ein­ge­leitet, bei­spiels­weise das Bauen in unver­ant­wort­licher Weise ver­teuert – und Sie sind dabei, die Auto­mo­bil­in­dustrie im Namen des “Kli­ma­schutzes” kaputt zu machen. Aber der CO2-Ausstoß, wegen dem das alles angeblich geschieht, hat sich dennoch in Deutschland nicht ver­mindert. “Kli­ma­po­litik” ist für Sie – ebenso wie für die Ihnen ideo­lo­gisch so ver­bun­denen Grünen – nur der Vorwand, um die plan­wirt­schaft­liche Umge­staltung der Wirt­schaft in Deutschland vor­an­zu­treiben. Und wenn Sie von “Ordnung der Migration” sprechen, dann ist das eben­falls ein Eti­ket­ten­schwindel. Niemand hat so viel “Unordnung” her­ein­ge­bracht wie Sie.
“In unserem eigenen Interesse wollen wir alle diese Fragen lösen, und das können wir am besten, wenn wir die Inter­essen anderer mit­be­denken. Das ist die Lehre aus den zwei Welt­kriegen des ver­gan­genen Jahr­hun­derts. Aber diese Über­zeugung wird heute nicht mehr von allen geteilt, Gewiss­heiten der inter­na­tio­nalen Zusam­men­arbeit geraten unter Druck. In einer solchen Situation müssen wir für unsere Über­zeu­gungen wieder stärker ein­stehen, argu­men­tieren, kämpfen. Und wir müssen im eigenen Interesse mehr Ver­ant­wortung über­nehmen. Deutschland wird ab morgen für zwei Jahre Mit­glied im UN-Sicher­heitsrat sein und sich dort für globale Lösungen ein­setzen. Wir steigern unsere Mittel für huma­nitäre Hilfe und Ent­wick­lungs­hilfe, aber auch unsere Ver­tei­di­gungs­aus­gaben weiter.”
Hierzu wäre viel zu sagen. Nur ein Punkt: Sie sprechen von den Ver­tei­di­gungs­aus­gaben. Wovon Sie nicht sprechen, ist, dass nach 13 Jahren Ihrer Kanz­ler­schaft die Bun­deswehr in einem kata­stro­phalen Zustand ist. Der Zustand ist so erbärmlich, wie nie zuvor in der Geschichte des Bun­des­re­publik. Die meisten Waf­fen­systeme funk­tio­nieren nicht mehr. Sie haben Ursula von der Leyen zur Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terin gemacht und sie war eine der wenigen Minister, an der Sie auch im neuen Kabinett fest­ge­halten haben. Diese Frau hat sich um “Diversity-Kurse” in der Bun­deswehr gekümmert, hat Moden­schauen für Umstandsmode für Sol­da­tinnen ver­an­staltet, hat unter unge­klärten Bedin­gungen Aber­mil­lionen für Bera­tungs­ver­träge ver­pulvert – und dabei ist die Bun­deswehr vor die Hunde gegangen. Mehr Geld für die Ver­tei­digung nützt gar nichts, wenn an der Spitze die mit Abstand unfä­higste Minis­terin dieses Landes steht, deren einzige Qua­li­fi­kation darin besteht, in Talk­shows das hohe Loblied auf Angela Merkels Politik zu singen.
“Wir setzen uns dafür ein, die Euro­päische Union robuster und ent­schei­dungs­fä­higer zu machen. Und mit Groß­bri­tannien wollen wir trotz des Aus­tritts aus der Euro­päi­schen Union weiter eine enge Part­ner­schaft bewahren. Im Mai können Sie durch Ihre Teil­nahme an der Euro­pawahl dazu bei­tragen, dass die Euro­päische Union auch in Zukunft ein Projekt von Frieden, Wohl­stand und Sicherheit sein wird. Liebe Mit­bür­ge­rinnen und Mit­bürger, Wohl­stand, Sicherheit und Frieden, dafür müssen wir vor allem aber bei uns zu Hause arbeiten. Mil­lionen Men­schen stellen sich bereit­willig in den Dienst der Gesell­schaft. Ich danke an diesem Sil­ves­ter­abend besonders allen Poli­zis­tinnen und Poli­zisten, Sol­da­tinnen und Sol­daten, den vielen Ret­tungs­kräften und all den­je­nigen, die sich in Kran­ken­häusern und in der Pflege um andere kümmern, genauso wie den Mil­lionen ehren­amtlich Tätigen. Um Arbeits­plätze, Wohl­stand und unsere Lebens­grund­lagen zu sichern, geht die Bun­des­re­gierung kon­se­quent die nächsten Schritte beim Struk­tur­wandel von tra­di­tio­nellen zu neuen Tech­no­logien und setzt ihre Stra­tegie für den digi­talen Fort­schritt um. Mit unserer Arbeit für gleich­wertige Lebens­ver­hält­nisse wollen wir erreichen, dass jede und jeder einen guten Zugang zu Bildung, Wohnraum und Gesund­heits­ver­sorgung hat – auf dem Land genauso wie in der Stadt.”
Sie danken den “Poli­zis­tinnen und Poli­zisten, Sol­da­tinnen und Sol­daten”. Hören Sie sich mal bei denen um, ob die Ihnen auch dankbar sind. Ich bin sicher, Sie haben nir­gendwo so viele Gegner wie in diesen Berufs­gruppen, die unter den Folgen Ihrer Politik ganz besonders leiden. Und Sie sprechen von dem, was Sie alles vor­haben. Aber das ist deshalb unglaub­würdig, weil Sie bei­spiels­weise schon vor einem Jahr­zehnt ver­sprochen haben, Deutschland werde Vor­reiter bei der Digi­ta­li­sierung – statt­dessen sind wir die Nachhut. Sie sprechen von bes­serer Bildung, aber jeder weiß, dass unser Schul­system seit Jahren versagt. Sie sprechen von mehr Wohnraum, aber mit der Miet­preis­bremse und ständig neuen Öko-Vor­schriften für das Bauen haben Sie mehr zur Ver­schärfung der Pro­bleme in deut­schen Metro­polen bei­getragen als zur Lösung.
“Dabei ringen wir um die besten Lösungen in der Sache. Immer häu­figer aber auch um den Stil unseres Mit­ein­anders, um unsere Werte: Offenheit, Toleranz und Respekt. Diese Werte haben unser Land stark gemacht. Für sie müssen wir uns gemeinsam ein­setzen – auch wenn es unbequem und anstrengend ist.”
Mit der Offenheit und Toleranz in Deutschland ist es leider nicht gut bestellt. Und Sie, Frau Merkel, sind dafür mit ver­ant­wortlich. Sie und Ihr Regie­rungs­sprecher erfinden Geschichten von “Hetz­jagden” in Sachsen, die es gar nicht gab. Der säch­sische Minis­ter­prä­sident und der Chef des Bun­des­amtes für Ver­fas­sungs­schutz haben Ihnen vehement wider­sprochen und beide klar­ge­stellt, dass das eine Erfindung war. Hans-Georg Maaßen wurde deshalb von Ihnen aus dem Amt gedrängt, weil er die Courage hatte, Ihren wahr­heits­wid­rigen Behaup­tungen zu wider­sprechen. Ein Bei­spiel für “Offenheit, Toleranz und Respekt”, die Sie hier rekla­mieren, war dies gewiss nicht.
“Da, wo wir an unsere Werte glauben und unsere Ideen mit Tat­kraft umsetzen, da kann Neues und Gutes ent­stehen. Daraus können die Kräfte erwachsen, die wir brauchen, um Schritt für Schritt die Pro­bleme zu lösen und so den Boden für eine fried­liche, sichere Zukunft für uns und unsere Kinder zu bereiten. Den Mut dazu wünsche ich uns allen, ver­bunden mit all meinen guten Wün­schen für Sie und Ihre Familien für ein gesundes, frohes und geseg­netes neues Jahr 2019.“
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