Wir nähern uns der größten Vermögenszerstörung in der Geschichte, daher ist es Zeit, einen Blick auf die Einsichten eines der größten Philosophen zu werfen. Plato (428–348 v. Chr.) meinte: “Der größte Reichtum besteht darin, mit wenig zufrieden zu leben.”
Die meisten Menschen der Welt werden für diese Lektion in den kommenden Jahren ein hartes Lehrgeld zahlen müssen. Wir stehen jetzt am Ende einer Ära, in der irreales Vermögen zugunsten von nur wenigen geschaffen wurde — und für den Rest der Welt massive Schulden. Wenn alle Bubble-Märkte bei Aktien, Anleihen, Immobilien/Grundstücken sowie anderen Finanzanlagen implodieren werden — zusammen mit den Schulden, die der Treibstoff all dessen waren -, dann werden hunderte Billionen Dollar schlicht und einfach auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Für die meisten Menschen wird das schockierende und vernichtende Folgen haben.
Wir kommen mit nichts und gehen ohne etwas
Es ist schon interessant, wie wenige Menschen (vor allem hier im Westen) die weisen Worte Platons beherzigen. Wir alle kommen in diese Welt, ohne irgendetwas zu haben, und genauso verlassen wir sie auch wieder — allein, ohne etwas. In der Zwischenzeit versuchen die meisten, so viele Besitztümer wie möglich anzusammeln, obgleich wir, wenn wir gehen, nichts mitnehmen können.
Vor Kurzen hatte ich mit verschiedenen Freunden diskutiert, die ihre Zufriedenheit mit dem, was sie haben, zum Ausdruck bringen und keine Veranlassung sehen, materielle Güter anzuhäufen. Diese beiden sind sehr kluge und integere Menschen, sie haben viele Interessen, die anregend und frei sind. Es ist erfrischend und erbaulich, solche Menschen zu treffen, die vollkommen zufrieden mit ihren Leben sind.
Interessant ist auch, dass beide Gold besitzen. Die meisten Menschen, von denen wir wissen, dass sie Gold haben — ob nun Kunden oder Freunde — halten Gold nicht, um damit reich zu werden. Sondern weil sie ungekannte Risiken in dieser Welt, an den Märkten und im Finanzsystem erkennen. Sie betrachten Gold als die beste Absicherungsmöglichkeit gegen diese Risiken oder als den besten Vermögensschutz. Jeder, der Gold wegen kurzfristiger Gewinne kauft, hat den Zweck physischen Goldeigentums missverstanden.
Gold ist kein Investment zum “schnellen Geldverdienen”. Diejenigen, die Gold kaufen, wenn es steigt und verkaufen, wenn es fällt, sind im Grunde nur opportunistische Spekulanten. Sie verstehen nicht den Zweck des Goldeigentums. Gold ist kein Investment. Gold ist Geld, und dazu das einzige Geld, das historisch betrachtet überlebt hat. Über die Zeit hinweg betrachtet, sichert Gold eine stabile Kaufkraft. Für eine Unze Gold bekommt man einen hochwertigen Anzug für Männer, wie auch schon vor 2.000 Jahren.
Wo ist all das Papiergeld hin?
In einem Land nach dem anderen verschwindet schrittweise das Papiergeld. Ich war vor Kurzem in Schweden, und dort sind die osteuropäischen Bettler fast verschwunden. Überraschend kommt das nicht, weil das Bargeld in Schweden buchstäblich verschwunden ist und niemand mehr Bares mit sich trägt. Also gibt es auch kein Geld für Bettler.
Viele Läden akzeptieren schon gar kein Bargeld mehr. Selbst in Läden, wo nur geringe Summen über den Ladentisch gehen, wie bei Bäckern, werden nur noch Kreditkarten akzeptiert. In vielen europäischen Staaten liegt die Tageshöchstsumme für Abhebungen bei 1.000 Euro, Bartransaktionen über diese Summe hinaus sind zudem illegal. In Venezuela wurden die Bankkonten vieler normaler Menschen “im Kampf gegen den Terrorismus” eingefroren.
Also ist es nur eine Frage der Zeit, bevor das Bargeld komplett verschwindet. Somit bekommen staatliche Stellen überall auf der Welt volle Kontrolle über das Geld. Und wie wir von Banken weltweit erfahren, bereitet man sich auf eine solche Entwicklung vor. Wenn die nächste Finanzkrise beginnt, wird es ein Leichtes sein, die Geldautomaten abzuschalten und alle Kreditkartentransaktionen von sagen wir 100 Dollar oder Euro pro Tag, zu unterbinden. An diesem Punkt werden auch private Kryptowährungen verboten und durch staatliche Kryptos ersetzt werden.
Nur Gold ist Geld
“Geld ist Gold und nichts anderes.”, sagte JP Morgan im Jahr 1912. Auch jetzt wieder wird Gold das einzige echte Geld sein, das überleben wird. Der griechische Philosoph Aristoteles, ein Schüler Platos, definierte, welche Eigenschaften werthaltiges Geld haben muss:
- haltbar
- transportabel
- teilbar
- intrinsisch wertvoll
Allein physisches Gold erfüllt jedes dieser Kriterien und ist daher die einzige Währung, die im Verlauf der Geschichte überlebt hat.
Wie ich im Artikel von letzter Woche schrieb, wird physisches Gold heute mit Papiergold verwechselt. Der heutige Goldpreis wird durch einen falschen Papiermarkt bestimmt, der in den kommenden Jahren wahrscheinlich ausfallen wird. Dann werden wir den echten Goldpreis kennen.
Wird das Finanzsystem überleben?
Die Aktien des Bankensektors senden deutliche Warnsignale, dass das Finanzsystem wahrscheinlich nicht in seiner heutigen Form überleben wird. Viele Bankenaktien haben seit 2007 mehr als 90% ihres Wertes verloren. Die Deutsche Bank steht beispielsweise mit 94% im Minus. Schauen wir uns den europäischen Bankenindex STOXX 600 an.
Seit 2007 hat er 75% verloren und allein im Jahr 2018 einen Verlust von 1/3 hinnehmen müssen. Nie hat sich der Index von der letzten Krise erholen können, und wie der Chart zeigt, bewegen sich diese Aktien auf tiefem Niveau seitwärts. Das ist ein sehr schlechtes Zeichen, das nahelegt, dass dieser Chart in Kürze erneut einbrechen wird — zusammen mit dem europäischen Bankensystem.
2007-09 bald wieder hier — mit voller Kraft
Die Fortsetzung der Krise von 2007-09 wird nicht mehr lange auf sich warten lassen. Staaten und Banker der ganzen Welt haben es geschafft, das Unvermeidliche um 10 Jahre aufzuschieben. Das wird eine Krise von viel größerem Ausmaß hervorrufen. Dieses Mal gibt es kaum noch Spielraum für Zinssenkungen, da diese in den meisten Ländern ohnehin schon negativ oder sehr niedrig sind. Zudem ist es höchst unwahrscheinlich, dass das System durch die kommende Geldschöpfung auf globaler Ebene gerettet werden kann.
Bald wird offensichtlich werden, dass wir ein Scheinfinanzsystem haben, das auf Kredit und gedrucktem Geld basiert. Und schließlich wird die Welt in Kürze erkennen, dass man einer Lüge geglaubt hat. Denn gedrucktes Geld kann niemals Vermögen generieren. Geldschöpfung ist so, als würde man den Pilion auf den Ossa türmen. Sprich, ein ergebnisloser Versuch, wie auch die Kentauren in der griechischen Mythologie erfahren mussten, als sie einen Berg auf den anderen türmten, um den Himmel zu erreichen und die Götter zu vernichten.
Der Fall des DOW/Gold-Verhältnisses — ein unheilbringendes Zeichen
Was in den nächsten Jahren, in Zeiten der Vermögenszerstörung, passieren wird, zeigt sich am besten im Chart des Gold-Dow-Verhältnisses. Steigt dieses Verhältnis, so steigt der Dow gegenüber Gold; sinkt es, gewinnt Gold relativ zum Dow. 1980 hatten die Aktien relativ zum Gold ihre Talsohle erreicht, der Goldpreis stieg bis auf 850 $. Anschließend stiegen die Aktien kräftig und Gold fiel Ende der 1990er bis auf 250 $. Dann fiel der Dow zwischen 2000 bis 2011 um 87% gegenüber Gold.
Seit 2009 haben wir einen starken Aktienmarkt und sinkende Goldpreise beobachten können. Trotz alledem liegt der Dow, von 1999 aus betrachtet, immer noch mit 52% im Minus gegenüber Gold. Die Korrektur scheint jetzt vorbei, und seit Oktober 2018 war ein 14%iger Verfall im Verhältnis zu beobachten, wie der schwarze Tageschart für 2018 unten zeigt.
Der langfristige Verfall begann im Jahr 1999 und wird wahrscheinlich jetzt erst wieder richtig einsetzen. Ein Aktienmarktcrash steht uns bevor. 1980 erreichte das Verhältnis 1, und das bedeutet, dass Dow und Gold auf gleichem Niveau lagen — bei ca. 850. Wahrscheinlich werden wir mindestens diese Trendlinie, die bei 0,75 liegt, wieder erreichen. Möglicherweise wird es aber zu Übertreibungen kommen, die das Verhältnis sogar auf 0,5 fallen lassen.
Das bedeutet, dass der Goldpreis mindestens doppelt so hoch sein wird wie der Dow. Ob das 20.000 $ Gold und 10.000 im Dow bedeutet, lässt sich jetzt noch nicht sagen. Im Fall von Hyperinflation könnten wir auch 50.000 $ Gold und 25.000 im Dow bekommen.
Natürlich lässt sich das exakte Niveau unmöglich vorhersagen; klar ist zumindest, dass Aktien zusammen mit den meisten Assets effektiv, also im Verhältnis zu Gold, einen drastischen Verfall erleben werden.
Gold ist jetzt so billig wie 1970 und 2000
Werfen wir abschließend noch einen Blick auf den Goldpreis, wenn er um das reale Geldangebot oder FMQ (Fiat Quantity Money) bereinigt wurde. Wie der Chart unten zeigt, befindet sich der Goldpreis auf dem gleichen Niveau wie Ende der 1960er und Anfang der 1970er (35 $), bevor Nixon das Goldfenster schloss. Gold befindet sich zudem auf jenem Niveau, das während der Jahrhundertwende bei ca. 300 $ markiert wurde. Folgendes wird hier ganz deutlich: Gold ist in jeder Hinsicht schwer unterbewertet — ob nun relativ zum Geldangebot oder zum Aktienmarkt.
Dennoch sollten sich die Gründe für Goldeigentum nicht in erster Linie auf diese unglaubliche Unterbewertung stützen, sondern auf folgende Tatsache: Gold stellt die beste Versicherung und den ultimativen Vermögensschutz vor dem anstehenden Zusammenbruch der meisten Vermögenswerte sowie des Finanzsystems dar.
© Egon von Greyerz
Matterhorn Asset Management AG
www.goldswitzerland.com
Dieser Artikel wurde am 19. Dezember 2018 auf www.goldswitzerland.com veröffentlicht.