Von Ursularegina - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 at, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=21373938

Der neue Ras­sismus – Für Bes­ser­men­schen sind Anders­den­kende „min­der­ent­wi­ckelt“

Wer sich fragt, ob sich der Bessermensch/Gutmensch tat­sächlich für den bes­seren Men­schen hält, der hat im Spiegel nun eine Antwort darauf bekommen. Im letzten Samstag erschie­nenen Artikel „Zukunfts­analyse — Was nach der Leis­tungs­ge­sell­schaft kommt“ offen­baren sich die kaputten Gedanken eines radi­kalen Bes­ser­men­schen-Welt­bilds und der von einer neuen Form von Ras­sismus resp. der Abwertung Anders­den­kender nur so strotzt.
Wir lernen: Bes­ser­men­schen-Psy­cho­logen klas­si­fi­zieren sehr deutlich “Ent­wick­lungs­stufen” beim Men­schen. So heißt es noch recht milde in der Ein­leitung z.B.: “Stellen Sie sich vor, Sie würden in einer Welt leben, in der Sie sich frei ent­wi­ckeln können. In einer Gesell­schaft, in der Selbst­ver­wirk­li­chung einen höheren Stel­lenwert hat als Pro­duk­ti­vität. In der Sie weniger arbeiten und dafür Ihren Sehn­süchten nach­gehen. (…) Viele Psy­cho­logen glauben, dass in der gezielten Ent­wicklung des Ichs, dieser geheim­nis­vollen, uns allen inne­woh­nenden Instanz, der Schlüssel zu einer offe­neren Gesell­schaft liegt.”
Dann aber folgt eine Tabelle, die Men­schen und ihre „Ent­wicklung“ in Stufen und Haupt­cha­rak­te­ristika ein­teilt. Die unterste Stufe, die „Selbst­ori­en­tierte Stufe“, mit dem Kürzel E3 wird darin wie folgt beschrieben: „Lebens­motto: Sich durch­setzen. Typi­sches Auf­treten: Oppor­tu­nis­tisch. Stark auf den eigenen Vorteil bedacht. Gutes Gespür für Gele­gen­heiten, die eigenen Inter­essen durch­zu­setzen. Teils aggressiv-ein­schüch­ternd. Typische Denk­weise: Fühlt sich schnell ange­griffen. Freund-oder-Feind-Logik. Sehr kurz­fris­tiger Zeithorizont.“
Zur höchsten und erstre­bens­wer­testen Stufe E7, die „Rela­ti­vie­rende Stufe“, heißt es dann: „Lebens­motto: Indi­vi­dua­lität. Typi­sches Auf­treten: Größere Offenheit für andere Mei­nungen und Lebens­weisen. Selbst­ver­wirk­li­chung jen­seits sozial vor­ge­ge­bener Rollen. Typische Denk­weise: Rela­ti­viert zunehmend eigene und fremde Ansichten. Hin­ter­fragt die gesell­schaft­liche Prägung der eigenen Sicht­weisen. Wach­sendes Bewusstsein für die Kom­ple­xität und Ein­zig­ar­tigkeit eines jeden Moments.“
Am Ende des Textes kommt dann noch etwas Werbung für die Grünen, die angeblich viele Cha­rak­te­ristika der E7 Stufe ver­einen. Und selbst­ver­ständlich pro­pa­giert der Schreiber ein bedin­gungs­loses Grund­ein­kommen, dass der Staat durch Künst­liche Intel­ligenz, Robotik und Auto­ma­ti­sierung finan­zieren soll. Aha. Ohne Grund­ein­kommen wäre es nämlich nicht möglich, sich einfach nur selbst zu ent­wi­ckeln — irgendwie müssen die Lebens­hal­tungs­kosten ja gedeckt sein.
Außerdem heißt es, die gesell­schaft­liche Fort­ent­wicklung, oder besser gesagt, die Ent­wicklung vieler Bes­ser­men­schen hinauf in die Gott-Ebene E7 würde viele ein­fache Men­schen ver­un­si­chern — was selbst­ver­ständlich dazu führen würde, dass AfD und Trump momentan so viel Zulauf bekämen.
Was der “Spiegel” hier pro­pa­giert ist nichts anderes als Ras­sismus. Nur geht es nun nicht mehr nur um plumpe Äußer­lich­keiten wie eine Haut­farbe oder eth­nische Abstammung, es geht um die Gesinnung eines Men­schen, seine Ein­stellung zum Leben. Men­schen mit einer anderen Haltung zur Welt und zum eigenen Leben im Umkehr­schluss als „min­der­ent­wi­ckelt“ hin­zu­stellen ist nicht nur ekel­er­regend, es ist auch der letzte Schritt zur totalen Spaltung der Gesell­schaft! Es sind die Linken und die Grünen, die solch ein Gedan­kengut in die Welt bringen und schon Kinder damit infil­trieren. Wer sich nicht anpasst in der neuen Welt der “Gleichheit”, der wird aus­ge­schlossen. Paradox dabei ist, dass hier immer wieder von “per­sön­licher Ent­wicklung” oder “gezielter Ent­wicklung des Ichs” gesprochen wird, eine indvi­duelle Ent­wicklung unter den oben genannten Gesichts­punkten jedoch gar nicht möglich ist. Solche Publi­ka­tionen dürfen auf keinen Fall auf die leichte Schulter genommen werden. Bevor die Nazis in den 30er-Jahren, gerecht­fertigt durch perfide Ras­sen­theorien, Men­schen depor­tierten, ste­ri­li­sierten oder töteten, konnte dieses Gedan­kengut über viele Jahr­zehnte in der Gesell­schaft gähren. Unter dem Gesichts­punkt, dass heute alles schneller geht, sollten wir jetzt handeln, bevor es zu spät ist!
Es lohnt sich, diesen Beitrag im Spiegel kom­plett zu lesen, er ist frei zugänglich im Netz ein­sehbar. Solche Gedanken kennen wir sonst nur von tota­li­tären Struk­turen, einer Gedan­kenwelt wie derer der Nazis oder heut­zutage bei Scientology!