“Gewalt­för­dernder isla­mis­ti­scher Extre­mismus stellt derzeit die größte Bedrohung für Schweden dar”

“Gewalt­för­dernder isla­mis­ti­scher Extre­mismus stellt derzeit die größte Bedrohung für Schweden dar”, heißt es in einer Pres­se­mit­teilung des schwe­di­schen Sicher­heits­dienstes (Säpo) vom 15. Januar. “Das Niveau der Ter­ror­gefahr bleibt erhöht, eine Drei auf einer Fünf-Punkte-Skala. Das bedeutet, dass ein ter­ro­ris­ti­scher Akt wahr­scheinlich ist”, sagte Klas Friberg, Leiter von Säpo.
“Um der Bedrohung durch den Ter­ro­rismus zu begegnen, wird der Sicher­heits­dienst in Zukunft noch stra­te­gi­scher arbeiten, um das Wachstum extre­mis­ti­scher Gegenden zu begrenzen. Es kann darum gehen, mit [omhänderta]-Personen umzu­gehen, die eine Sicher­heits­be­drohung dar­stellen, oder in Zusam­men­arbeit mit anderen Behörden härter daran zu arbeiten, dass diese Per­sonen wegen anderer Ver­brechen ver­folgt werden — oder dass ihnen ihre Mög­lich­keiten genommen werden.”
Während Säpo der schwe­di­schen Öffent­lichkeit ver­si­chert, dass sie “noch mehr” tun wird, um das Wachstum ter­ro­ris­ti­scher Gegenden in Schweden zu begrenzen, ver­schärft die schwe­dische Regierung das Problem, indem sie rück­keh­rende ISIS-Kämpfer wieder ins Land zurück­lässt. Etwa 300 Men­schen ver­ließen Schweden, um für ISIS zu kämpfen, und es wird geschätzt, dass etwa 150 schwe­dische ISIS-Kämpfer nach Schweden zurück­ge­kehrt sind. Ungefähr 50 der­je­nigen, die nicht zurück­ge­kehrt sind, wurden getötet.
Der Leiter von Säpo hatte im Januar rück­keh­rende ISIS-Kämpfer als “gebro­chene Men­schen” beschrieben, “die durch ihre Erfah­rungen trau­ma­ti­siert wurden” [1] und sagte, dass die schwe­dische Gesell­schaft “eine große Rolle bei der Wie­der­ein­glie­derung spielen muss”. [2]
Das schwe­dische Recht erlaubt es den Sicher­heits­diensten nicht, alle not­wen­digen Maß­nahmen gegen die Rückkehr von ISIS-Kämpfern zu ergreifen, obwohl 2016 ein relativ neues Gesetz ver­ab­schiedet wurde, das das Problem der Ter­ro­risten in Schweden angehen soll. Das Gesetz erlaubt es bei­spiels­weise nicht, dass Behörden Mobil­te­lefone und Com­puter von rück­keh­renden ISIS-Kämpfern beschlag­nahmen oder durch­suchen, es sei denn, es besteht ein kon­kreter Ver­dacht auf ein Ver­brechen, so Fredrik Hall­ström, stell­ver­tre­tender Leiter der Säpo-Einheit für “ideo­lo­gisch moti­vierte Akteure”. Außerdem wissen die Behörden laut Hall­ström nicht, ob die zurück­keh­renden Kämpfer eine Gefahr für die schwe­di­schen Bürger dar­stellen oder nicht: “Es ist auch schwierig zu beant­worten, weil sich die Bewer­tungen, die wir vor­nehmen, ändern können”.
Viele der ISIS-Kämpfer nahmen ihre Familien, auch kleine Kinder, mit, als sie zu ISIS gingen. Eine schwe­disch­spra­chige Familie, die zu ISIS gereist war, hatte ein Home-Movie über ihr Leben im Dschihad gedreht, das kürzlich von den schwe­di­schen Medien aus­ge­strahlt wurde. In einer Szene übt die Mutter ihre Schieß­fer­tigkeit, während der Vater den Kindern hilfs­bereit erklärt: “Jetzt schauen wir uns Mami an, wenn sie Dschihad macht”. Das Home-Movie zeigt auch, wie die Frau ihre Waffe abfeuert und dabei fröhlich “Das war cool” und “Allahu Akbar” (“Gott ist der Größte”) ruft.
In einer anderen Szene ist zu sehen, wie sich der Vater darauf vor­be­reitet, aus­zu­gehen und zu töten, während er seinem kleinen Sohn und seiner kleinen Tochter erzählt, wie er einem “Ungläu­bigen”, dem er eine Kugel durch den Kopf geschossen hatte, ein Walkie-Talkie gestohlen hat. Der kleine Junge erklärt dem Vater, wie man am besten die Munition für sein Sturm­gewehr ein­setzt und bittet darum, mit­kommen zu dürfen, aber die Mutter sagt ihm, dass sein Vater ihn immer noch für “zu jung” hält. Der Erzähler im Film erklärt, dass viele Kinder solcher ISIS-Familien mit ihren Familien nach Schweden zurück­ge­kehrt sind und schwe­dische Kin­der­gärten und Schulen besuchen. Die Familie im Film ist eine von ihnen. Die schwe­di­schen Kom­mu­nal­be­hörden wissen jedoch nicht, wie viele Kinder zurück­ge­kehrt sind. Laut einer Umfrage, die der schwe­dische Fern­seh­sender SVT unter den schwe­di­schen Gemeinden durch­führte, sind den schwe­di­schen Gemeinden nur 16 Erwachsene und 10 Kinder bekannt von 150 Rückkehrern.
Bereits im Juni 2017 sagte der damalige Säpo-Chef Anders Thornberg den schwe­di­schen Medien, dass das Land vor einer “his­to­ri­schen” Her­aus­for­derung stehe, wenn es mit Tau­senden von “radi­kalen Isla­misten in Schweden” zu tun habe. (Noch 2010 gab es in Schweden 200 Dschi­ha­disten, so Säpo). Thornberg erwähnte auch, dass seine Orga­ni­sation monatlich etwa 6.000 Geheim­dienst-Tipps zu Ter­ro­rismus und Extre­mismus erhielt, ver­glichen mit durch­schnittlich 2.000 im Jahr 2012.
Unter­dessen fühlen sich die Schweden, nicht über­ra­schend, in ihrem eigenen Land immer unsi­cherer. Vier von zehn Frauen haben Angst, draußen frei her­um­zu­laufen, so der neue nationale Sicher­heits­be­richt, der vom schwe­di­schen natio­nalen Rat für Kri­mi­nal­prä­vention (Brotts­fö­re­byg­gande Rådet or Brå) ver­öf­fent­licht wurde.
“Fast ein Viertel der Bevöl­kerung wählt aus Angst vor Kri­mi­na­lität einen anderen Weg oder ein anderes Ver­kehrs­mittel, und ein Fünftel ver­meidet es, im Internet aktiv zu sein, aus Angst vor Dro­hungen und Beläs­ti­gungen”, so Brå.
“Unter den 20- bis 24-jäh­rigen Frauen geben 42 Prozent an, dass sie sich oft für eine andere Route oder ein anderes Ver­kehrs­mittel ent­schieden haben, weil sie sich unsicher fühlten und sich Sorgen machten, Opfer von Ver­brechen zu werden. Der ent­spre­chende Anteil bei Männern in der gleichen Alters­gruppe beträgt 16 Prozent… Der Grad der Akti­vität im Internet kann auch durch die Sorge um die Kri­mi­na­lität beein­flusst werden. Etwa jeder fünfte Mensch, unab­hängig vom Geschlecht, gibt an, dass er im ver­gan­genen Jahr aus Sorge, Dro­hungen oder Beläs­ti­gungen aus­ge­setzt zu werden, oft darauf ver­zichtet hat, etwas im Internet zu veröffentlichen”.
“Social Media ist ein immer wich­ti­geres Forum für die öffent­liche Dis­kussion. Wenn ein Fünftel der Bevöl­kerung das Gefühl hat, dass sie es nicht wagen, sich im Netz aus­zu­drücken, aus Angst vor Kri­mi­na­lität”, sagte Maria Söder­ström aus Brå, “dann kann das ein Problem für die Demo­kratie sein”.
Die Angst vor Dro­hungen und Beläs­ti­gungen ist nicht alles, was die Schweden dazu ver­an­lasst, das Gefühl zu haben, dass man besser ver­meidet, sich im Internet aus­zu­drücken. Viele, die im Internet “falsche” Mei­nungen geäußert haben, wurden von den schwe­di­schen Behörden wegen “Hetze gegen eine eth­nische Gruppe” ange­klagt — ein nach schwe­di­schem Recht straf­bares Ver­brechen. Das “demo­kra­tische Problem”, das Söder­ström beschreibt, ist also zwei­erlei: die Angst vor Dro­hungen und Beläs­ti­gungen durch andere und die Angst vor staat­licher Verfolgung.
Die Orga­ni­sation, von der ange­nommen wird, dass sie zumindest seit 2017 weit­gehend für diese Anklagen ver­ant­wortlich war, ist “Näthats­grans­karen” (“Web-Hass-Ermittler”), eine private Orga­ni­sation, die im Januar 2017 von einem ehe­ma­ligen Poli­zisten, Tomas Åberg, gegründet wurde, der sich anscheinend zum Ziel genommen hat, schwe­dische Per­sonen zu iden­ti­fi­zieren und den Behörden zu melden, von denen er und seine Orga­ni­sation beschließen, sie hätten Gedan­ken­ver­brechen begangen und “zu Hass gegen Aus­länder ange­stiftet”. Åberg prahlte kürzlich, dass er allein 2017–2018 1.218 Anzeigen bei der Polizei erstattet habe und dass in 214 Anklagen 144 Urteile ergangen seien. “Viele warten [noch] auf Anklagen”, schrieb er auf Twitter.
Im ver­gan­genen November lud die Infor­mation Society Group, eine Orga­ni­sation des Euro­pa­rates, Åberg ein, als Haupt­redner auf ihrer Regio­nal­kon­ferenz “Aus­ein­an­der­setzung mit Hass­ti­raden in den Medien: die Rolle der Regu­lie­rungs­be­hörden und der Justiz” in Zagreb zu sprechen. Die Kon­ferenz unter­suchte “wie der Hass-Diskurs in den ver­schie­denen Mit­glied­staaten des Euro­pa­rates geregelt wird, wobei der Schwer­punkt auf der spe­zi­fi­schen Rolle und Arbeit der natio­nalen Regu­lie­rungs­be­hörden, der Justiz und der Selbst­re­gu­lie­rungs­be­hörden der Medien lag”. Viel­leicht betrachtet der Euro­parat die erfolg­reichen Bemü­hungen von Åberg, andere Schweden wegen ver­meint­licher Gedan­ken­ver­brechen vor die Polizei zu bringen, als ein Bei­spiel, dem andere euro­päische Länder folgen sollten?
Schwe­dische Steu­er­zahler trugen in den Jahren 2017 und 2018 1,5 Mil­lionen SEK (143.000 Euro) zu den Bemü­hungen von Åberg bei. Das meiste davon, so das schwe­dische Nach­rich­ten­ma­gazin Fria Tider, fließt anscheinend in die Bezahlung von Åbergs Gehalt.
Im November führten die Bemü­hungen von Åberg zur Ver­ur­teilung einer 70-jäh­rigen Frau, weil sie den fol­genden Beitrag als Kom­mentar zu einem Artikel über die Gewalt mus­li­mi­scher Männer gegen Frauen in einer Facebook-Gruppe “Für Schweden ein­treten” geschrieben hatte: “Sind wir nicht in Schweden oder haben wir das Land in ein ver­dammtes mus­li­mi­sches Monster ver­wandelt?” Die Frau wurde sodann zum Verhör auf einer Poli­zei­station vor­ge­laden — das wäre dann die gleiche schwe­dische Polizei, die nicht über genügend Res­sourcen verfügt, um Ver­ge­wal­ti­gungs­fälle zu unter­suchen. Dort erklärte sie:
“Ich wurde durch ver­schiedene Schlag­zeilen und durch die Cold Facts (inves­ti­gative Jour­na­lis­tische TV-Sendung), dass sie ihre Frauen ver­brannt und geschlagen haben, pro­vo­ziert. Ich frage mich, ob es auch in Schweden so ist, und es macht mich wütend … Ich bin dagegen, dass sie böse sind gegen Frauen. Es kommen so viele Muslime. Ich muss gemeint haben, dass sie Frauen missbrauchen”.
Dass sich eine ältere Frau Sorgen um die phy­sische Sicherheit von Frauen in Schweden macht, dessen Regierung sich 2016 als “femi­nis­tisch” bezeichnet hat, ist anscheinend für die schwe­di­schen Behörden inak­zep­tabel. Während zurück­ge­kehrte ISIS-Kämpfer, die mög­li­cher­weise nach Lust und Laune ver­ge­waltigt, geplündert, gefoltert und ermordet haben, wieder in Schweden will­kommen geheißen werden und mit ihrem Leben wei­ter­machen — oder ter­ro­ris­tische Anschläge gegen Schweden planen — können, dürfen ältere schwe­dische Frauen kein Wort über ihre Angst vor solchen Männern oder sogar ihre Ideo­logie ver­lieren. Gene­ral­staats­anwalt Lars Gör­ansson von der Staats­an­walt­schaft Gävle hat sich ent­schieden, die 70-Jährige wegen “Hetze gegen eine eth­nische Gruppe” anzu­klagen. Im November wurde die Frau für schuldig befunden und zu einer Geld­strafe von 4.800 SEK (460 €) verurteilt.
Ein wei­teres Ergebnis der Bemü­hungen von Åberg war die Ver­ur­teilung einer 78-jäh­rigen Frau im Januar, der vor­ge­worfen wurde, unter anderem auf Facebook geschrieben zu haben, dass Muslime “bärtig” und “geis­terhaft” seien. Die Frau wurde wütend, als sie von Ein­wan­derern las, die schwere Ver­brechen gegen ältere Men­schen begehen und mit nied­riger oder keiner Strafe davon­kommen. Nachdem Åberg die scheinbar arme Frau ange­zeigt hatte, die nach einem Schlag­anfall und einer Lun­gen­er­krankung in schlechter kör­per­licher Ver­fassung ist, ent­schied sich die Staats­an­walt­schaft, die Rent­nerin für sechs Pos­tings anzu­klagen, die sie auf Facebook geschrieben hatte. Unter ihnen die fol­genden: “Ja, alle Muslime sollten aus dem Land aus­ge­schafft werden, wir wollen sie nicht hier haben. Viele bärtige Männer, die die Kinder erschrecken”.
Das erklärte die Rent­nerin beim Verhör:
“Ich war wütend, als ich las, wie es mit Ein­wan­derern funk­tio­niert und wie sie sich bei allem, was sie tun, einer Bestrafung ent­ziehen. Sie werden frei­ge­sprochen, obwohl sie stehlen und andere Dinge tun. Es ist unfair, dass die­je­nigen, die schwere Ver­brechen begehen, frei­ge­lassen werden können. Die Men­schen schlagen ältere Men­schen nieder und nehmen ihnen Geld weg”.
Die Rent­nerin sagte, dass sie nicht geschrieben hätte, was sie geschrieben hatte, wenn sie gewusst hätte, dass es illegal ist. Offen­sichtlich arbeitete sie unter dem Irr­glauben, dass sie immer noch in einer Demo­kratie lebt. Im Januar wurde sie zu einer Geld­strafe von 4.000 schwe­di­schen Kronen (380 €) ver­ur­teilt. Die Frau lebt von einer monat­lichen Rente von nur 7.000 Schwe­di­schen Kronen (668 €).
“Selbst ein indi­rekter Verweis auf Spitz­namen oder andere belei­di­gende Begriffe über Rasse oder Ein­wan­derer im All­ge­meinen fällt unter das Gesetz gegen die Hetze gegen eth­nische Gruppen und ist strafbar”, schrieb Richter Jon Jonasson in seinem Urteil.
Die schwe­di­schen Behörden können — oder wollen — die Dschi­ha­disten, die sie so groß­zügig im Land will­kommen heißen, ein­deutig weder ver­folgen noch ver­ur­teilen; jedoch haben sie keine Bedenken, harmlose ältere Rentner anzu­klagen und ihnen den Prozess zu machen. Man könnte hin­zu­fügen, dass eine Kultur, die die Men­schen­rechte der Rückkehr von ISIS-Kämpfern mehr respek­tiert als die der älteren Frauen, die Angst vor ihnen haben, so gut wie fertig ist.


Judith Bergman, eine Kolum­nistin, Juristin und Poli­to­login, ist eine ange­sehene Senior Fellow am Gatestone Institute.