Dumm, dümmer, deutsch: Eine humor­volle Abrechnung mit dem Land, in dem wir gerne lebten

„Ich lege hier für den Fall meines Todes das Bekenntnis ab, dass ich die deutsche Nation wegen ihrer über­schwäng­lichen Dummheit ver­achte und mich schäme, ihr anzu­ge­hören.“ – Arthur Scho­pen­hauer „Mein Volk geht zugrunde aus Mangel an Erkenntnis“ – Hosea 4:6

Schrift­liches Kabarett in der Tra­dition des Hofnarren

„Es ist Sommer, ich irre durch die Dro­ge­rie­kette Rossmann und ent­decke – Bücher! Sofort ver­gesse ich die XXL-Kondome.“ Mit diesen Worten beginnt Christian Wolf sein Buch Dumm, dümmer, deutsch: Eine humor­volle Abrechnung mit dem Land, in dem wir gerne lebten„Was liest wohl Otto Nor­mal­ver­braucher, dem der Gang zur Buch­handlung zu beschwerlich ist? Ich brauche nicht lange zu suchen. Es gibt sogar eine Best­sel­ler­liste. Auf Platz ein thront der Titel ‚Einen Scheiß muss ich‘. Nun denn, bei Platz fünf, ‚Gene­ration bezie­hungs­un­fähig‘, fühle ich mich fast ange­sprochen. Und spä­testens bei Platz elf beschleichen mich Zweifel, ob ich tat­sächlich einer Kul­tur­nation angehöre. ‚Ich bleib so scheiße, wie ich bin‘, lacht mich da an. Mir vergeht das Lachen und Sie irren sich, liebe Leser. Es handelt sich bei letzt­ge­nanntem Buch leider nicht um eine Auto­bio­grafie von Angela Dorothea Merkel, die hinter schwe­di­schen Gar­dinen viel Zeit dazu hatte, all ihre Rechts­brüche und Untaten auf­zu­ar­beiten und nie­der­zu­schreiben. Man wird ja mal träumen dürfen. Die Deut­schen werden selbst diese intel­lek­tuelle und optische Zumutung nie (»Sag niemals nie«) für ihre Ver­brechen vor den Kadi bringen. Wir mucken nicht auf, wir folgen unseren Führern in den Untergang.“
Soweit ein erster Lese­ein­druck. Ist Dumm, dümmer, deutsch: Eine humor­volle Abrechnung mit dem Land, in dem wir gerne lebten ein unge­wöhn­liches Buch? Ja, auf jeden Fall. Sicherlich wirken Wolfs Ana­lysen teil­weise unter­komplex. Er neigt zu etwas simplen Erklä­rungs­mustern. Gleichwohl zeigt er viele Dinge richtig und korrekt auf. Sein Schreibstil ist gekenn­zeichnet von Lei­den­schaft, Offenheit und Klarheit, aber auch Wortwitz und Humor. Christian Wolf ana­ly­siert die poli­tisch-wirt­schaft­lichen Ver­hält­nisse Deutsch­lands in vielen Punkten durchaus richtig. Dabei sieht sich der Autor und seine Gedanken wohl als eine Art schrift­liches Kabarett in der Tra­dition des Hof­narren. Der Hofnarr durfte auch heiße Eisen an- und Wahr­heiten aus­sprechen -, solange sie eine Bedingung erfüllten: Er musste mehr Lachen als Unmut evo­zieren. Denn dann ver­zeihen die Mäch­tigen die Kritik an ihnen viel leichter. Dies ist wohl auch eine der Wurzeln der Kunstfreiheit.

Der Zug rollt in Richtung tota­li­tärer Staat

Um nicht gebar­schelt, gem­öl­le­mannt oder gehaidert zu werden, ver­si­chert der Autor, dass seine Aus­füh­rungen fast so ernst zu nehmen sind wie die Ergüsse der Reprä­sen­tanten des (hüstel) »frei­esten Staates der deut­schen Geschichte«. Geist­reich, schwungvoll, durchaus mit fun­diertem Wissen regt Wolf seine Leser an und zuweilen auch auf. Die Kunst dürfte darin bestehen zu lächeln, obschon man leidet, wenn man mit ansehen muss, wie sehr die Deut­schen belogen und sys­te­ma­tisch ver­dummt, ja gehirn­ge­wa­schen werden und sich teils für dumm ver­kaufen lassen, viele übrigens sehr gerne.
Denn wir leben in einem absurden Land mit der »inlän­der­feind­lichsten Regierung der Welt«, die sich darauf spe­zia­li­siert hat, ihre eigenen Bürger zu dis­kri­mi­nieren, jeden Fremden aber zu hofieren, allein auf Grund der Tat­sache, dass er ein Fremder, allein auf Grund der Tat­sache, dass er kein Deut­scher, kein Europäer, vor allem kein alter, weißer Mann ist. Wir leben in einem absurden Land mit einem uner­sätt­lichen Steu­er­staat, der das Geld seiner Bürger bevorzugt für fremde Inter­essen ausgibt. Wir leben in einem Land, in welchem Regierung, Par­teien und Mas­sen­medien uns in eine Zukunft führen wollen mit noch mehr Mei­nungs­terror, Zwangs­ent­eig­nungen und immer mehr dik­ta­to­ri­schen, um nicht zu sagen tota­li­tären Zügen.

Wer hat das Streichholz?

Von daher fasst Wolf heiße Eisen an, um die viel zu viele gerne einen Bogen machen. Dabei hält er sich nicht lange mit Reform­vor­schlägen für unser bekanntes System auf, sondern bereitet den Leser scho­nungslos auf das Ende unserer Gesell­schafts- und Regie­rungsform samt Abschied von der vor­geb­lichen frei­heit­lichen Demo­kratie vor, die längst schon so sehr brö­ckelt, dass bereits die Fun­da­mente in Mit­lei­den­schaft gezogen werden. Wolf nennt uns sehr wage­mutig den Zeitraum, wann uns die nächste poli­tisch-wirt­schaft­liche Krise mit par­al­leler Ent­wertung unseres Geldes droht. Und er zeigt auf, wie wir uns schon heute einfach davor schützen können. Sein Aus­blick auf die Zukunft ist durchaus ernst zu nehmen. Das Buch sollte nicht unkri­tisch gelesen werden, die Sim­pli­fi­zie­rungen sind evident, aber es zeigt dennoch Per­spek­tiven, hilft dem Leser und öffnet die Augen.
Doch geben wir dem Autor das letzte Wort:
»Die Deut­schen haben wahrlich eine lange Leitung. Aber angeblich auch eine kurze Zünd­schnur. Wer hat das Streichholz?«

Quelle: jürgenfritz.com