Der im Dezember als Fälscher aufgeflogene Autor Claas Relotius hat nicht nur für den Spiegel, sondern auch für zahlreiche andere Medien geschrieben. Nach Informationen des Medienmagazins journalist haben neben dem Spiegel insgesamt 13 Redaktionen beziehungsweise Redaktionsverbündete Texte von Claas Relotius veröffentlicht. Der journalist hat bei allen Redaktionen nachgefragt, was ihre interne Aufklärung ergeben hat.
Nach journalist-Recherchen haben acht Redaktionen Belege dafür gefunden, dass einzelne oder mehrere der bei ihnen veröffentlichten Relotius-Beiträge Manipulationen enthalten oder sogar komplett erfunden sind, darunter der Tagesspiegel, das SZ-Magazin und Zeit Online. Auch all jene Redaktionen, die bislang keine Fälschungen nachweisen konnten, geben gegenüber dem journalist an, Zweifel an den veröffentlichten Texten von Relotius zu haben. Keine Redaktion konnte Relotius entlasten.
Die Verantwortlichen der betroffenen Redaktionen haben angekündigt, ihre internen Sicherheitssysteme zu verbessern. Weltwoche-Chef Roger Köppel will bei Interviews künftig Audiobänder einfordern. Bei Zeit Online will man sich von Autoren jeweils kurze Rechercheberichte vorlegen lassen. “Die Angaben werden wir stichprobenartig checken”, so Jochen Wegner zum journalist. Ähnlich äußert sich Luzi Bernet, Chefredakteur der NZZ am Sonntag: “Wir müssen künftig eine punktuelle Dokumentation der Recherchen anfordern. Und wir müssen, wenn es finanzierbar ist, dem Reporter einen Fotografen zur Seite stellen.”
Eine Übersicht der Auswertung finden Sie auf journalist-magazin.de.
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