Ukraine: Ein­rei­se­verbote für EU-Jour­na­listen, poli­tische Morde, Kor­ruption, Wahl­fäl­schung – Wann reagiert die EU endlich?

Die Ukraine ver­bietet immer mehr Euro­päern, sogar Jour­na­listen und bekannten Künstlern, die Ein­reise aus poli­ti­schen Gründen. In den jeweils betrof­fenen EU-Ländern löst das Protest aus, aber die EU als Ganzes reagiert nicht und pro­tes­tiert auch nicht.
(Von Thomas Röper)
Russland pro­tes­tiert schon lange gegen die national-faschis­tische Regierung in Kiew, die rus­sische Medien geschlossen, rus­sische Jour­na­listen ver­haftet oder die Ein­reise ver­boten hat. Ein Vorfall erregte auch im Westen Auf­sehen, als zum Euro­vision-Kontext der rus­si­schen Teil­neh­merin die Ein­reise ver­weigert wurde. Protest aus dem Westen blieb aber aus, es betraf ja „nur“ die „bösen Russen“.
Jetzt gibt es aus einigen euro­päi­schen Ländern Protest, denn diese poli­tisch moti­vierten ukrai­ni­schen Maß­nahmen beginnen auch Europäer zu betreffen.
Als Gerhard Schröder auf die schwarze Liste des ukrai­ni­schen Hetz­portals „Mirot­vorets“ auf­ge­nommen wurde, blieb mas­siver Protest aus. Medien und Politik sehen Schröder wohl als pro-rus­si­schen Lob­by­isten an, der es nicht anders ver­dient hat. Und auch der Protest der Bun­des­re­gierung klang eher pflicht­schuldig, obwohl er ehe­ma­liger Bun­des­kanzler ist. Aber Kon­se­quenzen gab es keine. Am lau­testen hat über­ra­schen­der­weise Russland pro­tes­tiert und nicht Deutschland.

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Eine voll­ständige Liste der ukrai­ni­schen Ein­rei­se­verbote für Europäer zu finden, ist nicht leicht. Ich habe gerade die wöchent­liche Pres­se­kon­ferenz des rus­si­schen Außen­mi­nis­te­riums ver­folgt und komme auf das Thema, weil dort eine ita­lie­nische Jour­na­listin nach der rus­si­schen Meinung über ein Ein­rei­se­verbot für einen bekannten ita­lie­ni­schen Sänger gefragt hat.
Der Hin­ter­grund ist, dass der auch in Deutschland sei­nerzeit populäre Sänger Al Bano (in Deutschland wurde er als Duo „Al Bano & Romina Power“ bekannt) von der Ukraine mit einem Ein­rei­se­verbot belegt wurde. Und damit ist er ja nicht alleine, es traf zum Bei­spiel auch Gérard Depardieu, den ser­bi­schen Regisseur Emir Kus­turica und den ame­ri­ka­ni­schen Sänger Fred Durst. Filme mit Al Bano sind in der Ukraine eben­falls ver­boten worden.
Eigentlich müssten solche poli­ti­schen Beschrän­kungen von Rei­se­freiheit und vor allem der Freiheit der Medien von Brüssel scharf kri­ti­siert werden. Aber dort herrscht Schweigen im Walde.
Die Spre­cherin des rus­si­schen Außen­mi­nis­te­riums hat auf die Frage in ihrer typi­schen, leicht iro­ni­schen Art geant­wortet und darauf hin­ge­wiesen, dass Russland gegen diese Zustände und die Maß­nahmen aus Kiew pro­tes­tiert, seit diese Dinge nach dem Maidan 2014 ange­fangen haben. Aber da es in erster Linie Russen betraf, hat sich im Westen niemand dafür inter­es­siert. Erst jetzt, wo es auch immer mehr Men­schen aus dem Westen betrifft, beginne leiser Protest.
Sie wies dann wieder ernst darauf hin, dass Natio­na­lismus und Dis­kri­mi­nierung keine Grenzen kennen, und dass der Westen sich den rus­si­schen Pro­testen von Anfang an hätte anschließen sollen. „Wenn Men­schen Nach­teile erfahren, weil sie den fal­schen Glauben haben oder die falsche Kleidung tragen, dann macht ein solches Ver­halten nicht an Grenzen halt“, sagte sie wörtlich und im Scherz fügte sie hinzu, dass Al Bano in Russland so populär sei, dass die Ukraine ihn wohl für einen Russen halte.
Aber sie ver­ur­teilte das ukrai­nische Ver­halten und rief den Westen wieder dazu auf, Druck auf Kiew in diesen Dingen auszuüben.
Inter­essant ist auch der Fall des öster­rei­chi­schen Jour­na­listen und ORF-Kor­re­spon­denten Christian Wehr­schütz. Obwohl es sich um ein deutsch­spra­chiges Land und einen Jour­na­listen der Main­stream-Medien handelt, gibt es im deut­schen Main­stream keine nen­nens­werten Berichte darüber, von Pro­testen gar nicht zu reden, obwohl es in Öster­reich ein Thema ist. Schon Ende 2018 wurde ihm von der Ukraine Ein­reise und Akkre­di­tierung ver­weigert. Später landete auch auf der Liste von „Mirot­vorets“.
Man stelle sich mal den Auf­schrei der deut­schen Medien vor, wenn Russland einem west­lichen Jour­na­listen Ein­reise und Akkre­di­tierung ver­weigern würde. Aber sie können alle in Russland frei arbeiten.
Auf der Liste von „Mirot­vorets“ zu landen ist übrigens gefährlich, denn dort werden „Staats­feinde“ der Ukraine mit Adressen auf­ge­führt. In der Folge der Ver­öf­fent­li­chung ihrer Daten auf der Seite, klagten ukrai­nische Jour­na­listen über Mord­dro­hungen. Bei anderen blieb es nicht bei Dro­hungen, sie wurden nach ihrer Nennung auf der Seite erschossen.
Bemer­kenswert war hierzu die Bericht­erstattung im Spiegel. Als zum Bei­spiel im April 2015 zwei ukrai­nische Regie­rungs­gegner, die auf der Liste waren, an einem Tag in Kiew ange­schossen wurden, ver­suchte der Spiegel irgendwie Russland die Schuld zu geben. Ein Opfer starb bei dem Attentat, einer wurde verletzt.
Im Spiegel konnte man lesen:
„Kalasch­nikow bekam Dro­hungen. Kurz vor der Tat berichtete er Freunden von einer Web­seite, auf der zur Selbst­justiz auf­ge­rufen wird. Dort finden sich auch aus­führ­liche Steck­briefe pro­rus­si­scher Kräfte. Kalasch­nikows Adresse war dort ange­geben, im Falle des Jour­na­listen Busina sogar eine Han­dy­nummer. Beide Ein­träge waren erst vor wenigen Tagen angelegt worden. Der Autor nutzte das Pseudonym „404“, im Internet ist das geläufig als Bezeichnung für einen „toten Link“. Nach den Morden brüstete sich das Rächer-Portal, man habe „Agent 404 für die erfolg­reiche Aus­führung eines Auf­trags ein wert­volles Geschenk ausgehändigt.“
Obwohl also die Seite „Mirot­vorets“ sich selbst mit dem Mord brüstete, hatte der Spiegel Zweifel:
„Die Morde geben Russ­lands gegen Kiew gerichtete Pro­pa­ganda neue Nahrung. Prä­sident Wla­dimir Putin wurde am Don­nerstag während einer Live-Sendung im TV über Businas Tod infor­miert. Zwei­felsfrei handle es sich um einen „poli­ti­schen Mord“, wusste der Kreml-Chef. Es handle sich um eine „ganze Serie“. Putin stellte damit non­chalant einen Zusam­menhang her zu den Selbst­morden einer Reihe ehemals hoch­ran­giger Politiker.“
Ja, das ist das nächste Thema, dass die Presse im Westen gerne zu ver­wi­schen ver­sucht. Nach dem Macht­wechsel des Maidan, gab es in den Reihen der ehe­ma­ligen Regierung eine Serie von „Selbst­morden“, wie man dann auch im Spiegel lesen konnte:
„Ein Dutzend Funk­tionäre des Janu­ko­wytsch-Lagers haben in den ver­gan­genen Monaten Suizid begangen: Einer stürzte nachts aus seiner Wohnung in der 17. Etage, ein anderer erhängte sich. Ein ehe­ma­liger Gou­verneur soll sich mit dem Gewehr getötet haben, durch einen Schuss durch den Hals.“
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Als Selbst­morde wurden diese, das muss man im Kopf haben, durch die Maidan-Regierung qua­li­fi­ziert, die damit Ermitt­lungen zu der Serie von unge­klärten Todes­fällen ihrer Gegner schnell zu den Akten legen konnte. Man stelle sich einmal vor, in Vene­zuela würde nun Guaido aus der 17. Etage fallen und Maduro würde das als Selbstmord ein­stufen. Wie würde wohl der Spiegel reagieren? In der Ukraine glaubte der Spiegel der Regierung ihre Version blind.
Auf der Liste von „Mirot­vorets“ auf­zu­tauchen ist also keine Klei­nigkeit. Dort sind über 5.000 „Feinde der Regierung“ auf­ge­listet. Und dass die ukrai­nische Regierung engste Kon­takte zu dieser Seite hat und sie mit Daten ihrer Gegner beliefert, ist so offen­sichtlich, dass auch der Spiegel das nicht ver­heim­lichen konnte:
„Ukrai­nische Sicher­heits­be­hörden könnten den Betreibern der Seite detail­lierte Infor­ma­tionen über mög­liche Ziel­ob­jekte wei­ter­ge­geben haben. Es handele sich um ein ‘Geschenk zu Weih­nachten’, hatte Anton Gera­schenko, Berater des ukrai­ni­schen Innen­mi­nis­te­riums, kurz nach dem Ortho­doxen Weih­nachtsfest ver­kündet. Jeder werde ‘bekommen, was er verdient’.“
Der ukrai­nische Innen­mi­nister ist mit der Seite eng ver­bunden und obwohl sein Berater Gera­schenko völlig offen zuge­geben hat, die Seite „Mirot­vorets“ mit Infor­ma­tionen zu beliefern, schob er die Schuld auf Russland, was der Spiegel dann unkom­men­tiert zitiert:
„Gera­schenko selbst schob die Ver­ant­wortung für die beiden Attentate der Oppo­sition in die Schuhe: ‘Das Abknallen von Zeugen des Anti-Maidan geht weiter’.“
Ich habe in den letzten Tagen viel über die Ukraine berichtet und man fragt sich wirklich, was noch alles pas­sieren muss, damit euro­päische Poli­tiker und Medien mal pro­tes­tieren und viel­leicht sogar Sank­tionen androhen, anstatt dieses Regime in Kiew noch mit Mil­li­arden Euro zu fördern.
 

Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru