Wider das Dogma der Personenfreizügigkeit

Sowohl bei phoenix, wie auch bei hartaberfair habe ich eine Lösung für den Brexit-Kon­flikt in einer Begrenzung der Zuwan­derung gesehen. Die Logik war, dass man bei freiem Handel eben keine Per­so­nen­frei­zü­gigkeit braucht. Deshalb freut es mich natürlich, dass dies auch von anderer Seite so gesehen wird. Die FINANZ und WIRT­SCHAFT berichtet:

  • „Vier Frei­heiten bilden die Grundlage des Bin­nen­marktes der Euro­päi­schen Union: der freie Waren­verkehr, der freie Kapi­tal­verkehr, der freie Dienst­leis­tungs­verkehr und der freie Per­so­nen­verkehr. Die Bin­nen­markt-Idee ist ein Kind des Denkens aus den 80er- und 90er-Jahren, als die Über­zeugung vor­herrschte, kom­plett offene, grenz­über­schrei­tende Märkte seien letztlich im Interesse aller.“ – stelter: Was zeigt, dass es eben nicht der Weisheit letzter Schluss ist.
  • „(…) pro­ble­ma­ti­scher ist aber der freie Per­so­nen­verkehr. (…) Pro­ble­ma­tisch ist eine kom­plette Offenheit.(…) rasch (kommt) der Vorwurf der Frem­den­feind­lichkeit im Raum steht (…)  nicht nur ein wesent­licher Grund für die Schwie­rig­keiten in den Bezie­hungen mit der Schweiz, sie hat auch einen ent­schei­denden Anteil am Brexit und dem mit ihm ver­bun­denen Chaos.“ – stelter: Das darf nur schreiben, wer in der Schweiz sitzt …
  • „Es gibt (…) sehr gute öko­no­mische Gründe, es damit nicht zu über­treiben. (…) Von der Migration pro­fi­tieren in öko­no­mi­scher Hin­sicht vor allem die Migranten selbst. Ihr Ursprungsland hin­gegen hat dann einen Nachteil, wenn damit wert­volles Wissen ver­loren geht und die Migranten das nicht durch Ein­kom­mens­transfers in die Heimat aus­gleichen: Collier nennt als Bei­spiel einen suda­ne­si­schen Arzt, der als Taxi­fahrer in London arbeitet. Das kommt einer grossen Ver­schwendung wich­tiger Res­sourcen gleich.“ – stelter: Auch wir behängen uns mit dem Mantel des Wohltäters.
  • „Ein voll­kommen freier Per­so­nen­verkehr würde das Angebot an Beschäf­tigten aller Qua­li­fi­ka­ti­ons­stufen im Ein­wan­de­rungsland ver­viel­fachen. (…) Hoch­qua­li­fi­zierte – vor allem in Metro­polen –, die durch Zuge­wan­derte nicht ver­drängt werden, pro­fi­tieren: von der höheren Pro­duk­ti­vität, dem Wachstum und der gestei­gerten Inno­va­ti­ons­stärke, die mit dem ver­grös­serten Fähig­keitspool dank der Zuwan­derung ver­bunden sind. Ihre Leistung wird in diesem stär­keren Netzwerk wert­voller. Ihr Ein­kommen wird deshalb ten­den­ziell steigen. Dieser Effekt wurde für die Schweiz bereits in einer Studie auf­ge­zeigt.“ – stelter: Das ist der „innere Kreis“, der es sich dann auch leisten kann, so zu wählen.
  • „Ganz anders sieht das Bild für die (…) weniger Qua­li­fi­zierten aus, die durch die Migranten ver­drängt werden. Ihre Job­mög­lich­keiten und ihr Ein­kommen werden sinken. Und sie werden ten­den­ziell aus den Metro­polen ver­drängt.“ – stelter: Weil auch die Mieten steigen!
  • „Eine zu weit gehende Migration unter­mi­niert – nicht zuletzt durch den beschrie­benen Effekt auf dem Arbeits­markt – das gegen­seitige Ver­ant­wor­tungs­gefühl in einer Gesell­schaft und damit die Bereit­schaft vor allem der Bes­ser­ge­stellten, für die Mit­bürger des eigenen Landes Ver­pflich­tungen ein­zu­gehen. Der Ökonom ver­weist auf Unter­su­chungen, die zeigen, dass die Akzeptanz von Steuern, die für einen Aus­gleich im Land sorgen, mit einem stei­genden Migra­ti­ons­anteil abnimmt. Die hoch­qua­li­fi­zierten inlän­di­schen und ein­ge­wan­derten Eliten iden­ti­fi­zieren sich dann stärker mit ihres­gleichen weltweit als mit den übrigen Bürgern des eigenen Landes. Diese Tendenz zum Bruch der her­ge­brachten inlän­di­schen Soli­da­rität nehmen die Ver­lierer dieser Öffnung wahr, und sie wehren sich dagegen.“ – stelter: Und werden dann als Nazis beschimpft.
  • „Das Para­de­bei­spiel ist der Brexit in Gross­bri­tannien. So war es wenig über­ra­schend, dass in London die Beschäf­tigten mit der höchsten Qua­li­fi­kation am stärksten für den Ver­bleib in der EU stimmten, während die Beschäf­tigten im ‘Hin­terland’ und die weniger Qua­li­fi­zierten in London mehr­heitlich für den Aus­tritt waren. Das Abstim­mungs­ver­halten hat gemäss dieser Analyse wenig mit einem tie­feren Ver­ständnis für grosse Zusam­men­hänge zu tun, sondern lässt sich mit den öko­no­mi­schen Wir­kungen der Migration perfekt erklären – und den Nach­teilen, die sie für einen grossen Teil der Bevöl­kerung hat.“ – stelter: Wenn uns die nächste Rezession trifft, wird das auch bei uns deutlich werden, was die eigentlich erfor­der­liche Zuwan­derung qua­li­fi­zierter Men­schen dann ver­hindern wird. Eine weitere Spät­folge des Jahres 2015.

→ fuw.ch: „Die öko­no­mi­schen Schat­ten­seiten der Migration“, 4. Februar 2019