Die gefähr­lichste Ideo­logie unserer Zeit: der kul­tu­relle Relativismus

„Ras­sismus, Sexismus, Homophobie“

Der Phi­losoph Dushan Wegener meinte einmal sinn­gemäß, der poli­tisch-kor­rekte kul­tu­relle Rela­ti­vismus sei die gefähr­lichste Ideo­logie unserer Zeit. Im Westen ver­tritt die poli­tisch kor­rekte Klasse die Ansicht, dass alle Kul­turen gleich viel wert seien, die nicht-west­lichen meist noch etwas mehr als unsere. Diese Ansicht ver­neint die ein­zig­ar­tigen Leis­tungen Europas wie exakte Wis­sen­schaft, Selbst­kritik, Auf­klärung, Indi­vi­dua­lismus, Femi­nismus und Men­schen­rechte. Gleich­zeitig werden die tat­säch­lichen Eigen­schaften vor allem des Islams igno­riert. Fort­schritts­feind­lichkeit, Frau­en­ver­achtung, reli­giöse Into­leranz & Frem­den­feind­lichkeit, Ras­senhass & Anti­ju­da­ismus, Pries­ter­herr­schaft, Bil­dungs­ferne und Clan­wirt­schaft, all das exis­tiert für die Mul­ti­kulti-Rela­ti­visten nicht beim „Edlen Wilden“, sondern nur beim euro­päi­schen Mann. Dass es die Erben dieser weißen Männer sind, die ihre Vor­fahren nun des exakten Gegen­teils bezich­tigen, ist ein Witz der Kul­tur­ge­schichte. Zur Auf­klärung des Phä­nomens lohnt sich ein Blick ins Herz der Fins­ternis, in das Wesen der radi­kalen Ideologien.
Ideo­logien sind wie die alt­her­ge­brachten Reli­gionen Glau­bens­systeme, aller­dings meist nicht inte­grierend, sondern mehr auf den Vorteil einer kleinen Gruppe aus­gelegt und zeitlich begrenzt. Das kann man am aktu­ellen west­lichen Zeit­geist sehr schön sehen. Die mul­ti­kul­tu­relle poli­tische Kor­rektheit mit all ihren Aus­läufern wie Klima- und Gen­derwahn steht klar in der Tra­dition des Sozia­lismus aus der Ära Marx im 19. Jahrhundert.
Was dem öko­no­misch ori­en­tierten Alt­mar­xisten noch der Arbeiter war, sind dem heu­tigen Kul­tur­mar­xisten illegale Immi­granten, Homo­se­xuelle, irgendwas mit Umwelt oder ein anderes revo­lu­tio­näres Objekt. Allein die Belie­bigkeit weist schon darauf hin, dass es gar nicht wirklich um die Inter­essen der Kli­en­tel­gruppen geht. Mit welchen Tricks setzen die radi­kalen Eliten ihre ego­is­tische Ideo­logie durch? In der modernen Demo­kratie muss man sich schon etwas Raf­fi­niertes ein­fallen lassen.

Das Schelsky-Prinzip: Erfinde ein Problem!

Ab Ende der 1960er-Jahre radi­ka­li­sierte sich die Bür­ger­jugend in fast allen west­lichen Ländern und ver­suchte eine linke „Revo­lution“ oder trat den „Marsch durch die Insti­tu­tionen“ an, um das Land nach ihrem mar­xis­ti­schen Bilde zu formen. Der Soziologe Helmut Schelsky erkannte das ent­ste­hende Problem der links­ra­di­kalen Elite-Jugend schnell und pro­phe­zeite 1974 in seinem Buch Die Arbeit tun die anderen das Ent­stehen eines „Sozi­al­pries­tertums“ von schein-intel­lek­tu­ellen Nutz­nießern, die ohne Gegen­leistung vom Steu­er­auf­kommen der Mehrheit leben.
Das zugrunde lie­gende Konzept, das Schelsky-Prinzip, ist erstaunlich einfach: „Erfinde ein Problem, blase ein bestehendes Problem künstlich auf, oder, wenn alles nichts hilft, schaffe ein neues, mög­lichst großes Problem, und dann biete Dich selbst als Lösung an.“ Und in der Tat, genau das beob­achten wir an den poli­tisch kor­rekten Mis­sio­naren der letzten Jahr­zehnte. Als die Baby­boomer merkten, dass mit den klas­si­schen Arbeitern kein Auf­stand zu machen war, erfanden sie die Umwelt­ka­ta­strophe wie das Wald­sterben. Ganz schön raf­fi­niert: Natur und Heimat waren bei den Linken nie beliebte Themen; man war lieber „Welt­bürger“ und urban. Die Kon­ser­va­tiven waren hin­gegen von ihrer Begeis­terung für die länd­liche Heimat mit ihren Wäldern kaum abzu­bringen. Den Schutz der angeblich von saurem Regen und Atom­kraft tödlich gefähr­deten Umwelt, vor allem in Deutschland, brauchte man der Masse der Bürger daher nicht lange ein­zu­reden; da waren die sofort Feuer und Flamme. Gemäß der Medi­en­logik „nur schlechte Nach­richten sind gute Nach­richten“ über­nahmen Fernseh- und Pres­se­jour­na­listen nur zu gerne die Alarm­schreie der Öko­be­wegten, weil man damit besser seine Pro­dukte ver­kaufen kann. Nicht zuletzt heizten die öko­lo­gi­schen Ideo­logen die Wald­panik an, um Wäh­ler­stimmen auf ihre Seite zu ziehen. Das klappte auch recht schnell: Seit den 1980ern sitzen in Europa Grüne überall in den Parlamenten.

Julius Cäsar und der Darwinismus

Auch wenn ich oben schrieb, dass der Mar­xismus-Sozia­lismus eine junge Pseu­do­re­ligion sei, muss ich mich etwas ein­schränken. Der His­to­riker unter Lesern, der sich mit dem alten Rom aus­kennt, weiß, dass der berühmte Gaius Julius Cäsar ein hin­ter­häl­tiger Macht­po­li­tiker war, der in gewisser Weise die mar­xis­ti­schen Tricks bei der Macht­er­greifung schon genutzt hat. Cäsar war das Haupt der ältesten Familie Roms, gehörte aber im römi­schen Senat der Fraktion der „Popu­laren“ an, also den Sozi­al­de­mo­kraten, wenn man so will. Diese Gruppe ver­suchte im Gegensatz zu den reichen “Opti­maten“ ein­träg­liche Macht­posten durch Unter­stützung des ein­fachen Volkes zu erlangen. Ihnen werden bestimmt noch viele weitere Bei­spiele für „sozia­lis­tische“ Macht­tricks in der Geschichte finden. Daher ist anzu­nehmen, dass Ideo­logien keine kul­tu­relle Erfindung jün­gerer Zeit sind, sondern eine stam­mes­ge­schichtlich ent­wi­ckelte Fähigkeit des modernen Men­schen. Und in der Tat: In seinen Best­sellern Eine kurze Geschichte der Menschheit und  Homo Deus schreibt der israe­lische His­to­riker Yuval Harari, dass wir Jetzt­men­schen, auch „Cro-Magnon-Men­schen“ genannt, die Fähigkeit zur Schaffung „inter-sub­jek­tiver Rea­li­täten“ haben. Also „Gruppen-Wirk­lich­keiten“. Bedeutet, wir Cro-Magnons schaffen uns Insti­tu­tionen, die es nur so lange gibt, wie genügend Men­schen daran glauben. Eine Uni­ver­sität zum Bei­spiel ist nicht nur ein Gebäude und sein Inte­rieur, sondern auch das Per­sonal, ein Budget, ein Regelwerk, seine Stu­denten usw. Die „inter-sub­jek­tiven Rea­li­täten“ orga­ni­sieren uns Cro-Magnon-Men­schen in größere oder kleinere Gruppen, was bedeutet, dass wir äußerst effi­zient zusam­men­ar­beiten. In der Vor- und Früh­ge­schichte des Men­schen, als es noch keine Staaten gab, halfen Glau­bens­systeme, die wach­senden Gesell­schaften zusam­men­zu­halten und vor allem, zu organisieren.

Faule Ideo­logen gegen fleißige Kapitalisten

Wir Men­schen sind soziale Lebe­wesen, was aller­dings längst nicht so kuschelig ist, wie es klingt. Es heißt vor allem, dass wir ver­suchen, für uns, unsere Familie und unsere sym­bo­lische Gruppe so viel wie möglich von der Wirt­schafts­leistung unseres Stammes oder Volkes abzuzweigen.
Trotz der gewal­tigen Wei­ter­ent­wicklung unserer heu­tigen west­lichen Gesell­schaften sind die radi­kalen Ideo­logen wegen ihrer Tricks gegenüber den nüch­ternen Arbei­tenden häufig genug immer noch im Vorteil. Um das zu ver­stehen, muss man sich einfach ver­ge­gen­wär­tigen, wie die Wirt­schaft in unserer Geschichte funk­tio­nierte. Mas­sives Wachstum, wie wir es heute kennen, war bis etwa 1300 weit­gehend unbe­kannt. Erst die Kapi­ta­listen der Han­se­städte und der Nie­der­lande schafften es mit ihrem Fern­handel, in wenigen Jahren sys­te­ma­tisch gewal­tigen wirt­schaft­lichen Mehrwert zu gene­rieren. Vorher gab es das fast gar nicht – zu jedem belie­bigen Zeit­punkt erlebten die Men­schen nie, dass der Gesamt­wohl­stand einer Region oder eines Landes merklich anwuchs. Wenn jemand ordentlich Gewinn machte oder sogar reich wurde, ging das stets zu Lasten eines anderen. Gesamt­ge­sell­schaftlich gesehen ein soge­nanntes Nullsummenspiel.
Die Erfindung des modernen Han­dels­ka­pi­ta­lismus war nur die erste Großtat der euro­päi­schen Kultur: Um 1700 baute der Franzose Denis Papin in Marburg die erste Dampf­ma­schine, die von den Briten Thomas New­comen und James Watt zur Indus­trie­ma­schine fer­tig­ent­wi­ckelt wurde. Von da an brach das euro­päische Wirt­schafts- und Wohl­stands­wachstum alle Rekorde.
Der moderne Kapi­ta­lismus ist also eine junge, kul­tu­relle Erfindung. In unserem Erbgut ist markt­wirt­schaft­liches Handeln logi­scher­weise nicht kodiert, höchstens einige Vor­aus­set­zungen wie ein gewisser Gerech­tig­keitssinn (quid pro quo – „gib Du mir, geb ich Dir“). Die Ideo­logie als Stra­tegie zum Gewinn­machen hin­gegen hat sich höchst­wahr­scheinlich evo­lu­tionär ent­wi­ckelt und ist daher sehr wohl gene­tisch vererbt.

Europa ist wieder in eine gläubige Phase eingetreten

Da die Ideo­logen heu­tiger Tage also nur bestimmten, recht alten evo­lu­tio­nären Instinkten folgen, ist es nicht ver­wun­derlich, dass sie immer wieder bestimmten Schemata folgen, die es wert sind, dass wir uns ihrer bewusst werden. So ist das Schelsky-Prinzip, ein soge­nannter Selbst­läufer-Mecha­nismus, den der Evo­lu­ti­ons­biologe Ronald Fisher in den 1930ern sogar mathe­ma­tisch beschreiben konnte. Die eli­tären Problem-Erfinder und Dis­kri­mi­nie­rungs-Sucher des 21. Jahr­hun­derts haben gespürt, dass man mit dem Instru­men­ta­li­sieren von gesell­schaft­lichen und öko­lo­gi­schen Pro­blemen Posten, Geld und Macht bekommen kann. Daher suchen und finden sie natürlich laufend etwas Neues, und sei es noch so klein oder schwach­sinnig. Da tut es nicht Wunder, dass die beliebte Figur des Inders Apu aus der Zei­chen­trick­serie Die Simpsons einen indi­schen Komiker „ras­sis­tisch“ beleidigt habe, weil Apu ste­reotyp sei oder so was.
Im Eng­li­schen wird der Selbst­läufer-Mecha­nismus so bezeichnet, weil er, einmal gestartet, nicht mehr aufhört, bis das System zusam­men­bricht. Die kon­ser­vative Femi­nistin Birgit Kelle meinte in diesem Zusam­menhang, die gut­be­zahlten Akti­visten können gar nicht zum Ziel, der Pro­blem­lösung, kommen, weil sonst der eigene Job futsch wäre. Da immer mehr Kost­gänger das Schelsky-Prinzip und damit immer neue Pro­blemchen ent­decken, werden die Kosten des gesell­schaft­lichen Enga­ge­ments irgendwann derart hoch sein, dass kein Steu­ergeld mehr da sein wird, um die „Enga­gierten“ zu bezahlen.

Der Heinsohn-Effekt und die Babyboomer

Wieso hatte sich eigentlich gerade die Baby­boomer-Gene­ration derart radi­ka­li­siert? Der deutsche Soziologe Gunnar Heinsohn erklärt das mit dem von ihm ent­wi­ckelten Kriegs-Index: Steigt die Bevöl­ke­rungszahl rapide an, und gibt es daher sehr viel mehr junge Männer als ver­fügbare Jobs, die von den Vätern (und Groß­vätern) besetzt sind, kommt es zu Kon­kur­renz­kämpfen zwi­schen den Jung­mannen. Und diese Ent­wicklung begünstigt das Ent­stehen von Kampf-Ideo­logien und das Aus­brechen von Kriegen oder Revo­lu­tionen. So stehen die blutige Fran­zö­sische Revo­lution und die Napo­leo­ni­schen Kriege am Ende des Bevöl­ke­rungs­wachstums am Ende des 18. Jahr­hun­derts. Der Erste Welt­krieg kann auch als Folge des his­to­risch nie dage­we­senen Wachstums der euro­päi­schen Völker ab etwa 1850 infolge der Indus­tria­li­sierung ange­sehen werden. Die Krieg- und Revo­lu­ti­ons­wirkung eines Jung­män­ner­über­schusses, nennen wir sie dem Ent­decker zu Ehren Heinsohn-Effekt, war nach meiner Ansicht auch der tiefere Grund der Radi­ka­li­sierung der Baby­boomer. Nach dem Zweiten Welt­krieg setzte überall in den kapi­ta­lis­ti­schen Staaten ein Wirt­schafts­wunder ein, das gemeinsam mit den damals noch herr­schenden christ­lichen Über­zeu­gungen zu einer ähnlich hohen Gebur­ten­ziffer wie im späten 19. Jahr­hundert führte. Heißt, Ende der 60er gab es sehr viel mehr junge Männer als alte, und das erzeugte nach Heinsohn eine kämp­fe­rische Ideologie.

Dop­pel­moral und Selbstbetrug

Das Prinzip von Helmut Schelsky zeigt, dass es den Linken nicht darum geht, anderen Men­schen oder der Natur zu helfen. Demnach müssten alle Ideo­logen eis­kalte Zyniker sein, die öffentlich irgend­welchen Quatsch erzählen und sich unter Genossen beim Rotwein im stillen Käm­merlein die­bisch freuen, wie gut sie den Pöbel doch ver­äppelt haben. So funk­tio­niert es natürlich nicht. Eine derart schmutzige Lüge bewusst über Jahr­zehnte glaubhaft zu prä­sen­tieren, ist kaum durch­zu­halten. Außerdem braucht man seine mythi­schen Erzäh­lungen vom Edlen Wilden oder den dauer-unter­drückten west­lichen Frauen, um eine sym­bo­lische Inter­es­sens­gruppe zu bilden, deren Mit­glieder auf­grund der so geschaf­fenen gemein­samen Iden­tität am selben Strang ziehen.
Heißt natürlich nicht, dass die Linken denn auch kon­se­quent nach ihrem Glauben handeln. Der US-ame­ri­ka­nische Evo­lu­ti­ons­psy­chologe Geoffrey Miller meinte einmal, dass erstaunlich viele Men­schen erstaunlich wirk­lich­keits­fremden Murks glauben. Was für einen selbst gut ist und was nicht, das wissen die meisten Men­schen denn aber sehr genau.
Schauen Sie, geneigter Leser, sich dazu nur einmal in den typi­schen Wohn­ge­genden der Mul­ti­kul­tu­ra­listen und Öko­so­zia­listen um, den teuren sanierten Alt­bau­vierteln der Groß­städte und den gedie­genen Vor­orten. Stichwort Park Slope in Brooklyn (NYC) etc. Wind­räder oder Son­nen­pa­neele? Fehl­an­zeige. Rele­vante Zahlen von Aus­ländern, moham­me­da­nische Groß­fa­milien? Fehl­an­zeige. Als „Ablass“ dafür wähle man halt die linken Poli­tiker, weil die sich ja ums Klima und um die Inte­gration der Migranten kümmere. Wer’s glaubt.

Vene­zuela zeigt, was uns blüht

Dass die radi­kalen Ideo­logien der Eli­tären stets nur wirk­lich­keits­fremde Geld- und Macht-Beschaf­fungs­pro­gramme sind, ist der Grund dafür, dass die Staaten von Fana­tikern stets scheitern. West­liche Linke behaupten gern, dass alle bis­he­rigen sozia­lis­ti­schen Expe­ri­mente fehl­ge­schlagen seien, weil da halt zufällig die „fal­schen Leute“ dran­kamen, und so weiter. Ganz aktuell ist das Bei­spiel Vene­zuela, das Land mit dem größten Erd­öl­vor­kommen des Pla­neten. Die Vene­zoelaner müssten leben wie die sau­di­schen Scheichs; tat­sächlich aber hat die „boli­va­rische Revo­lution“ des ver­stor­benen Prä­si­denten Hugon Chavez schon vor Jahren das Klo­papier (!) knapp werden lassen. Und nun hungern die Leute. Aber sicher nicht der Clan des amtie­renden Prä­si­denten Maduro. Der ist Bus­fahrer von Beruf. Sie sehen – Kom­mu­nismus lohnt sich.
Für die Kommunisten.


Von A.R. Göhring — www.goehrings-sichtweise.blog-net.ch