Wieder gibt es Neuigkeiten im Fall Skripal: Sergej Skripal soll in letzter Zeit zwei Mal seine Verwandten in Russland angerufen haben.
Vor wenigen Tagen wurde gemeldet, dass Julia Skripal ihre Wohnung in Moskau verkauft. Ich habe darüber berichtet.
Heute meldet das russische Fernsehen, dass die Nichte von Skripal eine Aufzeichnung an die russischen Ermittlungsbehörden weitergegeben hat. Dabei handelt es sich nach ihren Angaben um einen Anruf von Skripal vom 9. Mai, den ihr Anrufbeantworter aufgezeichnet hat, da sie nicht ans Telefon gegangen ist. In dem Anruf, den das Fernsehen vorspielte, gratuliert er zum Tag des Sieges über den Faschismus, den Russland am 9. Mai groß feiert und lässt auch seine Mutter grüßen. Seiner Aussage nach ginge es ihm und Julia Skripal gut.
Das russische Fernsehen weist darauf hin, dass nicht erwiesen ist, dass es sich bei dem Anrufer auf dem Mitschnitt tatsächlich um Skripal handelt, auch wenn seine Nichte dies behauptet. Die Aufnahme wird nun von den Ermittlungsbehörden auch auf ihre Echtheit untersucht.
Ein weiterer Anruf soll im April stattgefunden haben. Sergej Skripal soll sich dabei zum ersten Mal seit der mutmaßlichen Vergiftung Anfang März 2018 gemeldet haben. In dem Gespräch hätte er seiner Nichte mitgeteilt, Julia und er seien in Großbritannien und stünden unter Bewachung, ihre Aufenthaltsort würden ständig wechseln.
Das russische Fernsehen wies auch auf Ungereimtheiten in dem Fall hin. Als Beispiel wurde die Vergiftung von zwei Briten Monate nach dem Vorfall im März genannt. Der offiziellen Version nach hätten sie eine Verpackung in einem Mülleimer gefunden, in der ein Flakon mit Novitschok war. An dem hätten sie sich dann vergiftet. Das Problem ist, dass dieser öffentliche Mülleimer, so wie alle öffentlichen Mülleimer, regelmäßig geleert wird. Wie also trotz regelmäßiger Leerungen die Verpackung mit dem Gift über Monate in dem Mülleimer geblieben sein soll, ist unerklärlich.
Laut dem russischen Fernsehen sind diese und andere Ungereimtheiten der Grund, warum es in dem Fall keine weitere Aufklärung oder gar Anklagen gibt. Ein so primitiv konstruierter Fall würde bei einer Gerichtsverhandlung in sich zusammen fallen.
Die genaue Chronologie der Ereignisse und die bekannten Fakten zum Fall Skripal finden Sie hier.
Autor: Anti-Spiegel
Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
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Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Osteuropa in verschiedenen Versicherungs- und Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet, bevor er sich entschloss, sich als unabhängiger Unternehmensberater in seiner Wahlheimat St. Petersburg niederzulassen. Er lebt insgesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite www.anti-spiegel.ru. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vladimir Putin: Seht Ihr, was Ihr angerichtet habt?“