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Vera Lengsfeld: Die CDU-Führung hat nichts verstanden

Zwei Tage dauerte die Klau­sur­tagung der CDU-Spit­zen­funk­tionäre. Man kann nicht mal sagen, dass ein Berg kreißte und ein Mäuslein gebar, denn der Berg ist bereits ein Trüm­mer­haufen und das Mäuslein ist eine Bank­rott­erklärung. Der Inhalt der abschlie­ßenden Erklärung lässt sich auf einen Satz redu­zieren: Die CDU, die einstmals Themen setzte und zum Wohle des Landes ent­schei­dende Weichen stellte, kurz das Herz des Erfolgs­mo­dells Bun­des­re­publik war, lässt sich weiter wil­lenlos vom linken Zeit­geist treiben.

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Damit jedes Mit­glied auch weiß, wohin die Reise geht, bekam es einen Info­brief von der Par­tei­vor­sit­zenden. Die CDU werde ihren Status als Volks­partei dau­erhaft nur erhalten, wenn sie den Anschluss an die ver­schie­denen Lebens­wirk­lich­keiten der Men­schen wieder zurück­ge­winnen könne, heißt es. Die Par­tei­chefin habe „viel­leicht zu viele Rück­sichten genommen“ und sei „über­zeugt, dass sie dies ändern müsse.
Im Info­brief steht, welche Themen in Angriff genommen werden sollen: Kli­ma­schutz, Mobi­lität, nach­hal­tiger Wohl­stand und gleich­wertige Lebens­ver­hält­nisse in Stadt und Land. Die Partei wolle hier in den kom­menden Monaten eigene Kon­zepte ent­wi­ckeln, etwa eine Digi­ta­l­agenda. Statt dafür sorgen zu wollen, dass es wieder eine poli­tische Debatte gibt, die diesen Namen ver­dient, will die Par­tei­spitze so etwas wie eigene Influen­cer­kam­pagnen. Damit wird sie zur wei­teren Zer­störung des Poli­ti­schen zugunsten von Wer­be­pro­pa­ganda bei­tragen. Statt mit Argu­menten zu über­zeugen, wird auf die Ver­führung der Bürger durch Wort­ge­klingel gesetzt.
Bei der The­men­setzung fällt auf, dass die CDU offenbar kei­nerlei eigene Inhalte mehr hat. Sie über­nimmt alles, was ihr die linken Influencer in den Block dik­tiert haben. Dafür will sie die Bürger mehr „betei­ligen“. Woran eigentlich, wenn man selbst nichts mehr zu sagen, keine eigenen Ideen hat?
Auf­fällig ist, was der Uni­ons­führung alles aus dem Blick geraten ist: Der Nie­dergang unserer Wirt­schaft, der inzwi­schen kata­stro­phale Zustand der Bildung, die geplante grüne Deindus­tria­li­sierung, der Schul­schwänzer-Hype, die Folgen der nach wie vor unge­bremsten unkon­trol­lierten Ein­wan­derung. Weder über das eine, noch über das andere soll noch gesprochen werden.
Die CDU werde deutlich machen, „dass sie das Wahl­er­gebnis ver­standen“ habe, sagte Kramp-Kar­ren­bauer. Dabei hat sie nichts ver­standen. Da nützt auch kein Ärmel-Hoch­krempeln.
Als Beob­achter fällt einem da nur der Witz ein, den sich Par­tei­funk­tionäre Ende der 80er-Jahre in der DDR erzählt haben: „Gestern standen wir am Abgrund, heute sind wir schon einen Schritt weiter“. Wobei es in der SED-Führung ganz am Ende zumindest den Versuch gegeben hat, das Ruder noch her­um­zu­reißen. Der Pla­nungschef Gerhard Schürer legte ein Stra­te­gie­papier vor, das hand­feste Vor­schläge machte, was geändert werden müsse. Diese Vor­schläge schei­terten an der Ignoranz von Par­teichef Honecker.
Bei der Klau­sur­tagung der CDU-Spitze scheint es nicht mal den Ansatz eines Kon­zepts gegeben zu haben, das den Weg aus der Misere gewiesen hätte.

Vera Lengsfeld — Erst­ver­öf­fent­li­chung auf dem Blog der Autorin www.vera-lengsfeld.de