Allensbach-Umfrage: Nur weniger als 20% der Deut­schen trauen sich, ihre Meinung frei zu äußern

Nur jeder fünfte Deutsche fühlt sich noch frei seine Meinung zu sagen. Das ist keine Pro­pa­ganda, sondern das Ergebnis einer Allensbach-Umfrage, die die FAZ in diesen Tagen ver­öf­fent­licht hat.
Die FAZ hat die Ergeb­nisse einer Allensbach-Umfrage ver­öf­fent­licht, die bestätigt, was viele noch immer nicht wahr haben wollen: Um die Mei­nungs­freiheit ist es in Deutschland schlecht bestellt.
Dabei geht es weniger um kon­krete gesetz­liche Ein­schrän­kungen, sondern um die Folgen der Poli­tical Cor­rectness und die ein­sei­tigen Medi­en­be­richte, die den Men­schen das Gefühl geben, ihre Meinung zu diesem oder jenem Thema besser nicht mehr öffentlich zu sagen.
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Ich lebe in Russland und die älteren Freunde, die die Sowjet­union noch bewusst mit­erlebt haben, erzählen gerne von der „Küchen­kultur“ dieser Zeit. Das bedeutet, dass die Men­schen damals zwar im kleinen Kreis zu Hause in der Küche ihre Meinung sagen konnten, aber eben nicht öffentlich oder bei der Arbeit. Genau dieses Phä­nomen zieht nun in Deutschland ein, wie man in der FAZ lesen kann:
„Zum einen trennt die Bevöl­kerung deutlich zwi­schen Mei­nungs­äu­ße­rungen im öffent­lichen Raum und im pri­vaten Kreis“
In einem Land, das sich für Mei­nungs­freiheit und Toleranz rühmt, ist das ein Armuts­zeugnis. Toleranz bedeutet ja nicht, alles toll zu finden, sondern das Wort kommt von „tolerare“ – „ertragen“. Toleranz ist also die Fähigkeit, auch die Mei­nungen zu ertragen, die einem nicht gefallen. Und diese Fähigkeit scheint in Deutschland abzu­nehmen, so emp­findet es inzwi­schen große eine Mehrheit der Deut­schen. Das sage nicht ich, das sagt die FAZ über die Ergeb­nisse der Allensbach-Umfrage.
Die FAZ dazu:
„Annä­hernd zwei Drittel der Bürger sind über­zeugt, man müsse heute „sehr auf­passen, zu welchen Themen man sich wie äußert“, denn es gäbe viele unge­schriebene Gesetze, welche Mei­nungen akzep­tabel und zulässig sind.“
Zwei Drittel, das sind fast schon Werte, wie man sie wohl auch in der DDR bei Umfragen als Antwort bekommen hätte.
Dann gibt es noch solche, die bei der Frage unsicher sind, aber nur noch 18% sind der Meinung, sie könnten sich in Deutschland völlig frei äußern. Nur 59% sagen, dass sie sich unter Freunden frei äußern können und 35% sagen gar, dass freie Mei­nungs­äu­ßerung nur noch im Freun­des­kreis möglich ist.
Das sollte zu denken geben.
Die Poli­tical Cor­rectness wird nach Ansicht von 41% über­trieben, besonders die poli­tisch kor­rekten Wort-Neu­schöp­fungen wie „Men­schen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund“ anstatt „Aus­länder“ stoßen auf Ablehnung. Und auch das Umschreiben von Kin­der­bü­chern, wie Pippi Lang­strumpf, deren Vater nun nicht mehr „Neger­könig“ sein darf sondern, „Süd­see­könig“ sein muss.
Wenn auch Sie sich mit den Ergeb­nissen dieser Studie iden­ti­fi­zieren, dann sollten Sie Mut schöpfen und mehr wagen, denn offen­sichtlich sind Sie nicht allein, sondern in der Mehrheit!

Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“