Frank­reich: Der wahre Emmanuel Macron

von Guy Mil­lière

  • Charles de Gaulle wei­gerte sich, von den vielen Fran­zosen zu sprechen, die mit den Behörden der deut­schen Besat­zungs­macht zusam­men­ge­ar­beitet hatten. Er wei­gerte sich, den D‑Day zu feiern. Er fügte sogar die Behauptung hinzu, dass die Landung in der Nor­mandie “nicht der Beginn der Befreiung Frank­reichs” gewesen sei, sondern “der Aus­gangs­punkt eines ame­ri­ka­ni­schen Ver­suchs, Frank­reich zu kolonisieren”.
  • Prä­sident Emmanuel Macron ging noch einen Schritt weiter und sagte, dass Frank­reich und Deutschland eine euro­päische Armee schaffen sollten, um sich “vor Russland, China und sogar den Ver­ei­nigten Staaten zu schützen”.
  • Frank­reich unter­stützte auch die PLO zu einer Zeit, als diese offen eine ter­ro­ris­tische Bewegung war, die sich vor­be­haltlos der Zer­störung Israels und der Ermordung von Juden widmete… Macron setzt die gleiche Politik wie seine Vor­gänger fort. Er ver­passt nie eine Gele­genheit, den der­zei­tigen paläs­ti­nen­si­schen Führer Mahmoud Abbas in den Elysée-Palast ein­zu­laden, und er ver­gisst nie, ihn zu küssen.
  • Prä­sident Donald Trump kennt jetzt Macron. Trump erinnert sich wahr­scheinlich daran, dass Macron während seines Besuchs in Washington vor 14 Monaten ihm gegenüber freundlich schien; dann, als er zum Kon­gress ging, nutzte er seine ganze Redezeit dazu, die essen­ti­ellen Ent­schei­dungen der Trump-Regierung kleinzureden.

6. Juni 2019. Nor­mandie, Frank­reich. Die Über­reste von 9.387 ame­ri­ka­ni­schen Armee­toten, die auf dem Friedhof und beim Denkmal der Nor­mandie begraben sind; 9238 latei­nische Kreuze für Christen und 149 David­sterne für Juden sind auf der Klippe mit Blick auf Omaha Beach, einem von fünf Sek­toren an der Küste der Nor­mandie, aus­ge­richtet, wo 132.000 Sol­daten der west­lichen Ver­bün­deten am 6. Juni 1944 anlan­deten. US-Prä­sident Donald J. Trump lobt in einer RedeHel­dentum, Pflicht, Ehre und Freiheit und würdigt die jungen Ame­ri­kaner, die ihr Leben gelassen haben; er spricht auch von den anderen Sol­daten, die in der Nor­mandie gekämpft haben: Kanadier, Briten, Fran­zosen. Er verhält sich wie ein großer Staatsmann.
Kurz vor seiner Rede wür­digte auch der fran­zö­sische Prä­sident Emmanuel Macron diese tap­feren Sol­daten. Er machte einige Bemer­kungen — die sofort als eine Art ange­sehen wurden, den ame­ri­ka­ni­schen Prä­si­denten zu belehren:

“Amerika ist nie so groß wie wenn es für die Freiheit anderer kämpft. Es ist nie so groß wie wenn es den uni­ver­sellen Werten treu ist, die von seinen Grün­der­vätern ver­teidigt wurden, als Frank­reich vor zwei­einhalb Jahr­hun­derten kam, um seine Unab­hän­gigkeit zu unterstützen”.

Macron hatte zuvor ange­deutet, dass er beab­sichtige, “fran­zö­sische Werte” und “die Kunst des Fran­zö­sisch­seins” her­aus­zu­streichen. Jean-Pierre Raf­farin, ehe­ma­liger fran­zö­si­scher Pre­mier­mi­nister und heute einer der poli­ti­schen Berater von Emmanuel Macron, sagte, dass der fran­zö­sische Prä­sident der Meinung sei, dass die Ver­ei­nigten Staaten “die ethi­schen Kern­prin­zipien auf­ge­geben hätten” und dass “Amerika heute nicht für die Freiheit Europas kämpfen würde”. ”
Am Tag zuvor orga­ni­sierte Macron eine Zere­monie, um des fran­zö­si­schen Wider­stands zu gedenken. “Ohne den Wider­stand und alle fran­zö­si­schen Kämpfer”, sagte er, “hätte Frank­reich die Freiheit nicht wie­der­erlangt”. Bei einer wei­teren Zere­monie zur Wür­digung der 177 freien fran­zö­si­schen Sol­daten, die am D‑Day in der Nor­mandie lan­deten, sagte er, die Fran­zosen seien “überall, um ihr eigenes Land zu befreien, zu Lande, auf See, in der Luft”.
Der Wille von Prä­sident Macron, den fran­zö­si­schen Wider­stand und die Fran­zosen, die am D‑Day gelandet sind, zu wür­digen, ist ver­ständlich. Viele Fran­zosen kämpften tapfer. Sein Versuch, die Fran­zosen zu beschreiben, die eine wichtige Rolle bei der Befreiung ihres Landes spielten, als hätten die Fran­zosen Frank­reich befreit, ist jedoch schwerer zu akzep­tieren. So etwas schwächt lediglich die Rolle all derer, die keine Fran­zosen waren, die für die Befreiung des Landes gekämpft haben und gestorben sind.
Seine Worte und seine Haltung scheinen ihre Wurzeln in denen von General Charles de Gaulle am Ende des Zweiten Welt­kriegs zu haben. Der General wurde in der Nor­mandie gefilmt, wenige Tage nach dem 6. Juni 1944, nur wenige Kilo­meter von den Stränden ent­fernt, an denen Tau­sende junger Ame­ri­kaner getötet und noch nicht einmal begraben worden waren. “Frank­reich”, sagte er, “beginnt sich zu befreien und wird dank der Fran­zosen bald frei sein”. Während des wei­teren Ver­laufs seiner poli­ti­schen Kar­riere betonte de Gaulle, dass Frank­reich von den Fran­zosen befreit worden sei. Als er über das Vichy-Regime sprach, sagte er, es bestehe aus “einer Handvoll Ver­rätern, die auf­gehört hätten, Fran­zosen zu sein”.
De Gaulle wei­gerte sich, über die vielen Fran­zosen zu sprechen, die mit den Behörden der deut­schen Besatzung zusam­men­ge­ar­beitet hatten. Er wei­gerte sich, den D‑Day zu feiern. Er fügte sogar die Behauptung hinzu, dass die Lan­dungen in der Nor­mandie “nicht der Beginn der Befreiung Frank­reichs” gewesen seien, sondern “der Aus­gangs­punkt für einen ame­ri­ka­ni­schen Versuch, Frank­reich zu kolo­ni­sieren”. Er fügte hinzu, dass “die ame­ri­ka­nische Besetzung Frank­reichs” während seiner Prä­si­dent­schaft geendet hätte, als er beschlossen habe, “die NATO zu ver­lassen und die Ver­ei­nigten Staaten auf­zu­fordern, die ame­ri­ka­ni­schen Mili­tär­basen auf fran­zö­si­schem Ter­ri­torium zu schließen”. Er sprach nie über die ent­schei­dende Rolle des Mar­shall­plans beim Wie­der­aufbau Frank­reichs oder darüber, dass die NATO gegründet wurde, um West­europa vor der Sowjet­union zu schützen.
Was de Gaulle sagte, hatte eine tiefe Wirkung. Bis Anfang der 1970er Jahre, also 25 Jahre nach dem Krieg, beschäf­tigte sich in Frank­reich kein Buch und kein Film mit der “Kol­la­bo­ration”. Die in fran­zö­si­schen Schulen ver­wen­deten Geschichts­bücher ließen die engen Bezie­hungen zwi­schen vielen Fran­zosen und den deut­schen Besat­zungs­be­hörden nur wenige Jahre zuvor aus. Statt­dessen erfuhren die Schüler, dass Frank­reich besetzt gewesen war und dass der Wider­stand das Land mit Hilfe von “Ver­bün­deten” befreit hatte. Die Rolle der Ame­ri­kaner wurde kaum erwähnt. Die breite Unter­stützung der fran­zö­si­schen Bevöl­kerung für Mar­schall Philippe Pétain, der Anti­se­mi­tismus des Vichy-Regimes im Krieg und der aktive Beitrag der fran­zö­si­schen Polizei und Gen­darmen bei der Depor­tation von Juden in Kon­zen­tra­ti­ons­lager wurden nie erwähnt. Bücher wie Le bré­viaire de la haine (Das Brevier des Hasses) von Leon Leo Poliakov (1951) ver­zeich­neten die Ver­brechen des Dritten Reiches, aber nicht die Ver­brechen der fran­zö­si­schen Polizei und Gen­darmen. Nur wenige Exem­plare wurden verkauft.
Robert Paxtons Buch Vichy France, 1973 ins Fran­zö­sische über­setzt, ver­ur­sachte jedoch einen Skandal. Paxton benutzte unzählige Doku­mente, die niemand zuvor gesehen hatte, um das Ausmaß der “Zusam­men­arbeit” in Frank­reich und den eif­rigen Beitrag des Vichy-Regimes zur Depor­tation von Juden zu beschreiben. Viele fran­zö­sische Kom­men­ta­toren schrieben, dass das Buch nicht nur voller Lügen, sondern auch eine Belei­digung für die Ehre Frank­reichs sei.
Bis 1984 nahm kein fran­zö­si­scher Prä­sident über­haupt an den Zere­monien des D‑Day teil — und die Ver­an­stal­tungen waren, gelinde gesagt, diskret.
Die Gedenk­feiern an die 1942er “Vel d’Hiv-Razzia” (ein natio­nal­so­zia­lis­ti­scher Überfall und Mas­sen­ver­haftung von Juden in Paris durch die fran­zö­sische Polizei) wurden erst 1992 offi­ziell. Zuvor hatten sich nur jüdische Orga­ni­sa­tionen beteiligt; Zei­tungen schrieben nie darüber. 1995 erkannte Prä­sident Jacques Chirac an, dass Frank­reich sich der Ver­haftung der Vel d’Hiv schuldig gemacht und Zehn­tau­sende von Juden in Kon­zen­tra­ti­ons­lager abge­schoben hatte; viele fran­zö­sische Poli­tiker behaupten bis heute, dass er sich geirrt habe und dass Frank­reich nicht schuldig ist.
Seit 1945 hat kein fran­zö­si­scher poli­ti­scher Führer den Ver­ei­nigten Staaten jemals ein Wort der Dank­barkeit für ihren Beitrag zur Befreiung Frank­reichs aus­ge­sprochen, ohne dabei die mora­li­schen Werte Frank­reichs und die wesent­liche Rolle des fran­zö­si­schen Wider­stands her­vor­zu­heben. Wann immer möglich, haben sie auch ihr Bestes getan, um zu zeigen, dass sie sich gegen die Ver­ei­nigten Staaten durch­setzen könnten, wenn sie es wünschten.
In der Rede des fran­zö­si­schen Außen­mi­nisters Domi­nique de Villepin vor den Ver­einten Nationen vom 14. Februar 2003, in der er die Ent­scheidung der Regierung von US-Prä­sident George W. Bush kri­ti­sierte, in den Irak ein­zu­dringen, hieß es: “Frank­reich steht auf, treu zu seinen Werten”. Die Rede brachte Villepin in Frank­reich ein­hel­liges Lob ein. Villepin erwähnte jedoch nicht, dass Frank­reich gerade geheime Ölver­träge mit dem Iraker Saddam Hussein abge­schlossen hatte und kein Geld ver­lieren wollte. Als Prä­sident Nicolas Sarkozy in einer Rede am 27. August 2007 seine eigene Außen­po­litik defi­nierte, betonte er, dass Frank­reich mit den Ver­ei­nigten Staaten ver­bündet, “nicht auf der­selben Linie” sei. Prä­sident François Hol­lande wie­der­holte 2012 die gleiche For­mu­lierung: “Wir sind ver­bündet, nicht auf der­selben Linie”.
Macron ging einen Schritt weiter. Am 8. November 2018 sagte er, dass Frank­reich und Deutschland eine euro­päische Armee schaffen sollten, um sich “vor Russland, China und sogar den Ver­ei­nigten Staaten zu schützen”. Drei Tage später, bei einer Zere­monie am 11. November, meinte Macron mit einem Blick auf Prä­sident Trump, der zuvor den “ame­ri­ka­ni­schen Natio­na­lismus” gelobt hatte, dass “Patrio­tismus das genaue Gegenteil von Natio­na­lismus” sei. “Der Natio­na­lismus ist sein Verrat.”
Zuvor hatte Macron am 25. April 2018 vor dem US-Kon­gress eine Rede über das ira­nische Atom­pro­gramm gehalten, in der er die Ver­ei­nigten Staaten auf­for­derte, “ihre Unter­schrift zu respek­tieren”. “Frank­reich wird den ira­ni­schen Atom­vertrag nicht ver­lassen”, sagte er, “weil wir ihn unter­zeichnet haben [und] wir unsere Ver­pflich­tungen einhalten.”
Da Frank­reich offenbar keine Schuld­ge­fühle wegen seiner Rolle im Völ­kermord an den euro­päi­schen Juden hat, sind die fran­zö­si­schen Führer dem Anti­se­mi­tismus gegenüber längst gleich­gültig. Erst in den 1980er Jahren begannen sie darüber zu sprechen — um die “extreme Rechte” zu ver­teufeln. Das ist es, was sie wei­terhin tun.
Die fran­zö­sische Außen­po­litik wurde in den 1960er Jahren anti­is­rae­lisch, als fran­zö­sische Poli­tiker am Ende des Alge­ri­en­kriegs dachten, dass es lukra­tiver wäre, engere Bezie­hungen zur ara­bi­schen Welt auf­zu­bauen. Frank­reich ist immer noch anti-israe­lisch. Am 27. November 1967 äußerte sich General de Gaulle mit einer Mischung aus Anti­se­mi­tismus und ver­balen Angriffen auf Israel. Er beschrieb die Juden als “herrsch­süchtig und selbst­be­wusst”, sprach von ihrem ver­meint­lichen “glü­henden und erobernden Ehrgeiz” und beschrieb Israel als “kriegs­ähn­lichen, auf Expansion aus­ge­rich­teten Staat”. Im Juni 1967, drei Tage vor dem Sechs­ta­ge­krieg, als Dro­hungen der ara­bi­schen Welt gegen Israel nicht zu igno­rieren waren und der Krieg unmit­telbar bevor­stehend schien, beschloss de Gaulle ein Embargo für Waf­fen­lie­fe­rungen an Israel.
Während des Jom-Kippur-Krieges 1973 wei­gerte sich der fran­zö­sische Außen­mi­nister Michel Jobert, die Aggression Ägyptens und Syriens gegen Israel zu ver­ur­teilen: “Der Versuch, zu Hause Fuß zu fassen”, so seine Falsch­aussage, “stellt nicht unbe­dingt eine Aggression dar”.
Frank­reich unter­stützte auch die Paläs­ti­nen­sische Befrei­ungs­or­ga­ni­sation (PLO) zu einer Zeit, als es sich ohne Ein­schränkung um eine ter­ro­ris­tische Bewegung han­delte, die sich offen der Zer­störung Israels und der Ermordung von Juden ver­schrieben hatte. Frank­reich stimmte für eine Reso­lution der Ver­einten Nationen zur Unter­stützung der PLO und for­derte bereits am 27. Januar 1976 die “Schaffung eines paläs­ti­nen­si­schen Staates”. Prä­sident Jacques Chirac unter­stützteunver­blümt die PLO und, wie er es aus­drückte, die “Not­wen­digkeit der Schaffung eines paläs­ti­nen­si­schen Staates”. Im November 2004 begrüßte er den paläs­ti­nen­si­schen Erz-Ter­ro­risten, den Vor­sit­zenden Jassir Arafat, kurz vor dessen Tod in Frank­reich und bot ihm eine Beer­digung an, die eines großen demo­kra­ti­schen Par­la­men­ta­riers würdig gewesen wäre.
Am 21. Sep­tember 2011 sagte Prä­sident Nicolas Sarkozy auch vor den Ver­einten Nationen, dass Frank­reich die Schaffung eines paläs­ti­nen­si­schen Staates so bald wie möglich “in den Linien von 1967” wünsche, und sagte, dass “Palästina” einen “Beob­ach­ter­status” bei den Ver­einten Nationen haben müsse, “ähnlich dem­je­nigen, den der Vatikan hat”. Sechs Wochen später, am 31. Oktober, stimmteFrank­reich für den Bei­tritt des “Staates Palästina” zur UNESCO.
Macron setzt die gleiche Politik wie seine Vor­gänger fort. Er ver­passt nie eine Gele­genheit, den der­zei­tigen paläs­ti­nen­si­schen Führer Mahmoud Abbas in den Elysée-Palast ein­zu­laden, und er ver­gisst nie, ihn zu küssen. Macron fordert auch die Schaffung eines “paläs­ti­nen­si­schen Staates mit Jeru­salem als Haupt­stadt”. Er ver­ur­teilt alle Ent­schei­dungen der Trump-Admi­nis­tration zugunsten Israels und bezeichnet die Aner­kennung Jeru­salems als Haupt­stadt Israels als “schweren Fehler”. Am 15. Mai 2018, als die Hamas unter Zivi­listen ver­steckte Ter­ro­risten schickte, um den Grenzzaun Israels mit Gaza zu stürmen, und israe­lische Sol­daten bewaffnete Men­schen erschießen mussten, um zu ver­hindern, dass ihre Grenze über­schritten wurde, ver­ur­teilte Macron “die Gewalt der israe­li­schen Streit­kräfte gegen die Demons­tranten”. Erst mehrere Monate später, als Raketen aus Gaza nach Israel geschossen wurden, ver­ur­teilte er die ter­ro­ris­ti­schen Akti­vi­täten der Hamas.
Am 8. Mai 2018 beschloss Prä­sident Trump, die Ver­ei­nigten Staaten aus dem ira­ni­schen Atom­ab­kommen zurück­zu­ziehen, indem er erklärte, dass der Iran nun “der füh­rende Sponsor des Ter­ro­rismus” sei und dass er “ter­ro­ris­tische Stell­ver­treter wie His­bollah und Hamas” unter­stütze und nach wie vor ver­suche, Kern­waffen zu erwerben. Er kün­digte an, dass es ame­ri­ka­nische Sank­tionen geben werde, um den Iran zu ermu­tigen, sein Ver­halten zu ändern und zu neuen Gesprächen an den Tisch zu kommen. Von da an haben Frank­reich und Deutschland alles getan, um die ame­ri­ka­ni­schen Sank­tionen zu umgehen und die Zusam­men­arbeit mit dem Iran fort­zu­setzen. Am 17. Juni 2019 — als das ira­nische Regime drohte, mit Prä­zi­si­ons­ra­keten “alle Feinde zu treffen — zumindest die­je­nigen in der Region oder die­je­nigen, die Kräfte in der Region haben” — und zwei Öltanker im Golf von Oman getroffen wurden, riet Macron dem Iran, “geduldig und ver­ant­wortlich” zu sein.
Seit 1945 ist die fran­zö­sische Haltung gegenüber den Ver­ei­nigten Staaten von Arroganz und Undank­barkeit geprägt. Im Jahr 2005 zitierte der ame­ri­ka­nische Jour­nalist Richard Chesnoff den fran­zö­si­schen Pro­fessor Domi­nique Moïsi:

“Als Frank­reich eine Groß­macht war, war Amerika eine auf­stre­bende Macht, als Amerika eine Super­macht wurde, wurde Frank­reich eine mit­tel­große Macht, und jetzt, da Amerika die Hyper­macht ist, ist Frank­reich nicht annä­hernd in der gleichen Liga.”

Chesnoff fügte hinzu, dass dies zu einer Mischung aus uner­klär­lichem Neid und ver­stecktem Groll geführt habe.
Zur Zeit der Fran­zö­si­schen Revo­lution bean­spruchte Frank­reich, eine uni­ver­selle Bot­schaft zu haben; Frank­reich sah erst später, dass die Ver­ei­nigten Staaten “das Land geworden waren, das die Werte der Freiheit und der Men­schen­würde auf Erden ver­körpert”, schrieb Jean-François Revel 2002 im Anti-Ame­ri­canism. Er fügte hinzu, dass ein fran­zö­si­scher Poli­tiker ihm gesagt hatte: “Amerika hat uns die Uni­ver­sa­lität gestohlen”. Er betonte auch, dass der fran­zö­sische Anspruch, eine uni­ver­selle Bot­schaft zu haben, oft “im Wider­spruch zur ent­setz­lichen Rea­lität des fran­zö­si­schen Ver­haltens steht”.
Das heutige Ver­halten Frank­reichs gegenüber den Ver­ei­nigten Staaten, Israel und dem ira­ni­schen Regime könnte diese seine Beob­achtung gut veranschaulichen.
Macrons Bemer­kungen in der Nor­mandie am 6. Juni schienen unnötig arrogant — eine Haltung, die besonders uner­träglich war, da Frank­reich in dem Moment, als er sprach, nach wie vor ver­suchte, die ame­ri­ka­ni­schen Sank­tionen gegen das bös­artige Regime des Iran zu umgehen. Er ist auch nicht in einer Position, solche poin­tierten Bemer­kungen zu machen. Seit sechs Monaten treffen die Pro­teste der “gelben Westen” die fran­zö­sische Wirt­schaft hart. Sie haben das Ausmaß der Unzu­frie­denheit unter den benach­tei­ligten Fran­zosen offenbart. Macron reagierte mit Ver­achtung und Bru­ta­lität: Er nannte die Demons­tranten eine “hass­erfüllte Menge” und for­derte die Polizei auf, die Ordnung “rück­sichtslos” wie­der­her­zu­stellen (24 Men­schen haben ein Auge ver­loren, fünf andere ver­loren eine Hand). Macron mag die Unter­stützung der Eliten erhalten haben, aber die Ver­zweiflung der Demons­tranten ver­schwand nicht.
Illegale Ein­wan­derung hat viele Gebiete des Landes in Slums ver­wandelt. Hun­derte von No-Go-Zonen in den Vor­orten wurden vom alge­ri­schen Schrift­steller Boualem Sansal und dem Jour­na­listen Éric Zemmour als kleine isla­mische Repu­bliken beschrieben. Die Juden in Frank­reich müssen heute ihre reli­giöse Iden­tität in der Öffent­lichkeit ver­bergen, wo immer sie sich befinden.
Am 13. November 2018 reagierte Prä­sident Trump auf Macrons Bemer­kungen vom November und sagte in einem Twitter-Aus­tausch: “Es gibt kein natio­na­lis­ti­scheres Land als Frank­reich” und “es war Deutschland”, das in Frank­reich ein­mar­schierte. “In den Welt­kriegen Eins & Zwei… hatten die Fran­zosen schon begonnen, Deutsch zu lernen, als wir ihnen zu Hilfe eilten.”
Am 6. Juni benutzte Trump eine diplo­ma­ti­schere Sprache. Er sagte, dass seine Beziehung zu Frank­reich und Macron “außer­ge­wöhnlich” sei. Aber jetzt kenne er Macron. Trump erinnert sich zwei­fellos daran, dass Macron während seines Besuchs in Washington vor 14 Monaten freundlich zu ihm gewesen war, aber dann, im Kon­gress, nutzte er seine gesamte Redezeit dazu, die essen­ti­ellen Ent­schei­dungen der Trump-Regierung kleinzureden.
Am 24. April 2018 bot Macron, um seine Freund­schaft zu zeigen, Trump eine Eiche an; sie pflanzten sie zusammen auf dem Rasen des Weißen Hauses. Die Eiche, die von den US-Agrar­be­hörden unter Qua­rantäne gestellt worden war, soll vier Tage nach den Fei­er­lich­keiten zum D‑Day 2019 gestorben sein. Macron ver­sprach, Trump eine weitere Eiche zu schicken; sie ist noch nicht ange­kommen. Eichen können acht­hundert Jahre alt werden. Macrons freund­liche Worte scheinen eine kürzere Lebens­er­wartung zu haben.


Quelle: Gatestone Institute