Bild: "Keine Freiheit ohne Pressefreiheit" bearbeitet durch Hanno Vollenweider. Originalbild: By Sebaso - Own work, CC BY-SA 4.0, Link

Iro­ni­scher Fall: “Globale Kon­ferenz über Pres­se­freiheit” zeigt, wie schlecht es um die Pres­se­freiheit steht

Der Westen sieht sich als Hort und Schützer der Pres­se­freiheit, aber in London zeigt sich gerade das Gegenteil. Natürlich wird darüber in Deutschland kein Wort berichtet.
Am 10. und 11. Juli findet in London die vom bri­ti­schen Außen­mi­nis­terium orga­ni­sierte „Globale Kon­ferenz über Pres­se­freiheit“ statt. Auch die rus­si­schen Medien Russia Today und Sputnik wollten berichten, aber ihnen wurde die Akkre­di­tierung ver­weigert. Darüber berich­teten die Medien in Russland am 5. Juli.
Die Chefin der rus­si­schen Aus­lands­medien, Mar­garita Sim­onyan, berichtete über die Absage:
„Am Telefon sagte man uns: Sorry, we are full („Ent­schlul­diging, es gibt keine Plätze mehr“). Auf dem Glo­balen Forum über Pres­se­freiheit gibt es keine Plätze. So leben wir. Die Pres­se­freiheit gilt nicht für alle.“
Darauf reagierte auch die Spre­cherin des rus­si­schen Außen­mi­nis­te­riums, Maria Sacharova, die die Ein­schrän­kungen, mit denen rus­sische Medien im Westen zu kämpfen haben, immer wieder im Detail the­ma­ti­siert hat. Hier nur einige Bei­spiele von Februar, Anfang März, Ende März, April und Juni. Das sind aber längst nicht alle Fälle alleine aus dem Jahr 2018, zu denen sich das rus­sische Außen­mi­nis­terium offi­ziell geäußert hat.
Maria Sacharova kom­men­tierte die Aus­sagen von Mar­garita Sim­onyan am 5. Julli auf Facebook wie immer mit spitzer Zunge und schwarzem Humor:
„Ich lese bei RT: „Bri­ti­sches Außen­mi­nis­terium hat uns die Akkre­di­tierung zur „Glo­balen Kon­ferenz über Pres­se­freiheit“ ver­weigert. Am Telefon sagte man uns: Sorry, we are full.
Eine Frage an Mar­garita Sim­onyan. Margo, warum haben die Mit­ar­beiter von RT ent­schieden, dass das am Telefon gehörte Wort „full“ bedeutet? Meiner Meinung nach, sollte das erste „L“ durch ein „O“ ersetzt werden.“
Читаю RT: «Британский МИД отказал нам в аккредитации на «глобальную конференцию по свободе прессы». По телефону нам…
Gepostet von Maria Zak­harova am Freitag, 5. Juli 2019

Am 8. Juli gab es aus London eine offi­zielle Reaktion. Der Sprecher des dor­tigen Außen­mi­nis­te­riums, das die Kon­ferenz orga­ni­siert, sagte:
„Wir haben RT und Sputnik die Akkre­di­tierung wegen ihrer aktiven Rolle bei der Ver­breitung von Des­in­for­mation verweigert.“
Gestern, einen Tag vor der Eröffnung der Kon­ferenz, hat das Komitee zum Schutz von Jour­na­listen (Com­mittee to Protect Jour­na­lists), eine US-NGO, die der Nato so nahe steht, dass sie 2018 den „Chatham House Prize“ ver­liehen bekommen hat, also sicher kein „rus­si­scher Pro­pa­gandist“ ist, einen offen Brief an das bri­tische Außen­mi­nis­terium online gestellt. In dem Brief werden – ganz im Sinne der Linie der USA – RT und Sputnik zwar scharf ange­griffen, aber es wird gefordert, sie zu der Ver­an­staltung zu akkreditieren.

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Über all diese Dinge liest man in Deutschland kein Wort. Dafür wird der nächste Bericht der „Reporter ohne Grenzen“ sicher wieder fest­stellen, dass mit der Pres­se­freiheit im Westen alles bestens ist. Warum ich mir da so sicher bin? Weil die „Reporter ohne Grenzen“ ihr Geld von den Nato-Staaten, pro-west­lichen, teil­weise eben­falls staat­liche finan­zierten NGOs und von den großen west­lichen Medi­en­kon­zernen bekommen. Und wer bezahlt, der bestellt die Musik.
So funk­tio­niert Pres­se­freiheit im Westen: Man bescheinigt sich selbst eine her­vor­ra­gende Pres­se­freiheit und berichtet nicht darüber, wem man das Recht auf Pres­se­freiheit beschränkt. Die Pres­se­freiheit im Westen ist eine Illusion, die die west­lichen Kon­zern­medien im Sinne der Nato-Staaten geschaffen haben und auf­recht erhalten. 

Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“