Die Schulden zwingen zu dau­erhaft tiefen Zinsen

Dieser Beitrag erschien erstmals im März 2018:
Es ist so banal, dass ich mich immer wieder wundere, weshalb man es noch wie­der­holen muss: In einer hoch ver­schul­deten Welt dürfen die Zinsen nicht steigen, weil sonst der Schul­denturm zusam­men­bricht. Tiefe Zinsen heute machen noch tiefere Zinsen morgen erfor­derlich, da es sonst nicht geht.
Dennoch war die FINANZ und WIRT­SCHAFT so nett, uns nochmals zu erinnern:

  • „(…) ein Blick auf den welt­weiten Schul­denberg beweist, dass Regie­rungen, Unter­nehmen und Pri­vat­haus­halte der Ver­su­chung des bil­ligen Geldes nicht wider­stehen können. Ihre glo­balen Ver­pflich­tungen sind mitt­ler­weile auf 233 Bio. $ ange­schwollen, berechnet der Ban­ken­verband Institute of Inter­na­tional Finance (IIF). Damit hat sich das Schul­den­vo­lumen innerhalb von zwei Jahr­zehnten mehr als ver­drei­facht und erreicht einen Rekordwert.“ – Stelter: Und sie können auch nicht, sind doch die Schulden nötig, um die Illusion der Bedienung der bestehenden auf­recht zu erhalten.

Quelle: FuW

  • „Das Platzen der ame­ri­ka­ni­schen Immo­bi­li­en­blase ent­hüllte damals, dass vor allem die Indus­trie­na­tionen fast unbe­merkt enorme Schulden ange­häuft hatten. Treiber waren der Finanz­sektor und die Pri­vat­haus­halte, die ihre Ver­pflich­tungen innerhalb von zehn Jahren mehr als ver­drei­facht respektive ver­doppelt hatten.“ – Stelter: unbe­merkt? Man wollte es nicht sehen.
  • „Zwar haben Pri­vat­haus­halte und die Finanz­branche etwas ent­halt­samer gelebt. Doch die Staats­ver­schuldung ist nach der Finanz­krise kräftig gewachsen, unter anderem deshalb, weil Regie­rungen rund um den Globus ihre Banken vor dem Kollaps retten mussten.“ – Stelter: na ja. Ich würde sagen, richtig gespart haben die Regie­rungen nicht und ein großer Teil der neuen Schulden ist in China gemacht worden.
  • „Unter­nehmen aus­serhalb des Finanz­sektors haben die güns­tigen Kre­dit­be­din­gungen genutzt. Gemessen am Gewinn sind die Schulden von Cor­porate America heute so hoch wie zuletzt während des Tech­no­lo­gie­booms Ende der Neun­zi­ger­jahre.“ – Stelter: ein Thema, das wir intensiv dis­ku­tiert haben.
  • „Zudem hat sich der Schul­denberg der Schwel­len­länder seit der Finanz­krise fast ver­doppelt. Gemessen am Brut­to­in­land­produkt beträgt er heute 190%. Am extremsten ist die Situation in China, wo die Ver­pflich­tungen aus­serhalb des Finanz­sektors von 6 Bio. $ im Jahr 2007 auf knapp 30 Bio. $ gestiegen sind. Das ent­spricht einer Quote von 260% gemessen an der Wirt­schafts­leistung“ – Stelter: Und es ist ein mög­liches Problem. Zwar wächst China immer noch deutlich, wie die Opti­misten betonen, dennoch ist es nicht sicher, dass das Land die Schul­den­dy­namik in den Griff bekommt.

Quelle: FuW

  • „(…) in Frie­dens­zeiten war die Ver­schuldung nie grösser als heute. Das mag in Zeiten nied­riger Zinsen kein Problem sein – doch nun neigt sich die Ära der Tiefst­zinsen dem Ende zu. Damit steigt die Gefahr, dass Kre­dit­nehmer ihre Schulden nicht mehr stemmen können.“ – Stelter: weshalb man alles daran setzen wird, die Zinsen tief zu halten. Doch genügt das nicht. Sie müssen eigentlich immer tiefer sinken.
  • „Im aktu­ellen Markt­umfeld besteht kaum Spielraum, die Nomi­nal­zinsen zu senken. (…) In den Fokus rückt daher die Inflation, die freilich schwie­riger zu steuern ist. So bekunden sowohl das Fed als auch die Euro­päische Zen­tralbank (EZB) seit geraumer Zeit Mühe, ihr jewei­liges Infla­ti­onsziel von rund 2% zu erreichen.“ – Stelter: Natürlich kann nur Inflation die gewünschten noch tie­feren Real­zinsen bringen. Doch wo soll die her kommen? Ich bleibe dabei, dass wir einen Ver­trau­ens­verlust benötigen.

→ fuw.ch: „Schul­denboom erschwert Zins­wende“, 19. März 2018


Quelle: BTO