Angriff ist die beste Ver­tei­digung: Die US-Demo­kraten lenken von Bidens Kor­rup­ti­ons­skandal ab

Die Medien lassen sich tat­sächlich vor den nächsten Karren der US-Innen­po­litik spannen und beginnen, einen Kor­rup­ti­ons­skandal von Biden Trump anzu­hängen. Die Pro­pa­ganda-Maschine nimmt Fahrt auf.
Erst am Freitag wurde bekannt, dass die ame­ri­ka­nische Demo­kra­tische Partei eine neue Sau durch das mediale Dorf treiben will und die deut­schen Medien springen bereit­willig auf diesen Zug. Ich habe darüber aus­führlich berichtet, daher schreibe ich in diesem Artikel nur eine kurze Zusam­men­fassung, bevor wir zu den aktu­ellen Ent­wick­lungen kommen.
Der Kern der Geschichte ist eine Episode aus der Ukraine. Nach dem Maidan hat der damalige Vize­prä­sident Joe Biden seinem Sohn Hunter einen Posten im Auf­sichtsrat eines ukrai­ni­schen Gas­kon­zerns besorgt. Dass Hunter Biden von dem Thema keine Ahnung hatte, geschenkt. Papa Biden hat seinem Soh­nemann einen gut bezahlten Posten zuge­schanzt und so hatte der Konzern einen direkten Draht ins Weiße Haus. Für diesen Nebenjob – er lebte ja nicht in Kiew und kam auch nicht täglich ins Büro – bekam Hunter Biden ein offi­zi­elles Monats­gehalt von 50.000 Dollar.
Aller­dings gab es dann in der Ukraine Kor­rup­ti­ons­vor­würfe gegen Hunter Biden und Papa Biden musste helfen. Als Joe Biden mal wieder in Kiew war, um eine weitere Mil­liarde Dollar US-Hilfen frei­zu­geben, for­derte er die Absetzung des Gene­ral­staats­an­waltes und die Ein­stellung der Ermitt­lungen gegen seinen Soh­nemann. Jedoch stellten sich Prä­sident Poro­schenko und der damalige Pre­mier­mi­nister Jazenjuk quer und wei­gerten sich, den Gene­ral­staats­anwalt zu feuern. Darauf hin drohte Vize­prä­sident Biden, die Mil­liarde nicht aus­zu­zahlen, solange der Gene­ral­staats­anwalt nicht gefeuert wird. So konnte er seinen Willen durchsetzen.
Das ist nicht etwa rus­sische Pro­pa­ganda oder eine Ver­schwö­rungs­theorie, Biden selbst hat bei einem öffent­lichen Auf­tritt ganz stolz erzählt, wie er den „Son of a bitch“ gefeuert hat.

Die Ukraine hat später im Wahl­kampf 2016 eine wichtige Rolle gespielt, als die Poro­schenko-Regierung das Team von Hillary Clinton mit Infor­ma­tionen ver­sorgt hat, die zur Kün­digung von Trumps Wahl­kampf­ma­nager Manafort geführt haben. Manafort hatte nicht viel ver­brochen, er war lediglich als Lob­byist für die Regierung des ukrai­ni­schen Prä­si­denten Janu­ko­witsch tätig gewesen und hatte die Honorare nicht ord­nungs­gemäß ver­steuert, wofür er dann zu einer Gefäng­nis­strafe ver­ur­teilt wurde. Aber im Chaos des Wahl­kampfes 2016 wurde daraus jedoch ein Bau­stein der angeb­lichen rus­si­schen Ein­mi­schung in die US-Wahlen, die sich die Demo­kraten aus­ge­dacht hatten, um von einem großen Skandal innerhalb der eigenen Partei abzulenken.
Nun will Trump diese Dinge auf­klären, denn das wäre eine unzu­lässige Ein­mi­schung in den Wahl­kampf 2016 gewesen, wenn die Ukraine Clinton so aktiv unter­stützt hat. Jede aus­län­dische Ein­mi­schung in US-Wahl­kämpfe ist nach US-Recht streng verboten.
Außerdem inter­es­siert Trump sich natürlich für den Kor­rup­ti­onsfall um Joe Bidens Sohn, denn sollte Biden Prä­si­dent­schafts­kan­didat der Demo­kraten werden, hätte Trump damit eine Menge Munition.
Das wissen auch die Demo­kraten und so sind sie nun in die Offensive gegangen und sie beschul­digen Trump, Druck auf den neuen ukrai­ni­schen Prä­si­denten Selensky gemacht zu haben, damit er Infor­ma­tionen her­ausgibt, die in der Ukraine vor­handen sein könnten. Selenskys Hilfs­be­reit­schaft soll Bedingung gewesen sein, damit die Ukraine weitere 250 Mil­lionen Dollar Mili­tär­hilfe bekommt.
Wenn das stimmt, was bisher nicht bekannt ist, würde es „nur“ bedeuten, dass Trump in Bezug auf die Ukraine die gleichen Mittel anwendet, wie Biden sie unbe­stritten selbst ange­wendet hat, als er den ukrai­ni­schen Gene­ral­staats­anwalt abge­räumt hat. Davon soll jedoch abge­lenkt werden, die Medien in Deutschland berichten nicht über Bidens Episode, sondern zitieren nur Bidens Vor­würfe gegen Trump. Und die sind geradezu lustig, denn Biden wirft Trump Kor­ruption vor für etwas, was er (Biden) selbst getan hat, um seinen Sohn vor Ermitt­lungen wegen Kor­ruption zu schützen. Der Spiegel schrieb dazu am Samstag:

„“Wenn diese Anschul­di­gungen wahr sind, dann kennt die Bereit­schaft von Prä­sident Trump, seine Macht zu miss­brauchen und unser Land zu demü­tigen, keine Grenzen“, erklärte Biden. Der ehe­malige US-Vize­prä­sident sprach von „klarer Kor­ruption“. Das Min­deste sei es, dass Trump „sofort die Mit­schrift des betref­fenden Anrufs ver­öf­fent­licht, damit das ame­ri­ka­nische Volk selbst urteilen kann“.“

Das Wall­street Journal berichtete, dass Trump in dem Tele­fonat im Juli Selensky mehrmals auf­ge­fordert haben soll, die Ermitt­lungen gegen Biden und seinen Sohn wieder auf­zu­nehmen und Infor­ma­tionen zu liefern.
Trump reagierte wie üblich auf Twitter, aller­dings in diesem Fall hatte er dort echte Argu­mente. In einem ersten Tweet schrieb er wahrheitsgemäß:
„Die Fake News Medien und ihr Partner, die Demo­kra­tische Partei, wollen so weit wie möglich von der For­derung von Joe Biden ent­fernt bleiben, dass die ukrai­nische Regierung einen Staats­anwalt feuern sollte, der gegen seinen Sohn ermittelt hat, wenn sie eine sehr große Menge an US-Geld bekommen wollten. Also fabri­zierten sie eine Geschichte über mich und ein absolut feines und rou­ti­ne­mä­ßiges Gespräch, das ich mit dem neuen Prä­si­denten der Ukraine geführt habe. Es wurde nichts gesagt, was in irgend­einer Weise falsch war, aber auf der anderen Seite war Bidens For­derung eine voll­ständige und totale Kata­strophe. Die Fake News wissen das, wollen aber nicht darüber berichten!“

Und als Bestä­tigung twit­terte Trump dann auch noch ein Video, dass zeigt, dass die US-Medien, die nun über einen angeb­lichen Trump-Skandal berichten, in der Ver­gan­genheit über den Fall von Bidens Sohn berichtet haben, den sie nun am liebsten ver­gessen möchten.

Danach schrieb Trump noch:
„Nun, da die Demo­kraten und die Fake News Medien mit allen anderen Hexen­jagden gescheitert sind, ver­suchen sie, eine ebenso lächer­liche Jagd zu beginnen, nennen wir sie die „Ukrai­nische Hexenjagd“, während sie gleich­zeitig ver­suchen, Sleepy Joe Biden zu schützen. Wird wieder scheitern!“

Ich bin wahrlich kein Trump-Fan, aber hier hat er objektiv mit allem recht, was er schreibt. Ob die Demo­kraten scheitern werden, oder ob die Medien allen Tat­sachen zum Trotz bei dieser Geschichte bleiben, werden wir noch erleben. Die über drei Jahre „Bericht­erstattung“ über die angeb­liche rus­sische Ein­mi­schung in die letzten US-Wahlen, an der die Medien teil­weise immer noch fest­halten, obwohl die Geschichte als Fake zu erkennen war und nach dem Mueller-Report über­haupt nichts mehr davon übrig ist, lässt jedoch einiges befürchten. 


Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“