Ein Poker­spiel um Hockey­stick und Klimakatastrophe

Stellen Sie sich vor, sie sitzen bei einer Poker­partie und haben gute Karten. Sie ahnen, dass Ihr Gegenüber ein lau­siges Blatt hat, aber der grinst Sie nur an und erhöht die Ein­sätze. Ihnen geht langsam das Geld aus, aber sie gehen schließlich aufs Ganze und wollen sehen. Die Regeln sind klar, Karten auf den Tisch! Doch ihr Gegenüber grinst weiter und zeigt seine Karten nicht. Sicher, Sie gewinnen! Der Einsatz gehört Ihnen, aber Ihr Gegenüber behauptet frech, er habe gar nicht ver­loren, er habe nur eine Frist ver­streichen lassen. Sein Blatt sei nach wie vor unschlagbar, er zeigt es Ihnen aber nicht! Was nach einem ganz miesen Spiel klingt, ist die Rea­lität. Der Spieler, der „sehen“ wollte heißt Timothy Ball, der Typ mit dem „geheimen Blatt“ ist Michael Mann und das „Spiel“ fand vor wenigen Tagen am obersten Gericht von British Columbia in Kanada statt. Fall Sie von dieser Partie bisher nichts gehört haben, liegt das jedoch nicht daran, dass sie nur von „lokaler Bedeutung“ wäre. Die Bedeutung des Spiels ist groß, auch deshalb, weil sein Ausgang ein aus Angst errich­tetes Gebäude ins Wanken bringt und dessen Fun­dament sich gerade in Treibsand ver­wandelt hat: Die Mär vom aus­schließlich men­schen­ge­machten Kli­ma­wandel und ihre gra­phische Inkar­nation, die Hockeystick-Kurve.
(von Roger Letsch)
Wie alles begann

Michael Mann ist niemand anderes als der Vater dieser Hockey­stick-Kurve, einer Grafik der glo­balen Durch­schnitts­tem­pe­ratur, die seit tausend Jahren angeblich nur so vor sich hin düm­pelte, bis der Mensch mit der Indus­tria­li­sierung dafür gesorgt hätte, dass die Tem­pe­ratur rasant anstieg. Das sieht dann aus wie ein Eis­hockey-Schläger dessen Blatt in Richtung Kli­ma­ka­lypse weist. Beweis erbracht, Panik erzeugt! Und das lange vor Greta! Denn erst mal kam Al Gore, der die Kurve in seinem Film „Eine unbe­queme Wahrheit“ dra­ma­tur­gisch ein­baute. Ein Ex-Vize­prä­sident der Demo­kraten zeigt uns in einem Oscar-prä­mierten Film ein Dia­gramm, von dem ein Wis­sen­schaftler sagt, es beruhe auf Daten und Fakten und Gore erhält dafür auch noch den Frie­dens­no­bel­preis… was kann da schon schief gehen!


                                                 Oben: Manns „Hockey­stick”, unten Balls Kli­ma­kurve. Quelle: ccfsh.org

 

Doch Wis­sen­schaft funk­tio­niert nicht so, es sei denn, sie fällt der Politik in die Hände. Oder den Tat­ort­rei­nigern und Tür­stehern bei Wiki­pedia. Dort ist zu lesen, dass „ … In der wis­sen­schaft­lichen Lite­ratur die grund­sätz­liche Kor­rektheit des Hockey­schläger-Dia­gramms nahezu durch­gehend bestätigt“ wurde. Das Wörtchen „nahezu“ ist putzig, weil es eine ganze Reihe von Wis­sen­schaftlern gibt, die das ganz anders sehen. Zum Bei­spiel jene 386, die auf einer „spe­zi­ellen Liste“ stehen, damit deren Arbeiten nicht ver­se­hentlich im Fach­blatt „Nature“ erscheinen (Sie ahnen es sicher: alles Leugner und Zweifler). Den Namen Tim Ball werden sie dort ebenso finden wie den Phy­siker Freeman Dyson oder den nie­der­län­di­schen Umwelt­öko­nomen Richard Tol, der 2014 aus Protest gegen das Abgleiten des IPCC in blanken Alar­mismus den Welt­kli­marat ver­lassen hat. Tols Idee, die Menschheit könne wegen des Kli­ma­wandels Anpas­sungs­maß­nahmen ergreifen, ver­schwand aus dem Zustands­be­richt des IPCC.
Der Beweis der Hockey­stick-Kurve bleibt aus
Was nun die wiki­pe­dieske These der „Bestä­tigung“ des Hockey­stick-Dia­gramms angeht, gibt es eine all­gemein aner­kannte Methode, der sich jede wis­sen­schaft­liche Publi­kation unter­ziehen muss, um (vor­be­haltlich spä­terer Fal­si­fi­zierung) als aner­kannt gelten zu können: Peer-Review. Man muss sich gefallen lassen, dass Fach­kol­legen (nicht nur aus­ge­wählte) Daten und Methode unter die Lupe nehmen und hoffen, dass diese zu den­selben Ergeb­nissen kommen (Veri­fi­zierung). Die alche­mis­tische Methode, der Kon­kurrenz die eigenen geheimen Formeln und Beschwö­rungen vor­zu­ent­halten, ist unzu­lässig, ebenso wie das Beharren auf einem wie auch immer gear­teten „Konsens”. Wäre das anders, würden wir heute noch durch Unter­tauchen fest­stellen, ob eine Frau eine Hexe ist – das war nämlich auch einst „wis­sen­schaft­licher Konsens”.
Wer Hockey­stick-Kurven zeichnet, muss Daten, Algo­rithmen und die Hände vor­zeigen, mit denen er beides in die gewünschte Form geknetet hat. Womit wir wieder bei der Poker­partie vor dem kana­di­schen Gericht wären.
Timothy (Tim) Ball ist Wis­sen­schaftler, ein vor­lauter noch dazu und er tut das, was Wis­sen­schaftler nun mal so tun: er zweifelt. (Etwas, dass man auch am Inhalt des Wiki­pedia-Artikels über ihn tun sollte.) Er kam nämlich bei der Aus­wertung der Kli­ma­daten der letzten 2000 Jahre zu ganz anderen Ergeb­nissen als Mann. Für Mann und seine Hockey­kurve hat es sowas wie die römische Warmzeit, das mit­tel­al­ter­liche Kli­ma­op­timum oder die „kleine Eiszeit“ nicht gegeben, was Ball dazu ver­an­lasste zu kalauern, Mann gehöre wohl eher in ein Staats­ge­fängnis als an die Uni­ver­sität von Penn­syl­vania (orig. “belongs in the state pen, not Penn. State“), was zwar schlag­fertig und witzig ist, ihm jedoch eine Ver­leum­dungs­klage von Mann ein­brachte, über welche nun ent­schieden wurde.
Der Prozess
Um es kurz zu machen: der Prozess zog sich über Jahre hin und war für Ball nicht der einzige dieser Art. Erst 2018 wurde eine andere Klage gegen ihn abge­wiesen. Das IPCC schickt seine Besten, um Ball sein freches Mundwerk zu stopfen, was aber nicht son­derlich gut gelingen will. Das Gericht in Kanada jeden­falls wollte Ball Gele­genheit geben, seine Betrugs-Anschul­di­gungen zu beweisen und natürlich auch Mann, diese zu wider­legen. Die Sache sei ganz einfach, Mann solle dem Gericht die Daten offen legen, die zu seiner Hockey­stick-Kurve führten. Eine schon häufig gestellte For­derung, welcher Mann bislang – wohl in guter Alche­mis­ten­tra­dition – und auch vor Gericht nicht nachkam.
Thomas Lifson drückt es in „Ame­rican Thinker“ so aus: „Real science, not the phony “con­sensus” version, requires open access to data, so that skeptics (who play a key role in science) can see if results are reproducible.“ 
Mann weicht dem Vorwurf der Geheim­nis­krä­merei jedoch aus, er behauptet, es sei lediglich eine Frist ver­strichen. Balls Behauptung, Manns Algo­rithmus würde immer einen Hockey­schläger aus­werfen, ganz gleich, womit man ihn füttere, konnte Mann so jedoch nicht wider­legen. Was das für Schlüsse über den Algo­rithmus oder die Daten oder Manns Methoden zulässt, darüber mag sich jeder eigene Gedanken machen.
Es darf ange­nommen werden, dass Mann, dessen Rolle in der Kli­ma­kirche noch am ehesten mit einem Evan­ge­listen oder Kir­chen­vater zu ver­gleichen ist, sich die Gele­genheit kaum hätte ent­gehen lassen, einem frechen „Kli­ma­leugner“ die wahre Bot­schaft der Apo­ka­lypse gerichtlich in die Vita ein­brennen zu lassen. Doch er konnte es nicht, weil er offenbar um sein „mieses Blatt“ wusste und so nicht nur den Prozess verlor, sondern auch noch die Gerichts­kosten tragen muss. Seine wis­sen­schaft­liche Glaub­wür­digkeit ist längst dahin, auch wenn die Kli­ma­kirchler ihn immer noch als Helden verehren.
Wie lange noch?
Seit ihrer ersten Publi­kation 1998 ist die „Hockey­stick-Kurve“ als Fol­ter­werkzeug der Selbst­be­zich­tigung fester Bestandteil der pro­phe­zeiten Klima-Apo­ka­lypse. Das Zustan­de­kommen dieser Kurve scheint aber einem Wunder zu ver­danken zu sein, dass sich nur in der Gegenwart Manns mani­fes­tierte. Repro­du­zieren lässt es sich offenbar nicht. Auch wenn die ominöse Kurve heute anderen „Kli­ma­wundern“ Platz macht und nicht mehr so oft als „knall­harter Beweis“ her­an­ge­zogen wird, ist sie doch ein ent­schei­dender Aus­löser einer sich ins Uner­mess­liche stei­gernden pseu­do­re­li­giösen Panik, die ganze Volks­wirt­schaften zu ver­schlingen droht. Kli­ma­de­batte, Ener­gie­wende, Schul­streiks, Sozia­lis­tische Tag­träume, Flug­scham, Auto­scham, Fleisch­scham, Ver­zicht auf Kinder…die Liste ist endlos.
Doch wenn nach der gefälschten „97%-Cook-Studie“ nun schon der zweite Grün­dungs­mythos als Betrug (O‑Ton Trump: Hoax) ent­tarnt ist, wann bricht die ganze Hys­terie endlich und end­gültig in sich zusammen? Wann kehren wir endlich zu dem guten Prinzip zurück, dass Zweifel keine Ket­zerei, sondern Mittel der Erkenntnis ist? Wann erkennen wir wieder an, dass poli­ti­scher „Konsens“ den Tod wis­sen­schaft­licher Neugier bedeutet? Wann treten wir endlich einen Schritt zurück und betrachten das ganze Bild? Wann erkennen wir an, dass es nicht darum gehen kann, der Erde eine will­kürlich aus­ge­dachte „Wohl­fühl­tem­pe­ratur“ zu ver­passen, sondern jeder Ver­än­derung im Klima mit Anpassung zu begegnen, während wir gleich­zeitig mensch­liches Fehl­ver­halten abstellen, dessen Aus­wir­kungen heute gern pau­schal dem Kli­ma­wandel zuge­schlagen werden?
Die Küs­ten­erosion lässt die Haupt­insel Fidjis „ver­sinken“, nicht ein Anstieg des Mee­res­spiegels und eine beliebige kor­rupte und klep­to­kra­tische Regierung in Afrika treibt mil­lio­nenfach mehr Men­schen in die Flucht, als es der Kli­ma­wandel je könnte. Ja, der Kli­ma­wandel ist real, das war er immer. Was uns die Hockey­stick-Kurve und ihr Erfinder aber ein­reden wollen, ist das genaue Gegenteil. Die Sta­bi­lität wurde zum Nor­mal­zu­stand erklärt und die Ver­än­derung zur Kata­strophe. Wenn das kein Grund zum kalauern ist: Klimaleugner!
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Schaut man sich das man­gelnde mediale Echo auf das Gerichts­urteil in Kanada an, könnte man jedoch ver­zweifeln. Überall Schweigen im Walde. Mit Aus­nahme einiger kleiner Journale und Blogs in den USA und Kanada (hier, hier und hier) ist die Nie­derlage Manns keine Meldung wert, dabei ist die Trag­weite noch gar nicht abzu­schätzen. Zwanzig Jahre „Kli­ma­for­schung“ in eine einzige, ver­engte Richtung stehen auf der Kippe und mit ihnen hun­derte Mil­li­arden Euro und Dollar, die teils schon aus­ge­geben wurden, teils zugesagt sind. Kli­ma­ak­ti­visten schwänzen die Schule oder ver­richten ihre Not­durft im Auftrag der Welt­rettung auf Renn­booten in Eimern – und das alles für nichts und wieder nichts!
Bedenkt man, wie viel für Akti­visten und Pro­fi­teure der Kli­ma­hys­terie auf dem Spiel steht, war Manns Gegenwehr vor Gericht – die ja die Gegenwehr des gesamten Klima-Estab­lish­ments hätte sein müssen – geradezu erbärmlich schwach. Das aus­blei­bende Medi­enecho zeigt jedoch wieder einmal, dass es in der Kli­ma­de­batte längst nicht mehr um Fakten geht, auch nicht um gerichts­feste. Die Medien hecheln nun schon seit min­destens zwei Jahr­zehnten so begierig der Apo­ka­lypse ent­gegen, dass man sich die Ent­schul­di­gungs­texte gar nicht aus­denken mag, welche die Kle­ber­cläuse und Gau­se­gun­dulas vom Tele­prompter ablesen müssten, würde der ganze Kli­ma­zirkus in sich zusam­men­brechen: „Ähm, ‚tschul­digung, war gar nicht so schlimm wie wir immer sagten, wir hatten da einen kleinen Fehler bei der Grundannahme…sorry“. Und weil das nie geschehen wird, werden die Zuschauer von Lesch & Lanz nichts vom Urteil eines kana­di­schen obersten Gerichts erfahren und auch nichts von seiner Trag­weite. Tim Ball rief „Der Kli­magott ist tot“, dessen Ver­tei­diger Michael Mann schwieg und keiner hat etwas mitbekommen.
Und nun das Wetter. Heute 32 Grad in Deutschland, die Kli­ma­ka­ta­strophe ist da! Wir werden alle sterben! Mea Culpa! CO2-Steuer jetzt!

Der Autor Roger Letsch ver­öf­fent­licht seine sehr lesens­werten Bei­träge auf www.unbesorgt.de