Pro­teste in Frank­reich, von denen man in Deutschland nichts hört

Derzeit gibt es weltweit ver­schiedene Pro­teste und es ist inter­essant, wie die Medien darüber berichten, bzw. worüber sie gar nicht berichten. Das werde ich in einer Son­der­reihe diese Woche auf­ar­beiten und beginne mit Frankreich.
In der letzten Tacheles-Sendung habe ich ange­kündigt, zu den vielen ver­schie­denen Pro­testen, die momentan weltweit statt­finden, zu schreiben und auch die Medi­en­be­richte in Deutschland darüber zu ana­ly­sieren. Derzeit sehen wir in den deut­schen Medien Berichte über Pro­teste in Chile, Spanien, Ecuador, Hongkong und so weiter. Was in Deutschland kein Thema ist, sind die Pro­teste in Frank­reich, daher beginne ich damit.
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Von den Gelb­westen, die seit fast einem Jahr in Frank­reich pro­tes­tieren, hat man in Deutschland zu Beginn viel gehört. Inzwi­schen gibt es selbst in den alter­na­tiven Medien kaum noch Berichte darüber, obwohl es die Pro­teste nach wie vor jedes Wochenende gibt. Zu meiner Schande habe auch ich auf­gehört, darüber zu schreiben, obwohl ich jedes Wochenende in den Nach­rich­ten­agen­turen Mel­dungen darüber lese. Aber das Thema hat sich irgendwie „tot­ge­laufen“ und es gibt nicht viel Neues zu berichten. Die fran­zö­sische Regierung macht keine echten Zuge­ständ­nisse, die Zahl der Demons­tranten geht zurück, es gibt jedes Wochenende Fest­nahmen und oft Poli­zei­gewalt, aber darüber wurde schon viel geschrieben und man möchte sich so ungerne wiederholen.
Am 15. Oktober kam es in Paris zu Pro­testen der Feu­er­wehr­leute, die gegen soziale Kür­zungen pro­tes­tiert haben. Die Polizei ging gewohnt rabiat mit Trä­nengas und Was­ser­werfern (aus­ge­rechnet gegen die Feu­erwehr) vor, auch wenn es sich hier eigentlich um Kol­legen gehandelt hat. In Deutschland habe ich dazu prak­tisch nichts, in den Medien gefunden. Im rus­si­schen Fern­sehen gab es immerhin einen kurzen Bericht, den man auch ohne Rus­sisch­kennt­nisse ver­steht, die Bilder sprechen für sich.
В Париже бунтуют пожарные, полиция разгоняет их водометами – Россия 24 

Und diese Pro­teste haben Folgen. Heute kann man lesen, dass Macron die Insel Mayotte, eine fran­zö­sische Aus­lands­be­sitzung vor der afri­ka­ni­schen Küste, besuchen möchte und dass die dortige Flug­ha­fen­feu­erwehr sich aus Protest gegen das Vor­gehen gegen die Kol­legen in Frank­reich weigert, für die Sicherheit von Macrons Flugzeug zu sorgen. Sie haben mit­ge­teilt, die Arbeit eine Stunde vor der geplanten Ankunft von Macrons Flugzeug nie­der­zu­legen und sie erst eine Vier­tel­stunde nach dem voll­stän­digen Abschalten der Trieb­werke wieder aufzunehmen.
Ob Macron den Besuch des­wegen absagt, ist nicht ersichtlich.
Leider kann ich zu diesen Pro­testen keine Analyse der Medi­en­be­richt­erstattung in Deutschland schreiben, denn es gab bisher keine nen­nens­werte Bericht­erstattung in Deutschland. 


Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“