Fall Amri: Opfer­fa­milien kri­ti­sieren Bun­des­re­gierung scharf

Die Spre­cherin der Hin­ter­blie­benen des Anschlages vom Breit­scheid­platz am 19. Dezember 2016, Astrid Passin, erhebt ange­sichts der jüngsten Ent­hül­lungen im Unter­su­chungs­aus­schuss des Bun­des­tages schwere Vor­würfe gegen die Bun­des­re­gierung und fordert eine schnelle Ver­nehmung des dama­ligen Bun­des­in­nen­mi­nisters Thomas de Mai­zière (CDU). “Wir sind zutiefst ent­täuscht über die neu­esten Nach­richten aus dem Unter­su­chungs­aus­schuss”, sagte Passin den Zei­tungen des “Redak­ti­ons­netz­werks Deutschland” (Sams­tags­aus­gaben). Man fordere die “Ver­nehmung von Thomas de Mai­zière”, so die Spre­cherin der Hin­ter­blie­benen weiter.De Mai­zière sei als Innen­mi­nister für die direkt nach dem Anschlag ver­hängte Infor­ma­ti­ons­sperre ver­ant­wortlich gewesen. Seine Aussage sei deshalb sehr wichtig. “Uns wurde immer gesagt, dass die Zeugen der oberen Etage erst am Schluss ver­nommen werden sollen. Aber das halten wir zumindest in diesem Fall für falsch”, so Passin. Die Ver­nehmung des CDU-Poli­tikers fordern die Hin­ter­blie­benen bereits seit Län­gerem. Tempo sei auch deshalb geboten, weil die Legis­la­tur­pe­riode spä­testens 2021 zu Ende gehe und zudem Neu­wahlen nicht aus­ge­schlossen seien, so die Spre­cherin der Hin­ter­blie­benen. Damit ende auto­ma­tisch auch der Unter­su­chungs­aus­schuss. Dabei habe dieser “absolute Prio­rität”, sagte Passin, die selbst bei dem Anschlag ihren Vater ver­loren hatte. Sie vermute hinter all dem “Hin­hal­te­taktik der Bun­des­re­gierung”. Die Ange­hö­rigen seien “fas­sungslos, dass ihre Ver­treter sich mit uns an einen Tisch setzen und uns anlügen — und hin­terher kommen immer wieder solche Tat­sachen heraus. Das macht uns wütend”, so die Spre­cherin der Hin­ter­blie­benen weiter. Sie hoffe, dass noch mehr Men­schen “den Mut finden, die Dinge beim Namen zu nennen — so wie es jetzt im Aus­schuss geschehen ist”, sagte Passin den Zei­tungen des “Redak­ti­ons­netz­werks Deutschland”. Am Don­ners­tag­abend hatten Poli­zisten aus Nord­rhein-West­falen im Unter­su­chungs­aus­schuss schwere Vor­würfe gegen das Bun­des­in­nen­mi­nis­terium, das Bun­des­kri­mi­nalamt (BKA) und die Ber­liner Polizei erhoben. Ein Zeuge sagte laut dem Zei­tungs­be­richt, ein BKA-Beamter habe ihm am Rande einer Bespre­chung beim Gene­ral­bun­des­anwalt am 23. Februar 2016 gesagt, der Informant des nord­rhein-west­fä­li­schen Lan­des­kri­mi­nal­amtes, der damals auf die Gefähr­lichkeit des spä­teren Atten­täters Anis Amri hin­ge­wiesen habe, “mache zu viel Arbeit”.
Berlin (dts Nach­rich­ten­agentur) — Foto: Breit­scheid­platz nach Anschlag auf Weih­nachts­markt, über dts Nachrichtenagentur