Islam­kri­ti­sches immerhin noch im Kul­turteil möglich

Islam­kri­ti­sches immerhin noch im Kul­turteil möglich — einem Jour­na­listen gelang das sogar in der Badische Zeitung aus Freiburg: https://www.badische-zeitung.de/kunst‑1/wunschkonzert-und-waffenschau–178924654.html
(von Albrecht Künstle)

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Die Badische Zeitung ist eine aus­ge­wiesen islam­freund­liche Regio­nal­zeitung, eine Zeitung mit Mono­pol­stellung in den meisten Städten des Ver­brei­tungs­ge­bietes. Ich fiel bei dieser Zeitung in Ungnade und erhielt sogar ein Kon­takt­verbot ver­hängt. Aber einem Hans-Dieter Fronz gelang es, in dieser Zeitung am 31. Oktober unter­zu­bringen, was mir nicht gelungen wäre. Aller­dings im Kul­turteil ver­steckt mit der Über­schrift „Wunsch­konzert und Waf­fen­schau“. Fast hätte ich den Aufsatz über­blättert. Aber im Unter­titel fiel mir das Badische Lan­des­museum in Karlsruhe ins Auge, wo ich einige Zeit beruflich war und das mir deshalb ver­traut ist.
Der Aufsatz berichtet von der Großen Lan­des­aus­stellung „Kaiser und Sultan“ und zeigt die „Karlsruher Tür­ken­beute“. Abge­bildet ist als Blickfang ein tur­ban­um­wun­dener Helm eines osma­ni­schen Möch­tegern-Eroberers. Die Aus­stellung führt zurück ins 17. Jahr­hundert, eine krie­ge­risch bewegte Epoche. Prä­sen­tiert wird u.a. die Tro­phä­en­sammlung des Mark­grafen von Baden, bekannter unter dem Namen Tür­ken­louis. „Dieser Ahnherr der badi­schen Herzöge und Groß­herzöge tat sich als Feldherr im Großen Tür­ken­krieg von 1683–1699 hervor“, so Fronz. Und „In drei summa sum­marum dreißig Jahre wäh­renden Kriegen stand die Habs­burger Mon­archie auch osma­ni­schen Heeren gegenüber.“ Aber, so ent­schul­digen sich die Aus­steller, es gehe nicht um krie­ge­rische Aus­ein­an­der­set­zungen. Vielmehr solle es haupt­sächlich „um Inno­va­tionen in Archi­tektur, Kunst und Mode“ gehen, also um den „wech­sel­sei­tigen Aus­tausch und die gegen­seitige Durch­dringung der Kul­turen“. Soso, schon damals eine isla­mische Kulturbereicherung?
Wird nicht so Ver­gan­genheit gefälscht?“, fragt sich der Autor zu Recht. „Nämlich schön­ge­redet und weich­ge­spült, anschluss­fähig gemacht an den Zeit­geist? Lügt man sich da nicht wiewohl in bester, als auch in poli­tisch kor­rekter Absicht in die Tasche?“ So schön­färben die Ver­an­stalter: „Kaiser und Sultan. Nachbarn in Europas Mitte 1600–1700 (gute Nachbarn?). Schon der Titel gehe an der Wirk­lichkeit vorbei, so Fronz. „Er malt ein Bild schöner Ein­tracht und gut­nach­bar­schaft­licher Bezie­hungen.“ Und weiter, „In der Haut der Wiener bei der zwei­ma­ligen Bela­gerung ihrer Stadt durch gewaltige osma­nische Heere möchte man jeden­falls nicht gesteckt haben.“ Wie wahr, ich berichtete an anderem Ort darüber.
Der Autor Fronz wagte auch einen Zungen- und Brü­cken­schlag in die Neuzeit, der erzwun­genen Unter­wer­fungs­at­titüde des Fuß­balls vor dem Neu-Sultan Erdogan. „Noch Sultan Mehmed III. ließ bei seinem Amts­an­tritt 1595 sämt­liche 19 Brüder ermorden,“ um poten­zielle Kon­kur­renten pro­phy­lak­tisch aus­zu­schalten. Dazu müssen heute die Gülen’s und Kurden her­halten. Nach Mehmed II., dem Chris­ten­schlächter, werden auch in Deutschland DiTiB-Moscheen von Erdogans Gnaden benannt. Eben­falls eine kul­tu­relle Bereicherung?
Hat es nicht auch mit der osma­ni­schen Ver­gan­genheit des Landes zu tun, dass die Türkei heute wieder von einem Auto­kraten regiert wird, den manche als ‚Des­poten vom Bos­porus’ bezeichnen?“, wird rhe­to­risch gefragt. Die Antwort kennt er wie alle, welche die Augen nicht verschließen.
Den Trick sollte man sich aber merken: Kri­tische Politik im Kul­turteil ver­stecken – genial.
Dieser Kunst­griff ist aller­dings nicht neu. Die Regime­kri­ti­kerin Bärbel Bohley war wenige Tage vor dem Mau­erfall erstaunt, dass der Kul­tur­re­dakteur des „Morgen“, eine DDR-Zeitung, eben­falls im Kul­turteil ein Interview mit ihr plat­zieren konnte, weil der Chef­re­dakteur dieser Zeitung ein Kul­tur­ba­nause war und diesen Teil kaum las (siehe Tichys Ein­blick Nov. 2019, S.80) Die Moral von der Geschicht’: Es gibt tat­sächlich immer mehr Par­al­lelen mit der DDR.
Kri­ti­sches kann immerhin noch unter Kultur ver­steckt werden!