Eine Schule steht für ganz Deutschland: Hyper­moral, Nai­vität, Inkompetenz

Öko-Leucht­turm­projekt-Gym­nasium wird zum Zig-Millionen-Bau-Desaster

Es sollte ein Gym­nasium werden wie ein gebautes Manifest der Umwelt­freund­lichkeit, Öko­logie, per­fekter Energie- und CO2-Bilanz und licht­durch­flu­teter Archi­tektur, modernster Technik in allen Arbeits­räumen … alle waren stolz auf ihr Michelberg-Gym­nasium in Geis­lingen an der Steige, Baden Würt­temberg. Jetzt zeigt sich: Die ganze Pracht ist eine Fehl­kon­struktion und ent­weder wird das Gebäude ein Zig-Mil­lio­nengrab oder muss auf­ge­geben werden. Schüler, Lehrer und das Umfeld stehen unter Schock.

Das Leucht­turm­projekt ist zum Turm-von-Babel-Mahnmal geworden. Hier sehen wir, in einer ein­zigen Schule bei­spielhaft kon­zen­triert, das Ver­sagen einer über­am­bi­tio­nierten Gesell­schaft, deren „höchst­ge­steckte“ Ziele ihre Mög­lich­keiten über­fordert und daher kra­chend scheitert. Das ist keine Häme, sondern eine nüch­terne Beob­achtung, die leider für viele Aspekte unserer hyper­mo­ra­li­schen Gesell­schaft gilt.

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Das Michelberg-Gym­nasium war der Stolz von Schul­leitung, Lehrern, Schülern und Eltern. Es wurde nach seiner Sanierung 2016 in der Presse als Vor­zei­ge­schule, Ökobau und auch poli­tisch als Vor­bild­schule gefeiert. Ein Blick auf das Leitbild der Schule ist eine Ansammlung poli­tisch kor­rekter Ideale und ein von höchsten mora­li­schen Ansprüchen getra­genes Selbstbild. Vokabeln wie „sozial ver­ant­wortlich, Offenheit, Toleranz, rück­sichtsvoll, wert­schätzend, gewaltfrei, Gerech­tigkeit, Trans­parenz, Demo­kratie leben, inter­kul­tu­reller und inter­na­tio­naler Aus­tausch, öko­lo­gisch ver­ant­wortlich, zeit­gemäß, wohl­fühlen“ … ein rund­um­ver­sorgtes Gutmenschbiotop.

Alles edel, hoch­ge­sinnt, hehr und gut. Im Prinzip ja nicht falsch. Ein Traum­gym­nasium und weit im Umfeld bekannt. „Man“ schickte sein Kind dorthin.

Vor etwa zwei Wochen schlug dann die Bombe ein: Das Gebäude muss wegen erheb­licher Bau­fehler und dras­ti­scher Mängel bei der Brand­si­cherheit geschlossen werden. Die Mängel sind nicht pro­blemlos zu beheben. Die Sanierung hatte 21.500.000 Euro gekostet. Das Gebäude ist teil­weise ein­sturz­ge­fährdet. Es erfordert eine Totalsanierung.

Der Sta­tiker, der die Berech­nungen bei der Sanierung des Gebäudes gemacht hatte, soll ins­be­sondere bei der Dach­kon­struktion einen ver­häng­nis­vollen Fehler gemacht haben, sodass das halbe Dach der Schule ein­sturz­ge­fährdet ist. Zwei Jahre lang hielt die Begeis­terung, dann zeigten sich Was­ser­ein­la­ge­rungen in den Zwi­schen­räumen des Glas­daches. Bau­sach­ver­ständige begut­ach­teten das Dach und stellten fest: Mehrere Haupt­träger der Dach­kon­struktion waren ein­ge­rissen. Die Ener­gie­ge­winnung war „über­di­men­sio­niert“, die Son­nen­kol­lek­toren erzeugten viel höhere Tem­pe­ra­turen als geplant, die Stahl­träger dehnten sich viel zu sehr aus, Mate­rialien hielten den Span­nungen nicht stand. (Das Solardach der Schule kann man hier sehen.)

Überdies ist der Brand­schutz laut Feu­erwehr eine Kata­strophe: Die ener­gie­spa­rende Bau­weise der Fassade mit Schichten von Glas und Holz könne Lösch­ar­beiten behindern. Wände mussten auf­ge­rissen, die Öff­nungen mit leicht ent­fern­baren Planen abge­deckt werden. Ein Vor­zei­gebau wurde zu einer „Bau­ruine“.

Der Schule droht die Schließung. Heiner Sämann, der Schul­leiter des Michelberg-Gym­na­siums sieht die Schuld bei den Bau­planern. Sie hätten versagt. Man ist unter Schock: „Sie können sich vor­stellen, dass so etwas auf die Schul­ge­mein­schaft scho­ckierend wirkt. Das ist unvorstellbar“.

Ja, das kann man sich vor­stellen, und es tut einem auch sehr leid. Man hat doch nur das Beste gewollt, alles mehr als richtig machen wollen, nur das Edelste, Beste, mora­lisch Höchste… da DARF doch gar nichts schief­gehen. Oder mit Wilhelm Busch zu sprechen, „und also schloss er mes­ser­scharf, dass nicht sein kann, was nicht sein darf“:

Das Bittere an der dro­henden Schließung ist für Sämann, ‚dass der Gemein­derat einst eine große Zukunfts­vision und viel Geld für eine öko­lo­gische Sanierung des alten Schul­ge­bäudes bereit­ge­stellt hatte. Das war bei­spielhaft in Zeiten des Kli­ma­wandels.‘ Das MiGy wurde – unter Leitung des (heute 80-jäh­rigen) Archi­tekten, der den ersten Bau ent­worfen hatte – für viel Geld von einer Ener­gie­schleuder zu einem Bau mit aut­arker Son­nen­en­ergie-Ver­sorgung umgebaut.“

 Unter‘m Strich dürfte die Kli­ma­bilanz des Schul­ge­bäudes nicht mehr allzu prä­sen­tabel aussehen.

Das geht nicht nur dieser Schule so. Das geht ganz Deutschland so. Der Umbau Deutsch­lands läuft genauso ab. Die Archi­tektin heißt hier Frau Bun­des­kanz­lerin Dr. Angela Merkel und das, was sie mit Deutschland (und teil­weise der EU) gemacht hat, ist das­selbe im XXL-Format, wird eben­falls unbe­zahlbar und am Ende bleibt eine Ruine übrig, nachdem all die hoch­flie­genden Ambi­tionen an Nai­vität, Stüm­per­haf­tigkeit und fal­schen Annahmen gescheitert sind.

Jetzt wird ratlos her­um­ge­doktert. Wo bleibt der Schaden hängen? Ist noch irgend­etwas zu retten? Regress­for­de­rungen liegen vor Gericht an. „Wenn kein Wunder geschieht, kann sich die Stadt weder die Sanierung noch den Neubau des MiGy leisten“, fürchtet Ober­bür­ger­meister Frank Dehmer.

Vorerst tut man das, was man in ganz Deutschland und Europa macht: Zum Ersten den Ein­tritt der Kon­se­quenzen einfach irgendwie hin­aus­zögern. Die Schließung konnte für dieses Jahr noch abge­wendet werden. Teil­weise wird jetzt in Con­tainern unter­richtet. Der Schul­be­trieb soll bis Sommer 2021 auf­recht­erhalten werden. Aber wie es danach aus­sieht, ist unbekannt.

Zum Zweiten werden Demos gemacht. Schüler, Lehrer und Eltern gehen mit Pla­katen auf die Straße, hängen Trans­pa­rente an der Schule auf, machen Druck. Wenn die hoch­flie­genden Pro­jekte platzen, rennt man auf die Straße und schreit nach Geld und Hilfe. Wenn das Anliegen poli­tisch korrekt ist, dann hat irgendeine über­ge­ordnete, öffent­liche Stelle das Problem am Hals und muss damit zurecht­kommen und Steu­er­gelder her­aus­rücken oder sich her­aus­winden. Die Sanierung der Sanierung würde laut Stadt­ver­waltung zwi­schen 25 und 37 Mil­lionen Euro kosten.

Aber die Stadt Geis­lingen leidet unter sin­kenden Gewer­be­steu­er­ein­nahmen und kann sich das nicht mehr leisten. Auch dort schlägt die Rezession zu. In Geis­lingen gab es immer einen guten Ein­zahler für Gewer­be­steuern: Die Firma WMF. Doch auf­grund der Schwä­chung der deut­schen Wirt­schaft durch mas­sen­hafte, poli­tisch kor­rekte Vor­schriften und dem all­ge­meinen Nach­lassen des Konsums wegen stei­gender Arbeits­lo­sigkeit durch flä­chen­de­ckenden Stel­len­abbau – auch wegen teurer Kli­ma­ver­ord­nungen — ist der WMF-Standort „defi­zitär“ geworden und wird ins Ausland verlegt. Das kostet etwa 400 Arbeits­plätze. Die Arbeits­losen werden fast alle dem ört­lichen Sozi­alamt und Job­center auf der Tasche liegen. Wie viele davon werden wohl Kinder auf dem Michelsberg-Gym­nasium haben, die bei Fridays for Future mit­ge­laufen sind?

Geis­lingen müsste also hohe Schulden auf­nehmen, um das MiGy erneut zu sanieren. Das ver­bietet aber der Regie­rungs­prä­sident. Der Spiegel schreibt unter dem Titel „Der BER von Geis­lingen“: „Legt man die Kosten auf die Ein­woh­nerzahl der Städte um, müsste jeder der 3,7 Mil­lionen Ber­liner 1890 Euro zahlen, jeder der rund 28.000 Geis­linger bis zu 2500 Euro.“

Wer hat jetzt das Bonbon am Bein kleben? Baden-Würt­tem­bergs Kul­tus­mi­nis­terin Susanne Eisenmann  von der CDU. Aber sie hält sich vor­sichts­halber noch bedeckt: „Ich kann für das Land zusagen, dass wir Geis­lingen dabei nicht hän­gen­lassen und orga­ni­sa­to­rische und gege­be­nen­falls auch finan­zielle Unter­stützung leisten werden“, deutete sie an. An welche Summen sie mög­li­cher­weise viel­leicht even­tuell denken könnte, gab sie nicht preis. Erst einmal müssten kon­krete Lösungen auf den Tisch: „Über Summen kann man frü­hestens sprechen, wenn klar ist, was getan werden muss und wie groß die Lücke ist, die es zu schließen gilt.“