Im Schatten der Corona-Krise startet die Türkei einen weiteren Versuch, griechische Inseln mit Migranten zu bevölkern. Griechland reagiert konsequent.
Nachdem der erste offene Versuch einer Invasion Griechenlands mit Migranten gescheitert ist, hat die türkische Regierung nunmehr einen anderen Zugangsweg gewählt. Statt über die Festlandgrenze südlich von Adrianopel, dem heutigen Edirne, sollen die Migranten von der türkischen Westküste zu den östlichen griechischen Ägäisinseln übersetzen.
In mehreren Schüben bringen türkische Behörden Flüchtlinge aus dem Süden der Türkei an die Westküste. Dazu gehören etwa 2,000 Insassen des Internierungslagers Osmaniye, das knapp 45 Kilometer von der syrischen Nordwestgrenze entfernt liegt. Um den Transport zu ermöglichen, haben die Behörden über Osmaniye ausdrückliche keine Ausgangssperre wegen der Corona-Epidemie verhängt.
Die Personen werden mit Bussen in das etwa 1100 Kilometer entfernte Smyrna, heute Izmir, gebracht. »Die Busse kamen am Freitag und wir sind bis spät in die Nacht durchgefahren«, berichtet eine Migrantin laut ›Die Welt‹ per Telefon. »Es war ziemlich anstrengend«, erzählt die 30-jährige Witwe und Mutter von fünf Kindern. Sie hofft nun mit einem Boot übers Mittelmeer nach Griechenland überzusetzen.
Die türkischen Behörden ließen den Migranten keine Wahl. Die meisten sitzen zur Zeit an den Stränden von Kücukkuyu an der Westküste gegenüber Lesbos und warten auf eine Gelegenheit überzusetzen.
Dass es sich um eine konzertierte Aktion der Regierung in Ankara handelt, machte der türkische Innenminister deutlich, als er drohte: »Wenn die Corona-Epidemie vorbei ist, werden wir keinen Migranten davon abhalten, an die türkisch-griechische Grenze zurückzukehren.« Das Ziel dieser Politik ist einerseits die Bevölkerung der griechischen Inseln mit Migranten zu überfluten und zum anderen die Erpressung der EU. Die Türkei wolle, berichten griechische Medien, »noch mehr Gelder erpressen«.
Die türkische Regierung verweist immer wieder auf die Belastung durch vier Millionen Personen, die vor dem unter anderen von der Türkei forcierten Bürgerkrieg geflüchtet sind. Allerdings stammen die meisten Migranten an der türkisch-griechischen Grenze nicht aus Syrien.
Griechische Küstenwache und Marine patrouillieren mittlerweile deutlich intensiver, nachdem Geheimdienste und Satellitenbilder den Aufmarsch von Migranten entlang der türkischen Grenze dokumentierten. Die Migranten stellen nicht nur durch ihre bloße Anwesenheit, sondern auch als potentielle Überträger des Coronavirus eine große Gefahr dar.
Am Osterwochenende hat die griechische Küstenwache angeblich einige Flüchtlingsboote zur Umkehr in türkische Gewässer gezwungen. Der eigentliche Ansturm steht aber erst bevor. Im Laufe dieser Woche und spätestens nach dem Ende der Ausgangssperre sollen alle Insassen von Internierungslagern zur Grenze transportiert werden, bestätigen Insassen von Lagern in Ostanatolien. Sie berichten aber auch, dass viele Migranten nicht noch einmal losgeschickt werden wollen. Ihnen steckt noch der erste vergebliche an der Festlandgrenze in den Knochen. »Es ist aussichtslos«, sagt ein Migrant resignierend.
Quelle: freiewelt.net
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