Was kommt nach Corona? Jan van Helsing im Interview mit dem Wirt­schafts­in­sider Leopold N.

Kurze Vor­stellung des Inter­view­partners: Mit Leopold N. ver­bindet mich eine lange Freund­schaft. Ich lernte ihn als Stu­denten kennen und habe seinen erstaun­lichen Wer­degang mit­be­gleiten dürfen. In seiner Kanzlei beschäftigt er Mit­ar­beiter aus 8 Nationen, spricht selbst 5 Sprachen und betreut nicht nur zwei Mil­li­ardäre, sondern ist auch regel­mäßig mit der Dele­gation des baye­ri­schen Wirt­schafts­mi­nis­te­riums in vielen Ländern unterwegs. Er kennt daher auch die Chefs von Haniel, BMW oder EON und auch der Mün­chener Sicher­heits­kon­ferenz. Von seinen Kon­takten wussten wir bereits seit Sommer 2019, dass 2020 ein kata­stro­phales Jahr werden würde, vor allem seine Mil­li­ardäre hatten Kenntnis davon und haben sich ent­spre­chend wirt­schaftlich darauf vor­be­reitet. Darauf hatte ich in meinen News­lettern 2019 bereits hin­ge­wiesen, also dass es 2020 dra­ma­tisch werden würde.

In unserer hiermit star­tenden Inter­view­reihe wollen wir die Corona-Situation und auch die sonstige wirt­schaft­liche Lage Deutsch­lands und der Welt behandeln, und dabei vor allem einen Blick auf eine mög­liche Zukunft richten.

Wir kennen uns nun seit 24 Jahren, das ist ein viertel Jahr­hundert. Und erst jetzt traust Du Dich, ein Interview zu geben. Was war los?

Erst jetzt bist Du so weit, es mit mir führen zu können 🙂

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Nein, ver­mutlich ist jetzt erst die Zeit dafür gekommen. Deutschland steht am Abgrund. Oder besser: Wir alle stehen an der Schwelle zu einer ganz neuen Zeit. Wir haben die his­to­risch ein­malige Chance, uns und die Welt in eine ganz neue Zeit zu denken, uns den Schritt in ein neues Zeit­alter zu trauen. Auf einmal habe ich das Gefühl, dass mein ganzes Leben auf diesen Punkt hin gesteuert ist. Alles, was ich erlebt habe, ergibt im Lichte einer höheren Ebene plötzlich einen Sinn. Es ist, als würde ich einen Weckruf spüren, als wäre die Zeit gekommen, den Men­schen zu zeigen: Es gibt Gott. Es gibt einen Weg. Es gibt die Mög­lichkeit, uns von den Fesseln des seit der Auf­klärung vor­herr­schenden Mate­ria­lismus zu befreien und die Gesetzte der Liebe und Nächs­ten­liebe und der Quan­ten­physik in der Politik und Wirt­schaft zur Geltung zu bringen, sie ernst zu nehmen und für das Kol­lektiv in unseren Alltag zu trans­por­tieren. Und das alles mit ganz kon­kreten prak­ti­schen Schritten.

Ganz langsam, bevor Du Dein ganzes Weltbild erklärst: Erzähle doch in wenigen Worten, wer Du bist, was Du machst und woran Du glaubst…..

Wer ich bin? Diese Frage stelle ich mir natürlich schon mein ganzes Leben. Nun, sor­tieren wir: Ich bin Ende 40, männlich, ver­hei­ratet, viele Kinder (in seri­eller Mono­gamie gezeugt), von Beruf: sagen wir Unter­nehmer im rechts­be­ra­tenden Bereich, aus Bayern, pflege seit vielen Jahren Kon­takte in Politik und Wirt­schaft. Und glaube… ja, ich glaube tat­sächlich an Gott, als Inbe­griff für Werte, Liebe und Erlösung. Als Synonym für Barm­her­zigkeit und Wunder, die Schöp­fer­kraft des Men­schen, die Familie, und und und… 

Was hat Dich wach werden lassen? Warum jetzt und was sind Deine Ein­ge­bungen in der aktu­ellen Situation?

Corona ist für mich die Antwort der Erde auf den gedan­ken­losen Her­den­trieb der Menschheit. Sie, die Mutter Erde, sagt uns: STOPP. So geht es jeden­falls nicht weiter.
Ihr achtet nicht mehr auf Eure Gedanken. Ihr ent­faltet nicht Euer schöp­fe­ri­sches Potenzial. Ihr begeht Raubbau an der Umwelt und den Res­sourcen. Ihr seid nicht achtsam und auf­merksam. Ihr seid nicht BEWUSST!

Und mal ganz profan und boden­ständig gesprochen: Das Virus offenbart überall dort, wo man auf es trifft, die Schwäche – es trifft in erster Linie die Alten und Kranken, die Schwachen und Gebrech­lichen. Im Gesund­heits­system bringt es uns an die Grenzen. Im Tou­rismus zeigt es die Grenzen der schier gren­zenlos geglaubten Mobi­lität auf. In der Wirt­schaft zeigt es die Abhän­gigkeit und Anfäl­ligkeit von Lie­fer­ketten auf. Und in der Politik, dass der Staat sich zu wenig um die tran­szen­dente Dimension der Men­schen gekümmert hat. Zu wenig Vor­sorge betrieben hat – im wirt­schaft­lichen Bereich, im medi­zi­ni­schen Bereich, im Finanzbereich.

Schon längst hätte die Politik dafür sorgen können, dass der erwirt­schaftete Wohl­stand gerechter umver­teilt wird. Die Banken nicht als auf Profit aus­ge­richtete Markt­ak­teure auf­treten, sondern im Rahmen des ord­nungs­po­li­ti­schen Auf­trages der Regierung als sinn­volles Steue­rungs­in­strument ein­ge­setzt werden.

Welche kon­kreten Vor­schläge hast Du zur aktu­ellen Krise, mal Butter bei die Fische…

Immerhin hat das Par­lament am ver­gan­genen Mittwoch ein Gesetz zur Abmil­derung der Folgen der COVID-19-Pan­demie im Zivil‑, Insolvenz- und Straf­ver­fah­rens­recht (BT-Druck­sache 19/18110) ange­nom­menen, dem der Bun­desrat zuge­stimmt hat.

Sind die darin getrof­fenen Maß­nahmen aus Deiner Sicht nicht aus­rei­chend, um den Unter­nehmen, von Kurz­arbeit betrof­fenen Ange­stellten und Mietern im Lande über die Krise hinwegzuhelfen? 

Das Gesetz ist ein Schritt in die richtige Richtung. Ob die darin getrof­fenen Maß­nahmen aus­rei­chend sind, bezweifle ich per­sönlich. Letztlich wird man das aber erst im Oktober dieses Jahres genau fest­stellen können.

Weshalb?

Das Gesetz sieht vor, dass Mieter einen erwei­terten Kün­di­gungs­schutz erhalten für den Fall, dass sie die Miete aus wirt­schaft­lichen Gründen nicht oder nicht voll­ständig zahlen können. Gleiches gilt für Dar­le­hens­nehmer, die aus Gründen, die Sie dar­legen müssen, und die mit der aktu­ellen Krise zu tun haben, ihre Ver­bind­lich­keiten nicht bedienen können. Auch hier gilt: Die Ver­träge dürfen bis Ende Sep­tember nicht gekündigt werden. Und für Unter­nehmen gilt: Die Geschäfts­führer sind bis Ende Sep­tember von der Ver­pflichtung zur Stellung eines Insol­venz­an­trages bei Zah­lungs­un­fä­higkeit befreit. Das ver­schafft kurz­fristig Luft, ver­schiebt aller­dings nur das Problem der Zah­lungs­un­fä­higkeit. Ganz im Gegenteil ver­schärft sich die Situation, da der Schul­den­stand bei den pri­vaten Haus­halten, den auf Kurz­ar­bei­tergeld ange­wie­senen Ange­stellten und den Selb­stän­digen, in dieser Zeit nicht ver­ringert, sondern im Gegenteil noch erhöht. Das ist gesetzlich beför­derte Augenwischerei.

Aber um genau das abzu­federn, haben sich Bun­destag und Bun­desrat auf Hilfs­pakete geeinigt, die den Betrof­fenen Hilfen in Mil­li­ar­denhöhe gewähren. Helfen diese und werden diese ausreichen?

Diese finan­zi­ellen Unter­stüt­zungen helfen erstmal natürlich: Klein­un­ter­nehmer erhalten finan­zielle Sofort­hilfen in der Grö­ßen­ordnung 5.000 – 15.000 € vom Bund oder den Ländern. Unklar ist derzeit, ob beides bean­tragt werden kann oder vom jeweils anderen För­dertopf nur die Dif­ferenz, wenn ein Unter­nehmen von einer Stelle bereits Hilfen erhalten hat. Diese Hilfen sollen wohl auch recht zügig und unkom­pli­ziert ver­geben werden. Das mag in Ein­zel­fällen über ein paar Monate hin­weg­helfen. Nach spä­testens drei Monaten ist der Effekt aller­dings verpufft.

Wie sieht es mit grö­ßeren Unter­nehmen aus?

Größere Unter­nehmen erhalten wie­derum andere finan­zielle Mittel: Nicht rück­zahlbare Zuschüsse, KfW-Dar­lehen. Um die mache ich mir wenig Gedanken.

Das Problem liegt beim klei­neren Mit­tel­stand und bei den KFW-Dar­lehen: Diese werden über die Zustän­digkeit der Hausbank geprüft und ver­geben. Wir hatten erst gestern den Fall, dass ein Zahnarzt, der vor 3 Monaten seine Praxis neu ein­ge­richtet und hierfür einen Kredit bei seiner Hausbank auf­ge­nommen hat, diese nun schließen musste. Er hat deshalb Über­brü­ckungsgeld über ein KFW-Dar­lehen bean­tragt. Dieser Antrag wurde von der Hausbank abschlägig ver­be­schieden mit dem Argument, man dürfe eine höhere Ver­schuldung nicht geneh­migen, da die Bank sonst ihrer­seits mit der KFW-För­derbank „Pro­bleme bekomme“. Dieses Bei­spiel zeigt, dass von den geplanten 750 Mrd. Euro ein wesent­licher Teil gar nicht bei den betrof­fenen Unter­nehmen und Unter­nehmer ankommt.

Und das ist der zweite Kri­tik­punkt: Die geplanten Hilfen finan­zi­eller Art sind in ihrer Umsetzung zu kom­pli­ziert, kosten zu viel Zeit und sind ungewiss. Außerdem führt diese Art der Hilfe letztlich auch nur zu einer höheren Ver­schuldung, was wie­derum das Problem im Kern nicht löst, sondern verschärft.

Was ist mit dem geplanten Unter­neh­mens­an­lei­hen­kauf­pro­gramm der EZB? Ist das nicht eine wirksame Hilfe für Unter­nehmen, um die nötige Liqui­dität für die kom­menden schweren Zeiten zu gewinnen?

Auch hier ist wieder das Problem, dass eine tief­grei­fende Krise mit Geld gelöst werden soll. Das bedeutet ja nichts anderes als eine aber­malige Erhöhung der Ver­schuldung, was wie­derum das Insol­venz­risiko (ab Herbst) ver­schärft: Neben eine gegebene Zah­lungs­schwie­rigkeit der Unter­nehmen tritt dann auch noch eine Über­schuldung – selbst wenn daran gedacht wird, diese Anleihen mit „Null Zinsen“ zu ver­sehen, der einzige Weg übrigens, wie man Schulden nach her­kömm­lichen Ver­ständnis „bezahlbar“ macht.

Was schlägst Du statt­dessen vor? 

Die Anfäl­ligkeit unseres Systems hat sich erneut ver­wirk­licht. Viele Wirt­schafts- und Finanz­ex­perten beteuern, Politik und Finanz­sektor hätten nichts gelernt aus der Finanz­krise 2008/2009. Es muss ein Weg gefunden werden, solche Krisen nicht über den Mecha­nismus neuer Schulden auf der Ebene der Unter­nehmen (und Ver­braucher) zu lösen. Das geht nur, wenn die Betrof­fenen für einen gewissen Zeitraum von den wesent­lichen finan­zi­ellen Ver­pflich­tungen ent­bunden werden, und zwar so, dass der Schul­den­stand ein­ge­froren wird. Und: Betroffene benö­tigen schnelle und unkom­pli­zierte finan­zielle Unterstützung.

Wie sähe das aus? 

Auf der Ebene der Ange­stellten: Wer von Kurz­arbeit getroffen ist, soll ganz oder zum Teil von seinen Lebens­hal­tungs­kosten befreit werden: Miete und Kredite. Wer also die Höhe seiner Finan­zie­rungs­raten zur Tilgung seines Haus­kre­dites auf der Grundlage seines Ein­kommens berechnet hat, soll für diesen befris­teten Zeitraum die Mög­lichkeit bekommen, seinen Dar­le­hens­vertrag ruhend zu stellen. Er muss in dieser Zeit also weder Zinsen noch Tilgung zahlen. Seine Schulden erhöhen sich nicht während des Zeit­raums, in dem er in seiner Leis­tungs­fä­higkeit redu­ziert ist. Das gleiche gilt für die Ver­pflichtung zur Zahlung von Mieten: Warum soll es nicht vor­stellbar sein, dass sich für die von der Kurz­arbeit Betrof­fenen der Mietzins bei­spiels­weise um 50 % reduziert.

Hier taucht natürlich sofort das Argument auf, wieso ein Teil der Last auf die Ver­mieter, ins­be­sondere die pri­vaten Immo­bi­li­en­be­sitzer, ver­teilt werden soll und wovon diese wie­derum leben und ihre Kredite finan­zieren sollen.

Zum einen kann dem ent­gegnet werden, dass auch deren Kredite bei der Bank, wie alle anderen Kredite im übrigen auch, ein­ge­froren werden, damit ein ent­spre­chend höherer finan­zi­eller Freiraum für die Betrof­fenen ent­steht. Ich bekomme also weniger Miete, muss dafür aber den Haus­kredit nicht bedienen. Denkbar wäre auch ein Lösungs­modell, wonach der Staat für diese Fälle und für diesen befris­teten Zeitraum die Miet­aus­fall­bürg­schaft über­nimmt. Wie gesagt: Wo ein Wille, da ein Weg, und es gäbe viele Lösungen, um diesen vor­ge­schla­genen Mecha­nismus umzu­setzen. 

Was ist mit den vielen Selbst­stän­digen, denen nun die Auf­träge weg­brechen? In den meisten Fällen haben diese keine Rück­lagen und bekommen auch kein Kurzarbeiter-Geld.

Für diese Gruppe der Betrof­fenen (und viel­leicht darüber hinaus auch für weitere Per­sonen) wäre nun der richtige Zeit­punkt, um über die Ein­führung eines Grund­ein­kommens nach­zu­denken. Zahl­reiche Arten der Grund­si­cherung gibt es ja bereits heute, sie tragen unter­schied­liche Namen. Der Staat könnte jedem Betrof­fenen extrem schnell, zunächst begrenzt auf den oben bespro­chenen Zeitraum, den man fle­xibel anpassen kann, über die Banken einen bestimmten Betrag zukommen lassen, um die finan­zielle Grund­si­cherung sicher­zu­stellen. Die Betrof­fenen sind abge­si­chert, können ihren lau­fenden Ver­pflich­tungen nach­kommen, die Kauf­kraft bleibt erhalten. Hätte man bereits vor Jahren ein Grund­ein­kommen ein­ge­führt, bedürfte es heute nicht jeden­falls nicht in diesem Umfang finan­zi­eller Hilfen für Kleinunternehmer/Selbständige.

Führt dieses Modell nicht letztlich zu einer über­wie­genden Abwälzung der finan­zi­ellen Lasten auf die Banken?

Ja und nein.  Die Banken erhalten während dieses Zeit­raumes keine Zinsen. Aber es erhöhen sich auch nicht die Schulden der Kre­dit­nehmer. Bilan­ziell ist das fast ein Null-Summen-Spiel. Mög­li­cher­weise müsste man einen genaueren Blick auf die Refi­nan­zie­rungs­seite bei den Banken werfen. Die meisten Kredite werden ja ent­weder bei anderen Banken, bei Hypo­the­ken­banken oder der Zen­tralbank refi­nan­ziert. Aber auch dieses Thema kann man poli­tisch lösen, etwa indem die Banken nicht-ver­zins­liche Anleihen begeben, die von der Zen­tralbank respektive der EZB auf­ge­kauft werden. Sollten die Banken hierfür eine höhere Eigen­ka­pi­tal­quote benö­tigen, eine Frage die ich aus heu­tiger Sicht nicht beant­worten kann, so könnte auch dafür der Staat ein­springen. Das ist jeden­falls alles wesentlich unkom­pli­zierter, als den Unter­nehmen zuzu­muten, sich noch höher zu ver­schulden mit dem Risiko, dass wir eine Insol­venz­welle erleben werden, wenn die Wirt­schaft sich nicht bis zum Herbst wieder deutlich erholen sollte. Dann nämlich würde es ohnehin die Banken treffen, die mit einer ganzen Reihe von soge­nannten „non per­forming loans“ zu kämpfen hätten. Aus der Wirt­schafts­krise würde erneut eine Finanz­krise ent­stehen. Und dann spä­testens wird sich auch die Frage nach der Sta­bi­lität unserer euro­päi­schen Währung stellen. Aber das ist dann ein anderes Kapitel…

Dein Fazit?

Wenn wir nicht knallhart landen wollen, dann hilft nur:

  1. Alle Kredite werden eingefroren
  2. Alle Mieten werden ausgesetzt
  3. Min­destens alle Selb­stän­digen (ggf. auch noch alle Allein­er­zie­henden und irgendwann alle Deut­schen und in Deutschland ansäs­sigen Steu­er­zahler) erhalten ein Grund­ein­kommen. Dessen Zeit ist spä­testens jetzt gekommen.

In zwölf Monaten müssen wir dann spä­testens neue Stufen eines ganz neuen Systems ein­führen. Die Markt­wirt­schaft wird es so nicht mehr lange geben.

Und ganz per­sönlich denke ich übrigens:  Corona ist groß­artig. Was auch immer dahinter stecken mag. Aber es gibt uns allen die ein­zig­artige Mög­lichkeit, alles zu über­denken, in Frage zu stellen, den Blick auf das Wesent­liche zu richten und….demütig zu werden.

Vielen Dank für Deine erste Einschätzung!